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Montag —— Nr Wo. 27. October 184S. Leimig. DK Miu», erschein, täglich Abends. Au beziehe» durch litte Postämter dcü In- und Auslandes. Deutsche Allgemeine Zeitung. Preis für dnS Mertel» iahr » Tdlr. - AnsertlonSgebuhr für den Raum einer Zeile tt Ngr. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Ueveevlick. Deutschland. ----- München. Der Armeebefehl- Der ingolstädtec Fcstungß- bau. Baron Rotenhan. Graf Butler. Die Lebensmittel. — Der Redac teur des Oschatzer Wochenblatts, f Stuttgart- Deutsch-Katholiken Die Excesse in Gernsheim *Nm. Ronge- Intoleranz- Die Deutsch-Katho liken. Die FcstungSarbeiter. Die Schncidergeselle». ve. Wiest. — Ronge iq Lägerweilen. MretWefl. fÄcrlin. Deutsche katholische Provinzialsynode. Die Börse. Daviv^chulz. SÄerlin- Mordthat. *Äönigsberg. Hr. WaleSrode. ^Münster. Der Erzbischof von Köln- — Berichtigung. DeHeÄeich. Der Kaiser von Rußland in Mailand. — Heimatscheinc. Spanien. Die Steuern. Laris. Die Marine. Der Klerus. General CreSpo. Erdbeben. Großbritannien. Der Obscrver über die Getreidegesetze. Das UebungS- geschwader- Kriegsgericht in Plymouth. Parkanlagen. Der Lhemsetun- nel. i)r. Crolly. Der Missionar Wolff. Jamaica. Neuseeland. Frankreich. Marschall Soult. Die Epoque über die Mitwirkung Eng lands. Marschall Bugeaud. Ludwig Philipp. Einberufung. Algerien. Odilon-Barrot. L Paris- Die «Presse» über die Bewegungen im deut schen Protestantismus. Belgien. **Ärüsscl- Deputirtenwahl. Hr. Bandeweyer. Niederlande. Die Generalstaaten. Die Sturmflut. Neue katholische Kirche. Schweiz. Die Gläubiger des Grafe/, v. Bvmbelleß. Italien. * Rom- Hr. v. Usedom. Die Großfürstin Helene. Die Kaiserin von Rußland. Fremde Gelehrte- Griechenland. ** Äthen. Das Budget. Der König. Anfall der Post. Journale. Geschenke des Kaisers von Oesterreich. Haiti. Neue Unruhen. «a Plata - Staaten. Der Krieg zwischen Buenos Ayre« und Montevideo, Wissenschaft und .Kunst, -f Dresden- Die Versammlung der sächsi schen Anwälte. Handel und Andufirie. * Magdeburg. Die Magdeburg-Wittenber ger Eisenbahn. * Leipzig. Oelhandel. — Berlin- Ankündigungen. Deutschland. — München, 22. Oct. Seit dem 18. Oct. erwarten unsere Mili- tairs stündlich einen Armeebefehl, und wie gewöhnlich verspreche?» sie sich im voraus von demselben so viel, daß dann seine Ergebnisse wie ganz unerhebliche erscheinen müssen. Durch den Tod des Generalmajors Her mann in Ansbach soll übrigens ein neuer Zögerungsgrund cinaetreten sein, sodaß sich also auch die Ungeduldigsten noch einige Zeit werden gedulden müssen. Wann wird der Armeebefehl erscheinen, durch welchen wir er fahren, daß der ingolstadter Festungsbau endlich einmal aufhören kann, ein fressendes Loch in unserm Budget zu sein? Seit zwei Jahren hört man, cs könne die Festung jeden Augenblick geschlossen werden, in dem sie sich bereits im zu vcrtheidigenden Stande befinde; aber trotz der 6—8000 Arbeiter, die auch dieses Jahr wieder beschäftigt gewesen find, vernimmt man noch immer nicht, wann cs denn zum Schließen selbst und zum Armiren kommen werde. Hier herrscht inzwischen unausgesetzt in den Militaiparbeitsstätten große Thätigkcit, um für Ingolstadt und Germersheim die Kanonenlassettcn »c. herzustellen. Daß wir die Kanonen selbst großentheilS aus Belgien beziehen, während es vielleicht nur prak tischer Aufmunterung bedürfte, um bei uns auch in diesem Zweige das Gleiche zu erzielen, klingt freilich nicht erbaulich, kann