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Von dem Bundesrathe ist beschlossen worden, daß künftig 1) an Stelle der bisherigen Jmpflisten (Formular V) drei verschiedene Jmpflisten und zwar: a) Listen der zur Erstimpfung vorzustellenden Kinder —neues For mular V — b) Listen der zur Wiederimpfung vorzustellenden Kinder — Formular VI — e) Listen der bereits im Geburtsjahre zur Impfung ge langten Kinder — Formular VII — angewendet werden sollen, sowie daß 2) in den grünen Formularen I und II zu den Impfscheinen für Wieder impfung statt: „geimpft" zu setzen sein soll: „wiedergeimpft". In dessen Verfolg wird hiermit verordnet, zu I: daß vom Jahre 1879 ab die Jmpflisten nicht mehr nach dem bisherigen Formular V, son dern von allen Jmpfbehörden und von allen denjenigen Aerzten, welche nicht als öffentliche Jmpfärzte Impfungen vornehmen, nach den unter 1, a) b) und c) gedachten Formularen V, VI und VII, von allen Schul vorstehern aber nach dem unter l, h) gedachten Formulare VI aufzustellen, sowie daß vom Jahre 1879 ab Jmpflisten, welche etwa noch unter Ver wendung des bisherigen Formulars dazu aufgestellt worden sein sollten, als ungültig zurückzuweisen sind. Zugleich wird zur Nachachtung andurch bekannt gemacht, daß alles Dasjenige, was in der unter dem 20. März 1875 erlassenen Verordnung zum Reichsimpfgesetze vom 8. April 1874 — Gesetz- und Verordnungsblatt von 1875 Seite 167 — in Bezug auf das bisherige Jmpflisten-Formular V vorgeschrieben worden ist, vom Jahre 1879 an von den oben unter 1 a) d) und e) gedachten neuen Jmpflisten- Formularen V, VI und VII zu gelten hat. Demnächst ergeht zu 2: an alle Jmpfärzte und an alle diejenigen Aerzte, welche nicht als öffentliche Jmpfärzte Impfungen vornehmen, die Anweisung, bei der Ausstellung von grünen Impfscheinen für Wieder impfung nach den Formularen I und II bis dahin, wo die dem Bundes- rathsbeschluffe unter Nr. 2 entsprechende neue Druckauflage der gedachten Impfschein-Formulare zur Verausgabung gelangt fein wird, zwischen den Worten: „Erfolg" und „geimpft" das Wort: „wieder" einzutragen. Dresden, am 25. November 1878. Die Ministerien des Innern und des Cultus und öffentlichen Unterrichts. Für den Minister des Innern: Körner. v. Gerber. Pfeiffer I. Holzauction auf Remser Revier. Station Remse der Muldenthalbahn. Es sollen I., ÄlonlnA, äon 9. veeember 1878, von Vormittags O Uhr an, im Rosenfeld'schen Gasthofe zu Remse 37 eichene Stämme von 15—33 ew. Mittenstärke 714 WadelHokz-Stämme von 12—49 ein. Mittenstärke 79 Wadelhotz-Kkötzer von 16—48 em. Oberstärke und 3'/e bis 5 in. Länge 60 Wadelholz -Stangen von 6 ein. Unterstärke und 7 w. Länge l im 249 Rmtr. Wadelhokz-Stöcke j Klosterholz 230 Gebunde Nadelholz-Meistg im Gersdorf, 5 Rmtr. nngeschneideltes dergleichen im Klosterholz, II., k'roilnx, äen 6. V666iiikvr 1878, von Vormittags 10 Uhr an, die auf dem Anger und Mulden- und Mühlgrabenuferrändern anstehenden Korbweiden (Zennen) an Ort und Stelle unter den im Termine be kannt gemacht werdenden Bedingungen und bei den Stämmen, Klötzern und Stangen entweder gegen sofortige Bezahlung oder zum mindesten gegen Erlegung des fünften Theils der Erstehungssumme, bei den übrigen Hölzern nur gegen sofortige Bezahlung meistbietend verkauft werden. Nähere Auskunft ertheilt Herr Revierförster Pöschmann in Remse. Fürstlich Schönburg'sche Forst-Jnspection. im Kloster- ' Holz und Politische Rundschau. * Waldenburg, 27. November 1878. Die Reichscommission für das Socia list enge setz hat unter dem Vorsitz des Grafen zu Eulenburg am 25. November ihre erste ge schäftliche Sitzung abgehalten und bereits die Entscheidung über eine Anzahl von Beschwerden getroffen. Der Handels- und Schifffahrtsvertrag zwischen Deutschland und Italien ist infolge ge troffener Vereinbarung bis Ende des Jahres 1879 verlängert worden. Die Verhandlungen der deutschen Re gierung mit dem Vatikan über Wiederherstel lung des kirchlichen Friedens sind in vollem Gange. Diese Verhandlungen werden unmittel bar zwischen dem Fürsten Bismarck