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Donnerstag. — Nr. 189. — 27. August 48S7 Die Zeitung erscheint nm Ausnahme des Sonntags täglich Nachmit tags für den folgenden Tag. DtilWc MjMM Zcitmig. Preis für da« Vierteljahr 1'/, Thlr.; jede einzelne Nummer 2 Ngr. »Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!- Zu beziehen durch alle Postämter des In- und Auslandes, sowie durch die Expedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Jnsertionsgebühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. L^utfchkand. Rach einer der Leipziger Zeitung „aus guter Quelle" zugehenden Mitthcilung wird kein Aufschub über den Termin hinaus stattfinden, wel chen die Bundesversammlung für die Dauer der Suspendirung ihrer Sitzungen aUberaumt hat. Der Wiederzusammentrilt der BundcSccntral- behörde wird bestimmt am 17. Oct. erfolgen. Preußen, t Berlin, 25. Aug. Nach Berichten aus Ostende wird der Prinz von Preußen am 30. Aug. Ostende verlassen und sich nach Köln zur DivisionSinspection begeben. Die Reise nach Brüssel hat der Prinz, wie man hört, aufgcgeben, da der König Leopold, welchem derselbe einen Besuch abstatten wollte, sich gegenwärtig in Deutschland befindet. In Köln dürfte der Prinz zwei Tage verweilen und dann nach Westfalen zur Besichtigung der Truppen reisen. Bon dort wird derselbe in Berlin er wartet. Die Prinzessin von Preußen begibt sich, sicherm Vernehmen nach, von Baden-Baden nach Weimar, um den dortigen Festlichkeiten in den ersten Lagen deS kommenden Monats beizuwohnen. — In hiesigen nam haften Kreisen hört man die Angabe bestätigen, daß der Wirkliche Geheim» rath v. Sydow seinen früher« Gesandtschastspostcn bei der schweizerischen Eidgenossenschaft nicht wieder einnehmen werde. Es wird versichert, daß der persönliche Wunsch deS Hrn. v. Sydow in dieser Beziehung berücksich tigt worden sei. Ueberhaupt scheint man hier von der Ansicht auszugehen, daß der Gesandtschaftsposten in Bern nun nicht mehr die Bedeutung für Preußen habe, wie dies früher der Fall war.— Der diesseitige Gesandte bei den nordamerikanischen Stgaten, Hr. v. Gerolt, wird noch einige Tage hier verweilen. — Zn einzelnen hiesigen diplomatischen Kreisen gibt sich die Besorgniß kund, daß die Pforte trotz des Raths der europäischen Mächte die Annullirung der Wahlen in der Moldau nicht aussprechen werde. — Der Artikel der osficiösen Oesterreichischen Zeitung über die deutsche Einheit hat hier zu vielen Besprechungen Anlaß gegeben, da man recht gut weiß, was man in Wien unter Einheit versteht. — Aus Nordamerika liegen in Bezug auf die Erfolge, welche der deutsche Handel auf den dortigen Hauptmärkten, der englischen Milbewerbung gegenüber, in der neuesten Zeit errungen hat, überaus günstige Berichte vor. Dem Handel Deutschlands steht in Nordamerika nach diesen Berichten eine große Zukünft bevor. Zn einigen wesentlichen Artikeln hält Deutschland England auf den nordamerikanischen Märkten schon daS Gleichgewicht; ja, was die Tuche berifft, hat eS bereits die Oberhand über seinen mächtigen Mitbe werber, welcher bisher die dortigen Märkte in diesem Artikel beherrschte, gewonnen. Die unmittelbare Dampfschiffahrtsverbindung zwischen Deutsch land und Nordamerika ist bereits soweit erstarkt, daß sie der Summen, welche die betreffenden Regierungen zur Förderung und Unterhaltung der selben hergtliehen hatten, nicht mehr bedarf. — Der Herzog von Braunschweig, der einige Tage der Gast des königlichen Hauses gewesen, ist gestern nach Sibyllenort in Schlesien abge- reist. Dort wird der