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Gonnabcnd , —— Rr. 72. —— .1g. März 1847. WM DmMc U«gem«i«e Zeitung. W-M «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» gen Landtags, und was den Schluß derselben anlangt, vielleicht die erste in ihrer Art. Auf der Tagesordnung stand neben mehren Deputation-» berichten über eingcgangcne Petitionen die Fortsetzung der Äerathung über den zweiten Theil des Oeputationsberichts zu der Fuhrmann'scherr Beschwerde. Dieser letztere Theil war nämlich von dem Referenten Aba. Schaffrath gestern nicht mit vorgelesen worden, mithin konnte auch die gestrige Debatte und Beschlußfassung sich nur aus den ersten Theil beziehen. Nachdem nun Abg. Schaffrath, als Referent, die Redner- bühne bestiegen und den zweiten Theil des Berichts vorgelescn hatte, fragte Bicepräsident v. Thielau: „ob die Kammer die Dringlichkeitdeö Gegenstandes durch die gestrige Debatte bereits für erledigt ansehen wolle oder nicht?" und gab, als einige Mitglieder zur Abstimmung sich erho ben, andere dagegen um das Wort baten, sofort mit dem Hammer das Zeichen der Beschlußfassung. Abg. Joseph meinte, daß über diese Frage selbst erst eineDiscus- sion stattfinden müsse, und bat um das Wort, um gegen diese Frage zu sprechen. Abg. v. Gablenz antwortete, daß, nachdem Niemand überdie Fragestellung das Wort ergriffen, der Beschluß als gefaßt zu betrachten se>. Vicepräsident v. Thielau wiederholte seine Frage und bemerkte, daß, wenn darüber weiter gesprochen werden sollte, eine Discussion über die Discussion entstehen würde, fragte deshalb die Kammer, ob sie die Ab stimmung als bereits geschlossen anschen wolle? und gab wiederum so fort das Zeichen der Abstimmung. Abg. Joseph wendete aber dagegen ein, daß auch hierüber wieder eine Besprechung stattfinden könne. Vicepräsident v. Thielau: er könne darüber das Wort nicht mehr gestatten. ' , ' Aba. Joseph (in größter Entrüstung): Da unterliegen wir einem Gcwaltffreiche! ,, Abg. v. Gablenz: Der Majorität, nicht der Gewalt! Abg. Joseph: Ueber der Majorität steht die Landtagsordnung, die ein ganz anderes Verfahren als das hier eingeschlagenc vorschreibt! Vicepräfident v. Thielau: Sie haben das Wort niM, sondern ich habe eö! Nach dem Gesetze steht dem Präsidenten das Recht zu, die Debatte zu leiten! " Abg. Joseph: Ganz recht, nach dem Gesetze, nicht gegen das Gesetz! Bicepräsident v. Thielau: Ich kann dem Abgeordneten das Wort nicht zugestehen; denn mir steht es zu, die Verhandlungen zu leiten. Ich habe der Kammer die Frage wiederholt, und darüber hatte die Kammer zu entscheiden. Es gilt hier nicht der Protest eines Mitgliedes, sonder» die Entscheidung der Kammer! Secretair Hensel I.: Herr Präsident, die Abstimmung ging aber so rasch, daß nicht gezählt werden konnte! Abg. Rewitzcr: Allerdings kam die Frage etwas überraschend, und cs hätte wol nicht gleich abgestimmt werden sollen; cs wäre vielleicht bes ser, wenn die Frage an die Kammer noch einmal gestellt würde. Vicepräsident v. Thielau: Das kann ich nicht! Die Majorität hat bereits entschieden! Ich kann nicht gegen Das, was die Majorität be schlossen hat, eine neue Frage stellen. Secretair Hensel I.: Aber eine Majorität ist noch nicht vorhanden! Es war ja nicht möglich, die Abstimmenden