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Adsrter Wochenblatt. Mittheil nn gen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Achter Jahrgang. yreli für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: I Thaler, bei Beziehung des Blattes durch Botengelcgcnheil: So Neugroschcn. 36. Erscheint jede Mittwoche. 6. S»tpt. 1843. Wer ist ein Dolksfreund? Der Landtag ist vollendet; die wichtige Wcrkstätte ist geschlossen; der große Bauherr hat seine. Arbeiter und Meister entlassen; von dem Staatsheerde hat sich die Sorge zum häuslichen Heerde gewendet, und wir haben die freundlich willkommen geheißen, und gern wieder in unsere Kreise ausgenommen, die wir aus- gcsendet hatten, um unsere Wünsche und Hoffnungen am Throne eines väterlichen Königs niederzulegen, und dem Herzen einer gerechten Regierung zu em pfehlen. Das große Gesetz der Natur, nach welchem sich so wie alles Leben, so auch das Staatsleben auf dem Wege der AUmähligkeit entwickelt, ließ unser verständiges Wolk keine sanguinischen Erwartungen hegen; darum war es auch da nicht ängstlich, wo heilige Volksgüter im leidenschaftlichen Kampfe der Meinung bedroht schienen, und ist vorsichtig in der Beurtheilung dessen, was geschehen ist, weil cs nicht thöricht nach der Aussaat die künftige Erndte berech nen mag. Genug, das Feld ist von Neuem bestellt, der Himmel schütze und reife die künftige Frucht. Hier können wir also nichts mehr, als das Beste glauben, weil wir cs wünschen. Am Schlüsse aber unserer landtaglichen Verhandlungen, wo das nicht selten zitternde Gemälde ruhig in seinen wahren Far ben vor uns liegt, fritt die zwar längst anerkannte, aber jetzt mehr wie je mahnende Wahrheit vor unser Auge, daß die geringe Zahl unserer Volksvertreter, wie immer sie auch Kraft und Willen haben mögen, die heiligen Interessen des Volkes zu wahren, bei Weitem nicht hinreichend ist, auch nur das Nöthigste zu vollbringen. Wir wollen daher gern in ihren ernsten Mienen die dringende Bitte lesen, daß auch wir kräftige Hand an'S Werk legen möchten, und uns damit vom j Vaterlande an die Pflicht erinnern lassen, daß in sei nem Theile zur Beförderung des Gemeinwohles Je. der die gewissenhafteste Sorge tragen soll. Ist nun gegenwärtigem einfachen Worte die Frage vorangc- setzt: „wer ist ein Volksfreund?" so möchte es zwar hier und da Manchen für des Vaterlandes hochwich, tige Sache mit beleben, der bei schönen Kräften theil- nahmlos für dieselbe nur den engen Kreis der Sei« nigen eigennützig besorgt; sein Hauptzweck aber ist, für die Beantwortung einer zeitgemäßen Frage einen Beitrag zu liefern, worüber selbst Solche nicht eben klar zu fein scheinen, die sich alles SelbstbewußtseinS wahrer Aolksfreunde nicht wenig schmeicheln. Besteht alles staatliche Leben in nichts Weiterem, als in dem Zusammenwirken verschiedener Kräfte, um das eine Ziel der gemeinsamen Wohlfahrt zu errei chen und zu sichern, so stellt sich das erste wesentliche Merkmal eines wahren Volksfreundes dahin heraus, daß er sich tüchtig in dem Berufe auszubilden sucht, den er sich freiwillig zu seinem Lcbcnsbcrufe gewählt hat. Macht überhaupt jeglicher wohlgeordnete Staat seinen Bürgern die möglichste Ausbildung zur Pflicht, so geht in'S Besondere vom Vaterlande an den, der ein weiteres Herz besitzt, als wo nur die Familie Platz findet, das dringende Wort: „sei, was du sein willst, ganz!" Wo Halbheit ist, da ist auch Lau heit; wer sich mit einer dürftigen Erkenntniß in sei nem Berufe begnügt, muß sich auch mit einem dürf tigen Ertrag desselben begnügen, und weil ihm das Selbstbewußtscin eigner Kraft fehlt, so fehlt ihm auch im Staate die würdige Stellung. Kein Wunder dann, wenn diejenigen, welche eben nicht sonderliche Freunde des Volkes sind, keine Achtung vor denen haben, die seine Freunde zu sein vergeben. Mit tüchtiger Berufsgefchicklichkeit und gewissenhafter