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Sächsische Volkszeitung : 05.11.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192011053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19201105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19201105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-11
- Tag 1920-11-05
-
Monat
1920-11
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 05.11.1920
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^L.'1-ik.irS» LV.Jahrg. ttrr w»r mg i« ,r»ß« irühwirch sch unk Pri>l»t r der deutsch«, of Dr. Schu^ and rln>e sffro »«Freitags, Ikkten tsckland, Or„. ovember eks>« hau«, Käusscr» ich Karins «ck unk Verla, ««den. — ^llk«U»K ip '/.8llkr >»l" u». <7S t'eakror Ltraüs li«n I83.M IWlM 181,59g WIE M/M 178/,"» 3'4.lW äustria-äklisii 33ä.''9g Kar bstuftl L 8tivr 279,<>v« 299,2äg 40, ,90g luog un«er»r !Z 1977 gen »e en V -sden ftir über r IvLO ab nicht s,'2S» bekanntmachung -17 bestraft u Dresden. t^elknvte tlkarke 50 Pfund r Abgabe kos »ein er 1920 bet sindker. Häupt el Softnann, k 297 uni 29!», N. Wilkclm, V/lnion''rn?o 5, i-F-iedriibsiadt, iefttlei-, Dauim- ,1t Mefts^nh - IN. M-'kirlni ,« L FrSbNcl,, »kchne« Jakob, 'erstein, Rnu- 'S ^ermann siörlitzer S r 33. ,dKöniaSdrückec -aiiptmarkt-alie es Rasen' ither-Stroß- 20 ttn Irinsckee. »rl Schwab« »über S'raße Ist. ,Ns«steki«n de» »««sumvere nS an «»Verein , iS, Heinrich nbrilcke, Luke 12. >n Kartoffelstelle, lt 1». Nov 1920. c keim Hank,er der jeweils vor» ixrweile mehrere leferun, ilt bei« sS230 t p» Drüben. GeschLst-ßel» »nd ««tz<ckN»»r «e^de»-*. 1«. « Freitag 5. November 192« Fernsprecher 21 SSI Psstschechtinnt»: Letp-t- Slr. L47IV DM y,.„»pretS, «trrtetiährUch in ver Geschäftsstelle ober von der Poll abgeholt AnSgab« L mit illullr Vcilage 109t» Fk «e»1«b« « ».4L »iS. In Dresden und ganz Deutschland stet -au» AnSaad« L 1S.TS Fs. AnSqade n N.N» Ft. — xte SLchstich» »ollS»ettung erscheint an allen «ochentagen nachm. — Sprechstunde der Redaktloiu > t mL iS,Mr vorm. Anzetgr,, «»nähme von GelchüttSanjrtgen dt» 10 Uhr. von ffamtlienm,»eigen dt» II Uhr von». - Pre.s tlie vl, Pettt-Tpallzetst 1.40 Ft. t« «eklameteU Ski« Ft. ffamNieuo uzeigen S.Itv F», — Für undeiilitch getchnebeuo., tost durch Kemsprecher autgegebene «n»eigen Wimen wlr dlt Perantworttichkelt Ilir die Richtigkeit de» Le^trL nich, "dcmchivtz» >v. t»r» I Vergiftete Waffen H Der bekannte bayerische Bauernsührtr Abgeordneter Dr. Heim hat in der vorigen Woche in seiner Rede im Reichstag von t<r äußersten Rechten wie von der äußersten Linien di,- Behauptung aufgestellt, daß sie beide brutal seien. Al- dt« Rechte dagegen protestierte, hielt Helm ihr die Polenpolitik vor und be merkte dazu, e» gebe eine Goschicht«, die ein Gericht ist. An diese» tlrteil de« Herrn Abgeordneten Dr, Heim, der sicher nicht im Gerüche sieht, eine ausgesprochene Ltnkspoltik zu treiben, muß man denken, wenn man da« Gebaren teutschnationaler Kreist und deutschnatao« naiar Organe im jetzigen LandtagSwahlkampf beobachtet. Diese Erscheinung aus rechtsstehender Sette ist allerdings nicht ganz ne». Gerade M rech en Zeit weist die „G-rmania" darauf hin, daß schon Bismarck gegen dst Art der Polen,!