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U Meißner Gaffe L. «e Zeitung erscheint rie»»«,, Gaunerftag und G»««aße»d früh. M»,«ne»e«t»- Vreid: -erteijLhrl. M. 1,88. Zu beziehen durch Me kaiserlichen Post- EA^taiten und durch unsere Boten. Bei steter Lieferung UG Hau* "hebt die MM noch eine Ge bühr von 2ü Ps. Sächsische VocheitmA Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und kandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshaupttnannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrimm« ZKLLer in Dresden. S»ser«te Wabe» bi» Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: Melspalt. Zelle LOPf. Vitter Eingesandt: 4« Pf. S»ser«te»- Wu»«h«efte»en: Invalidendank, Haalrnstein L Bögler, Rudolf Moste, G. L Daube L Lo. W Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., Wr. 27. Sonnabend, dm 2. Wär; 1901. 63. Jahrgang. M den Nonat Ulirz nehmen Bestellungen auf die „Sächsische Dorf- zeituug" alle kaiserlichen Postanstalten und Post- expeditionen, sowie auch alle Landbriefträger gegen Vorausbezahlung von 6V Pfg. entgegen. Geschäftsstelle der „Sächsischen Dorfteitung". Deutsche Auswanderung. Rach jetzt veröffentlichten statistischen Angaben ist die deutsche Auswanderung auch im vergangenen Jabre wieder zurück gegangen und betrug nur noch 16,960 Personen; das ist die geringste Zahl, die inner halb der letzten zwanzig Jahre zu verzeichnen war. Zweifelsohne ist diese Abnahme der Auswanderung in erster Linie, wenn auch nicht ausschließlich dem zunehmen, den Aufblühen der Industrie zuzuschreiben, die aus. reichende Anziehungskraft besessen hat, um die Be völkerung von der Auswanderung abzuhalten und dem Baterlande zu bewahren. Wie groß der hierdurch er. zielte Gewinn ist, ergiebt sich, wenn man die zurück liegenden Auswanderungsziffern mit der jetzigen ver- ! gleicht: 184,000 im Jahre 1881 und 93,MO im Jahre 1891. Diese Zahlen haben nicht nur ein allgemeines volkSwirthschastlicheS Interesse, sondern sie find jetzt gerade, wie die „Köln. Zta.* meint, von besonderer Wichtigkeit, da ste die Behauptung widerlegen, der zufolge ein Niedergang der Industrie für die all, gemeinen ReichSinteressen nicht sonderlich schädlich, der Landwirthschaft aber nützlich sein würde. Wenn wirk lich die Industrie nicht mehr die von ihr beschäftigten Arbeiter weiter behalten könnte, so würden ste keine-, weg- sich zu billigen Preisen der Landwirthschaft wieder zuwenden, vielmehr sei eS im höchsten Grade wahrschein lich, daß sie auswandern und damit überhaupt dem Baterlande ohne Nutzen sür irgend Jemanden verloren gehen würden. Die Landwirthschaft allein scheine nicht im Stande zu sein, die Arbeiter an die Scholle zu fesseln, wie sich daraus ergiebt, daß die Auswanderung in solchen Ländern, die der Industrie entbehren, sehr viel stärker und immer unaufhaltsamer wird. Wenn die Auswanderung im verflossenen Jahre die schwächste seit 20 Jahren genannt wurde, so war damit nur die retchS. deutsche gemeint, während die Auswanderung von Aus ¬ ländern über deutsche Häfen ununterbrochen im Steigen begriffen ist und auch augenblicklich noch steigt; eS find nem. lich im vergangenen Jahre über Hamburg und Bremen rund 160,000 Ausländer ausgewandert, meist Ungarn, Slawonter und Russen. Diejenigen GebietStheile, die in der Hauptsache diese Auswanderer lieferten, find rein ländliche und eS zeigt sich also im Aut lande die Erscheinung, daß die Landwirthschaft, wenn sie nicht von einer kräftigen und gefunden Industrie unterstützt wird, nicht im Stande ist, ihre Arbeiter von der Aus- Wanderung abzuhaltrn. ES liegt aber kein Grund zu der Annahme vor, daß, was im SuSlande zutrifft, nicht auch bei uns zutreffen sollte. Der Satz, daß die i Industrie eS ist, die den Arbeiter stärker als die Land- ! wirthschast an die Scholle fesselt, wird für Deutschland auch dadurch bestätigt, daß die deutsche Auswanderung immer in den Provinzen mit schwach entwickelter In dustrie am stärksten gewesen ist. Ein Niedergang der Industrie würde die beschäftigungslosen Industriearbeiter lediglich