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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.07.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188307191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830719
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830719
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-07
- Tag 1883-07-19
-
Monat
1883-07
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.07.1883
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Erscheint täglich früh 8'/, Uhr. Kedartion und Lr-rdition Johaunesgasse 33. SprrMiiiidr» -rr Nrdartion: Bonnittags 10—12 Uhr. Nachmittags ö—S Uhr. -Ir dt« Ria»«»« n»,«tanNer M««uicrS»t» »acht Ach d» U«d»ct>»a «cht «er»u»»lu^ tWlgtr und Tagtlilatt «nnchh», »er f»r »t« nSchftfolgende «»««er »eftlmmtr« Inserate an Wochruta,«» dt« 8 Uhr Nachmittag», a» San«» nn» -efttagcn früh di« V.S Uhr. In den Filiale» für I«s.-Annahme: vtta Al»««, UniverfftütSftraße 31, Laut« Lösche, Kathariaenstraße 18, v. n»r »t« ,.S vhr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nndGeWftsverkehr. Anflage 18, Ivo. Adonnementsprris vierielj. 4'/, Mk. incl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Posi bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren nir Extrabeilagen ahne Postbesücderung 39 Mk. mit Poslbesördcrung 48 Mk. Inserate gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schritten lau! unserem Preis- vcrzeichniß, Tabellarischer Sab »ach höherem Tarif. Keclamrn unter dem Uedactionsltrich die Spaltzcile SO Pf. Inserate sind stets a» die Cypedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praemiim-rnncko oder durch Post- nachnalime. .z- 2v<>. Donnerstag den 19. Juli 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bektltilimchililg. Der Vlbputz des LtadthnuseS a», Obstmarkte soll erneuert tverden. Bewerber um diese Arbeit werte» auf- gcsordert, ihre Offerten versiegelt und mit der Aufschrift „Abputz de« Stadthauses" bis zum 2. August er. bei unserem Bauamte, bei welchem auch die Bedingungen und Blanqueks zu entnehmen sind, einzureichen. Leipzig, am 13. Juli 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. CichoriuS. sich er 1)r. Georgi Vekknntmchilllg. Die Herstellung macadamisirter Kahrstraßen in einem Theile der Kochstraße und der Straße II. des südlichen Be bauungsplanes soll einschließlich der erforderliche» Erdarbeilcn an einen Unternehmer in Accord verdungen werben. Tie Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, Zimmer Nr. 14, auS und können daselbst cingesebe» rcsp. entnommen werden. Bezügliche Ottertcn sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Macadamisirung der Koch- und H-Straße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 31. dieses Monats Nachmittags 5 Uhr cinzureichen. Leipzig, am 17. Juli 1883. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Mknlliltfe Sitzung der Handelskammer LannkrStag. de» 19. Juli 1883. Nachmittags « Uhr, in deren SitzniigSsaalr. Neumarkt 1», I. Tagesordnung: 1. Registrande. 2. Bericht de« Herrn Tchnaar über die jüngsten Sitzungen des Königlich Sächsischen Sisendahn-Nathcs und des Königlich Preußischen Vei>r»S-vise»bahn-UatdeS zu Erfurt. 