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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 05.07.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060705028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906070502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906070502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-07
- Tag 1906-07-05
-
Monat
1906-07
-
Jahr
1906
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Lnnabme von ilnkündiauuae» bis „llchmlttaas 3 Mir, Sonn- und keicrtagr »ur Marienslrabe SS Von II bis '/-> UM Die l ivalttaeGrvnd- zeile <ca. s Silben! 20 Pia . A11- lündiaunaei, aus der Privatieite Zeile L Bia : die rwaltioe Zeile aus Lert- leite bo Pig.. als Eingciqndt Zeile «0 Psa In Nummern nach öonu- und Feiertagen 1 svalligc Grundzeile so Psg,. auf Privatieite « Psg. rlvallise Zeile aui Tcrtieile und als Eingesandt so Psg. Auswärtige Aus. träge nur gegen Borausbeiadlung. Belegblätter kosten 10 Mennige. Fernsprecher- Sir. U und 20»«. SaupigeschäftSstelle: Marienstr. ZS. Vorrätig ä Rück 50 Lkg in ullvn apotluckeii, Vrogvrion und l^.r itninrri on. -. Rr. 182. Siiiml: Neuer Prinz im Kaiserhaus., Köni^Frieduch Augnst in, Hambur- AnS dem Leben ssliänuel Garcias. Brand der MichaeliLkirche in Hamburg. Neueste Drahtberichte. Dresdner Orpheus. DvimerStag, 5. Juli 1 Ein neuer Prinz im Kaiserhaus. Wie schon durch Extrablatt gemeldet, ist die deutsche Kron prinzessin Cecilie heute vormittag um 9 Uhr 15 Minuten ron einem Prinzen entbunden worden. Ganz Deutschland wird daS schon lange erwartete frohe Ereignis im Hohenzollernhause mit aufrichtiger, freudiger Anteilnahme und mit besten Segens wünschen für Mutter und Kind begrüßen. Handelt es sich doch bei der ersten Geburt im deutschen Kronprinzenhause um einen «euen Anwärter auf den Kaiserthron, um eine Persönlichkeit, von deren Anlagen, Erziehung und Entwicklung dermaleinst viel für Deutschlands Wohlfahrt und Geschicke abhängen wird ES ist darum "kein geheucheltes, sondern ein tief und wahr empfundenes Bedürfnis für alle monarchisch gesinnten Deut schen. heute im Geiste dem -Kaiserhaus, dem erlauchten Groß eitern- und dem kronprinzlichen Elternpaare als treue Gratu lanten zu nahen und mit ihnen Gott zu bitten, seinen Segen immerdar auf dem neuen Prinzen ruhen zu lassen. Während de» kaiserlichen Großvater, der eben seine Nordlandsreise ay- getreten hat, die frohe Botschaft auf der hohen See trifft, hat eS sich unsere erhabene Kaiserin — auch hier, wie stets, das Muster, und Vorbild einer deutschen Frau — nicht nehmen kaffen, mit ihrer zarten Fürsorge der Kronprinzessin in ihrer eiHen schweren Stunde -persönlich beizustehen, da deren Mutter, di« mecklenburgische Großherzogin Anastasia, seltsamerweise fern von ihrem Kinde in Paris weilt. Man wird dem Kaiser paare die hohe Freude nachsühlen können, in dem heute ge- barenen Prinzen eine neue Generation, das erste Enkelkind begrüßen zu dürfen, und mit ihm ein neues Reis am alten Stamme und eine glückliche Bürgschaft für die Zukunft. Dem Kronprinzenpaare aber möge das freudige Familienereignis sein Eheglück noch erhöhen und innerlich vertiefen helfen, da mit «S schon jetzt, wie auch dereinst als Kaiscrpaar, gleich Wilhelm H. und seiner -Gemahlin Auguste Viktoria, ein Hort innigen deutschen Familienlebens werde zum Segen und Vor bild für dos ganze deutsche Volk! Die neuesten Meldungen lauten: Berlin. Der Meichsanz." veröffentlicht eine Bekannt machung d e s Mi ni st ers des Königlichen Hauses, Pwlche besagt: Die Kronprinzessin wurde vormittags «ignis wurde der hiesigen Einwohnerschaft durch die üblichen Kanonenschüsse bekannt gegeben. Die hohe Wöchnerin sowie der neugeborene Prinz befinden sich bei beitem Wohlsein. Berlin. lPriv.