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Tageblatt. 1863. 195 Montag, de« 24. August «rschelu« j»« wich«««« srüh »Uhr. Austritt«»er. »« bt« Nachmittag« Nh, für die nSchstr erschein»«,« Nummr angmom»««. Freiberg, den 24. August. Oeffentliche Gerichtsverhandlung, den 4 Sept., Vormittag- S Ubr: Verhandlungstermin in Privatanklagsachen Friedrich August Forberg- allhier gegen Friedrich Wilhelm Ernst Dietze in Halsbrücke. Verhandlungstermin in Privatanklagsachen Gustav Ernst WagnerS zu Randeck gegen Wilhelmine verehel. Straßburger zu Helbigsdorf. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts zn Freiberg, sowie der König!. VerichtSämter und der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. Tagesgeschichte. Berlin. Die „Bank- und Handels-Zeitung" schreibt unterm 20. August: „Personen, die den maßgebenden Kreisen nahe steben, bestätigen die weit verbreitete Anficht, daß die Antwort des König- von Preußen abermals ablehnend ausfallen werde. Eine volle Passivität der preußischen Regierung in der Reformfrage de- Bundes steht übrigens nicht in Aussicht, vielmehr wird ein diplomatisches Schriftstück die Gründe darlcgen, die der augenblicklichen persönlichen Betheiligung des Trägers der preußischen Krone widersprachen und für ministerielle Conferenzen die Theilnahme in Aussicht stellen. Die Kundgebung preußischer Anschauungen wird ihrer Form nach »eder die eines Manifestes an das preußische Volk, resp. an die deutsche Nation annehmen, noch eine mehr als flüchtige Kritik des vorliegenden Entwurfs aufweiscn. Daß der Schluß des Fürsten- tags vor der Emanirung abgewartet werden wird, möchte wahr scheinlich, wenn auch noch fraglich sein." — Der Kronprinz soll sich definitiv geweigert haben, das Protecrorat für den statistische» Kongreß zv übernehmen; er will nicht, daß sein Name mit einem Kongreß in Verbindung gebracht »ird, welcher, wie die Verhältnisse airgenblicklich liegen, nothwendiger- »eise als ein verfehltes Unternehmen zu betrachten ist. — Die Berliner „Nordd. Allg. Ztg." vom 14. August eut- »irst ein trübes Bild von den Zuständen in Galizien. In Bezug «ns diesen Artikel wird der „Frkf. Pstztg." geschrieben: „Wir find »eil entfernt zu behaupten, daß dieselben erfreulich wären, müssen aber darauf Hinweisen, daß die größere Hälfte der Bevölkerung Galiziens aus Ruthenen besteht, welche keine Sympathien für den Ausstand in Russisch-Polen hegen, ihn viel weniger unterstützen und der Regierung keinerlei Verlegenheit bereiten. Was den polnischen Theil der Bevölkerung Galiziens betrifft, so find die Bauern durch weg dem Aufstande abhold und der kaiserlichen Regierung treu an- häuglich. Im Uebrigen kann nicht geläugnet werden, daß die War schauer sogenannte „Nationalregierung" ihre Afstliirtcn in Galizien h«t, daß sie zur Theilnahme am Aufstande gebieterisch auffordert, Steuern ausschreibt und die Verweigerer mit dem Tode bedroht." ' — Am 12. und 13. Aug. tagte in Eisenach eine Versammlung wn Vertretern von 13 Burschenschaften der 10 Universitäten Berlin, Voun, Breslau, Göttingen, Greifswald, Jena, Halle, Heidelberg, Leipzig und Marburg zur Berathung über Vereinigung sämmtlicher Kutschen Burschenschaften zu einem Bunde. Die Verhandlungen ergaben das seltene und erfreuliche Resultat, daß sich alle 13 ver tretenen Burschenschaften zu einem Entwürfe einigten, der die Grundlage späterer Verhandlungen mit den übrigen Burschenschaften, «eiche diesmal theils ihre Theilnahme abgelehnt, theilS wegen der Kürze der Zeit zu erscheinen verhindert waren, abgebcn soll. Köln, 18. Aug. Eine heute Abend von mehr als 1000 Bürgern besuchte Versammlung sprach sich einstimmig dahin aus, daß die Stadtverordneten durch ihren Beschluß, sich am Dombaufeste nicht i» bethriligen, im Sinne der Kölner Bürgerschaft gehandelt hätten. Koburg, 17. August. ES gehört zu den Verdiensten unserer ^"«ng, d-S