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Donnerstag, dm 17. März 1892. Nr. 33. 58. Jahrgang. Sub- Lokakes und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am Montag Abend hielt Herr Diak. Büchting den dritten Vortrag über seine italienische Reise, und zwar behandelte er in demselben die Städte Neapel und Pompeji, und zeichnete er mit leuchtenden Farben den Zuhörern ein Bild des fesselnden neapolitanischen Volkslebens, wie nicht minder der vor 1800 Jahren begrabenen und erst jetzt wieder zu neuem Dasein gerufenen Stadt am Fuße des Vesuv. — Anläßlich des auf den 18. März fallenden Bußtages erinnern wir daran, daß sowohl am Bußtag, als auch an dessen Vorabend Tanzbelusti gungen aller Art, sowie Concertmufiken und andere namentlich mit Musikbegleitung verbundene geräusch volle Vergnügen an öffentlichen Orten verboten sind. Auch dürfen am Bußtage theatralische Vorstellungen, ingleichen öffentliche Versammlungen der Innungen und anderer Genossenschaften nicht abgehalten werden. — „Gedenket der darbenden Vögel!" Dieser Mahnruf an thierfreundliche Menschenherzen ist wieder recht am Platze. Die bereits zahlreich eingetroffenen Singvögel finden kein Körnchen und Krümchen, wenn es nicht von menschlichen Händen ausgestreut wird. Lasse darum Niemand diesen Aufruf unbeachtet und streue mit vollen Händen. — An der oberen AuSsahrtsweiche im Bahnhof Rabenau entgleiste am Montag gegen Abend die Ma schine eines Güterzuges und wurde dadurch das Geleise gesperrt. Durch das Anheizen einer neuen Maschine entstand ein längerer Zeitverlust, so daß der Abendzug erst gegen Mitternacht nach hier kam. An der Unfall stelle mußte noch am Dienstag früh umgestiegen wer den, zu Mittag war aber jede Stockung wieder aus gehoben — Am Dienstag Mittag brach in Station Coßmannsdorf an der Maschine des Personenzuges eine Achse und entstand, bis eine neue Maschine geholt wurde, eine etwa halbstündige Verspätung. — Auf den Linien der sächsischen Staatseisenbahnen wird für Geflügel und Gegenstände, welche auf der vom 24. bis 27. März d. I. in Dippoldiswalde statt findenden Geflügel-Ausstellung ausgestellt werden und unverkauft oder unoerloost bleiben, der frachtfreie Rück transport innerhalb 8 Tagen nach Schluß der Aus stellung unter den gewöhnlichen Bedingungen gewährt. — Von der bevorstehenden Regelung der Sonn tagsruhe befürchtet man in den Kreisen der Photo graphen schädigende Wirkungen für ihr Gewerbe. Namentlich die kleineren Photographen arbeiten vor wiegend für ein Publikum, das nur an den Sonn- und Feiertagen in der Lage ist, zu den ziemlich um ständlichen und zeitraubenden Aufnahmen zu erscheinen. Ihre Befürchtungen sind indessen unbegründet. Im Bundesrath ist beschlossen worden, die Photographie jenen künstlerischen Gewerben beizuzählen, auf welche die gesetzlichen Bestimmungen über die Sonntagsruhe überhaupt nicht zur Anwendung gelangen sollen. In den betheiligten Kreisen wird diese Mittheilung sicher mit großer Befriedigung ausgenommen werden. — Die neue Reichs - Gewerbe - Ordnung macht die Innungen zu dem, was sie nach dem Wunsche der Freunde eines g.-sunden Jnnungswesens sein sollen, zu gesetzlichen Vertretern ihrer Gewerbe, zum Mittel punkt aller Einrichtungen und Angelegenheiten, die das Handwerk und seiner Mitglieder angehen. Sie sollen nicht nur das Lehrlings- und Gesellenwesen ordnen, sondern auch die Regelung des Herbergswesens, des Arbeitsnachweises, der Fachschulen und der gewerb lichen Schiedsgerichte in die Hand nehmen. Durch diese gesetzliche und behördliche Anerkennung sollen aber die Meister, die sich bisher den Innungen fern gehalten haben, zum Anschluß an dieselbe veranlaßt werden, zumal, da sie nach Z lOO fl. der Gewerbe-' ordnung auch als Nichtmitglieder unter Umständen zu vor 2 Jahren begründeten Vereins gedenkend. Sodann wurde Herr Kirchschullehrer Schleinitz durch Ueber- reichung eines kunstvollen Diploms zum Ehrenmitglieds ernannt. Verschiedene heitere Toaste, sowie ein