- der bekannten „Renen Preußischen Kreuzzeitung" Stellung nehmen mußte. In öffentlicher Siede hat Bismarck am 9. Februar 1876 schon vorder Giftmischerei dieses Blattes gesprochen. Er ist dann in stimm „Gedanken »nd Lri,ineningen" (Band 2, Seit« 178 usw.) auf diese Angelegenheit nochmals zurückgekommen und spracht u. a. dabei von der Wahr nehmung auf konservativer Sette, „daß Parteimänner, über deren Wohlerzogen^ lt und Rechtlichstil im Privatleben nie Zweifel aufge. lommen sind sobald sie in Kämpfe der Art geraten, sich von den Siegeln deS Ehrgefühls und der Schicklichkeit, deren Autorität sie 'onst anerkennen, für entbunden halten, und daß sie In karikierender lebe treibung de« Satze»: „salnS publlea suprrma lex" die Rechner- liquiig für Gemeinheiten und Roheiten in Sprache und Handlungen -bleiten. durch die sie sich außerhalb der politischen und religivstn I -«rei'lgkelten selbst angewtdert fühlen würden". Man beachte: Bis» «rik hat diese und noch ganz ander« Wort« gesprochen aus Grund >n Art und «eist, wie er von rechtsstehender Seite angegrisie« «ordea ist, und er hat in diesem Zusammenhang von dieser Seite ftstgestellt, baß st« dst Gebot« der Ehre und Erziehung in Partelkämp- eii ander- und loser auSstge als selbst beim Kriegsausbruch gegen nisländifche Feinde. BIS zum heutigen Tage ist. von einige» AuSschrelwngen ab» Men, der Wahlkampf verhältnismäßig sehr ruhig und im großen ,nd ganzen auch sachlich geführt worden Nur dst Deutsch, nationalen sind e«, die draußen im Land« ein« Politik ver- olgen, die von allen anständig Denkenden auf das Entschiedendst« ibgclehnt werden mutz. Der Landesvorsihend« der Sächsstchn, ^ntriimparstt. Herr Rechtsanwalt Dr. Hille, hat j> bereit« in Sir. 251 der „Sächsischen BolkSzeitvng" dst persönlichen Angriff« der kutschnativnalen kreise entschieden zurückgewiesen. Diese Angriffe md Inzwischen auch in anderen Zeitung^, wie dem „Pirnaer Anzei- ter", so z. B. in den „Bauhner RaSrichten" (Nr. 25K vom i. November) «fchstnen. Ein besondere« Wort müsien wlr dabei noch rem „Pirnaer Anzeiger" widmen. Dieses Bla't gesiotstt Sckhaltlo« den Deutschnationastn seine Spalten zu unglaublichen üngrilstn gegen dst Christliche Bolkspartei und ihre Kandidaten, wei. V« sich aber, dst sachliche Erwiderung ungekürzt aufzuneümen. Di« tork gekürzte Erwiderung wird dann noch mit dem Zusah versehen, !>aß dst Aussprache an dieser Stelle nunmehr geschlossen sti und eS vird auf den Anzeigenteil verwiesen. Sehen Sie. da» ist ein Ge- Wst.... Ta« Bemerkenswertest« ist an diesen Angriffen der Deutsch- Wiivnastn dst Taffache, daß nach alten Rezepten versucht wird, die gläubigen Protestanten gegen die Katholiken scharf zu machen. Ge radezu ergötzlich ist e«, wenn e« in der Zuschrift in den „Bautzner Nachrichten" heißt, r« sei durchaus Sach« de» Zentrum«, eine eigene Aste herauSzubringzn. Wie freundlich sind doch die deutschuatlona- !en Einsender, daß sie die <M« haben, das seht zu,«gestehen. Zuerst Haben sie behauptet daß eine Kandidatur der Christlichen Bollspartel aursich Slo« sei. Nachdem sie damit nicht durchgedrungen sind, «r, klären sie wenigsten-, daß dst Hoffnung der Christlichen Volkspartei, auch nur einen Kandidaten durchzub ingen, auf recht schwachen Füßen stehe. Auch darin irren sich aber dst Deutschnationastn, denn wenn alle Anhänger der Christlichen BolkSpartei