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Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.12.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188612043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18861204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18861204
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-12
- Tag 1886-12-04
-
Monat
1886-12
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.12.1886
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HL L8R. — 8. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum dcS folgenden TaaeS) zur Versendung gelangende „Sächsische Landes-Anzeigen mit täglich einem besonderen Unterhal- tungSblatte kostet monatlich 60 Psg. (mit Ertrabeiblatt Lästiges Bilderbuch 7» Pfg.) bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vorort»,, sowie bei den Postanstalten. Für Abonnenten erscheint im 2. und 4. OuartalEisenbahn-FahrplanheftsürLachstn, sowie im 4. Quartal dieWeihnachtsbeigabe Jllnstriries Jahresbuch desLandes-Änzeigers und zu Neujahr Jllustr. Landboten-Kaleorer. SSchsischer Fll»i>ks-Anjrißer mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Sonnabend, 4. Deennber 1881. «nzeigenbrels de» Raum einer sch« Bevorzugte Stell. Bei Wiederholung grotzerAnnoncen Rabatt. Bet Bestellungen von Auswärts wolle ma» Jnsertionsbetrag (in Briefmarken) beifüg« 6e» Silben Torpusschrist bilden ca. 1 Zeile). Annoncenannahme nur bis Vormittag. Verlag: Alexander Wiede, » «uchdruckerrt, Lhemnttz. Theaterstraße 5 (Ferisiprcchstclle Nr. 186). Telegr.-Adr.: Landes-Änzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Sonntagsblatt - 2. Jllustrirtes Unterhaltungsblatt - 3. Kleine Botschaft 4. Sächsischer Erzähler — 5. Sächsische Gerichts-Zeitung 6 Sächsisches Allerlei. — Grtra-Beiblatt Lustiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen. Ueber da» Vermögen der Handelsfrau Rosalle verehel. Lewy, Inhaberin der Firma Lewy L Co. in Chemn tz, wurde am 2. December 1886 Vor mittags halb lü Uhr dar Concursversahren eröffnet. Der Rechtsanwalt vr. Lasten in Chemnitz wird zum Concursverwalter ernannt- ConcurSsorder- unge« find bis zum 31. December 1886 bei dem Berichte anzumelden. ES wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über di« Bestellung eines BläubigerauSschusseS und eintretenden Falles über die in 8 120 der LoncurSordnung bezeichnet«», Gegenstände auf den 17. De- rember 1886 Vormittags 10 Uhr und zur Prüfung der augemeldeten Forder ungen auf den 18. Januar 1887 Vormittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Berichte Termin auberaumt. Allen Personen, welche eine zur Concursmafse gehörige Sache in Besitz haben oder zur ConcurSmaffe etwas schuldig sind, wird aufgegebeu, nichts an die Bemeinschuldnerin zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Concursverwalter bis zum 4. Januar 1887 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. Skelegraphlfche Nachrichten. Bom 2. Dtcember. Breme». Di« RettuugSstatiou Tnxhaven trlrgraphirt: Am 1. December vo» ber Norweger Barl »Balborg', Kapitän Jverseu, mit Salz »ach Savannah bestimmt, gestrandet ans Frischenfand, zwei P«so»en gerettet durch da» Rettungsbot deS zweite» Elbfeaerschifse». Sturm aus West-Nord West mit Hagel. Rettungsboot 34 Stunde« unterwegs. Bremen. Tiner weiteren Nachricht