3. Berichte deS Verkehrs-Ausschusses über n. die Zuschrift de» Fabrikanten - Vereins zu Meerane, Beseitigung des Lanimcl- ladungswesens betreffend: d. die von der Handelskammer zu Leer behufs Anschlußes mitgetheilte Vorstellung, Abstempelung der Postkarten mit dem Anku»stSftr«prl betreffend; o. oas von der Handelskammer zu BrrSla» mitgetheilte Gesuch, die VcrfichrrungSgcbühr für internationale Werthse»düngen i» Nuilland betreffend; ä. da« Kiseudahn-Project viktthain- Lausigk-Lirbcrtwolkwitz-Leipzig. 4. Bericht des Zoll- und Steuer - Ausschüsse- über die Mieisterial- rorlage, Erhöhung »es Zollschnycs für die »unstgrwcrbe betreffend. Das Dienstmädchen Jda Isolde Party»« aus Waldheini hat angezeigt, daß ihr unterm 12. Januar 1882 zu LeiSr.ig ausgestelltes Dienstbuch abhanden gekommen sei. Zur Verhütung von Mißbrauch dieses Buches wird daisclbe hiermit sür ungültig erklärt. Leipzig, den 14. Juli 1883. Las Pollzei-Antt der Etadt Leipzig. I V. Iunck, Pol. - Rath. N. Nichtamtlicher Theil. Die Reise des Kaisers von Oesterreich. Seit dem 1. Juli ist Kaiser Franz Josef aus einer Rundreise durch die Provinzen Steiermark und Krain be griffen, um durch sein persönliche« Erscheinen zur Zeit deS volljährigen Jubiläums der Vereinigung beider Länder mit Oesterreich daS Gefühl der Zusammengehörigkeit derselben mit der Gcsammtmoiiarchie zu stärken und zu befestigen. Ter Kaiser hat bei dieser Reise Erfahrungen gemacht, ans welche er kaum gefaßt gewesen sein dürste, es sind dabei nationale Gegensätze zum Vorschein gekommen, welche die gegenwärtig in Oesterreich befolgte Politik in einem eigen- thümlichen Lichte erscheinen lassen. Wo sich auch immer der Kaiser blicken ließ, da trat ein Wettstreit zwischen der slavischen und deutschen Bevölkerung hervor, einander in der Gunst des Kaisers den Rang abzulausen, und. was besonders beachtenswertb ist. die Slave», hier die Slovenen hielten c« sür ganz selbstverständlich, daß ihnen vor den Deutschen der Vorzug zukomme. Bisher war eS üblich, daß die in Oester reich lebenden Slaven bei allen Gelegenheiten, bei welchen daS GesammtstaatSintcresic in den Vordergrund trat, dem deut schen Element die Führung überließen, natürlich, weil ja daS Herz von Oesterreich, die Staaten Nieder- und Obcrösterreicb mit Tirol durch und durch deutsch sind, weil daS Haus Habsburg, wie schon der Name anzeigt, deutschen Ursprung« ist. So ist cS von Alters her seil Jahrhunderten immer gewesen und jeder hat daS als selbstverständlich angesehen, es war so, weil eS nicht anders sein konnte. Die Slovenen hatten gleich den Czechen mehr eine ethnologische alö eine politische Be deutung, sie sprachen ihre Muttersprache, wenn sie unter sich waren, gleichwie die Wenden im Sprccwald oder vom linken Elbnser m der preußischen Provinz Sachse», aber darum galten doch vor allen Dingen Steiermark und kaum weniger Böhmen als deutsche Provinze», dem ferner gelegenen Krain konnle in dieser Beziehung schon eher eine Conccssion gemacht werden, und wenn die Leute mit ihrem Slaventhum dort nicht allzu aufdringlich wurden, so konnte inan sie in ihren nationalen Bestrebungen gewähren lassen, vorausgesetzt, daß die Gcsammt staatsinlcreffen von ihnen hochgehaltcn wurden. Wie liegt die Sache aber heute? Die Slovenen in Steier mark und Krain haben auf die persönliche Anwesenheit de» Kaisers von Oesterreich in ihrer Heimath nur gewartet, um den neben ihnen wohnenden Deutschen zu zeigen, daß hier die Slovenen eigentlich die Herren im Lande sind, und daß die Deulschen nur geduldet werden. Sie waren der Meinung, daß