am 14. November Ihre Pflicht und Schuldigkeit tun, dann muß die LIsK der Christlichen volk-partei zum Erfolge führen. Nun kommt aber e'waS, das man h"morts»isch auffaffen müßte, wenn e» sich »ich, »m eine so ernst- An- «iegenheit handeln würde In dem Artikel der deutschnationalen .Bautzner Nachrichten" heißt e« allen Ernste» wörtlich folgender- maßen: „Aber dagegen Gstß «an sich doch wenden, daß neben dem genannten Herrn Krone noch ein evangelischer Herr Studienrat Dr. vuchhelm in Freib rg auf der ZenOnnn»liste steht. Wenn e» sich hier um kein Bersthen handeit, al'o wenn e« Tatsache ist daß da« Zentrum zwei Evangelische auf seiner Kandidatenliste führt, dann darf diese Partei sich auch nicht mehr Zentrum nennen, denn darunter versieht man dst Anhänger Rom«, dst Katholiken." Daß es in Deutschland ein Blatt gib', welche« ein« solche Aus lassung überhaupt veröffentlicht ist an und für sich schon kemerken«- ver«. Zur Charakteristik der «Bautzner Nachrichten" sei dazu bemerkt, aß sie Berösstntllchungen unter der Rubrtt „aus der Wahlbewegung" nur gegen B-labiung bringt, der Zetstnpreiö beträgt 2 M l Die Parteien, welche den gcvßten Geldsack besitzen, können daher hier un gehindert und nach Belieben abladen. Also die deutschnationast Zuschrift Wender sich dagegen, daß neben Herrn Krone noch ein Evangelischer aus der Cisie der Christlichen BolkSpartei steht. Dst Deutschnationast,: sonnen also immer noch nicht begreifen, und sie erklären jetzt noch eineinhalb Wochen vor den Wahlen, „wenn e« sich hier um kein Pech yen handelt". Der Protest dieser Seist wird nichts nützen und u»> so freudiger werden es unsere Anhänger be grüßen, daß evaulniischl Mt bürger sich auch als Kandidaten zur Christlichen V> üipan, j beten»«». Weil dst deulschnationEn Ver fasser des Ar'ist:: et immxr noch nicht vonstrhvn könne», daß die Zen trumspartei immer c-iM Christliche Volkspartei und niemals eine konfessionelle Porst! w„r, weil sie nicht wissen oder vielleicht nicht zugeben wolstn, daß vom Bestehen der Zentrumsparsti an Protestan» ten der Partei ou, Bst, ordnete »»gehört haben, ja, daß es Zeiten gegeben hat. z» o »e» die Zentrumssraktion 10 und 11 evangelische Mitglieder haue, da-n» darf nach Ansicht dieser Herrschaften sich unsere Partei ukcht mehr Zentrum nennen. Wie tstf müsse» diese deulschnailonalen Kreise dst Wählerschaft etnschätze», wenn sie ihr zmnuten, einst solche» Logik zu folgen. - Dann kommen die alten Ladenhüter, daß „das Zentrum ist und bleibt dst gehorsame Dienst Roms und des Papstes", wobei gleich einig« A»SM, «stst» den Papst damit verbunden werden und die Frage aufgewor? » wird: „Da soll ein evangelischer Wende sich dazu he-geben, Rom »nd seinen Getreuen Vorspann zu leisten?" Nach Ansicht dst deut'chnalionalen Artikelschreiber sind „auch die Katholiken jetzt mehr und mehr national als römisch gesinnt, darum kann der selbständigen Liste der Zentrumspartei kein Erfolg beschie- d n sein". Nun wissen wir es. Ja, wir wissen, zu welcher Brunnen- Vergiftung die ftretse, dst anlchein-nd im ganzen Lande diese Artikel veröfscn'lichm,. fähig sind. So sieht ?s in unserer Zeit bei den Leuten aus, weiche uns fortgesetzt erklären, daß nur sie befähigt seien, Deutschland zu erneuern. Die Deutschnationastn haben sich mit