vo» Tnxhaveu zufolge fi»d von der Besatzung der »Valborg' 6 Personen gerettet. Wie». Aus glanbhaster Qnelle verlautet, KaulbarS habe noch vor seinem Eintreffen in PeterSbnrg schriftlich beim Czaren n« Ent hebung vo« seinem bisherige» Posten al» Militärattache bei der Wiener Botschast «achgesncht. - s Paris. Ministerpräsident Freycluet thrilt« in dem Ministrrrathe mit, »ach Depesche« ans Hanoi sei au der Grenz, i» der Nähe vo» Hakoi ei» der AbgrenznngSkommisfion beigegebener Dolmetscher mit seinem Sekretär und 5 Ehaffeur» vo» Pirat«» »iedergrmacht worden Politische Run-schau. Themnitz, de» 3. December. Deutsches Reich. Die erste Berathnng de» ReichShanrhaltS . „ „ ^ «tat» im Rttq»t«ge stand sichtlich «»Irr de« Sindrnck bk» Meu'Mm 10 Oktober 1886 an gilt die deutsche ReichSmarlrechnnng i« Militärgesetze». Nicht allerding», daß da» letzter« jetzt schon die Debatte beherrscht hätte, aber an» alle« Rede» ohne Unterschied tönt« di« Empfindung hervor, daß die Armeeverstärknng sür die Reich» finauzen «ine« entscheidende« Wendepunkt bedeutet. Alle Mitglieder de» Hauses und auch di« Vertreter der verbündeten Regierungen waren darin einig, daß ein« Aenderung in der wenig «rqnickliche« Lag« de« RelchSsinanzen eintreten mnß; di« Wirkungen de» Militär- gesetzt» verschärfen diese Lage noch, mit dem Militärgesetz wird also auch d«c Würfel über die Finanzwirthschaft de» Reiche» geworfen. Diese« Kernpunkt wird anch bei de« heut« beginnenden Militärdebatte« hervortretr», di« vielleicht schon erkennen lasse» werde«, ob die Reichs- rrgierung z« irgend welche« Toneesfionen an de» Reichstag bereit ist. Der Gedanke, eine neu« Stenervorlag« auSzuarbeiien, deren Ertrag die Kosten der Armeevermehrnng decken soll, ist noch so schattenhaft, daß wenig oder gar nicht mit ihm gerechnet werden kann. Die CentrumS- partei bildet anch hier» wie in anderen wichtige» Frage», wieder da» Zünglein der Waage; wohin r» sich »eigen wird, wer vermag da» hent« schon zu sagen? Erfreulich wäre «» ans jeden Fall, wenn eine Einigung zwischen dem Reichstag und den verbündeten Regierungen z« Stande käme. — Die Budgetkomwisfio« de» Reichstage» begann gestern di« EtatSberathung. Der Etat de» Reichstage» wurde angenommen, Sr. Hoheit Leibkutscher. Novelle von Max vo« Schlaegrl. Fortsetzung. Nachdruck Verbote«. Di« beide« Freunde sahen sich an; endlich sagt« Walter: »Da kann möglicherweise Benno von Winnigrode« gemeint sein, aber rbenso gut auch nicht. Diese Initialen kommen häufiger vor.' »Du girbst aber zu, daß e» ihm gelte» kann,' sagte Ulrich er- regt, — »nein, r» muß ihm gelte«; «» ist sei« Nachbarbezirk.' »Ja, wä» kann da» helft«? Wenn die» Blatt ihm nicht vor di« Angnr kommt, wie e» bisher der Fall gewesen zu sein scheint — den» darauf deutet da» »wiederholt' — so find wir ebensoweit, wie bisher.' Ulrich biß mit de« feine« Zähnen an seinem Schnnrrbart. »Und könnt- e» nicht eben so gut eine List irgend eine» Gläu biger» sein?' fuhr «alter fort. »Daran dachte ich anch, doch in K. weiß Jeder, daß Benno nichts »ehr sei« eigen nennt.' »Die» schließt eine feindliche Gefiunnng nicht an». Vielleicht hat Benno sich vorsichtshalber absichtlich nicht gemeldet.' »Kan« sein, allein man müßte di« Sach« in seinem Jntereff« doch näher »ntersucheu — irgend «in Freund für ihn.' .Schriftlich?' »Da« führt