ihr Zivio in den Ohren des Kaisers ein weit will- kommnerer Klang sei, als daS deutsche „Hoch". Tic Tbeil- nebmer der Deputationen, welche den Kaiser bei seiner An kunft empfingen, richteten ihre Ansprachen an ihn in flovenischcr Sprache und mußten erst durch die deutsche Antwort des Kaiser« daran erinnert werden, daß dieser wohl eigentlich so viel Rücksicht von seinen LandcSkindern beanspruchen konnte, daß sie ihn in seiner Muttersprache begrüßten. Denn, daß diese Leute etwa nicht deutsch verständen, davon kann gar nicht die Rede sein, sie vermochten auf die Fragen, welche »er Kaiser an sic richtete, stelS in dem dort herrschende» *e>tschen Dialect zu antworten und nur einer oder der andere Stockslovrne, wie z. B. jener Dorfschulze in Cilli. gab si den Anschein, als ob er nur sein slovenisch verstehe. Am nirgend auf der ganzen Reise trat der Gegensatz zwischen Slaven und Deutschen so schroff hervor, al« in Laibach; hier kam eS zu einer regelrechten Prügelei zwischen deutschen und slovenischeu Turnern und die letzteren vergaßen sich in ihrer leidenschaftlichen NationalitälSschwärmerei so weit, daß sie Feuer an den Festpavillon legten, in welchem sich die Deutschen befanden. Solche Vorkommnisse sind denn doch ernster Art und nvlhigcn zum Nachdenken, ob der Leiter der gegenwärtigen österreichischen oder vielmehr slavischen Politik wohl auch aus dem rechten Wege ist. Dem Kaiser scheinen in dieser Beziehung Zweifel ausgesticgcn zu sein, denn er schärfte der Leiterin des Waisenhauses in Laibach eindringlich ein, daß die Kinder außer der Landessprache auch Deutsch lernen müßte», damit sie daS Gefühl der Zusammengehörig keit mit de» übrigen Bewohnern Oesterreichs nicht verlören. Durch diese Worte hat der Kaiser indirect anerkannt, daß als festes einigendes Bindemittel in Oesterreich nur das deutsche Element wirken könne. ES kann den außerhalb Krams woh nenden Oesterreichern nicht zugeniuthet werden, daß sie den Slovenen Krains zu Gefallen slovenisch lernen, wohl aber kann und muß von den krainischen Slovenen erwartet werden, daß sic Deutsch lernen, abgesehen davon, daß sie nach Lage der Verhältnisse überhaupt gar nicht anders bestehen können, alS wenn sie die Kcnnlniß der deutschen Sprache erwerben. DaS angebliche Ziel der Politik des Grasen Taafse ist die Versöhnung der in Oesterreich lebenden Nationalitäten, sonderbarer Weise ist aber nie zuvor so viel Streit und Uneinigkeit in den verschiedenen Provinzen zu Tage getreten alS seit Einweihung der Versöhnungsära. In Böhmen, wo Deutsche und Czecbcn bis vor zehn Jahren leidlich friedlich nebeneinander lebten und abgesehen von der sprichwörtlichen Dickköpfigkeit der czechffchen Böhmen ganz gut mit einander auskameu, da hat der Uebermulh der Czechen allmälig Zustände geschaffen, die aus die Dauer immer unerträglicher werden und mit innerer Notbwcndigkeil auf die Rückkehr zu den früher als richtig erkannten Grundsätzen kindrängen. ES genügt nicht, die Versöhnung im Munde zu führen, sie muß sich vor allen Dingen im öffentlichen Leben zeigen und das kann dock niemals gut thun, wenn die geistig und durch die geschichtliche Entwickelung zur Oberherrschaft berufene Nation plötzlich von der inferioren und weniger enlwickelungS« säbigen in den Hintergrund geschoden werden soll. Die Deutschen Hallen eS meist unter ihrer Würde in diesen un gleichen Kampf