aber nicht wohl geändert werden. Dennoch vernimmt man, daß ein oder der andere Ab geordnete werde angegangen werden, den Gegenstand in der Kammer anzuregen. Da werden wir denn vielleicht auch erfahren, wann Ingol stadt fertig wird. , Es sollen hier eine Anzahl von Briefen aus Bamberg und aus Nürn berg circulire», deren Verfasser die Ueberzeugung hegen, Baron Roten - han werde die strahl nicht ausschlagen, wenn sie auf ihn fallen sollte, und seine Wähler würden ihn denn auch trotz seines Absagebriefs wirk lich wählen. Für die Opposition im Allgemeinen, besonders aber für die protestantische Partei in der Kammer, im Falle der Anregung confessio- mller TageSfragen, würde dies von wesentlichem Gewinn sein- Eine ähnliche Frage, nur aus andern Gründen entstanden, hat sich bei der Ritterschaft Oberbaierns ergeben. Unter den Vertretern derselben hat bekanntlich auf den Landtagen von 184« und 1843 Graf Butler den ersten Rang eingenommen, nicht blos als Redner und als einer der Füh rer der Opposition, sondern auch um seines Charakters und ganzen We sens im Allgemeinen willen. Bekanntlich war eS auch Graf Butler, der gegen den Schluß deS Landtags von 1843 den Fürsten Ludwig v. Wal lerstein als ehemaligen Minister des Innern wegen Ueberschreitung seiner Befugnisse bei Abschließung des Kanalbauperttags mit dem Hause Roth schild in Frankfurt a. M. zur Verantwortung gezogen, resp. in Anklage stand versetzt wissen wollte. Vielleicht ist es den Lesern dieser Zeitung auch noch erinnerlich, daß sofort nach dem Schluss« des Landtag« der Geheimrath v, Klenze feine» Einflüsse« auf di« oberste Baubehörde durch seine Ogiescirung enthoben wurde, welche« Factum i« Publicum ebenfalls noch heule dem Ausschußreferate des Grafen Butler bcigemessen wird. Sich aber nicht begnügend, seine Güter nach neuen Grundsätzen selbst zu verwalten, gab sich Graf Butler auch vielfach industriellen Unter nehmungen hin. und hatte dabei häufig Misgeschick. Zuletzt mußte «r im verwichenen Jahre hier als Besitzer und Selbstverwalter einer großen Brauerei seine Zahlungen einstcllen. Allgemein herrschte danach die An sicht, Graf Buller werde dadurch sein passives Wahlrecht verlieren. Dies ist aber gemäß der MitauSschrcibung seines Namens nicht der Fall; wohl aber hat er sich jetzt selbst in einem Rundschreiben mit der Bitte an seine Standesgenossen gewendet, ihn mit einer Wiederwahl zu verschonen. In wenigen Tagen werden wir auch in dieser Beziehung das Nähere erfahren. Getreide, alle sonstigen Lebensmittel, endlich aller und jeder Be darf, Holz vornehmlich, steigen bei uns fast tagtäglich im Presse, sodaß auch die sonst minder ängstlichen Leute anfangen, dem Winter mit Sorge entgcgenzusehen. — Die Oschatzer gemeinnützigen Blätter vom 25. Oct. enthalten unter der Bezeichnung: „Kricgszcitung. Der großherzoglich sächsische Kammerhcrr v. Thiclau aufLampcrtswaldc contra den Redactcur dieser Blätter", eine Entgegnung auf die von Hrn. v. Thielau in der I. Kammer der säch sischen Ständeversammlung gethanc Acußcrung (Nr.296), daß in dem Lan- deslheile, welchem er angehöre, Niemand im miydesten aufgeregt sei, „au ßer dem Redactcur des Oschatzer Wochenblattes", in der unter Andern» vom erwähnten Redactcur, Advocat Siegel, schließlich ausgesprochen wird, „daß er wenigstens genannten Herrn weder «berufen noch befähigt» hält, über Ncdactionsangcicgenheitcn und darüber, ob die Tendenz seines Blat-, tcs mit der Gesinnung des größern Theiles seiner