Herzog acht bis zehn Tage auf seiner schlesischen Be sitzung verweilen, alSdann nach Schloß Blankenburg zurückkehren, zum gro- ßen Manöver aber wieder an den Hof kommen. — Wie die Preußische Corrrfpondenz meldet, ist zwischen Preußen und Rußland unterM K. Aug. d. I. die neue Cartelc onvention unterzeich net worden, welche bestimmt ist, an die Stelle der unterm 20./8. Mai 1844 auf zwölf Jahre abgeschlossenen und seit ihrem mit dem 1. Aug. 1856 erfolgten Ablaufe durch, gemeinsame Verabredung einstweilen verlän- gettew Convention zu treten. Gleichzeitig mit dem Abschlusse des neuen Cartelveitrags ist in derselben Art, wie eö bei Unterzeichnung der Conven tion vo»w 29/17. März 1850 und vom 2O./8. Mai 1844 geschehen war, von den Vertretern beider Mächte eine Declaration unterzeichnet worden, durch, welche erklärt wird/ daß nur eigentliche Verbrechen und Vergehen, mit Ausschluß der Uebertretungcn von finanziellen Gesetzen, di« Ausliefe rung begründen; daß es in jedem Falle nach der Gesetzgebung deS rcqui- rirten StaatS zu beurtheilen ist, ob die That deS reclamirten Individuums als ein Verbrechen oder Vergehen anzusehen sei, sowie endlich, daß die Auslieferung politischer Verbrecher nicht in den Bereich dieser Cartelconven- tivn fallt. * Leipzig, ?6. Aüg. Wir vermochten gestern nur noch in einem Theil der Ausgabe unstr- BlattS die Mitlhciümg von dem Brandunglück zu machen, von welchem das mit hiesigem Platz so vielfach verbundene Mag deburg betroffen worden ist. Unsere heutigen Nachrichten bestätigen im Wesentlichen die gestrigen. DaS Fruer brach in der Abendstunde des 24. Aug. ick dem königlichen Fourrageschuppen am JakobSförder aus, theilte sich der Hoizbrücke der Mägdeburg-Wittenbergeschen Eisenbahn mit und er griff auch das größere Magazingebäude. DaS Element gewann rasch eine solche Ausdehnung, daß die Löschanstalten nicht mehr genügten, um mit Erfolg zu arbeiten. Außer den Staatsgebäuden und der Eisenbahnbrückc wurden die gegenüberstehenden Häuser des Alten FischeruferS, ein Theil der Kameelstraße und der Kleinen Schulstraße ein Raub der Flammen. Gegen 26 Hauptgebäude mit ihrem Zubehör liegen in Schutt und Asche. Eine große Anzahl Familien sind obdachlos geworden; ein Theil hat ihre ganze Habe verloren. Doch verlautet nichts von Verlust an Menschen leben. Ein Artikel des Magdeburger Correspondentcn, den wir hier folgen lassen, berichtet über das Unglück ausführlich: „Magdeburg, 25. Aug. Auch unsere Stadt Hal von dem Geschick, das viele Orte in diesem Sommer schon betroffen hat, nicht verschont blei- ben sollen. Gestern Abend gegen 7 Uhr brach in dem hart an der Elbe bei JakobSförder belegenen fiskalischen Heu- und Strohmagazin Feuer aus, welches sich schnell der dicht daran vorbeiführenden Brücke der Mag deburg-Wittenbergeschen Eisenbahn mittheilte und diese nach kurzer Zeit ihrer ganzen Länge nach in Flammen setzte. Die Brücke, ein nach dem neuen Princip construirteS Hängewerk, war ganz aus Holz erbaut, mit Thecrbedachung versehen und daher besonders geeignet, die Flamme zu näh ren und fortzupflanzen. Die Bemühungen der Löschmannschaften, dies zu hindern, blieben trotz aller Anstrengungen und des in reichlicher Menge zur Hand befindlichen Wassers ohne Erfolg. Die enorme Glut und der dicke erstickende Qualm machten bald jede Annäherung unmöglich, und so muß- ten denn auch die beiden andern großen fiScalischen Magazine, welche der brennenden Brücke zunächstlagen, verlorengegeben werden. Damit aber hatte die Gefahr noch nicht ihren Höhepunkt erreicht. Ungefähr