zu zählen. Abg. Leuner beantragt, daß über die erste Frage des Präsidenten mit Namensaufruf abgcstimmt werde. Abg. Schaffrath: Eine Abstimmung ist wol noch niemals so über raschend geschehen wie heute! Oie Kammer würde gewiß anders abge stimmt haben, wenn sic sich der Fragstcllung hätte bewußt werden können. Sonst brauchte man gar nicht zu discutircn, sondern blos abzustimmen, und der Landtag würde dann allerdings sehr kurz sein. Die VcrfassungS- urkunde und die Landtagsordnung schreiben ausdrücklich vor, daß der Be schlußfassung jedesmal eine Berathung vorhergchen solle. UeberdieS lag zu der Frage, welche vom Präsidenten gestellt wurde, durchaus keine Ver anlassung vor. Der gestrige Beschluß der Kammer konnte sich nur auf den ersten Theil des Dcputationsgutachtcns beziehen; der Antrag des Viccpräsidenten hätte, wie jeder andere, vorher zur Unterstützung gebracht werden müssen, und erst wenn er unterstützt war hätte die Berathung und die Beschlußfassung stattfinden dürfen. Viceprqsident v. Thielau: Nicht als Kammermitglicd, sondern als Präsident habe ich die Frage gestellt, und ich bin dazu berechtigt. ES ist die einfachste Frage, die gestellt werden kann, und jedes Mitglied der Kammer kann sich darüber ohne besondere Vorbereitung klar sein. Ich habe mit dieser Frage der Kammer die Entscheidung ui die Hand gege ben. Wie ich aber die Frage gestellt habe, ist dadurch noch nicht ent schieden, ob die Berathung überhaupt ausgesetzt werden follj die Kammer hat sich blos über die Dringlichkeit des Gegenstandes entschieden. Wenn auf diese Weise der Präsident nicht das Recht haben soll,-an die Kam mer eine Frage zu stellen, ist eS rein unmöglich, die Discussion zu leiten, und ich für meinen Theil würde sie nicht ferner leiten können! Uebervlick. Deutschland, ----München-Gerüchte. Strafen. Ernennungen. — Dienst veränderungen in Baiern. -^Dresden. Landtag. 1-Hannover. Landtag. — vr. Hecker. -K* Bremen- Die oldenburgcr VerfassungSfragc. z Bre men. Auffoderung für Karlsruhe. Mvenßen, * Berlin. Der darmstädter Landtag. Hr. v. Florcncourt. Hr. v. Raumer. * Posen. Berichtigung. Die Dismembrirung der Domai- nen. Städtisches. Der Polenproccß. — Das Preßgesetz. -- DaS Ober- censurgericht. — Vertrag mit Amerika. — Streithändel in Köln. Oesterreich. Die Königin von Baiern. — Türkische Offiziere. Großbritannien. CabinetSberathungen. Hume'» Antrag. Die Trans portation. Anwerbung von Seeleuten. Die Gesellschaft zur Unterstützung nothlcidender Ausländer. Benjowski. Eine Wilddiebin. Amerikanischer Speck und Pökelfleisch. Der Great Britain. Oporto. Frankreich. Die Zeitungen. Der Prinz von Joinville. Hr. Latournelle. Das Linienschiff Jena. Militairhospital auf Mahon. ** Paris- Der Vorschlag des Hrn. Duvergier de Hauranne. "-Paris- Das Ministe rium. Dor Generaldirector der Posten. Die Deputirtenkammer. Hrn. Fvuld's Propositionen abgewicsen. Belgien. *Brüsscl. Die Kammern. Wahlen. Schulwesen. Ernennun gen. Der Transport der Cerealien. Schweiz. Die Lebensmittel. — Kriegsgericht in Freiburg. Italien, nom. Commission. Schekiv-Efendi. Schweben und Norwegen. Das Nepräsentationscomitc. Mutzland und Molen. Die Juden. Die Edelleute. Türkei. Äonslantinopel. Die mcdicinische Akademie. Mersonalnachrichten. Wissenschaft