überhaupt cinzutr-fen, sic warten die unaus bleiblichen Wirkungen der Zeit ab und suchen sich mit der Gegenwart so weit cS irgend angebt abzufinden, denn das wissen sie und davon sind sie durchdrungen, daß die gegen wärtigen Zustände aus die Dauer nickt bestehen können. Beim Empfang der steierischen Deputationen in Graz sprach eS der Landeshauptmann der Steiermark, v. Kaiser- selv, offen auS, worin die Haupterrungenschasten der OOOjäb- rigen Vergangenheit deS Landes besiehe»; eS ist die Einheit deS Reichs in der Armee, in der Gesetzgebung und der Ver waltung, cS ist ferner die Verfassung und das StaakSgrund- gesetz. Und die Ausrechthallung dieser Errungenschasien ist niidcnkbar ohne die Führung deS Ganzen durch die deutsche Nation. DaS Commando in der Armee war und ist deutsch und muß deutsch bleiben, wenn die Armee überhaupt sorlbcslchen soll, die Staatssprache muß die deutsche sein und bleiben, sonst ist die Verständigung der Ecntralbebörden mit de» Landeö- behvrde» nicht ferner möglich, daS Gleiche ist erforderlich in der Gesetzgebung und Rechtsprechung und endlich ist ein Ver- saffungSleben in Oesterreich nur durchführbar, wenn die den Rcicksrath bildenden Abgeordneten in deutscher Sprache mit einander verhandeln. Und weil daS so ist und nickt anders sein kann, deshalb muß die deutsche Sprache in ganz Oesterreich obligatorischer UnterricktSgegenstand in allen Schulen sein, in den Hökern nicht minder, wie in den Volksschulen. Die Czechen mögen den Kaiser mit Slawa, die Slovenen mit Ziviorufen begrüßen, verstehen müssen sic eS auch, wenn die Deutschen statt dessen Hock rufen und e- ninßihnen auch zumBewußtsein kommen »nddarin verbleiben, daß die habSburgische Dynastie eine deutsche Dynastie ist. Gerate in dieser Beziehung ist die persönliche Anwesenheit VeS Kaisers Franz Joses in Steiermark und Krain von großer Wichtig keit, er bat sich jetzt einmal durch eigne Wahrnehmung von den Früchten überzeugen können, welche die Nationalitäten politik deS Grafen Taaffe zeitigt. Heillose Verwirrung, Streit und Zerwürsniß zwischen den verschiedenen Natio nalitäten, Entfremdung der Slaven vom Gcsammtstaat, Zerfall deS Ganzen in seine Beftandtheile. da- allein sind dre Folgen der unheilvollen Politik des Grafen Taaffe. Ultramontanes aus üayern. In den Kreisen der ultramontanen Partei Bayerns geben sich seit einiger Zeit eigenthümliche Zeichen kund, die gerade nicht ein zweifelloses Zeuaniß von ihrer Macht und dauernden Einflußnahme ablegen. DaS gilt zumal von der ultramon- tancn Kammcrmchrheit, die durch innere Meinung-unter« schiede sich immer mehr zerbröckelt und dadurch ihre Fühlung nach außen hin zu verlieren beginnt. Wenigstens ist gerade in letzterer Beziehung in München ein bemcrkenswcrlhcr Um schwung wakrzunckmcn. Dort beabsichtigen mehrere politische Vereine, die bisher mit den Ultramontaiie» gingen, sich von diesen zu trennen. Den Anfang will in München der St. Stephan-Verein machen, der mehrere Hundert Mitglieder zählt, die bisher für den UltramontaniSiiiuS sehr thätig eingetreten sind. Dieser Verein bat bereit« eine öffentliche Generalversamm lung ausgeschrieben, welche die völlige Trennung von den sogenannten allbayerischen Patrioten aussprechen und gleich zeitig einen neuen unabhängigen Verein bilden soll, besten Haltung im Interesse de« wirklichen LanveSwohl» al- eine versöhnliche bezeichnet