und dem Cardinal Nina geführt. Eingeweihte versichern, in den Verhandlungen sei ein neuer Schritt ge- than, aber ein Ergebniß noch nicht erreicht. Der fortschrittliche Parteitag ist gegen wärtig in Berlin versammelt, um sein Programm einer Revision zu unterziehen und eins neue Organisation zu berathen. Die Stellung der Fortschrittspartei in unserm gegegenwärtigen Par teileben ist vielfach eine so unklare und unhalt bare, es sind in ihren eigenen Reihen so viele Widersprüche und Gegensätze zu Tage getreten, daß eine Klärung und Verständigung dringend wünschenswerth ist. Die Interpellation des Abg. von Schorlemer im preußischen Abgeordnetenhause bezüglich Wiedereinführung der Wuchergesetze findet auch in konservativen Kreisen lebhafte Zustim mung. Es sei erfreulich, daß in den nächsten L Tagen durch die Verhandlungen der Interpella tion die Gelegenheit geboten werden wird, die Parteien zu zwingen, zu diesem Krebsschaden, an welchem Wirthschaft und Moral schwer kranken und der durch die Beseitigung der Wuchergesetze dem Volksleben eingeimpft worden ist, Stellung zu nehmen. Der Abg. Miquel soll zum Nachfolger des Herrn v. Forckenbeck im Oberbürgermeister-Amte von Breslau bestimmt sein. Der Budget-Ausschuß der österreichischen Delegation hat eine Vorlage betreffs der Nach- tragscredite für die Occupation Bosniens abge lehnt; damit erklärt er sich gegen die Bezahlung der nachträglich über die bewilligten Mittel hin aus sich ergebenden Kosten. Es wird nun in der Delegation selbst zwar einige Kämpfe ab geben, ob aber der Beschluß des Ausschusses ge billigt wird, ist doch sehr unwahrscheinlich. Der „Pester Lloyd" bemerkt über den Verbrauch dieser Summen Folgendes: „Die 60 Millionen reich ten für den Bedarf, der anfänglich mit 35,2 Millionen beziffert war, nicht aus, die Regierun gen haben daher unter eigener Verantwortung die noch weiter erforderlichen Summen beschafft, und diese „weiter erforderlichen Summen" mach ten mit Ende October 21,720,000 Gulden. Effec- tiv verausgabt sind also 81,720,000 Gulden." Der König von Italien ist am Sonntag Nachmittag 3 Uhr in Rom angekommen; 100 Kanonenschüsse und das Läuten der Glocken vom Capitol und vom Monto-Citorio verkündeten die Ankunft des Königspaares. Am 25. d. empfing der König die Präsidien der beiden Kammern, welche die am 21. votirten Adressen überreichten. Abends wurde ihm ein großartiger Fackelzug dar gebracht; die Straßen wurden illuminirt und von einer dichtgedrängten Volksmenge erfüllt, welche dem Könige sympathische Kundgebungen darbrachte. — Die Wunde, die der Ministerpräsident Cai roli bei dem Attentat davongetragen, ist infolge der Anstrengung der Reise leicht entzündet. — In Rom sind an 300 Verhaftungen vorgenom men worden; im erregten Volke tauchen allerlei Gerüchte auf, die Regierung solle Beweise von einer ausgedehnten Verbindung gegen das Leben des Königs in Händen haben. Man versichert, daß die neulich gestohlenen 2'/2 Millionen Lire sich gegenwärtig in den Händen der Internationa listen befänden. In Florenz ist eine Bomben fabrik entdeckt und sinv mehrere Bombenwerfer verhaftet worden. Lauter interessante Neuigkeiten. Die Uebergabe der Dobrudscha an Rumä nien hat mit dem 26. November begonnen. Dieselbe ist bis jetzt von den russischen Behörden verwaltet worden. Im Kriege Englands gegen Afghanistan ist nach den ersten sich überstürzenden Nachrichten ein gewisser Stillstand eingetreten. Die einzige Nachricht, welche in den letzten Tagen eingegangen ist, ist vom 24. November und lautet: Einem Telegramm aus Lahore zufolge meldet der Major Cavagnare, die Afridis-Truppen hätten 500 Mann des afghanischen Heeres abgeschnitten und ihnen Waffen und Ausrüstungsgegenstände abgenommen. Ueber den Grund dieses plötzlichen Stillstandes lassen sich verschiedene Vermuthungen aufstellen, vor allen Dingen fallen aber die un geheuren Schwierigkeiten der Verpflegung eines in unwegsamen und zur Winterszeit kaum minder unwirthlichen Gegenden operirenden Heeres ins Gewicht. Wenn auch die eingeborenen Stämme