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Dezugs-Debühr «nmn»»»«»». El»«»!««»»»« r 27run«d», M. «chwß^»»»I »«r ! l»«0«0x»nmdp»^i,: »i« «aua Anzeigm^eise.pLL?F»r^ÄN^^ Sachl«r» «. «M, 0>«t«va,dlt»r lÜ. >0. Nu««. LustiL,« ,«»«» D-rouid^adlun,. »urt«Mr«N, S»/^Q. M»»a>». »»n m»»?ch » ^ V.M»^N«nt» 10»» »o-dnu» uur «u »«!»»« v»»*-»-u«»d» <.«»»»,« Niutzr.-) nEi». — SchrWia», ««»»» »t<d> aus»«wad». Ein rein svzialiskisches Kabinett in Sachsen. Me allen Minister im neuen Kabinett. — Dr. Keinze bei« Reichskanzler. — RegiernngserklSrnng am Donnerslag abend. — Abbruch de» Streiks in Sachsen. — Ultimative Forderungen -er Sozialisten an die Reichsregierung. — Streikgssahr in -er Deamtenfchast? — Unerhörter Terror des separatischen DerrS!ergefindels. Die Regierungsbildung in Sachsen. Dle Nachrichtenstelle der GtaatSkanzlei verbreitet fokgendeS: Rochöe» der Ministerpräsident Fevisch vom Landtage »e»Shlt «b diese» dem ReichSkommisiar Dr. Heinz« zur Kenntnis «bracht worden ist, hatte sich der Reichst»«» «ifsar »ach Berlin begebe» «nd dem Reichskanzler Dr. Gtresemana über die nunmehr geschaffene Sachlage Bericht erstattet. Der ReichSkommisiar hat den Minister» »riistdente, Fevisch ersncht. ihm die Minifterlift, feines Kabinetts mit,«teilen. Der ReichSkommisiar wird ehr >» Lanse de» Donnerstag vormittag de« sächsischen Ministerpräsidenten empfangen and ihm di« Stellungnahme »er Reichsregiernug bekauntgrbeu. SS ist zu erwarten, daß die Ziele, zu deren Erreichung die NeichSregiernnq den ReichSkommisiar eingesetzt hat. damit erreicht sind, (?) U« MihverstSndaisien vorzubeugen, teilt das Wehrkreis» kommaudli mit, daß au der Dnrchsührung des Ausnahme» znstandeS, der Unterstellung der Staatspolizei unter de« Wehrkreiöbefehlshaber und de» hierzu getroffenen Verein barungen, sowie de» Aufgaben der eingesetzten Truppen sich nicht» geändert hat. DI« mrmisllchlllchr sächsische WinIsierNste. RegiernngSerkiSrnng im Landtag Donnerstag abend. A» sozialistische« Kreisen wird verbreitet, der in der hetzte» Nachtsitznng b«S sächsischen Landtages gewählte Ministerpräsident Fellisch beabsichtige, sei« Kabinett in fvl» »enber Weise zusammcnzustcllen: Prilsidimn: Kellifch. Inneres: Liebman«. Wirtschaft: Krätzig. Arbeit: Graupe. Finanzen: Held. Ansitz: Ren. BolkSbilbnng: Fleißner. Für hente Donnerstag, abenbö st Uhr. ist ein« Landtags» sitznn« vom Präsidenten Winkler einbernseu worden mit der Tagesordnung: Vereidigung deS Ministerpräsi denten und Regierungserklärung. » MlnINerprSltdenl Aellilch entstammt einer Arbeiterfamilie, Tr wurde am l. Juni 1881 in Frausladt, Provinz Posen, aeborrn, verlebte aber schon seine früheste Kindheit i» der kleinen Industriestadt Haynou in Schlesien, wo er auch acht Jahre die Volksschule besucht« und daraus das Hand werk der Glae/ihanbschuhmacherei erlernte. Als Gehilfe bereiste er dann die verschiedensten Hegenden de» Reiche», besonder» Mittel deutschland, verbracht« van 1SOS bi» lVOi seine aktive Milttärzett in Mülhausen t. TU., besuchte 1912 bi» 1918 di« sozialdemokratische Parteischule in Berlin und war seit iv>8 Redakteur der „BolkS- stimme" in Chemnitz. Seit dem Jahr« 1918 Ist Fellisch Mitglied de» sächsischen Landtage» bzw. der BolkSkammer und war seit INI« Stadtverordneter in Chemnitz. Der Sozialdemokratischen Partei und freien Hewerkschast»bewegung gehört er seit dem 1. Avril 19V2 ununterbrochen au. Im Avril 1021 wurde er zum Wirtschaft», minister ernannt. Al» di« Kommunisten in di« Regierung ein- traten, schied er au» dem Kabinett an». » Eine Erklärung der Demokraten. Die sächsischen Demokraten bedauern eS aufS lebhafteste, daß die Maßnahmen der Reichsregierung ohne jede Fühlung mit ihnen erfolgt sind. Dies >rm so mehr, weil die Er nennung deS NeichSkommisiarS und dt: Beseitigung k»s Kabinetts Zcigncr in einem Augenblicke erfolgte, wo die Unmöglichkeit deS Zusammenarbeiten» mit