Tafel lied würzten das Mahl. Hieran schloß sich eine Ver- loosung zum Besten des Fahnenfonds, zu dem auch Frau verw. Erbrichter Richter 100 Mark spendete. Ein durch allerhand lustige Ueberraschungen unter brochener Ball beschloß das schöne Fest. Höckendorf. Das am vergangenen Sonntag von Herrn Lehrer Burgardt abgehaltene Konzert, welches sich einer zahlreichen Betheiligung erfreute, nahm einen sehr guten und günstigen Verlauf. Unter dem Publikum herrschte große Freude und Begeisterung, nach jedem Vortrag wartete man schon mit Ungeduld auf den nächstfolgenden, und war es nicht mehr wie recht und billig, daß Herr Direktor Fischer im Namen aller An wesenden Herrn Lehrer Burgardt, sowie den Kindern Dank für die vortrefflichen Leistungen in Gesang und Deklamation darbrachte. Möchte genannter Herr Lehrer recht bald wieder unserer Gemeinde einen so genuß reichen Abend bieten. Lungkwitz. Am vergangenen Sonntage gab die Sängerriege des hiesigen Turnvereins in Böhme'S Gasthof ein Konzert. Der Saal war von geschickter Hand äußerst sinnig geschmückt und bis auf den letzten Platz gefüllt. Das Programm enthielt Chorlieder, Solis, Duette und humoristische Szenen. Von den Erstgenannten gefiel das BaterlandSlied von Marschner: „Und hörst du das mächtige Klingen" rc., von den Letztgenannten aber „das Maurerlied", ein komisches Männerquartett von Ellmenreich, am besten. Reichen Beifall ernteten auch ,,D' Senner Mizzi" und „Am Ort, wo meine Wiege stand" rc. Das allgemeine Ur- theil lautete dahin, daß die Sängerriege unter der Leitung ihres eifrigen Dirigenten recht AnerkennenS- werthes geleistet hatte. Ein flotter Tanz schloß sich an den genußreichen Abend. Poffendorf. Der Männergesangverein „Arion" gab am Sonntag im Schumann'schen Gast hofe sein erstes Gesangs-Concert und man kann mit Recht sagen, er hat die Feuerprobe gut bestanden. Wider Erwarten war der Besuch ein recht erfreulicher, füllten doch circa 500 Personen den Saal. Der Ver ein besteht erst ein halbes Jahr und es ist deshalb wohl zu entschuldigen, wenn bei den Chorliedern im 1. Baß die rechte Sicherheit und im 1. Tenor der ab gerundete volle Ton sich noch nicht allenthalben zeigte; der Gesammteindruck war jedoch ein ganz befriedigender. Auch die Sololieder, Duetts und Doppel-Quartetts wurden mit sanglichem und sprachlichem Ausdruck zu Gehör gebracht. Die beiden Violinvorträge ernteten den wohlverdienten Beifall. Besonders aber gefielen, wie ja immer, die humoristischen Vorträge, die all gemeine Heiterkeit erregten und mit reichem Applaus belohnt wurden. Der Dirigent, Herr Lehrer Töpfer, und die junge Sängerschaar können mit Zufriedenheit auf ihre ersten Leistungen schauen; mögen beide Theile wacker weiter arbeiten. Der Reinertrag des Concerts, der zum Besten armer Konfirmanden hiesigen OrtS be stimmt ist, verspricht ein ganz ansehnlicher zu werden. Dresden. Die Zweite Kammer verwies am 14. März den Gesetzentwurf wegen Abänderung des Gesetzes über das Mobiliar- und Privatfeuerversiche rungswesen, welcher bezweckt, die Privatversicherungs anstalten zu Leistung derselben Beiträge an die Orts feuerlöschkassen zu verpflichten, welche die Landesbrand versicherungsanstalt nach den übereinstimmenden Be schlüssen beider Kammern in Zukunft leisten soll, an die Gesetzgebungsdeputation und ertheilte auf Antrag der oben genannten Deputation dem Gesetzentwürfe über gewisse Statuten der Universität Leipzig und letzteren selbst, soweit sie der ständischen Genehmigung bedürfen, mit einer Reihe zwischen der Deputation und manchen Einrichtungen der Innung kostenpflichtig herangezoge» werden können. Indem auch den Ge sellen durch jenes Gesetz Rechte und Pflichten bezügl. der Innungen zuerkannt werden, soll eine engere An knüpfung derselben an die Innung erzielt werden. In richtiger Auffassung ihrer Aufgabe hat nun die hiesige Schuhmachertnnung, den Amtsgerichtsbezirk Dippoldiswalde umfassend, bei der Kreishauptmann schaft Zuerkennung der Vorrechte des § 