diesen Ariik'ln st!bst geächtet, weil sie den Versuch machen, die Konfessionen geae» inonder auSzuspiestn in einer Zeit, dst doch nichts nö Iger hat. a>-'- den konfessionellen Frieden. Daß dieser kon« fefsionelle Friede am belle» gewahrt wird in der christliche» Volks partei, das haben st N'-wragende evangelisch« Persönlichkeiten offen b.kündet. Wir weisen nur aus den Attikel deS evangelischen Zen- trumSmanncS Mc-cst-anwalt Arno von Rebbtnder hin, der am letzten Sonnabend den 30. Ok'obst in der „Sächsischen Volks- zettung" (Nr. 2501 aus der Zeitschrift „Christliche Politik" wieker- xegeben wurde. Cr hat den Nachweis erbracht, daß dst Zahl der evangelischen Mitglieder der ZentrumSpcusti durchaus nicht so klein ist. wie man in d-r Oelstn'iichkeft anzunebmen scheinst er hat weiter es als ein unbegründetes Vorurteil bezeichnet, »venu noch vielfach dst Ansicht besteh», daß ein Protestant, auch wenn die politische Haltung der ZentrumSpartff noch so sehr seinen Beifall findet, sich doch au« konfessionellen Grün'>en strnhalten müsse. Herr Rechtsanwalt Arno von Rshbtnder ba: e^ mit Recht als wünschenswert bezeichnet, „wenn nun auch die Recb'Sporststn, ans deren R ihen ja diese konfessionellen Clnwände In erster Linie kommen, eine unzweideutig« Erklärung darüber abgcb-n würde», ob auch sie zugeben, daß der Eintritt Evan gelischer in die Zent-umsparsti nicht mit konfessionellen, sondern lediglich mit Politik'» Gründen zu bekämpft» ist." Eine solche Er klärung von rechtSsstkander Seite Ist bis jetzt nicht erfolgt »nd eS er- scheint uns auch einigermaßen zweifelhaft, ob sie jemals ersolgen wird. Wir haben c» hier in Sachsen jedenfalls mit der Tatsache zu tun, daß dst M> chtSpar'elrn. speziell die Deuffchnationale», beim Eintritt Evangelischer in dst Christliche Volkspartei gar nicht den versuch machen, ihn mit polstt'chcn Gründen zu bekämpfen, weil sie natürlich solch« Gründe auch nicht ansühren können. Wir haben zu unseu.-n evangelischen Mitbürgern, soweit sie der christlichen BolkSpartei nahcstebr» uni- ih'e Bedeutung erkannt haben, wir haben vor allem zu den evangelischen Wende», aus dst ja in den Artikeln von deut'chnationalsc Seite besonders Bezug ge nommen wirb, das volle Vertroie-n, daß sie sich angesichts dieser Brunnenvergiftung, wie sie von den deutschna'lonastn K-eisen betrieben wird, aus den Standpunkt stellen: Nun erst rechst Wir sind davon überzeugt, daß sic sich durch solche mit keinem Par lamentarisch-» Aiwkruck mehr zu bezeichnenden Angriff« keinen Augenblick irr« machen Affen werden. Nun erst re<btl Das muß in den nächsten Tagen bis zum 14. November die Parole für alle diejenigen fein, welch« von dar Ueber- zcugung g« ragen sind, wie notwendig e» ist, daß auch in Sachftn dst christliche BolkSpartei im Landtag vertreten ist. Wen« «S noch eine« Beweise- für diese NoNvenbigstst bedurft häft«, dann HSt en diele Artist! von rechtsstehender Seist diesen Beweis erbracht. Mi' ver gifteten Waffen wird dort im Wahlkample gegen dst Christlich? Volk», par-ei gekämpft. Dst Anhänger der Christlichen BolkSpartei ohne Unterschied der Sonsffsion haben nun dst Ausgabe, zu zeigen, baß Ne gegen solche Angriff« immun sind. Nun muß erst recht da« chrift. licke BoN zeiaen. daß e« sich a»ck bewußt ist. wie nur dst