den Kommunisten klar am Tag« lag und der Rücktritt des Kabinetts binnen kurzem erfolgen muhte. Di: von dem ReichSkommisiar an- gcvrdneien Mabnahmen, insonderheit das Verbot der Landtagssitzungen und die Schließung des LandtagSgebäudeS. weiter die Ernennung ans- schliehlich den Rechtsparteien angehörender Be. amten werden von den sächsischen Demokraten durchaus mißbilligt. Die demokratische Landtagöfraktron hat im Ein vernehmen und unter Beihilfe üer Fraktion des Reichstages ihre Ausgabe darin gesehen, die Beschränkung deS Landtages sofort zur Aufhebung zu bringen und alles daran zu setz n. um eine den Vorschriften der Landesverfassung entsprechende Reubildnng der Regierung herbeizuführen. Die demokratische Fraktion hofft, daß ihre dahingehenden Bemühungen von Erfolg gekrönt sein werden. An ihrer Forderung, das, mit Beschleunigung und Energie gegen die verfassungswidrigen Zustände in Bauern vorgegangen werden muh, hält die Land- tasiSsraktion im Einvernehmen mit der NeichStagSfrakti„n fest. Mysteriöser Polizeistreich m Dresdner Ministerium. Eine Aktion -es Polizeloderslen Schützinger. Dom Wehrkreiskommando wird mitgctcikt: A» »1. Oktober. 10 Uhr vormittags, fuhr unter FSH» e«»g be» Polizetobersteu Schützinger ein »om. «anbo der LanbeSpvlizet t« zwei Lastkraftwagen n«r be« Ministerium vor und besetzte sofort die Eingangs halle. Die Beamt«» erhielte« Beseht, rechts und links der Treppe Spalier z« bilden. Obgleich bas Ministers«« zur» zeit als Dtenstgebände beS ReichSkommisiar» mit einer Wache der Reichswehr belegt ist «nd der machthabende Offizier so, fart »nr Stelle war, wnrde er vom Polizeiobersten Dchützm- ger nicht übe, be» Grund der Besetzung nnterrichtet. Der »achthabende Ossizter meldete den Borsall daher dem Wehr» rrel»ka««ando, welches Polizeioberst Schützinger de» Befehl erteilte, ««gehend das Ministerium wieder ,« rtlnme». Polizeioberst Schützinger kam diesem Befehl »ach. Der Vorfall gibt Veranlassung, daraus hiuzuwcisen, Hatz »ach wie vor die Polizei nnter unmittelbarem Be fehl de» Wehrkreiskommandos steht. ES war von diese» reinerlei Befehl zur Besetzung des Ministeriums an Woltzeioberst Schützinger oder au die Staatspolizeiverwaltung ergangen. Sine Klärung deS Vorfalles ist daher vom Wehr, kretSkommanbo eingeleitet worden. Der Generalstreik - ein völliger Fehlschlag. Der den Arbeitern und der Beamtenschaft anbesohlene Generalstreik von drei Tagen ist ein Fehlschlag, ein Fchl- schlag von solcher Größe, daß er selbst von den Arbeiter führern ungeschminkt cingestanden wird. Die Spitzenorga- nisatiouen der Gewerkschaften traten am gestrigen Mittwoch vormittag zusammen. Die <mS Sachsen vorliegenden Be richte waren derart niederschmetternd für die Verkünder l>rS Generalstreiks, daß das Abblascn der Bewegung beschlossen »nd di« Wiederansnahme der Arbeit für Donnerstag früh angeordvet wnrde. In keiner Stadt Sachsens tst der Streik restlos Lurchgeführt worden, in mehreren Städten ist die Proklamier»«» überhaupt völlig unbeachtet geblieben, nnd in eintaen Ortschaften ist man sogar den F>"-' nergisch aegcnüSergctreten. Dieser „Generalstreik" hat gezeigt, daß der sächsisch« Arbeiter mündig geworden ist. Er hat das Joch de» kockmunisttschen Terrors zum ersten Male energisch ab- geschütipt. Ueber die aber, die sich diesem Terror beugten, ist vielfach namenloses Elend gekommen, denn die Arbeit- geber, per andauernden Vergewaltigung überdrüssig, haben che Entlassungen wegen Kontraktbruchc» vorgenom- kinem Böttcher, einem Heckert und deren Minister- »liebe zieht da» Gespenst der Erwerbslosigkeit -n len der arme» Verführten ein. Hasse» wir. daß die mit Recht nicht nur auS Veranlassung dieses frivolen Streiks erbitterten und verbitterten Arbeitgeber gegen Kontrakl- brüchige, die Familienväter sind. Nachsicht obwalten lassen. Es kann und darf aber nickt Sache der Gewerkschaften sein, mit