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Adoner Grenzvoie Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Oelsnitz, des Amtsgericht;, der Amts- anwaltschaft und des Stadtrates zu Adorf. Anzeigenpreise: Für die bgespaltene Petitzeile oder deren Raum 1b Goldpfemnge, bei auswärtigen Anzeigen 20 Goldpfennige, für die amtlicke Zeile 40 Goldpscnnige, Reklammezeile 60 Goldpfennize- Diese Zeitung erscheint an jedem Wochentage nachmittag mit dem Datum des folgenden Tages. Sonnabends liegt die 8seitige Roman-Deilage „Neue Illustrierte" bei. Fernprecher Nr. 14 Verantwortlicher Schriftleiter und Verleger Otto Meyer in Adorf. Postscheck-Kto. Leipzig 37369 77. Freitag, den 18. April 1924. Jahr«. 89. Sie Karwoche. Die Tage der Karwoche Haden zwar keine AuS- Ucht gebracht, daß zum Osterfest eine Verwirklichung großer Hoffnungen erfolgen werde, aber, wie fast in Jahre, ist -och eine Abschwächung der Unruhe wgetreten, und in die Stille dieser vorosterlichen wirft die Frühlingssonne ihre belebenden Strah- W- Die Vegetation ist trotz des späten Termins des Urestes "och weit zurück, es hat an Schnee nicht ge- Mt, aber schließlich will der junge Lenz sein Recht Was die böse Politik uns an April-Launen bescheren wollen, müssen wir mit einem Achsel- abtun, das über die sonstigen Verdrießlichkeiten ghilft. * . Das -Gutachten der Sachverständigen in Paris ? andauernd viele kritische Besprechungen gcfun- e», die nicht immer gleichlautend sind, die aber doch .^Vielleicht nicht allzu kurzer Frist zu einem Ziele füh- werden. Poincarö und seine Leute sind immer noch te» die sich bemühen, Verzögerungen cintre- «s". LU lassen, während England und Amerika das Meben, Aenderungen vorzunehmen, mit Energie be- »/"Pfen. Es muß sich zeigen, ob die Franzosen im- ihren Willen durchzusetzen oder ob sie ^bequemen, die Autorität der Sachverständigen an- deutsche Reichsregierung und die Minister- ir»'wenten der einzelnen Freistaaten haben die Ant. die« das Gutachten der Sachverständigen, welche h^dparationskommission als zuständige Behörde er- Wird, beraten. Die Einzelheiten der deutschen daWorschläge werden später erst bekannt gegeben, hgiiM vorausschen läßt, daß sich daran längere Ver- dst k^Mn kuüpfen werden. Die Höchstsumme für ter/^tschen Zahlungen ist noch festzustcllen und wci- W ^.wirtschaftliche und politische Gesichtspunkte sind An»„^acht zu ziehen. Die Micum-Verträge, deren sti^whnie Poincare als Vorbedingung für seine Zu- zu dem Gutachten bezeichnete, sind um zwei bis zum 15. Juni, verlängert worden. Hos- iu p ch. bis zum genannten Termin eine Einigung Jedenfalls sind also die Dinge soweit daß das Sachverständigen-Gutachren al4 tzxi. ,°lage für die Neparations-Erfüllung und für dir tl^rechungen darüber von Deutschland, England Italien usw. betrachtet wird, und Pmncarö Wort noch zu sprechen hat. Von dem guten Ith „n dtt französischen Regierung hängt also schließ- "ULs ab. * den Tod ist kein Kraut gewachsen. Tas der bedeutende deutsche Wirtschaftsführcr und Großindustrielle Hugo Stinnes erfahren. "bbx^tEr von nur 54 Jahren ist er aus diesem Leben Sefx-Nen worden, einer der meistgenannten und an- nveten hervorragenden Männer. Bei ihm ist der Fall eingetreten, daß auch im Auslande sein ln verdienter Weise gewürdigt wurde. Selbst n^Lvsen haben sich mit verhältnismäßig geriu- ^i,j-^.u§nahmen über die Kleinlichkeiten ihres Chan- Wus hinweggehoben. großes Vülkerfest soll am Gründungstage dc- Rom (21. April 753 v. Ehr.) von dem Ml- Vieh,,, astdenten Mussolini aus Anlaß seines großen Mtumes veransta'tet werden. Das erinnert an dir sset^^n Festlichkeiten im alten Rom. Nur von Gla- ^,,"8efechten und ähnlichen Kämpfen auf Leben und wd heute natürlich nicht mehr die Rede sein. Di * D««.Gegensätze berühren sich in Amerika und in Ävt - ' In Amerika ist bekanntlich ein Alkohol- Mv^vtngesührt, und in der Türkei ist das von k* aus religiösen Gründen angeordnete Ver- Uaßy ^lkoholgenusses aufgehoben worden. Ob diese Ik 8s sehr segensreich wirken wird, bleibt aller- Die Errichtung der Republik ist Nd^enland mit sehr großer Mehrheit beschlossen ii,r^n muß abwartcn, wann die