Cb-Mich? BollSpavsti für dst kulturellen Güter «ingetreten ist. ja die christlichen Kulturgüter überhaupt gerettet hat. Scho« der M-n-stn haben wir Beweise dafür ansühren können, wonach das aus evangelisch«! Seite anerkannt worden ist. Heut« wollen wir nur noch darauf hiinoeilen, daß eine wcue solch« Auslassung vortiegt. Die Beilage Nr. 8 „Welt und Rissen" der in Erfurt erscheinenden „Mitteldeu schen Zeitung" vom 28. September 1920 bringt den Artikel eines Protestanten Ernst Ringleb in Eisenach, in dem eS heißt: „Die Tatsache, daß wir oh,re dir e» schiedene Stellungnahme des Zcnliriim- heul« in Deutschland, dkm Mutierlande der Revo lution, die religionslose, maleciaftstlsche Schule als Normalschule hätten, redet eine erschütternde Sprache" Hier wird also uuuinwuudeu das große Verdi „st der christlichen BolkSpartei um di« Erhaltung der christlichen Schule zugegeben. Dem sei »och zugc'fügi, daß ohne die ZenlrumSpartei auch die gewalt same Trennung der Kirche vom Staat« »ich» zu vermeiden gewesen wäre. Dieses lmd vieles andere sind Tatsachen, die auch durch die Anwendung vergifteter Waffen gewisser deuischnailonaler Kreise nicht aus der Weil geschasst werden können. Und darum — davon sind wir übcrz'.uqt — werden diese vergifte en Pfeile nur um so schärfer auf die zurückprallen, welche sie abgeschossen haben Ii.al, Der Kampf um die Sparsamkeit Vo » unserem parlamentarischen Vertreter. Berlin, 4. November. Wenn man am Donnerstag den Sitzungssaal des Reichstages b.'drat. in dein dd.- Fortsetzung der politftche» Aussprache vor sich ging, war man überrascht von der starken Besetzung de« gesamten Hauses. Sie stach ausfallend ab von dein Zustande, wie er in den beiden lctz'e» Tagen der vergangenen Woche trotz gleichen Berhano- lmis,-gegenständes beobachtet worden war. Dst Tribünen wiese» eine starke Fülle auf, aber auch das Haus selbst war überraschend gut be seht. Namentlich die Rechte war fast vollzählig er chicnen. rbenso war die Mitte gut besetz', wälpend dft Linke im allgemeinen schwächer vertreten war. Die Minislerbank war fast vollständig gestillt. Neben dem Reichskanzler Fehrenbach hatte der Reichsfinanzmtnister WInh, der R Ichsankenmlnlstar Simons, ferner Gehler. Heinz« und Koch, sowie der EntwassiinngSkommissar Peters Platz genommen. Hinter der Mlnrsterbank und »in die Estrade des Präsidenten waren mehr Geheimrä e »»d Abgesand'r aus d'n RelchSämtem erschienen, als je an eln-m audev.n Tage der volitbcl>cn Debatte zuvor. Der Abg Helfsertch, ehemaliger kaiserlicher Staatssekretär und wohl eine wegen Ihrer Kriegs- und Kriegsllnanzpolt'lk am meisten umkämpste, umstrittene und befehdest Persönlichkeit sollst als erster Redner l» d-? sortgeietzte» politischen Aussprache zu Mo-te komme». Diese Tatsache mochte wohl der Grund für das erhöhte Juereff« bei dieser Verhandlung gewestn lcl» Aus de» Rang und namentlich aus die Stellung bin die .swtsft'Ich eiuslinalS eingenommen ha», mnßst man akerdloaS sei» » Ausführungen eine besondere Anlmerksamkeit zuwenden. Man mußte annehme» daß er aus leine» früheren Er fahrungen schöpftnd, die neue» Verhältnisse kri'isch beurteilt. Helffe- r-ch wurde, als er seine Rede begann, diesmal nicht mit dem lauten Sturm, wie das b> I seinem e-sten Auftreten im Reichstage der Fall war, «mpfanoen. Es