politischen Parteien Arm in Arm politisch: Machtfragen auStragen zu wollen. Auch für die Gewerkschaften gilt das Wort: „Schuster, bleib' bet deinem Leisten!", und das tst in diesem Falle daS rein wirtschaftliche Gebiet. Ein Aufruf -er „Aeichshilfe". BerUn, 81. Okt. Deutsche Frauen und Männer! Das deutsche Volk hungert. Tausende unserer Brüder und Schwestern sind nicht mehr in der Lage, sich selbst zu ernähren. Darum, Frauen und Männer Deutschlands, rufen wir Euch tn letzter Stunde zur Mitarbeit auf! Helft in dieser Not! SS gilt jetzt. Hunger «nd Elend zu beseitigen, «m daS dentsche Volk vor BerzweislnngSschritten zu bewahren, durch die die Reichseinheit zerstvrt und Deutschland in den Zustand der Kleinstaaterei zurückgedrängt würde. Der Kampf gegen Hunger und Not ist Mrnschenpslicht, ist aber auch Pflicht gegenüber dem Vaterland zur Erhaltung be« Staates. Dieser Ausgabe will sich tn vollem Umfange die Organi- sation „RetchShtlfe" widmen. Ihr Hauptsitz und die Ge schäftsstelle befinden sich in Magdeburg, Zollstraße 1v, nnd in Berlin, Kurfürstcndamm 181. Die „NeichShllse", gebildet von Männern nnd Frauen aller Stände, ohne Rücksicht auf politische Parteietnstellung, will durch fahrbare und fest stationierte Küche« -elfe», die Er nährung der notleidenden Kreise deS dentschen Vater landes sicherznstellen. Höchste Eilet«» not! Verbände wie Einzelpersonen, stellt Eure Arbeitskraft sofort der „RcichShilfe" zur Ver fügung! Fronen und Männer, gebt Enre Spenden an Geld und Lebensmitteln an die Sammelftcllen. Geldspenden nimmt jede Bank unter Konto Reichshilfe entgegen. Sammclstcllen für Lebensmittel werden in den einzelnen Orten bekannt- gegeben. Frau Reichspräsident Ebert, Frau Reichskanzler Strese- mann, Frau Katharina v. Ohcimb, M. b. R.. Frau Dr. Marie Elisabeth LüdcrS, M. d. N„ Frau Christine Täusch, M. R., Frau C. Hoctzsch, Graf v. Kanitz, Reichs- minister für Ernährung und Landwirtschaft. Alle deutschen Banken werden gebeten, Geldbeträge für die „ReichShtlfe" anzunehmcn und sie sofort wertbeständig an- zulegen. Verfügungsberechtigt tst die RetchStagSabgeordnete Frau v. Ohcimb, Berltn-W., Kursürstendamm 181, an die dle Banken Mitteilungen über die «tngegangencn Beträge richten wollen. (W.T. B.) l vollar täwtlled): 7-««» «Wouen § Das neue Regiment in Sachsen. Man kann die ebenso überraschenden wie befrem-Nchen Vorgänge, die am Dienstag in den vielen Tages- und Stacht- sitznngen -es Landtages den sozialistischen früheren Wirt- schaftsminister Fellisch auf den Sessel des sächsischen Minister präsidenten erhoben, nicht losgelöst von der KoalitionSkrtse tm Reiche betrachten, die. beinahe ein Dauerzustand seit Strese- mannS Amtsantritt, infolge der Maßnahmen gegen Sachsen plötzlich ungeheuer brennend geworden war. Denn wenn nicht Weisungen aus Berlin vorgelggen hätten, könnte man es einfach nicht verstehen, wie am Montag der für Dienstag anberaumte Zusammentritt des Landtages verböte« werden, wie am Dienstag nach völlig überraschender Aufhebung des Verbots die LandtagSsitznng trotzdem stattfinden konnte, warum am Montag abend erst eine provisorische Beamten- regterung gebildet werden mußte, wenn am DienStag schon der neugewählte Ministerpräsident ein fertiges Kabinett tn der Tasche haben konnte. Das alles bedeutet ein derart heil loses Durcheinander von Anordnungen nnd Absichten, daß die völlige Ziel- nnd Planlosigkeit der NeichSabsichten in Sachsen nicht deutlicher dargetan werden konnte. Kompromiße sind von jeher die starke Seite StresemannS gewesen, auf Kom promissen baut sich die Ncgierungskunst der großen Koalition ans, aber was hier als Kompromiß der staunenden Mitwelt geboten wird, bedeutet ein völliges Zurückweichen vor der Sozialdemokratie, die vor dem Verlust des Einflusses ans die Reichsregierung und vor der Wirksamkeit ihrer starken Kampfansagen kaum weniger Furcht hatte als die