Turnen-nicht bloß in den Städten, sondern auch Freiberger Anzeiger und ^sp-ltrm Zrilr auf dem platten Lande zum obligatorischen Unterricht-gegenständ erhoben zu haben: in jedem Dort«, welche- eine Schule besitzt, sieht »an jetzt einen Turnplatz »it Reck und Barren. Der Barr einer Winterturnhalle für die diesige Stadt stößt aber leider ans Schwierigkeiten, da sich der Magistrat und die Stadtverordnete« nicht über einen passenden Bauplatz zu einigen wissen. Hamburg, 19. August. Seit etlichen Jahren liefert Hamburg den kriegführenden Völkerschaften jeglicher Raffe und Zone kolossale Waffenvorräthe. In den Jahren 1861 — 62 wurden nämlich Hunderttausend« von Büchsen und Seitengewehren nach den Ber einigten Staaten von Nordamerika exportirt und sowohl mit de« Unionisten als mit den konsöderirteu glänzende Geschäfte gemacht. * Später, d^ h. in diesem Jahre, trat alsdann eine Pause ein, die noch fortdauert. Trotzdem aber sind unsere Waffenhändler nicht um auswärtige Kundschaft verlegen. Es wird für asiatische und südamerikanische Plätze gearbeitet, und nach Polen sind trotz der preußischen Grenz»achsamkeit nicht unbeträchtliche KriegSvorräthe eingeschmuggelt worden, die zum größern Theile au- Hamburg kamen. Das glückliche Eintreffen der Waffen auf polnischem Ge biet wurde einem betheiligtcn hiesigen Handlung-Haus« in diese» Tagen durch ein Schreiben der geheimen polnischen Nationalre- gierung «»gekündigt. - Die Körnerfeier am 26. August wird in mehr als 500 Städten Deutschlands begangeu. Fast alle schicken Deputationen nach Wöbbelin. Zahllose Kränze zur GrabeSschmückung find cin- gegangen. Alle Eisenbahnvcrwaltungen, auch die der sächsische« Staatsbahn, haben die Fahrpreise vis Ludwigslust ermäßigt und freie Rückfahrt zugestanben. Pari-, 18. August. Der „Moniteur" enthält eine Privat- correspondenz aus Frankfurt. Bis jetzt beschränkt sich der Korre spondent ans die Beschreibung der allgemeinen Physiognomie de» Kongresses und der EmpfaugSfeietlichkeiten, die einzelnen Fürsten zu Theil wurden. Preußens und seiner Stellung zum Fürstentag geschieht keine Erwähnung. Die deutschen Offiziere, werden i« Allgemeinen als sehr schöne Männer geschildert, die sich in der militärischen Tracht gut, aber etwas steif «u»nthmen. Kaiser Franz trug, wie der Moniteurcorrespondent berichtet, seine Liebling-uniform, die eines Obersten der Jäger. „Sie kleidet den Kaiser sehr gut, dessen schlanker Wuchs und etwas stolze Haltung einen gleichzeitig eleganten und martialischen Eindruck macht. Der Kaiser von Oester reich hat sanfte, blaue Augen und einen dicht?», blonden Backenbart. Er ist groß und schmal und steht jünger au», als er wirklich ist. Er ist eine offene, einnehmende Erscheinung." Die Bevölkerung zeige sich den Souveränen sehr sympathisch. Die Deutschen seien gleichzeitig sehr demonstrativen und zurückhaltenden Character» und gäben ihren Fürsten, Beweise ihrer Befriedigung, ohne gegen den Anstand sich zu vergessen. Der „Temps" fährt fort, in seinen Berichten über den Frank furter Fürstentag starke Zweifel über den Liberalismus und den Opfermuth der deutschen Fürsten zum Besten der nationalen Ein heit und Größe Deutschlands auszudrücken. „Wenn man die Stimmung Deutschlands',, meint er u. a., „Nach der Physiognomie Frankreichs beurtheilc» müßte, so wäre das deutsche Kaiserreich fertig und man hätte nur noch den Kaiser vom Römer herab aus- zurufen. Aber Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und die Stimmung der Geldstadt ist noch nicht die Meinnng des Landes." Immerhin giebt jedoch der „Temps" selber zu, daß der unerwartete Schritt des österreichischen Kaisers überall besser ausgenommen wurde, als man hätte erwarte» sollen. „Deutschland", sagt der mit den deutschen Verhältnissen sehr vertraute Berichterstatter, „ist des beschaulichen Leben» überdrüssig, e- verlangt nach Tyaten. ——— - ———- --- - —