kam aber doch alsbald zu recht lebhafter Zwie sprache zwischen Hellserich und der Linken gegen die er sich sogleich ml' besonderer Schärft wendet. .L-elisericb sprich, wie immer mit scharfer pol-milcher Färbung, dst Sätze abgehackt scharf und kantiql Helfse ich spricht, wie wenn er sich in jedem seiner Wo-ste gegen einen Gegixve wenden müßte Er ist unruhig, lebhaft und mit stärkst-m D »lveraweirt bei der Sache. Da« b'ingt is», in vlelsäl'iaeu Konllikt namentlich mit der Linken, die fthr ftack gegen Ihn n»sm"clt. Lede- bour 9o' sich schon b'i den ersten-Morten Helsftrlchs ganz vorn an d-r Rebnertn-ibüne vostiert. und Ibm folgen alsbald vieft ftluer un- abbänaiaen GesinnnnaSgenosftn. wl- aber auch der N<-',komv»iniften. Eichhorn an der Spitz«. Auch die Abgeordne'en >er on>-eren Bartest» schaare» sich dicht nm daS Meknernuft H-lsftrich setzt sich mit g-'öß- ter Schärfe mit dem ebemalig-n Reicbskanzst' slermaii» Müll« , aus einander besten V-rftichc r»r Ehrenrettung Sch-idemannS e' Zerpflückt. Erst nm 28. Rovembr 1918 habe b-r Kaii-r nach lanaen Verhnndlun- gen die Beamten des Eides en'bnnden Sche-demoon Kobe aber am 9 November nachmi'tagö 2 Uhr die Revnblik auSg-ir„se». Er war damals noch kaiserlicher Staatsstkretür. al'o estbrückig! Dieser Vor halt HelfferichS vel lcht die Sozialisten ans da« stärkste aus Noch mehr ist da« der Fall bei d-»- Abtvehr de« S.cheidemannschen WoiteS. daß di« Ostizstre froh sein köiin'en, daß sie damals nur mit dem Verluste der Kokarden und Achselstücke davon gekommen ftien. Helsserich legt dar, daß damals die leitenden Stellen Ken Emst der Lage vollkommen vbe-sehen hätten. Betveise: Das Schleßverbot und die vo'rci ige Ab- dankungs-'rklärung des Kaisers. Die Rei-olulion von 1919 sei di« «ffle Revolution mit einer LebenSveriichcnmg der Herren Revolntio- näre gewesen. Bei diese» Worten >vb' die aeftmst Linke Ledebour ruft: „Wo waren Sie denn?" Helffe-ich macht keinen Hehl daran-, daß er auch in seinen Reib«» peinlich empfunden worden fti, daß damals die Monarchie »hm- einen ernsthaften Versuch zur Gegenwehr hinweqgeftat wu-'d« Auch daß de- Kaiftr nach Holland e.inq. billigt er mit einem großen Kreis seiner Freunde nicht Dm Kaiftr sei eS ober darum zu '»» gewesen den Bürgerkrieg zu venneiden. Dem Abaeordnestn Müller ab r, der deg, Kaiser als einen Deserteur be zeichnest, hält Helsserich vor, daß gerade diejenigen Herren lehr vor sichtig mit diesem Vorwurf sein sollten, die domals am 13. März be>m Kapp-Putkch Beftlin ohne weiteres verlosten hä'-en Bei kieftn Darlegungen Helsserichs bäumt sich dst Linke in wachsenden Tempera- men«sausbrüchen, teils durch ironische- Lachen teils durch erregst Zurufe auf AIS sich Helfftrlch st-m MelckSbauSbalt zuwendet ist da« ein,lg« Mo to da« der Svar'amkeit Mit Rücksicht aus da« unq-heue l><be An wachsen der Schuldenlast de« Reiche» ftellt Helsterlck die Frage an da» Parlament: „Mo soll das btnau«''" Dst Linke ruft Ibm zu: „Sie sind la durch Llbo- Voli'tk daran schuld!" Hessftrlch führt ln Er? wldeninq dies«-- Zivis<benr"ft« »n. daß bei stinem Ab-'anqe au« den» Reick-sckatzamst Im Mai 1916 „nur" 46 Milliarden Mark Schulden vorhanden waren (Zuruf Unk«: „Aber Goldmarkl") und daß es sich
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