wird. Auch der politische St. Anna-Verein hat mit großer Stimmenmehrheit den Beschluß gesaßt, in ähnlicher Weise wie der erstgenannte Verein vorzaqehen und zumal den fanatischen Agilaticnen der Landgeistlicklcit entgegen zuwirken, welche absichtlich das Volk nicht zur Nube und Besinnung kommen taffen will. In dieser Beziebung ist dem St. Anna- Verein gerade in letzterer Zeit eine Menge Klagen vom Lande zugegangen, in denen der TerroriSmuS gewisser Pfarrer und Capläne als völlig unerträglich geschildert wird. Und diese Klagen kommen, wohlbemerkt, von Landleuten, deren gut- katbolisch« Gesinnung über jeden Zweifel erbaben ist. Dieser GestnnungSwecklcl unter den bisherigen HilsS- truppen deS UltramonIgniSiiiuS wird nicht allein in München, sondern im Ianzenbankeselr st'g Alveisen. dag >'4 ^ Äußerungen ver„rhmcn ka -,. die k ^ Treiben der Masse deS bayerischen Volke- von d ^lgwerständlich Klerikalen abzuwenken beginnt D esen ^ ^ine-weg« unbc- Umschwung der Dmgc zu ihren Ung"''N glichen Mitteln kannt und so versuchen ,ie denn zu a ßero und d,e zu greifen, um 4" Agitation im G g Z ^,„n. So soll Lärmtrommel noch starker als b,sh zu ^ ah ein e« bereilS beschlossene Sach- Stile" heran-,»geben, neue« katholisches Blatt, „im g ß Sigl'sckon Sckimpf- deffen fanatische Haltung noch die de- ^er- blatte« Übertreffen soll. ,„c?d,r tz,,UuSrcscrent nehmen der bayerischen Unversöhnlichen soll de ^ j ' de« Landtages. 0r. R.tller, angor-g baben d r , '-r D heißt auch, daß alS GründungScap.tal bere. S l O.Oo « sich auch das klerikale Münchener „Fremte'-.b att daS über die Gründung der neuen Zeitung kaum sehr entzi nllrv noch im Lause dieses Jahres bedeutend vergrogern Wenn sich dies Alle« bewahrheitet, so würde München im dem Erscheinen deS neuen Organ» nicht weniger alS vier ultramontane Tageszeitungen haben die 3-ffen -'t'g st» w^l kaum ru dem biblischen Spruche „Liebet einander vc/ennen dürsten. Aus diesen Preßverhällniffcn geht am tentlichsten hervor, wie groß die Sonderintcrcssen und die Zerfahrenke>t welche unler den Mtramontancn der bayerischen Haupt 1 Da» sind immerhin sehr bedeutsame Zeichen, zumal im Hinblick- auf die Lossagung der «wähnten v«e,ne die sich nickt mehr sür die klerikalen AgitatlonSzwccke gebrauchen lasten wollen. Mit einem Worte, der Widerstand gegen die Regierung hat sich bedeutend vermindert; auch d.e ömglicken Handschreiben, in denen den Ministern wiederholt die Zu friedenheit de« Monarchen au«gedrückt worden, haben ihren Eindruck nicht verfehlt. Herr v. Lutz hat vergeblich versucht, im Wege seiner Ver- söbimngSpolitik zu wirken. Wiewohl eine« Tage« von semcn Gegnern in der Kammer züV^lbdankung ausgesordert. hat er ihnen dennoch Zugeständnisse gemacht, aber schließlich konnte er es, trotz seines persönlichen Verkehrs mit den Erzbischöfen und dem Nuntius, nicht verhindern, daß die fanatischen Nltramontanen im Landtage seine Widersacher blieben. Als einstiger Cullurkampsminister hat er nachgegcben, wo er nur konnte, aber eS half nicklS, weil eben niit den Hetzvereinen im Lande und dem bayerischen Centrum kein versöhnliche« Wort zu sprechen ist. Es ist geradezu unglaublich, zu welchen Mitteln diese Leute zu greise» gcwagt.Gelegeiitlich derNolhUaiidS- vorlagen für bieUeberschwemmlen am Main und in derproteltan- lische» Rbeiiipsalz siele» Scenen vor, die an die siiistersicn Zeiten des Mittelalters