und äkunst. ** Leipzig. Theater. * Leipzig. Concert. Die Rationalvpcr in Pari». — Mazzini. Handel und HndNstÄe. * Posen. Eisenbahn. — Frequenz der Mag- deKurg-Leipziger und -HalberstadterEisenbahn. — Wafferstand der Elbe. — Berlin. — Leipzig. Wnkünbigungen. Deutschland. ----- München, s. März. Gestern haben die seit etwa acht Tagen ne« in Umlauf gesetzten Gerüchte und Lügen über das angeblich sehr lei dende Befinden unsers Kronprinzen ihren Höhepunkt dadurch erreicht, baß sogar die allerärgsten Ucbcrtrcibungen ausgcspiengt wurden. Was dir Urheber solcher heillosen Tageslügcn damit wol bezwecken mögen? Es läßt sich darauf gerade jetzt in der That nicht gut antworten, da jede Hinweisung auf böswillige Absichten nothwendig unter den noch obwal tenden Umständen zum doppelten Borwurf werden muß. Auch die lctz- tcp Briefe vön Personen aus der Umgebung des Kronprinzen reden von dessen Befinden nur als von einem höchst erfreulichen, und vielleicht lesen chjr jn Briefen aus Athen, welche wir noch im Verlauf dieser Woche zu erwarten haben, schon die Nachricht von dem Landen desselben im PiräuS, während es hier noch immer Leute gibt, die sich weismachen lassen, cs habe aus Gesundheitsrücksichten diese Besuchsrcise unterbleiben müssen. Unsere gestrige Mittheilung über die an den bei dem Pöbelcxcesse schuldigen Dtudenten vollzogene Polizeistrafe berichtigen wir nach den gcnauern Angaben hiesiger Blätter heute dahin, daß die drei am meisten «ompromittirten Hochschüler mit Gefängniß von acht, sieben und fünf Tagen bestraft worden sind, daß einer einen dreitägigen Arrest bestehen mußte, zwei einen zweitägigen und zwei je einen zwölfstündigen. Diesen Abend wird sich dem Vernehmen nach der akademische Senat versammeln, um seinerseits die betreffenden Strafen zu bestimmen. Daß er die schärf sten gegen Diejenigen aussprechen werde, welche sich bei dem Skandale vor herkönigl. Residenz bethciligt haben, darf wol im voraus als un zweifelhaft angenommen werden. Ein Fremder, dem Vernehmen nach ein Student der.Rechte aus der Schweiz, soll sich den Aeußcrungen seiner Freunde, nach mit der Verweisung bedroht seben. — Dadurch, daß der Regierungspräsident. zu Ansbach, Frhr. v. Andri an, seines astzu vorgerückten Alters halber die Versetzung hierher nicht angenom men, sondern um Belassung auf seinem Posten gebeten hat, erleiden die frühem Avancements und Besetzungen dem Vernehmen nach eine Abänderung, in der Art näwlich, daß Hr. v. Voltz als Präsident nach Regensburg und Baron v. Schrenk als Präsident nach Landshut kommen soll. Zum Regierungspräsidenten dahier hat der König den bisherigen Re- gierun-SdMtor in Regensburg Frhrn. v. Bodin ernannt. — Dem Nürnberger Correspondenten wird aus München vom 8. März über Di'rnstveränderungen geschrieben, daß zum Präsidenten von Oberßüiem dek Regierungsdirector. Fr v. Bodin in Regensburg er- nanNtt die hierdurch erledigte Directorstelle in Regensburg dem Rath bei der Regierung von Obetbaiern, Frhrn. v. Weiden, verliehen, und an des Letztem Sttll« der Landrichter von Wolfrathshausen, Graf v. Reigers- berg, zuw Regierungsrath ernannt worden sei. GDresdkN, N. März. Die heutige öffentliche Sitzung der II. Kamntar «ar «int der Merkwürdigsten und wichtigsten des gegenwärti-