Lust sich ein- Republik wieder in eine Monarchie hn l>ew°c Griechenland hatte fünf Könige: Otto «-^w^Aause Bayern), und ans dem Hause Däne- ^»sburg: Georg, Konstantin, .Alexander und Sine neue Hetzrede poincatts. Wie er das Gutachten versteht. Auf einem Bankett der republikanisch-demokrati schen Partei hat Poincare wieder einmal einer ferner bekannten Hetzreden erledigt. Er sprach darin auch über das Sachverständigen-Gutachten und wider sprach der Auffassung, daß die Berichte auf eine Ver urteilung der französischen Ruhrpolitik hinausliefen. Sie seien im Gegenteil eine glänzende Rechtfertigung. Dann sagte er: Es kann selbstverständlich nicht Vie Ride davon sein, daß wir nuferen Truck lockern, ohne die Mittel zu be wahren, die ihn im gegebenen Falle sicher und rasch wieder Herstellen. Tas Gutachten sicht sogar voraus, daß politisch« Sanktionen, die dazu bestimmt sind, die Verwirk lichung des Planes zn gewährleisten, als wünschenswert . angesehen werden können. Tic Sachverständigen erklären sehr richtig, daß sie für diese Sanktionen nicht zuständig sind und es von den Verbündete» Regierungen abhänge, ihr« Natur zn bestimmen nnd ihre Wirksamkeit zu sicher«. Wir werden also über diese Frage mit unseren Verbündeten verhandeln, und da die von nns g schafsrnen Körperschaf ten noch in »uferen Händen sind, wird eine Verständigung und Vie Wahrnehmung unserer Interessen uns leichter fallen als 1S22. Zum Schluß malte Poincare die deutsche Re vanchegefahr an die Wand. Er verwies dabei auf die Verherrlichung Ludendorffs, die Ovationen für den Kronprinzen, die schroffe Abstreitung der Kriegs schuld und die geheime Vermehrung der militärischen Formationen und der Revancheverbönde. Die Unter lagen für die letztere Behauptung dürften einem Bericht der Vossischen Zeitung entnommen sein, in dem eine Zusammenstellung der angeblichen deutschen Geheim- verbände gegeben wird. Der neue Micum-Sertrag. Rnr unwesentlich« Erleichterungen. Die Verträge, die durch die bisher laufenden Micum-Verträge um zwei Monate verlängert werden, sind kl Düsseldorf von den Herren Tr. Fritz Thyssen unD Generaldirektor Fahrenhorst im Auftrage der Sechserkommission unterzeichnet worden. Der Ent schluß, diese Unterzeichnung vorzunehmen, ist der be teiligten Industrie außerordentlich schwer gesallen, da die Unterzeichnung eine neue ungeheuerliche Belastung der Wirtschaft und Industrie des besetzten Gebietes be deutet. Sie rechnen dabei damit, daß das vor kurzem veröffentlichte Sachverständigengutachten immerhin so viel Aussicht auf Kreditmöglichkeiten gibt, daß für die endgültige Lösung günstigere Möglichkeiten erhofft wer den können. Ter Wortlaut des inzwischen veröffentlichten Ver trages bringt einige Aenderungen und Klarstellungen des Vertrages vom 23. November 1923. Im ganzen wer den 10 Punkte aufgeführt. Es werden insbesondere Er leichterungen bei der Erhebung von Gebühren sowie bei ungenügender Wagengestellung durch die Regie ge währt. Die Hauptbestimmungen bleiben in Kraft: Ko stenlose Lieferung der Kohlentonnage, wie sie durch das Reparationsprogramm bestimmt ist; die Entrichtung einer Steuer von 1,50 M. für jede verkaufte Tonne; Beibehaltung der Lizenz- und Jrrogationstaxen; der Weiterbetrieb der in eigener Regie ausgebeuteten Koh lenzechen und Kokereien. Tie Stellungnahme de» Bergbaus. In Kreisen des deutschen Bergbaues beurteilt man das Abkommen mit sehr gemischten Gefühlen. Der Bergbau hat fich bei der Unterzeichnung des Abkom mens in einer Zwangslage befunden. Er stand 1. unter dem Druck der zunehmenden Belastung und der steigenden Kreditverwcigerung. Ferner lastete auf ihm die Gefahr, weitere Arbeiter zu entlasfen, 2. bestand die Unmöglichkeit, den passiven Widerstand noch ein mal aufzunehmen und 3. auf Seiten der Franzosen der feste Wille, um jeden Preis, auch unter dem Einsatz militärischer Machtmittel zu einem Abschluß zu ge langen. Die schweren Lasten für den Bergbau werden immer weiter steigen. Er wird genötigt sein, noch mehrmals wie bisher in seine Substanz einzugreisen. Es besteht allerdings ein kleiner Hoffnungsschimmer. Daß nunmehr die Möglichkeit zur Aufnahme