z« nicht». Persönlich." ,D« würdest e» thnu?' .Nein.' .An wen dachtest D« denn?' Ulrich zögerte «inen »«genblick, dann sagte er leise: »An Dich.' »O!' Ulrich war anfgestanden und im Zimmer hi» und hergegangen. Jetzt blieb e, vor Watte« stehen. »Willst Du e» für mich thnn? «ich kennt man dort vielleicht, D» könntest ehe« etwa» ««»kundschaften, weil L« ungenirt bist Uebrrdte» kan» ich unmöglich schon wieder Urlaub fordern. Seit ich Regimentsadjutant bi», habe ich schon zweimal solche» genommen, um den Spuren der Geschwister zu solgen» die leider immer falsche waren. — Dir kan« man den Urlaub unmöglich verweigern, und für alle» Urbrig« sorge ich. Walter erhob sich ebenfall». ebenso rin« Reihe von Fordernngeu im Etat de» RrichSamte» de» Inner«. — Die soeialdrmokratische Fraktion bat sich geeinigt, folgende Anträge ttnzubrkugeu: 1) betr. di« Unzulässigkeit der Berbüßnng von Haststrafe« durch Abgeordnete wShreud der Dane« der Reichstag»- sesslo», 2) betr. Einführung eine» MaximalardeitStage», 3) betr. Abänderung der Gewerbeordunng (Znlaffuug von Berelneu zu Strike- zwecken, Verbot, strikende Arbeiter dnrch schwarze Listen oder dergl. in Berrnf zn erklären). — Der BnodeSrath hielt gestern ein« Sitzung ab. E» handelt« sich nur «« kleiner« Borlagen, die nicht von allgemeinem Jnte reff« find. — Heute beginnt in Berlin vor dem dortigen Landgericht! die Berhandlnug gegen die Führerinne» der Berliner Arbeiterinnen- Bewegung wegen Bergrhen» gegen da» BereinSgesetz. Al» Zeuge» werden n. A. sehr namhafte Personen erscheinen. Dem Proeeß ist «in« gewiß« politische Bedeutung nicht abzuspreche«. Wir komme» darauf zurück. — Für ColonisationSzwecke ist, wie bekannt, von der dafür «ledergrsetzte« Lommisfio« bereit» eine ganz« Zahl vo» Güter» an- gekauft worden; e» soll aber, da der Winter hereingebrochen ist, mit der «nSführuug de» Plane» bi» znm Frühjahr gewartet werden. I» de« Regel solle« nur solche Anfiedler berücksichtigt werden, welche die nöthige» Mittel zur Herstellung der Gebäude und de» Wirth- schastsinveniar», in der Regel etwa «in Drittel de» Gesammtwerthe» aufweis«« können. Anträge auf Berücksichtigung bei de, Anfiedlung find an de» Vorsitzenden der AnfiedlnugS-Tommisfio», Oberpräfidente« Grafen Zedlitz in Posen, zu richten. — Für da» kommende Jahr werden 1b dentsche Kriegsschiff« zn« anSwärtigen Dienst und 35 Kriegsschiff« z« Schul- «nd llebnngs- zwecke« verwendet werden. Z« letztere« werden noch 16 Torpedo boot« verwendet. — Französische Blätter behaupte« ganz ernsthaft, Deutschland habe sich damit einverstanden erklärt, daß Frankreich England zur Räumnng Egypten» ausforder«. Wa» geht nn» denn da» an? Eng land geht übrigens doch nicht. — Wie ans Darmstadt gemeldet wird, reist Fürst Alexander von Bulgarien in diesen Tagen nach England, n« bei seinem Bruder bis nach Weihnachten zn verbleibe«. — Gonverneur von Soden hat im Kamernngebiet die Reichs markwährung «ingesührt. Di« betreffend« Verordnung lautet: tz 1 Kamerun-Gebiet. § 2. Bon diesem Zeitpunkt ab gelten äl» grsetz liche Zahlungsmittel die Zwanzig-Markstück« (folgen die Münz bezeichnung«, di« herab zn de» Einpfennigstücken). 