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WoigllimMm Anzeiger. k Amtsblatt . M für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. 1 U 8ech8uMebenMter Jahrgang. lum K' Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. vor- GM Dieses Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar DienstaqS, Mittwochs, Donnc^^s und LonnabendS. Jährlicher Abounementspreis, welcher pränumei-Loäo zu entrichten ist, «sch bei Beziehung durch die Post 1 Thlr. 26 Nar. — Annoncen, die bis Bormitlags 11 Ubr einzehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später ein- §ciide Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene EorpuS-Zcile berechnet. Linzeilige mit 2 Ngr. — Für die stei.1, «gewärtigen Königl. Gerichtsämter und Dtadträthe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Karl August Kretschmer, cn^ M in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, iu Schöneck bei Herrn E. A. Hüttel «ou., in Mühltroff bei Herrn Ehausseegelder-Einnehmer Holzmüller. _ - e. Sonnabend. Mai 1865. ir, . pr- , 52 Nai- »tbr.- hes und UNS Hw ec Nordamerika. 1. Geschichtlicher Rückblick. Jahrzehnte lang wurden uns Deutschen, die wir nur zu gern geneigt sind, andere Länder und Völker aus Kosten unseres eigenen Vaterlandes zu bevorzugen, tie vereinigten Staaten von Nordamerika, als einziger Hort der Freiheit, als Muster des Rechtsstaates, als das Laud unerschöpflicher Neichthümer und grenzen loser Duldung, kurz als Goldlaud vorgestellt, in dem Jeder nach seiner Fa<;on 'selig und hiemeden schon nach Belieben reich, angesehen, glücklich werden könne. Die jugendlich aufblühende, naturwüchsige Republik mit ihren bewährten Staats einrichtungen stellte man den „alternden, verkommenen Polizeistaateu Europa's" mit Patbos gegenüber und wies darauf hin, daß die Monarchie die Völker unaufhaltsam dem Sicchthume zuführe, die Republik aber alljährlich in unerhörten "Dimensionen sich ausdehne, ihre Kräfte ins Unendliche steigere rc. Den ver schuldeten, schwer besteuerten, mit Civillisten und Beamtengehalten belasteten, in Kabinetskriege verwickelten Monarchien des alten Europa hielt man den klaren Spiegel der nordamerikanischen Finanzen vor, worin nichts von drückender Be steuerung, nichts von kolossalen Staatsschulden, nichts von den traurigen Trophäen verheerender Eroberungskriege, sondern nur wirthschaftliches Gedeihen im groß artigsten Maßstabe wahrzunehmcn sei. Dieß Alles wurde so ost gesagt, von äußeren Umständen unterstützt, von unverdächtigen Freisinnigen gepredigt, daß wir cö schließlich sür unumstößlich wahr annahmen. Die praktischeren Eng länder und Franzosen haben sich weniger begeistert und die Schattenseiten des Bildes niemals aus den Augen verloren. Solche Schatten aber, das ist gegen wärtig bis zur Evidenz erwiesen, haben schon vor dem gegenwärtigen Bürger kriege, ganz abgesehen von der „grauenhaften Institution der Sclaverei," das staatliche und soziale Leben der großen Republik verdunkelt. Der nun beendigte Bürgerkrieg entwickelte sich nicht auf einmal, seine Ursachen lagen tiefer; die Sclaverei — daS weiß jetzt jeder Anfänger im Studium der politischen Zeit- crschcinungen, war nicht der Beweggrund dazu. War ja doch die „grauenhafte Institution" sogar durch die Verfassung geschützt und hatte den Aufschwung des Ganzen keineSweges gehindert! Und wer heute noch nicht begreift, daß der bisherige Bürgerkrieg nicht ein Kampf der Freiheit gegen die Sclaverei, sondern der entgegenstehenden Interessen zwischen Nord und Süd, ein Ringen um die Herrschaft war, verstärkt, erbittert und verpestet durch bodenlose Korruption und blinoe Leidenschaft — mit einem solchen gutmüthig Gläubigen oder absichtlich Blinden kämpfen Götter selbst vergebens. Ter Unabhängigkeitskampf der vereinigten Staaten gegen England im vorigen Jahrhunderte ist hauptsächlich von Männcrn aus den heutigen „Nebellen- staaten" ausgenommen und glorreich durchgeführt worden. Jene wahrhaft großen Männer gaben auch dem neu gegründeten Staate eine Verfassung, welche die bestehenden geselligen (sozialen) Verhältnisse weise