erinnerten. Leider ging auS diesem fanatischen Treiben nicht Herr v. Lutz al« Sieger hervor, aber er hat dennoch eine würdige Haltung zu bewahren gewußt und sich kluger Weise entschlossen, den nun eingctretenen Ucberdruß deS Volle« an der ganzen Agitation zu erwarten. Daß diese Erwartung eingelrosten, merkt man natürlich auch im gegne rischen Lager, weshalb man sich dort noch zu einer letzten Krastanstrengung ausrafst, die aber unter den gegenwärtigen Verhältnissen jedenfalls erfolglos sein wird. Bayern wird zweiielloS auch sorlan katholisch bleiben, aber eS tritt in eine ruhigere Zeit, welche dem Volke Bcdürsniß geworden ist. So ist also die naturgemäße Rcaction im Anzuge, vor welcher, früher oder später, daS fanatische Zclctenlhum die Waffen strecken muß. Leipzig, 19. Juli 1883. * Zur Lage wird unS auS Berlin vom Dienstag ge schrieben: Alles hat schließlich ein Ende, und so auch der Kampf zwischen der „Kreuzzeitung" und der „Ger mania", und so sehr die erstere sich auch sträubt e« ein- zugestehen, eS ist Thatsache, daß wie im Kampfe gegen die römische Curie Preußen, so jetzt gegenüber dem CcnlrumS- blatte daS Organ der Conscrvativen unterlegen ist. Denn die „Germania" hat, dem Beispiel deS Vaticanö folgend, sich conscquent erwiesen, während die „Kreuzzeitung" nichlS weiter sür ihren öfteren GesinnuiigSwechset sür sich anzusühreu weiß, als die Parole der Regierung, welche ihr in dem kirchen politischen Kampfe auch ferner maßgebend sein soll. Die „Krcuzzcitung" ist froh, daß der „Gedankenaustausch" zwischen ihr und der „Germania" zu Ende ist. und meinl, daß irgend ein Nutzen auS dieser Polemik nicht erwachsen könne. DaS glauben ivir von der „Kreuzzcilung" auch nicht, da sie zu oft bewiesen hat, daß sie nichts gelernt und nichts vergesse» hat, aber auch nichts lernen will. Das Blatt ist in seinem Radicali-muS ebenso gefährlich wie die radikalsten Demokraten und in seinem blinden Haß gegen den gcmäßiglen Liberalismus haben sich unsere HochtorieS und orthodoxen Lutheraner schon oft hinreißcn lasten, den römischen Sendlingen die Hand zu bieten. Stet« hat diese« Bündmß eine Demüthigung unsere« Staate« zur Folge gehabt, aber diese Lehre der Geschichte ist niemals beherzigt worden und eine Besserung kann nicht eher cintrcten. al» biS unsere Conscrvativen durch kräftige Mißtrauensvoten auS den VolkSkretscn zur Einsicht geführt tverden. Eine Partei der nicht die Aufrcchtcrhaltung der StaatSautorität über Alle« geht, die immer wieder und wieder nur selbstsüchtigen Parte,zwecken nachjagt, verdient nicht den Namen einer con- lervatwcn Partei, und so berechtigt und nolhwendig die Existenz einer wirklich ernscrvativen Partei ist. so wenia haben unsere Sonservativcn bl-hcr durch ihr Auftreten und ihre Letstungen ihre Daseinsberechtigung erwiesen. Wir haben krmen Anlay. uns in den Zwist dieser Conservat.ven mtt den Klerikalen zu mischen und wir könnten eine Art Schadenfreude darüber empfinden, daß er so bald nach der gemeinschaftlichen Aclion au-gebrochen ist; aber da« Jntereilo über zu hoch und wir wisse» genau, daß sich oje ixk» Strei tenden bc, nächster Gelegenheit wieder die Hände reiche, m .7 "" .