weiterer Kredite gegetzen. ist. Wenn allerdings diese LoUntinu rauflyt, sann besteht kaum noch eins Möglichkeit für die Lebensfähigkeit des Bergbaues. ES ist also durchau- kein Grund zum Triumphieren gegeben. Der japanisch-amerikanische Konflikt. Abberufung des japanische« Botschafters? Nach Meldungen aus Washington zu schließen, nimmt die diplomatische Auseinandersetzung zwischen Amerika und Japan anläßlich der amerikanischen Vor behalte hinsichtlich der japanischen Einwanderung eine recht bedrohliche Wendung. ,,Central News" zufolge,; rechnet man mit dem Abbruch der diplomatischen Bezie hungen zwischen beiden Ländern. Der Senat hat mit 76 gegen 2 Stimmen das bisher gültige Abkommen, das die Frage der japanischen Einwanderung nach Amerika regelte, außer Kraft gesetzt. Dieser Beschluß ist namentlich als ein Protest auf den Brief aufzufassen, welchen der japanische Gesandte in Washington in der Frage der japanischen Einwanderung an den Unter- staatssckretär Hughes richtete. Durch den Senatsbeschluß ist eine sehr kritische Lage entstanden. Man glaubt nicht mehr, daß Prä sident Coolidge beiden Häusern des Kongresses mit einem Veto entgegentreten wird, aber es heißt all gemein, daß Staatssekretär Hughes die Verantwortung für die Beschlüsse ablehnt und zurücktreten wird. Die Nachrichten aus Japan lauten sehr erregt. Die japanische Presse führt eine sehr scharfe Sprache. Das japanische Kabinett ist sogleich nach Bekanntwer den des Senats-Beschlusses zu einer geheimen Beratung zusamm engetreten. Ter Botschafter als Sünvenbock? Andere Meldungen aus Tokio lassen es als wahr scheinlich erscheinen, daß man den Botschafter in Wa shington als Sündenbock opfern werde. Es wird näm--; lich behauptet, der Botschafter habe das vielerörterte, Drohungen enthaltende Schreiben an Hughes auf eigene Initiative verfaßt, und wenn cs sich so verhalte, so sei es mehr als wahrscheinlich, daß die japanische Re gierung ihn nicht mehr als geeignet für seinen Postens .betrachten werde. Da kaum ' zunebmen ist daß der^ Borichasrer in einer ,o wichtigen Angelegenheit eigen-, mächtig vorgegangen sein soll, so würde eine solche Wendung nichts anderes bedeuten, als einen Rückzug Japans. Deutsches Reich. — Berlin, den 17. April 1924. ' » Aufhebung des 1. Mai als Feiertag in Thü- ringen. Der Thüringische Landtag beschloß mit den Stimmen der Rechten und der Deutschvölkischen dte Aufhebung des von der früheren sozialistischen Re gierung und der sozialistischen Mehrheit beschlossenen Gesetzes, den 1. Mai als staatlichen Feiertag zu er klären. Der Beschluß wurde nach einer scharfen Aus einandersetzung mit der Linken gefaßt. ' Hock-- und Landesvcrratsbcrfahre« gegen eine« thüringischen Kommnnistcuführer. Der thüringische Landtag beschloß mit den Stimmen der bürgerlichen Gruppen gegen die Stimmen der Kommunisten und Sozialdemokraten, dem Antrag des Oberreichsanwalts auf Genehmigung der Strafverfolgung des Kommuni- steuführers und Landtagsabgeordneten Dr. Neubauer- Weimar wegen Hoch- und Landesverrats stattzugeben. Die Immunität dieses Abgeordneten ist damit unter brochen. Der Hochverrat wird hauptsächlich in der Tatsache erblickt, daß gelegentlich einer Haussuchung bei Dr. Nenbauer durch die Reichswehr ein von ihm minutiös ausgearbeiteter Plan zur nächtlichen Ucber- rumpelung der Kaserne der Landespolizci gefunden wurde. " Ter Kamps gegen die Kricgsschuldiüge. Ter „Ar beitsausschuß deutscher Verbände", der auf überpar teilicher Bafis mehr als 700 Organisationen zum Kampf gegen die Schuldlüge und das Diktat von Ver sailles zusammengeschlossen hat, beschloß in seiner von Vertretern aller politischen Richtungen besuchten Sit zung im Rcichstagsgebäude am 14. April, einen Auf ruf zur amtliche« Aufrollung der Schuldfrage zu er lassen. In diesem Aufruf wird daran erinnert, daß alle Not des deutschen Volkes seine tiefste Vrsach«! finde in dem Diktat von Versailles, das auf der an- geblichcu deutschen Schuld am Weltkriege aufgebaut sei. Der Kampf gegen diese Kriegsschuldlüge sei daher «ine Lebensfrage für Deutschland und jeden Deutschen. Jeder praktische Grfylg müsse aber ausbleibcn, wenn