berücksichtigte. Die Leitung der Republik blieb auch bis auf die neueste Zeit hauptsächlich den Staatsmännern des Südens anvertraut, und sie waren es ferner, die staatsmännische Befähigung bethätigten und die Republik zu der ehemals bewunderten Blüthe brachten. -Inzwischen änderten sich ällmählich die Verhältnisse und zwar hauptsächlich in Folge der klimatischen Verschiedenheiten des Landes. Ströme von Einwanderern flossen dem Norden zu, der auch dadurch dem Süden an Bevölkerung überlegen wurde. Dieser dagegen erhielt nur geringen Zuwachs an weißer Bevölkerung, weil diese das Klima nicht ertrug. Wollte er nun wirtschaftlich nicht zurück- Nal- Sr., Br., lug- ,ept.- ein, Mit 5 die , auf uven -fern ufe eicht- UttV i pr- bleiben, so mußte er zu dem traurigen Mittel möglichster Vermehrung der schwarzen Na<,e Zuflucht nehmen, was er auch that. Alljährlich ward so daS Mißverhältniß zwischen Freien und Sclaven immer größer. Aber auch die übrigen Lebensverhältnisse änderten sich und liefen in Nord und Süd entgegen gesetzt auseinander. Bei der Gründung der Republik war dieselbe fast nur ackerbautreibender Staat gewesen, die Interessen der einzelnen Theile wider strebten einander nicht. Die größere Bevölkerung des NoroenS aber brachte diesem Fabriken und Manufakturen, die mehr abwarfen, als die Rohstofferzeugung. Sie vermehrten sich daher auch rasch, große, ausschließlich Handel und Gewerbe treibende Städte schossen empor. Ueberdem nahm der Norden eine Menge ultraradikaler, breitestdemokratischer Elemente aus Europa auf, die ihre über schwänglichen Ideen den Städten des Nordens einzuimpfen eifrig bestrebt waren. Diese Ideen waren dem Süden entschieden feindlich; denn dieser war acker bauend geblieben und hatte in sich mehr und mehr eine Pflanzerindustrie aus gebildet. Auch die materiellen Interessen gingen auseinander. Die Fabrikanten des Nordens, ducch hohe Schutzzölle reich geworden, verlangten mit der von ihnen abhängigen Städtebevölkerung deren Beibehaltung. Die Pflanzer deS Südens dagegen strebten nach Freihandel. Zuletzt kam die Machtfrage. Der Süden, bisher unausgesetzt im Besitze der Macht, schrieb sich eine geschicht lich dargethane größere Befähigung und Berechtigung zur Herrschaft zu, sah aber seine Stellung immer schwankender werden. Er griff also zur Ausdehnung des Sclavereigebieres. Läßt sich nun auch dieses Mittel eben so schwer mit dem Geiste der Verfassung vereinigen, als noch weniger vor dem Richterstuhl der Moral rechtfertigen, so griff dagegen der Norden den Süden in seiner Existenz an. Dieser sah seine Staatseinrichtung, seine Selbstständigkeit, sein Eigenthum aufs Aeußerste bedroht. Durch Wort und Schrift hetzten fanatische Abolctionisten die Sclaven zum Entlaufen auf, das Volk des Nordens nahm die Entlaufenen, dem Gesetz entgegen, in Schutz und die Richter des Nordens hatten nicht Macht oder Neigung, dem Gesetze Achtung zu verschaffen. Der Süden wurde dadurch zum Aeußersten getrieben, die Erbitterung auf beiden Seiten steigerte sich so sehr, daß man weiser Mäßigung kein Gehör mehr gab; außerdem war in dem wüsten Treiben der fünfziger Jahre Bestechung im Großen und Kleinen fast zum System geworden. Nichts erinnerte mehr an die sittliche Größe der alten Helden und Staatsmänner im Unabhängigkeitskampfe; nicht- mehr hielt die Erbitterung der Parteien ab, die Pflicht der Vaterlandsliebe gänzlich zu vergessen und allein ihrer Leidenschaft nachzugeben. Als endlich der Süden 1861 bei der Präsidentenwahl unterlag, riß er sich vom Norden loS. (Fortsetzung folgt.) Zeitungen. Lachsen. Bisher durften geistliche Güter und Gemeindegrundstücke nur dann in das Grund- und Hypothekenbuch eingetragen werden, wenn sie mit dinglichen Rechten oder Dispositionsbeschränkungen entweder schon belastet waren oder be lastet werden sollten, während für alle andern Fälle ihnen das Grund- und Hypothekenbuch verschlossen war. DaS neue bürgerliche Gesetzbuch bestimmt dagegen ohne Ausnahme, daß das Eigenthum von Grundstücken auch durch Eintragung des Erwerber- in da- Grundbuch erworben werde, was nur die