in'S Ausland und nicht aus die großen Güter treiben und aller Wahrscheinlichkeit nach würden ste bei diesem AuSzuge auch viele ländliche Arbeiter mit sich fortreißen, so daß der Arbeitermangel auf dem Lande nicht gehoben, sondern eher verstärkt werden würde. Dem ist entgegen zu setzen, daß bei der Ver minderung der Auswanderung doch noch andere Faktoren Mitwirken, als die von der „Köln. Ztg/ im industrie freundlichen Sinne angezogenen. Bor Allem ist e- die Erschwerung, die durch die amerikanischen Behörden der Einwanderung zu Theil wird. Dem mittellosen Arbeiter, der früher, nachdem er gerade noch das Fahrgeld auf gebracht hatte, drüben ankam mit nichts, als einem Paar gesunder Fäuste, ist heute der Eintritt in die Bereinigten Staaten vollständig gesperrt. Wenn er nicht im Stande ist, eine entsprechende Geldsumme vor« zuweisen, so wird er gar nicht erst an das Land ge lassen, vielmehr ist das Schiff, das ihn brachte, ver pflichtet, ihn wieder mit zurück zu nehmen. Obwohl daher im eigenen Interesse die Gesellschaften schon vor der Au-reise eine sorgsame Prüfung vornehmen, sanden in Newyork im Jahre 1900 noch mehr als 8M Zurück weisungen statt. Dabei ist eS aber ferner unter den sür die Aus wanderung in erster Linie in Betracht kommenden Per sonen längst kein Geheimntß mehr, daß sich die DasetnS- bedingungen in Amerika in den letzten Jahrzehnten er heblich verschlechtert haben. Die goldenen Zeiten be freien Regierungslandes, da- früher so manchen sich nach Selbstständigkeit sehnenden Landarbeiter über den Ocean lockte, find längst vorüber und zur Gründung einer Farm gehört jetzt in Amerika, wie in Deutsch ¬ land -um Ankäufe eine- Landgutes Geld, Geld und noch einmal Geld. So bliebe nur noch der höhere Lohn al» Lockmittel zur Auswanderung; doch braucht gar nicht erst erwiesen zu werden, daß dieser Gewinn nur ein scheinbarer ist und durch die in Amerika herrschende Theuerung der Bedürsnisse mehr a!» aus gewogen wird. Schließlich wird man wohl aber auch nicht fehl greisen, wenn man in der Abnahme der Auswanderung ein Anwachsen de» Bewußtseins al- deutscher Reich», bürger erblickt. E» ist jetzt ein Menschenalter, daß sich alle Glieder de- deutschen Reiche» zusammen gefunden haben und die Folgen der Einigung beginnen sich nun auch auf diesem Gebiete wohlthätig zu zeigen. Die Gründe, die srüher so viele Träger unserer besten BolkSkrast über da» Meer getrieben haben, find längst weg gefallen; zu dem Stolze, ein Deutscher zu fein, gesellt sich der Wunsch, im Baterlande zu bleiben und zu leben, umso mehr, al» ja auch in ihm auf allen Gebieten die Existenzbedingungen allen daS Gegentherl behauptenden Schreiern zum Trotze sich gehoben haben. Dieser ideale Grund sür die Abnahme der Auswande rung ist sicher nicht der schwächste. Politische Weltschau. Deutsche« Reich. Bei der Fortsetzung der zweiten Beraihung des MilitärelatS in der 57. Sitzung de- Reichstage- wiederlegte Generalleutnant v. Vie- bahn die Behauptung de- Abg. Kunert (Soc.), daß die Mißhandlungen im deutschen Heere zugenommen hätten. Nach einer statistischen Zusammenstellung für die Jahre 1890 bi» 1899 betragen die Mißhandlungen aus die Heere-stärke berechnet im Jahre 1890 1,10 Proc., im Jahre 1899 0,63 Procent. (Hört, Hörl!) Die Miß handlungen sind also annähernd auf die Hälfte zurück gegangen. Sodann betonte Abg. Werner, er erkenne an, daß die Militärverwaltung jetzt möglichst viel direkt bei den Producenten kauft; seine Freunde aus Sachsen sagten ihm, daß sie mit den Preisen und Bedingungen der Militärverwaltung ganz einverstanden seien. Da gegen find die Entschädigungen für Einquartierungen und Flurschäden viel zu gering. Jetzt giebt eS 80 Pf. pro Tag sür Einquartierungen, damit ist nicht» zu machen; deshalb geben jetzt schon viele Kommunen Zuschüsse. Wäre eS da nicht richtiger, wenn man die großen Städte heranzöge, um die Lasten für die Landgemeinden mitzutragen? Sind doch die großen Städte, die die Annehmlichkeiten der Garnisonen haben, von Ein quartierungen meistens verschont. Nachdem die