100 o Absatz 3 der Reichs-Gewerbeordnung nachgesucht und lt. Be kanntmachung des hies. Stadtrathes und der König!. Amtshauptmannschaft in Nr. 29 der Weißeritz-Zeitung am 2. März auch erhalten. Nach diesem Paragraphen haben nur Jnnungsmeister das Recht, Lehrlinge zu halten, während den Schuhmachern, die einer Innung nicht angehören, das Halten von Lehrlingen bei Strafe bis zu 150 Mark oder 4 Wochen Haft verboten ist, und zwar tritt diese Verfügung vom 1. Juli d. I. ab in Kraft. Zur Erlangung dieses Rechtes haben sich die Innung bedeutende Opfer an Geld, sowie ihre Vertreter viel Zeit, Mühe und Wege kosten lassen. Auch mußte der aktenmäßige Nachweis erbracht werden, daß die Jnnungsmeister für gehörige Ausbildung ihrer Lehrlinge gewissenhaft Sorge tragen. Auf einem dem An träge beizulegenden Fragebogen konnte sie angeben, daßdie Lehrlinge 3 Jahre, ohne Lehrgeld 4 Jahre, lernen müssen, und daß ihre Fortschritte jährlich zweimal durch den Obermeister kontrollirt werden. Zur weiteren Ver vollkommnung ihrer Zöglinge hat die Innung auf ihre Kosten Zeichenvorlagen für das Schuhmacher handwerk, von Obermeister Ziegenbalg-Dresden ent worfen, angeschafft und der Fortbildungsschule zu Dippoldiswalde zur Benutzung übergeben, und werden solche auch den Meistern auf dem Lande zur Verfügung gestellt. Um einen Lehrbrief zu erhalten und in die Gesellenrolle eingeschrieben zu werden, muß jeder Lehrling nach Beendigung seiner Lehrzeit ein gutes und brauchbares Stück in der Wohnung des Ober meisters anfertigen. Im Jahre 1891 wurden von den 42 Jnnungsmeister etwa 28 und von den 80 außer halb der Innung stehenden Meistern nur 7 Lehrlinge beschäftigt. Wie lange die hiesige Schuhmacherinnung überhaupt besteht, läßt sich nicht genau angeben, da die Akten im 30jährigen Kriege mit verbrannt sind. Als ältestes Jnnungszeichen ist noch ein Petschaft mit der Jahreszahl 1652, einem verschnörkelten Schuh und der Inschrift „Schuhmacher-Innung Dippoldiswalde" vorhanden. Schmiedeberg. Von dem evangelisch-lutherischen Landeskonsistorium ist dem hiesigen Pfarrer Herrn Birkner zur Stärkung seiner angegriffenen Gesundheit ein mehrmonatlicher Urlaub ertheilt, und ist während des letzteren und bis zur Anstellung eines Vikares zum tändigen Stellvertreter für das hiesige Pfarramt Herr Pastor Kahl in Sadisdorf bestellt worden. Altenberg. Der neugewählte Bürgermeister Weise wird am 12. April hier eintreffen. Reichstädt. Nächsten Sonntag beabsichtigt der hiesige Gesangverein, der durch seinen vorjährigen Fastnachtsscherz die Gunst der hiesigen Bewohner in hohem Grade erworben hat, im Berlhold'schen Gast hofe eine Abendunterhaltung zu veranstalten. Aus dem reichhaltigen Programm sei an dieser Stelle vor Allem auf einige humoristische Vorträge, z. B. eine Gemeinderathssitzung in Albernhausen, Sergeant Schneidig und Rekrut Tölpel hingewiesen. Möge durch zahlreichen Besuch die Mühe, die mit dem Einüben der Stücke verbunden war, belohnt werden. G Hennersdorf. Der hiesige Militärverein feierte am vorigen Sonntage sein 2. Stiftungsfest durch ge meinschaftliche Tafel und Ball. Bei der Festtafel er griff zunächst der Vorstand, Herr Gutsbesitzer Gustav Braun das Wort zur Begrüßung der Kameraden und Gäste und dann der günstigen Entwickelung des erst (Peru) iger er- daß er nittenes chem er :ffe sein rmache. g einer » deren t. »lde Vochen- m- und ßerdem 12 bis '/, Uhr Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Nnterhaltungsblatt." Mit land« und hauswlrthschaftlicher Monatsbeilage. Inserate, welche bei b« bedeutenden Auflage del Blattes ein« sehr wirt» same Verbreitung finden, werde» mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — T«-> bellarische und coinplicirt« Inserate mit entsprechen» dem Ausschlag. — Einge sandt, im rwaltionelka Theile, die Spaltenzeilt SOPfg. „Wei-eritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmtz-MiiW. Amtsblatt für die Königliche Wntshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein