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Dienstag. Nr. 3. 10. Januar 1871. Erscheint Dienstagsund Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Weißerih-Ieitung. »'^e:s pro Quartal 10 Ngr. Inserate nie Spalten-Zell- 8 Pfg- Amts- und Auzcigt-Dlatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stidträthe zu Dippoldiswalde und /rauenstciu. kltroniwortlicher kedacteur: Lari Ikhnr in Dippoldiswald k. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. In einer, in Nr. 94 d. Bl. mitgetheilten Korrespondenz „Von der Grenze" wurde der Wunsch ausgesprochen: es möge zu der Altenberg-Glashütte-Mügelner Personenpost von Altenberg ab ein sechssitziger Coursivagen bestellt werden, da ein Bedürfniß dazu vorliege. Wie aus einem, uns heute zugegangenen Schreiben hervorgeht, hat in anerkennenswerthester Weise die Ober-Post- Direction zu Leipzig nach erhaltener Kenntniß dieses Wunsches sofort Ermittelungen über den Personenver kehr dieser Post anstellen lassen, welche ergeben haben, daß während eines Zeitraumes von 3 Monaten — vor Beginn des Krieges — die Post von Altenberg ab nur 2 Mal mit 4 Personen, 3 Mal mit 2 Per sonen und 13 Mal mit je nur 1 Person besetzt war, dagegen 73 Mal von Personen gar nicht benutzt worden ist. Es hätte also bei diesem Ergebnisse die Postvermaltung weit eher Veranlassung gehabt, die fragliche Post aufzuheben, als auf eine Vermehrung der Sitzplätze zu wirken, wodurch der Unterhaltungs aufwand sich erheblich gesteigert haben würde. Die gleichzeitig erwähnten Unregelmäßigkeiten im Gange der Post betreffend, so sind dieselben wohl im Wesent lichen durch die Wilterungseinflüffe oder durch ver spätete Ankunft der Eisenbahnzüge in Mügeln be gründet, andernfalls würde deren Beseitigung nur durch die Mittheilunq jedes einzelnen Falles, in wel chem derartige Uebelstände durch das Verschulden der Postanstalten hervorgerufen werden, der Ober-Post - Direction ermöglicht werden. Dippoldiswalde, 9. Januar. Am Sonnabend Nachmittag 4 Uhr, fand auf dein Rathhaussaale die Bescheerung des Frauenvereins für die Pfleg linge der hiesigen Kinderbewahranstalt, zusammen 45, statt. Drei stattliche Christbäume beleuchteten die reich lich gespendeten, meist in Bekleidungsstücken und den unerläßlichen Weihnachtsnäschereien bestehenden Gaben, hinter denen die Kleinen, viele noch auf dem Arme der Mutter, sich aufstellten. Wie üblich wurde auch diesmal von dem dazu aufgeforderten Herrn Schul director Engelmann eine kurze Ansprache an die Kinder und ihre Mütter und Pfleger gehalten, denen der Genannte noch einige Worte an die Vorsteherinnen des Frauenvereins hinzufügte, sie zur Beharrlichkeit in ihrem ferneren Streben auffordernd und auf das Wort Christi verweisend: Was ihr gethan habt einem unter meinem geringsten Brüdern, das habt ihr mir gethan! Nun begann das Einpacken der Geschenke, der letzte öffentliche Akt der Feier, auf welche sich Kinder und Aeltern wohl schon lange gefreut hatten. Dank Allen, die es ermöglichen, daß sich alljährlich solche Barmherzigkeitswerke wiederholen können. — In dem gestern auf dem Schießhause abge- haltenen Concerte der vereinigten Gesangskräfte, dessen Ertrag abermals dem Internationalen Hilfs verein zuflisßen soll, wurden mehrere der neulich schon bei der Vorfeier zu Beethoven's 100. Geburtstage vorgekommenen Compositionen wiederholt zu Gehör gebracht. Der Preis unter den ausgeführten Piecen gebiihrt unstreitig dem Finale aus „Fidelio," das seine packende Wirkung nie verleugnen wird, wenn es, wie hier geschah, gut ausgeführt wird. Auch die übrigen Nummern des Programms wurden lobens- werth vorgetragen. Neu hinzugekommen waren „das deutsche Schwert" von Schuppert, ein Sopran-Solo und Kückens Barcarole: „Treibe Schifflein", sowie Variationen für Violine von David, welche letztere Herr Stadtmusikus Fischer mit großer Virtuosität spielte. Der Besuch des durch Applaus vielfach dank baren Publikums war zahlreich. Wie wir hören, beabsichtigen mehrere Mitglieder der Harmonie-Gesellschaft nächstens ein größeres Lust spiel zum Besten des Internationalen Hilfsvereins aufzuführen. Recht so; es kann für den genannten Zweck nicht genug geschehen. Dresden. Die Aufstellung der Wahllisten für den Reichstag betreffend, so hat das Ministerium des Innern den Obrigkeiten und Gemeindevorständen eine Verordnung zugehen lassen: die Aufstellung der Listen so zu beschleunigen, daß dieselben jederzeit, sobald eS verfügt wird, zur öffentlichen Auslegung gelangen können. (S. die Inserate.) Wahrscheinlich werden die Wahlen am 20. oder 2i. Februar stattfinden. — In allen distinguirten Kreisen Dresdens soll beschlossen worden sein, in diesem Winter keinerlei Festlichkeiten zu veranstalten. — In der im hiesigen Gewerbehause eröffneten Ausstellung von Waffen (s. die Inserate) bietet sich für Zeitungsleser ein interessanter Beitrag zur Illustration der Schlachtberichte, wie überhaupt für den Laien ein belehrender Einblick in die Fortschritte der Kriegswerkzeuge. Insbesondere fesselt die, von den sächsischen Truppen genommene Mstrailleuse die Auf merksamkeit; dann findet man die Krupp'schen Vier pfünder, Hinterlader au- Gnßstahl, gezogene Vierpfünder, Vorderlader rc. Alles zur Bedienung der Geschütze Nöthige ist vorhanden; die Construction, d»S Laden und Abfeuern wird genau erNärt.