8 3. Betreffs der früher nach Kru» abgeschlossenen Berträge wird das Werthver- hältniß, wie folgt, festgesetzt: 1 Ke« ---- 20 Mark --- 80 Liter Palmöl — 160 Liter Palmkerne. — General KaulbarS ist auf Oesterreich und Deutschland sehr schlecht zu sprechen. I« einem Prlvatbrirf an di« »Köln. Ztg.' aus Sophia heißt e»: Daß seine Mission gänzlich vernnglückt ist, de- stäligte KaulbarS mit de« Worten: »Dies« Schufte von Bulgare» haben «eine Larriöre zerstört l' Im Uebrlgen «ißt er den größten Theil seine» Mißerfolges seinen diplomatische» College» vo» Deutsch land «nd Oesterreich bei. nicht al» ob er ihnen irgend «ine gegen Rußland gerichtet« Handlung znm Vorwurf mache« könnt«, sonder« weil sie nicht durch Dick und Dünn mit ihm gegangen find und ihn nicht bei allen seinen Ungeheuerlichkeiten unterstützt haben, wa» seiner Auffassung nach ihr« Pflicht gewesen wäre. Deutschland und Oester reich hätte« sich eK an den Bandenbildungen und Verschwörungen betheilig««, ihr« Vertreter in lärmende Volksversammlnngen schicke« «nd bulgarische Gendarmen dnrch ihre Kawafle» prügeln kaffen müssen Soweit find wir denn doch noch nicht. SS war wirklich Zeit, daß Her« von KaulbarS Bulgaren verließ, einmal i« Interesse Rußlands, sodann aber, weil den vielgeqnälten Bulgaren nach langer Pein end lich einmal «in« herzlich« Freude zu gönne« war. Oesterreich-Ungaru. Die österreichisch-nngarlsche Reglern« hat di« Befriedigung, daß di« eben geschloffene« Delegationen in Pest ihre sämmtltchen Forderungen ohne alle Abstriche nnd zwar gern be willigt haben, wie wiederholt vo» den Präsidenten in denZSchlnß- reden erklärt worden ist. An die Herstellung der Mannlicher Repetir« grwehre, deren Fabrikatton im Sans« von vier Jahre« beendet sei« soll, wird nun unverzüglich herangetreten werden. Frankreich. ES ist sehr gnt, daß Minister Freycinet seine Fordernngeu für Tonkin nnd Annam in der Kammer bereit» durch- gesetzt hat; jetzt würde di« Sache wohl nicht «ehr so leicht gehe». An der Grenze von Tonkin «nd Lhina habe« sich ans» Nene Piraten- banden gezeigt und französisch, Posten angegriffen. Ei» Mitglied der GrenzregulirnngSkommisfion wnrde gefangen und getödtet, Ma» steht, die Zustände in Tonkin find noch lauge nicht befriedigend, und ob sie e» jemals werden, ist noch sehr di« Frage. — Krieg-minister Bonlauger hat sich nun auch als FriedenSengel gezeigt, indem er in der Kamme» «ine« Antrag, die DiSpofitionrdenrlanbnugeu wegen der deutschen Armrevorlag, z» beseitigen» bekämpfte, woranf die Ableh«««- de» Antrages erfolgte Der Minister kann sich jetzt die» Anstreten wohl gönnen, er hat ja »och sei« große» ArmeereorganisationSgesrtz in petto. — Bonlaugr« ist wieder sehr populär. Er hat e» durch- gesetzt, daß in der Mittwochsfitznng der Kamme» der ganz« Etat ohne Weitere» bewilligt worden ist. Italien. Am 14 Nov. d. I. ist unter de« Patronat« de» Königs Humbert l. von Italien nach dem Muster ähnlicher Gesell schaften in andere» Länder» Europa» eine astatische Gesellschaft g«, gründet worden, welch« dnrch Beröffentlichnng geeigneter Abhand lungen, dnrch die Schöpfnug nenn Lehrstühle für die lebende» orientalische« Sprache«, dnrch Geldnntrrstütznnge» an italienische Reisend« in Asten und durch auSgrsetzte Preise für die besten Werke über den Orient die morgeuländtsche« Studien ln Italien zn hebe» »nd z« ermnthigr« sich vorgesetzt hat. Der Sitz der astatischen Ge sellschaft ist in den Räumen des indischen Mas«»«» zu Florenz. Nach den soeben ausgegeben«« Statute« der neu