^--hl» "«hindert wird Es mnß also Alle, daran gesetzt werden, daß in deutschen Parlamenten so bald nicht wieder die" konservativen in eurer Slarkezahl erscheine», daß sie mit dem Centrum eine Mehrheit bilden, nur dann wird eS bester werden, denn das Centrum wird noch lauge nickt vom politischen Schauplatz verschwinden, im Gegenlbeil hat die Politik der letzten Jahre eher dazu bcigelrage», den Anhang der Mtramontancn zu vergrößern,' als ib» zu schwächen. — Herr von Scklözer sollte heute seine AbschicdSantienz beim Papste habe», um morgen seinen Urlaub aiizulrele». In jedem Falle wird Herr von Scklözer dem Reichskanzler in Kissingen seine Aufwartung mache». Wie verlautet, Kal Fürst BiSmarck den Eifer und die Bemühungen deS preußischen Ge sandten beim Vatican ausdrücklich anerkannt, ob er aber noch von der Zweckmäßigkeit einer Gesandtschaft bei der Curie überzeugt ist. bleibt mindestens zweifelhaft. Das ist jeden falls dem Reichskanzler wie allen anderen Politikern klar ge worden, daß die Wiederherstellung dieser Jnstikulion absolut nichts genützt hat. Fürst Bismarck hat durch diesen Schrill, wie durch viele andere, eben nur aller Welt seine versöhnliche Gesinnung und sein ernstliches Streben bekundet, den Wünschen unserer katholischen Mitbürger gereckt zu werden. Wenn aber von einem Erfolge überhaupt die Rede fei» kann, so ist es höchstens der, daß abermals Jedermann erkannt hat, daß Nachgcben und Ent gegenkommen der unsicherste und unrichtigste Weg ist, ivelcker in> Kampfe mit Rom zu Resultaten führe» kann. In Rom Kat man bis zum letzten Augenblick der Hoffnung Raum gegeben, eS werde aus Jacobini's Note noch eine Ant wortnote einlrefsen, cs freut unS aufrichtig, daß sich wenig stens in dieser Hinsicht die päpstlichen Diplomaten getäuscht haben. Wenn das auch bei der „Kreuzzeitung" möglich ist, in unseren. Auswärtigen Amte wird man niemals dnö Fein gefühl für die Würde des Staates verlieren. Der „Urlaub" deS Herrn von Scklözer dürste auch jedenfalls von längerer Dauer sein, als cS sonst üblich ist, und die Hoffnung der vaticanischen Herren, daß ihnen abermals neue „Garantien" durch weiteres Nachgeben von Seiten Berlin« geboten würden» dürste doch eine eilte sein. Vielleicht sind wir diesmal etwas fester, und kann dürften sich bis zum Herbst Le. Heiligkeit und seine Carvinälc vielleicht eines Besseren besinnen und daS „voll xossumus" etwas einschränken." * Tie Frage der Wirksamkeit von Ouarantaine- Maßregeln gegen die Cholera und andere Epidemien ist von so erheblicher samtairer nickt nur, sondern auch wirth- sckastljcher und commerzieller Bedeutnng, daß sie die öffent liche Meinung in Europa, auch wenn die gegenwärtig von Egypten aus drohende Gefahr glücklich vorübergehen sollte, voraussichtlich in zunehmendem Maße beschäftigen wird. Jede sachkundige Stimme, welche sich in dieser Krage erhebt, wird die allgemeinste Beachtung finden, und zumal das Urtheil einer so bedeutenden Autorität auf dem in Rede stehenden Gebiete, wie deS Professors v. Pettenkofer, welcher die Frage in einem Münchener Blatte bespricht, darf darauf rechnen, von keiner Seite überhört zu werden. Uni so mehr ist zu bedauern, daß dieses Urtheil völlig negativ auSsällt. Herr v. Pettenkofer kommt auf Grund der bisherigen Er« jahrungen und seiner in Fachkreisen bekannten An schauungen über die VerbreitungSwcisc der Cholera zu dem weiiig tröstlichen Schluffe, daß Ouarantame, Sichcr- heitScorkon und ähnliche Maßregeln nickt im Stande sind, die Ausbreitung der Epidemie und ihr Eindringen nach Europa zu verhüten, daß c« dazu vielmehr einer ganz