Neichsregie- rung, für die die sozialistische Drohung mit dem Austritt aus der Koalition genügte, um Sachsen erneut einem rein sozia listischen Kabinett anszuliefern und in Sachsen einen von vornherein aussichtslosen Lösungsversuch zn unternehmen. ES kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Haupttriebfeder sttr die Wiederausrichtung und Stärkung der sozialistischen Vor- Herrschaft in Sachse» trotz allen starken Worten, die man jetzt in Berlin gegenüber der stark gesunkenen sozialistischen Nei gung znm Austritt aus dem Reichskalttnctt an leitender Stelle findet, die Furcht vor der Sprengung der großen Koalition war, die Furcht vor der trotz allem nicht zn um gehenden Entscheidung, daß die brennenden Fragen der deutschen wirtschaftlichen und politischen Not nicht mit der mehr und mehr radiknlisiertcn Sozialdemokratie zn lösen sind. Man hat mit der über jedes Erwarten eifrigen Be flissenheit, den Wünschen der Sozialdemokratie in Sachsen durch Bildung einer parlamentarischen Regierung gerecht zn werden, der sozialistischen Agitation den Wind aus den Segeln nehmen, einer von vornherein aussichtslosen Generalstreik" Parole die Grundlage entziehen und für die Sozialdemokratie im Reiche eine Plattform schassen wollen, auf der eine Fort führung der bisherigen unfruchtbaren Komprmnißpolitik mit der stärksten und doch innerlich brüchigsten und schwächsten aller Koalitionen möglich wurde. Das ist der Hintergrund der Vorgänge in Sachsen. Der Erfolg aber tst eine gewaltige Stärkung der sozialistischen Stellung, die sich jetzt in den ulti mativen Bedingungen an- die Reichsregierung äußert, mit deren Hilfe die NcichSpolitik jetzt wieder völlig in die Bot mäßigkeit der Sozialdemokratie kommen soll. Aufhebung des militärischen Ausnahmezustandes im Reiche, ein Bukett von gefährlichsten Repressalien gegen Bayern, die Ausschaltung der Reichswehr bei der Herstellung von Ruhe und Ordnung in Sachsen und Zwangsmaßnahmen in der ErnährnngSwirt- schaft sind die sichersten Schritte, um den eben beginnenden Einzug von geordneten Zuständen in Sachsen und Thüringen zu gefährden, das Reich durch einen mehr ober minder offenen Krieg gegen Bayern in neue schwere Not zu bringen »nd jede wirtschaftliche Gesundung zu verhindern. Nicht» kan« den rücksichtslosen Machtwlllcn der Sozialdemokratie Heller be leuchten, als dieses Ultimatum an die Reichsregierung tn einem Augenblick, allerwettcsten Entgegenkommen» nnd nicht« kann geeigneter sein, dem Reichskanzler die Gefahren seiner unverständlichen Haltung klarer vor Augen zu führen. Die unverantwortliche Schwäche der Reichsregierung tst tm Be griff, der Sozialdemokratie zu einer Machtstellung zn ver helfen. dle sie trotz rücksichtslosester Mencralstreikhetze niemals erreichen würde. In Sachsen aber ist daS Ergebnis der letzten nächtlichen Landtagssitzung ein rein sozialistisches Kabinett, in dem alle die Männer sitzen, auf deren Konto die Zerrüttung der inne ren Verhältnisse Sachsens zn buchen ist, die zu beseitigen die ganze NeichSaktion inS Werk gesetzt wurde. Mit wenig Er folg bemüht man sich jetzt in allen den Kreisen, die die neue Lösung haben schaffen Helsen, den Anschein zu erwecken, als ob der Eintritt der Kommunisten erst zu den unheilvollen Zuständen in Sachsen geführt habe, als ob eine formelle Ab- sage von Männern, die zum größten Teil eben mit den Kam- munisten das Steuer Sachsens so radikal nach links gedreht haben, daS gewährleisten könnten, was erst gegen sie mit Hilfe der NeichSexckuttvc durchgesrtzt werden mutzte. Gewiß hat erst die Betätigung der kommunistischen Minister und ihre Aufreizungen zur Nichtachtung von NcichSmaßnahmen de» direkten Anlaß zum letzten schärfsten Eingreifen de» Reiche» gegeben, aber niemals konnten tn de» wenige« Wochen, tn denen die Kommunisten in den Dresdner Mini sterien amtierten, in Sachse» die Zustände jo heUloS «x»,