gegründeten asta- > tischen Gesellschaft befinden sich unter den zn Ehrenmitglieder» er wählte« zwölf Mitgliedern nicht weniger als fünf deutsche Gelehrte, die Professoren A. Weber nnd H. Brugsch in Berlin, Th. L Fleischer in Leipzig, Rndolf Roth in Tübingen nnd Otto Böthlingk in Jena; Rußland. General KaulbarS ist bereit» am Mittwoch vo« Kaiser Alexander in Gatschlna empfangen worden. Bielleicht hat er «inen große» Orden mit heimgebracht. — Die medizinische Akademie AMuerSbnrg hat, wie «itgetheilt wird, jüngst einen sür di« de« «WM« der Medizi« sich widmenden Frauen wichtigen Beschluß ge« ' faßt-.' Ans eine Anfrage des Unterrichtsministerium-, ob da» Diplom der Franku als glrichwerthig mit dem Diplom der männlichen Aerzte anzusehen ist, antwortete di« Akademie bejahend. Demgemäß find die weiblichen Aerzte in Rußland anch in wissenschaftlicher Hinsicht den männlichen gleichgestellt worden. — Die rnsfische Kaisers»«»« beabsichtigt bedeutende Güterankänfe in Polen zn machen zu« Rnssisiziruug de» Lande»: De« Beispiel sollen viele russische Große» folgen wollen. Orient. Die bulgarisch« Deputation an die Großmächte ist Donnerstag früh nach Wie» au» Sophia abgereist. Der »N. Fr. Pr.' wird au» Sophia von authentischer Seite gemeldet, die «afgabe der Deputation sei eine Soudirnng der Großmächte, ob nicht die An nahme de» Throne» seiten» de» Prinzen Waldemar vo« DSuemLik zu ermöglichen sei, i« Verneinungsfalle, ob dir Rückkehr des Fürsten Alexander zu erreichen wäre. Ferner Hab« die Deputation die be stimmte Erklärung abzugeben, daß vo« de» Kandidatur de» Fürsten vo« Mingrelien keine Rede sei« könne, sowie sich anch zu informier«, ob Balgarie» die Unterstütznng Europa» zn gewärtigen habe. I» Berlin wird die Deputation sich vergewissern, ob sie am Petersburger »Möglich wäre e» immerhin, daß Benno gemeint wäre,' sagt« er stauend, »und schade« kann er schließlich ja nicht.' »O, Walter, Du thust e»I' rief Ulrich erfreut und umarmte den opferbereite« Freund. »Mir zu Liebe! — Lach« «ich an», aber mir wa» schon öfter so, als müff« mir mein LebenSglück einst durch Dich kommen.' So wurde denn di« ziemlich wett« Reise beschlossen nnd nach wenig Tagen schon konnte Ulrich den Freund zur Bahn begleiten. Nuterdeß war e» Herbst geworden, «in schöner, stiller Herbst mit kurze», Helle« Morgen «nd lavgen, neblige« Abende«, die schon sehr an de» herannahenden Winter erinnerte», die Theater- «nd Musik- Saison war eröffnet, der Hof war znrückgekehrt und Alles bereitete sich auf den Winter vor. An einem späten Nachmittage saß Gabriel« von Sellnow in ihre» lichtbla« deeorirte« Erkerzimmer an dem hohe« Fenster aus Spiegelscheiben, welches den ganze« Schloßplatz «nd di« Schloßstraße beherrscht«. Ihr Bater hatte seine geräumig« Dienstwohnung in einem der früheren Prlnzenpalai», dem sogenannte« »kleinen Palais', dessen ganze, allerdings nicht breite Hauptfront er feine« Töchterchen zur Verfügung gestellt, während er selbst den Seitenflügel benutzte, zn welche« von einer Nebenstraße noch ein besonderer Ausgang führte. Bon Seiten der Damen Pflegt« dies« Tintheilnng al» ei« Act seltener väterlicher Ritterlichkeit gepriesen z« werden; in Herrenkreisen erlaubte man sich «ine etwa» wenige» romantische Anschauung. Denn der Odrrstallmeister war ein wohlconservirtrr, stattlicher Herr, der