Debatte noch einen Ausflug auf da» Gebiet der Polenfrage ge- macht hatte, wurde der Gehalt de» KriegSministerS Ieuilketon. Vergeltung. Roman von S. Doudney. (Nachdruck verboten.) (7. Fortsetzung.) Ein tiefer Schmerz um den verlorenen und ei» innige- GlückSgefühl über da» Kind stritten im Herzen der jungen Wlttwe. Aber wie groß auch die Sehn, sucht nach dem geliebten Sotten wir, Rose empfand e- doch deutlich in dies m Augenblicke, daß Gott ihr reichkn Ersitz in dem Kinde gegeben und daß Er e» in Seiner Weisheit wohl gemacht, al- Er ste am Leben erhielt — sür Klein. Esfie. Zum ersten Male seit Heinrich'- Tode war sie glücklich und dankbar sür ihr Leben. 8. „Ein edle- Herz lernt schnell verzeihen.* Kleir-Esfie war nicht gerade ein trotzige» Sind, aber sie hatte doch, wie man sogt, ihr Köpfchen sür sich. Ganz besonder- selbstständig war sie in ihrem Empfinden. Wer emmal Gnade vor ihren Augen ge- suuden, den hatte ste bald dauernd lieb; aber ebenso fest hielt sie auch an ihren Antipathiren. Tante Myra hatte sie entschieden lieb und wenn diese fang, so verließ Esfie mit Freuden Poppen und Spielzeug, um in den Salon hinunterzueilen; wollte da- zuoge Mädchen da- Kind aber länger an sich fesseln oder gar versuchen, ihm die Geheimnisse de» Wissens und Könnens zu offenbaren, so zeigte sich Elsie von der unliedenSwürdigfien Seite und die Gc- duld der Tante riß sehr bald. Die Generalin hatte nach dem ersten Versuche, die Enkelin zu unterrichten, ihre Unfähigkeit sofort ein- gesehen und so war man denn allgemein gespannt, wie sich da- Berhältniß der neuen Erzieherin zu Esfie ge stalten würde. .lieber Erwarten gut*, sagte die Generalin nach wenigen Tagen a!S Antwort auf eine Frage von Luc'an. Und daS war wirklich so. Wohl kehrte Esfie auch gegen dte unbekannte Mutter die schroffen Seiten ihres EharakterS heraus, aber mit freundlicher Geduld und nimmermüder Liede wußte Rose daS Kind stets zu überwinden. Die Frühlingstage, die Rose jetzt mit dem Kinde verlebte, brachten ihr fast gleiche Seligkeit wie jene Rosevtage, da sie Heinrich'- Liebe gewann und er- wiederte. Die Morgenstunden durfte sie ganz de« Kinde widmen; später am Tage machten dann dte übrigen Familienglieder ihre Ansprüche an die neue HauS- genosfin gellend. Wie sehr sich Myra auch sträubte, aus die Dauer konnte sie sich dem Einfluß der liebenswürdigen junge» Frau doch nicht entziehen und unmerklich für sie selbst, der Umgebung aber auffallend, wurde auS der wilden, ungestümen Myra ei» heitere», freundliche» Menfcher- kind. Fast größer »och war die Veränderung, die mit Lucian vorging. Der allezeit ernste und unfreundliche Mano, der nie ein überflüssige» Wort sprach, scherzte und lachte jetzt bei den Mahlzeiten mit Mutter und Schwester und erschien fast regelmäßig im Salon, wenn er Rose dort wußte. Die Generalin war der jungen Wütwe herzlich dankbar für den Sonnenschein, den sie überall ver breitete und glaubte ihr da- am besten dadurch zu bc- weisen, daß sie sie mehr und mehr in die Geselligkeit de- gastlichen Hause- hineinzog. Bald kannten alle Freurde der Familie die neue Erzieherin. Wohn man in diesem vornehmen Kreise jetzt kam, da bildete sie da- Gesprächsthema. „Sie kenne» Frau Werner nicht? Unglaublich!* „Eie ist eine Schönheit ersten Range»!' „Und liebenswürdig und klug!* „Sie muß auS sehr guter Familie fein.* „Dazu bemittelt!* „Sie nimmt eine ganz familiäre Stellung bei den stolzen Villar- ein. Woher mag sie nur fein?* Während sich die Gesellschaft so den Kopf über „den neuen Stern* zerbrach, verlebte Rose ruhige, glückliche Tage o it ryrem geliebten Kinde und der Generalin, die sie vollständig zu ihrer Vertrauten machte und dte intimsten HSu-Ucheu Verhältnisse mit ihr besprach. Erne- Tage- saßen die beiden Damen wieder eir- mal ollem in dem Zrmmer der Generalin, al- da» Gespräch zu Rose'» Freude endlich auf den früh ver storbenen Sohn deS Hause» kam. „Lucian wäre sicher verheiratet*, meinte die Generalin im Laufe der Unterhaltung, „wenn er dc- mal» nicht die traurige Geschichte mit dem Bruder er-