um 9 Uhr, als daS ganze, östlich von der alten Fischeruserstraße belegene, außer den gedachten noch aus mehren Privatgebäuden bestehende Quartier in Flam men stand, entzündeten sich infolge der Hitze und deS dichten Funkenregens fast gleichzeitig sämmtliche die westliche Seite jener Straße bildende Häuser und von diesen pflanzte sich das Feuer durch die Hintergebäude weiter fort, und ergriff noch mehre Gebäude der Kameelstraße. Nur dem Umstande, daß letztere, mit der Fronteseite in der Richtung des aus Osten wehenden Windes belegen, sich mit ihren Brandgiebeln den Wogen des FeuermeereS entgegenstcllten, sowie der durch die Mannschaften der hiesigen Pionnierabthei- lung rechtzeitig erfolgten Niederreißung mehrer Gebäude ist es zu danken, daß endlich dem Wüthen des Elements Schranken gesetzt wurden. Im Ganzen liegen außer den Neben- und Hintergebäuden circa 26 Gehöfte in Asche und Trümmern, unter diesen auch außer den oben genannten fiskalischen das erst vor wenigen Jahren ncuerbaule städtische Schulhaus in der Ka meelstraße. Der angerichtete Schaden läßt sich heute noch gar nicht taxi- ren; er beläuft sich aber auf eine sehr beträchtliche Summe, da die könig lichen Magazine einen erheblichen Umfang hatten und mit Körn, Heu und Stroh angefüllt waren, und da ferner die zerstörte Brücke ein sehr kost barer Bau war. Letztere soll bei der Aachen-Münchener Gesellschaft mit 85,000 Thlrn., von denen ein Drittel rückversichert ist, und der Inhalt der erstem mit 150,000 Thlrn. assecurirt sein. Der Schaden für die Witten bergesche Bahn ist um so empfindlicher, als die ganze Verbindung zwischen dem äußern und innern Bahnhofe zerstört ist und daher di« Expedition der Passagiere und Güter wieder nach außerhalb der Stadt verlegt werden muß. Unter den Abgebrannten befinden sich leider auch viele kleine Leute, deren Habe nicht versichert ist. Gerettet ist im Ganzen sehr wenig, da Hitze und Rauch die Bewegung in den gefährdeten Häusern sehr bald unmöglich machten. Einen äußerst imposanten Anblick gewährte daS Feuer von der Elb- seite, namentlich vom Werder aus, wo sich bis tief in die Nacht hinein eine große Menge Schaulustiger befand. Wenn sich, wie noch zu hoffen steht, daS Gerücht, daß seit heute Morgen ein 10jährigeS Mädchen vermißt wird, welches in dem Hause Kameelstraße Nr. 15 gewohnt hat, nicht bestätigt, so ist der Verlust von Menschenleben glücklicherweise nicht zu beklagen. Na mentlich ist auch daS stark verbreitete Gerücht, daß bei Löschung des Bran des auf der Magdeburg-Wittenbergeschen Eisenbahn mehre Menschenleben verlorengegangen sein sollen, nicht gegründet. An leichtern, körperlichen Ver letzungen fehlt es dagegen nicht." ^Nüumburg, 22. Aug. Das hiesige officielle Kreisblatt theilt in sei ner heutigen Nummer die bekannte Nachricht mit, daß vom Kaiser Napo leon allen französischen und auswärtige» Militärs, welche in den Jahren 1792—1815 unter Frankreichs Fahnen gekämpft haben, Medaillen ver liehen werden sollen, und knüpft hieran folgendes Raisonnement: „Es ist zwar ayzunehmen, daß der Kaiser bei den betreffenden Regierungen angc- fragt hat, ob sie ihren Unterthanen, welche Soldaten deS ersten Napoleon waren, erlauben würden, die Medaille anzunehmen und zu tragen, können aber nicht glauben , daß diese an Deutschlands trübe Tage erinnernde In stitution bei uns populär werden wird. Widerwärtig ist jedenfalls der Ge danke, daß diejenigen Deutschen, welche damals gezwungen waren, an der Niedertretung ihres Vaterlandes mitzuhelfen, von dem Neffen des Erobe-