zn lebe« gewohnt war nnd desftu dienstfreie Zeit schwerlich ganz allein durch seine Baterroll« auSgefüllt wnrde. Seit langen Jahren Wittwer, hielt er e» sür angemeffener, sein Töchterchen. so lang« e» der Erziehung bedurfte, nicht bei sich zu de- halte», sondern sie ganz der Obhut eine» fernwohnenden Schwester anzuvertrane«. Diese hatte später da» Heranwachsende Mädchen in eine wohlbernfen« Pension sür Töchter der höchste» Stände gegeben. »IS Gabriele dieselbe verließ, nah« di« Tante fie mit Freuden wieder bei sich ans, bi» «ine» Tage» der Bater Heimweh bekam nach seine« einzigen Kinde »nd «S «ndgiltig »nrückforderte. Gabriele war nnter- deß eine hübsche elegant« Dame geworden «nd «acht« dem Haus« ihre» Bater- alle Ehre. Zeitweise ging fie wieder zur Tante zurück, die sich nicht ganz von ihr trennen wollte, die «S aber trotzdem sür all« Theil« richtiger hielt, die «nsfordernng ihre» Bruder» zyr völligen Ueberfirdrlnng in sein Hans mit Dank abznlehnrn. Nn» engagirt« der zärtliche Bater, dem e- mit diesem Vorschlag kan« »echter Ernst gewesen war, eine «nstandsdame sür seine Tochter, die deren etwaigen Herrschergelüste, nicht i« Weg« stand, und alle Theile hatte» sich bei diesem Arrangement bisher ganz wohl befun den. — Gabriele sah angrgriffeu an» nnd schante mit trüben Sinne« vor sich hi» in den Abendnebrl. Sie ward jetzt öfter vo« solche« Stimmrmgi« heimgesucht nnd i«folged«ffe» reizbarer nnd ungeduldiger, al» sonst ihre Art war — «ine Thatsache, die ihre» Bater manchmal z« besorgt««, Kopfschüttel» veraulaßte. Hent« war fie besonder- ««- wuthig, denn schon «in« Woche war vergangen »nd Watte», ihr Beiter, hatte sich nicht bei ihr sehen lassen. Der jung« Man« mit seinem ritterlichen, freundlich offene« Wesen besaß ihre ganze schwester« liche Znneignng. und er fehlt« ihr jede- Mal, wen« fie ihn lange nicht gesehen hatte, obschon Beide nicht im Entfernteste« daran dachte», de« Wünsche» de» Oberstallmeister» entgegenzukommeu. Gabriele hatte sich vornüber gebengt zwischen ihre Blume« nnd die Stirn au da» kalte Glas gelehnt. Plötzlich fnhr sie mit tiefe« Erröthen zurück — unten war in langsamem Trabe die fürstliche Equipage, bespannt mit zweien der Füchse, vorübergefahre«, und et« Blick an» den scharfen Hellen Augen de» Leibkutscher» Gr. Hoheit war tief in ihre eigene« getaucht. »Der Unverschämte!" stieß fie hervor, indem fie ansspra«g nnd ihr feine» Taschentnch nervös zerknitterte, »jedes Mal starrt er jetzt hier herauf.' Da ward au die Thür gepocht, doch ehe fie sich unmnthig um wendend Gelegenheit nehme» konnte, sich jede» Besnch zu verbitten, ward di« blaue Sammetportiöre zurückgeschlag«« nnd dl« Hüuengrstalt de» blonde« Beiter» bog sich vor: »Erlaubt, Coufinchen?" »Oh, Du bist «,. Walter!' ries fie mit erhellten Zügen nnd eilte ihm entgegen. »Wie freu« ich mich! Ich wnßt« gar nicht, warn« D» Dich nicht mehr sehen ließest.' »Ich war verreist," erklärte Walter. »Du, verreist?" »ES kam sehr plötzlich ... doch erlaube, daß ich mich setz«; ich bin die Nacht erst zurückgekommen und noch ziemlich ermüdet.' Er hängt, seine« Säbel ab und wartet«, daß Gabriel« sich setz» sollt«. Allein fie blieb mitte» im Zimmer stehen, anscheinend horchend ans das leicht« Rollen eine» langsam sahrenden Wagen». Watt«
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