Leser harmonire, ein competentcs Urthcil abzugcben, und daß er deshalb die von Hrn. v. Thie lau ausgesprochene Verdächtigung seines Strebens und seiner Gesinnung als unbesonnen und unwahr entschieden zurückweisen muß". ss Stuttgart, 22. Oct. Trotz des Protestes, den einige eßlinger Bürger in dem Schwäbischen Merkur gegen Einräumung ejner Kirche für Ronge und seine Anhänger erlassen haben, ist die dortige junge Ge meinde, die nun auch in der Person des Hrn. H. Loose einen Seelsorger hat, in stetem Wachsen begriffen. Vor einigen Tagen brachte eine große Anzahl protestantischer Bürger dem dortigen Stadtschultheißen Wcinland, weil er in der Sitzung des StiftungSrathS am entschiedensten für die Deutsch-Katholiken gesprochen hatte, ein Lebehoch, und einem Hrn. Weiß, der im Eßlinger Anzeiger gegen das Manifest des Schwäbischen Merkur einen energischen Aufsatz veröffentlicht, «in Ständchen mit Vivat- So ruft eine Demonstration die andere hervor, und die Gegner schaden sich bei der größern Sympathie, die nun einmal unläugbar auf Seiten der Deutsch-Katholiken ist, selbst am meisten. Auch der hiesigen Gemeinde sind wieder einige neue Mitglieder beigetreten. — Das Neue Tageblatt enthält Folgendes: „Der Bürgermeister von Gernsheim widerspricht in einer Anzeige im Frankfurter Journal der Korrespondenz aus Worms, welche daS obengenannte Blatt über die Vorfälle hei Ronge's Abreise ge bracht, und wobei der angcfackte PöbelfanatiSmus wieder eine so traurige Rolle gespielt hat. Der Hr. Bürgermeister meint, die Untersuchung werde die Unwahrheit jener Erzählung zu Tage fördern. Bis jene Untersuchung beendigt ist, können wir unsern Lesern einstweilen mittheilen, daß ein hie siger, sehr angesehener Bürger, ein Protestant, der sich gerade zufällig an jenem Tag auf dem betreffenden Dampfschiffe befunden und den Scandal mit angesehen hat, die Erzählung des wormscr Correspondenten des Frank furter Journals als Augenzeuge durchaus bestätigt, wodurch die Wahr heitsliebe des Hrn. Bürgermeisters von Gernsheim, der zu der erlassenen Anzeige seine guten Gründe gehabt haben mag, nicht eben im glänzend- len Licht erscheint." *Mm, 22. Oct. Gestern Nachmittag endlich kam Ronge in Be gleitung seines Bruders und des vr. Fickler, Rcdacteurs der Sceblätter, von Konstanz hier an, nachdem seine zahlreichen Verehrer einige Tage in Besorgniß gelebt hatten, ob die durch die Augsburger Postzeitung verbrei- eten Gerüchte von Cxccssen in Freiburg während seiner dortigen Anwe- "cnheit gegründet seien oder nicht. Glücklicherweise hat sich daS Letztere >erausgcstellt. Auch die Reise von Konstanz hierher ist glücklich von stak en gegangen; nur in dem badischen Städtchen Radolfzell, bis wohin Ronge von seinen konstanzer Freunden begleitet worden war und wo die Gesellschaft ein Mittagsmahl zu sich nahm, hatte ein Rudel Gassenbuben den blumenbekränzten Wagen umstellt und die Kränze unter Schimpfre- dcn herahzurcißcn gesucht. Ronge ging indessen mit seinem Bruder un angefochten zu Fuße durch die Stadt. Dowiat hat von Konstanz aus einen andern Weg eingcschlagcn und ist dircct nach Danzig zurückgereist, wo seine Wiederankunst dringend gewünscht wird. Ronge wird wahrend der wenigen Tage, die er hier verweilt, um eine literarische Arbeit zu vollenden, ganz zurückgezogen bleiben und alle öffentlichen Demonstrativ en vermeiden, vr. Fickler reiste heute wieder nach Konstanz zurück, wo ich al« nächste Folge der Anwesenheit Ronge's 50 Bürger au« allen