un ausführbaren Hemmung und Einschränkung deS gesammtcn Verkehrs zwischen Indien und Europa, bezw. den Küsten ländern deS MittelmeereS bedürfen würde. Die Einschlep pung deS KrankbeitöträgerS habe nicht nolhwendig und un mittelbar den Ausbruch der Epidemie zur Folge, vielmehr könne jener lange Zeit latent bleiben, bi« da- Eintreten günstiger EntwickclungSbedingungen die rapide Vermehrung der Krankbeilöpilze »nd damit den Ausbruch der Epidemie be wirke. Diese von PcUenkvser mit zahlreiche» Erfahrungen belegte Thatsacke ist allerdings geeignet, die durch Abschließung der Seuchenherde erlangte Sicherheit als eine recht zweifelhafte erscheinen zu lasten, aber wir meinen dock, cö hieße weit über das Ziel hinausschießen, wollte man daran» folgern, daß eine solche Ablchließung und Ouarantaine - Maßregel durchaus wirkungslos und überflüssig seien. Hat frühere Erfahrung bewiesen, daß solche Maßregeln keine »nbcdingle Sicherheit gewähren können, so kan» koch der Beweis nicht erbracht werken, daß ohne ihre Aittvendung die Ausbreitung der Epidemie nickt eine viel schnellere, allgemeinere und inten sivere gewesen wäre, und können wir nun einmal den AnSbruch der Cholera dort nickt verhüten, wo ein „latenter" Krankheilskeim liegt, so können wir koch, nack tem er wirksam geworden ist und sich vermillioneiijacht hat, de», Verschleppen »euer Keime in nicht inficirle Orte wenigslenS erschwerend cntgegcnwirken. Es wäre lranrig, wenn wir dem Vordringen eines so furchtbaren Feindcs mil fatalistischer Unlhäligkeit zuschauc» solllen, und gewiß ist das auch nickt die Meinung Pelicnkoser's. Die MiUbeilun,en unseres bedeutenden LandSmanneS müssen dazu diene», 7ie Gefahr in ihrer vollen Größe erkennen zu lassen und zu immer weiterer Vcrvolllvniiiiiinng der Schnz-maßregeln zu drängen. Vor Allem aber werten daraus die aus ^ie «Lickerheit Europas bedachten Instanzen die Aufsorkernu; entnehme» können, ihr Augenmerk mehr uninillelbar auf die i nd isch - ll rl> ei ina l h derSeuche zu rickle» und dem llebel an der Ouclle cntgegenzutreten. DaS schein! uns die praktische Folgerung ans dein bemerken-ioerlben Gulacltten 1» sei», jedenfalls aber nickt etwa die Befürwortung einer so gleichgiltigen Haltung, wie man sie in England HankelS- mterestcn zu Liebe bislang angenommen hat. ^ * DaS Beispiel China-, welches Panzer- »nd -vorpedosahrzeuge in größerer Zahl auf deutschen Privatwcrstcn bauen läßt,' scheint auch bei curopäiswen Staaten Nachahmung zu finden. Wenigsten- siebt in Bremen aus der Werst der dortige» Schiffbau-Gesellschaft ein für Rechnung der spanischen Regierung gebautes Torpekosahrzcug der Vollendung entgegen, dessen Ansvrobunz insbesondere auch durch Schicßvcrsuche voraussichtlich in der Kieler Fährte stattsinden wird, zu welchem Ende die Erlanbniß zum Passircn deS EibercanalS für jenes Schiff bereits nachgesuckt ist. Man wird annebmen können, daß die inländischen SckifffahrtS- gesellschasten. welche bisher z»m Theil noch im Auölande arbeiten ließen, auch ihrerseits im vollen Umfang der heimischen Industrie ihre Aufträge zuwcndcn werden. * Die polnische Propaganda unterhält in der Provinz Posen eine ganze Anzahl von Schmutz- und Skandalblättern. »deren einzige Ausgabe eS eigentlich ist, die unteren Schichten I stetig aufzuwicgeln und ihnen den Haß gegen daS Deutsch-
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