-Tel.j Wie aus Potsdam berichtet wird, stellten sich gegen 4 Uhr früh Lei der Kronprinzessin die Wehen ein. Die Kaiserin wurde sofort benachrichtigt und traf bereits 4U> Uhr vom Neuen -Palais im Marmorpalais ein. Auch die -für den ärztlichen Beistand auserschcneii Kapazitäten waren bäl'd zur Stelle. Die Höbamme, Frau Thiele, weilte schon seit Wochen im Marmorpalais, ebenso eine kräftige Amme auS Mecklenburg, die das Stillen übernehmen soll, wenn sich Li« KrvniprinzeUn nicht genügend kräftig fühlen sollte. Die Geburt nahm einen völlig normalen Verlaus. Der kleine Prinz soll sehr -gut entwickelt und sehr gawichtig sein. Die Kronprin zessin hat die Geburt trotz ihrer -anscheinend zarten Kon- »itution gut Überstunden und fühlt sich -ungemein wvchl. Der Kaiser, der gestern seine Nordlandreise angetreten ^-at, ist durch Fun-keNteiegraphie von der Geburt seines ersten Gmels benachrichtigt worden. Hier und in Potsdam prangen die öffentlichen Gebäude im Flaggenschmuck. Am Lustgarten zu Potsdam gab die dort ausgesahrene Garde-Artillerie die üblichen 101 Schüsse ab. König Friedrich August in Hamburg. Wie bereits in einem Teile der Morgenausgabe gemeldet wurde, fuhr der König gestern abend 7s?2 Uhr vom .Hamburger Hofe" nach dem Rathause, wo der Senat zu Ehren Seiner Majestät ein Festmalll zu 130 Gedecken gab. Es nahmen daran außer dem Gefolge Mitglieder des Senats, zahlreiche Bürger schafts-Mitglieder, Mitglieder der diplomatischen und konsularen Vertretungen, die Generalität, die Regimentskommandeure von Hamburg, Altona und Wandsbeck, sowie Vertreter der Kauf mannschaft teil. Bei der Tafel saß der König -zwischen beiden Bürgermeistern Dr. Burchard und Dr. Stamiuann. Mit Rück sicht aus die Brandkatastrophe unterblieb die Musik beim Fest mahl im Rathause und abends in der Umgebung des Rat hauses. Bei der Tafel erhob sich der B ü r g e r m e i st e r D r. Burchard und hielt folgende Rede: „Eure Majestät! Am sliamen des Senats und zugleich der -Bevölkerung der Freien uW^Hansestadt Hamburg heiße ich Gw. Majestät auf das herz lichste willkommen. Mie wir uns dankbar und gern der Tage erinnern, als Ew.Majestät durchlauchtigster Herr Oheim, weiland König Mbert, in Hamburg weilte und dem eigenartigen Leiben und Treiben unserer Stadt reges Interesse und warmherziges Verständnis cntgegenbrachte, so gereicht es dem Senat zu be sonderer Freude und Dankoerpflichtung, daß Ew. Majestät ge neigt gewesen sind, unserer Einladung buldvollst zu entsprechen. Ohne Zweifel wirb der feierliche Stapellauf des neuen lSchnell- dampsers „König Friedrich August" den Mittelpunkt der Er innerung bilden, welche die Hamburger Tage Ew. Majestät Hintersassen werden. Der Senat erblickt in dem Umstand, daß einem Hamburger Schiff der Name Ew. Majestät beigelegt wird, eine kräftige Betonung des gemeinsamen Äundesver-Hält- nisses und weiß es der Hambura-Amerika-Linie Dank, daß sie, des sympathischen Interesses der Hamburger Bevölkerung gewiß, den bundesfreundlichen Beziehungen zwischen Ew. -Majestät uno dem Senat. Ovischen dem Königreich Sachsen und der Freien und Hansestadt Hamburg einen erheblichen Teil dieses ge waltigen Verkehrs vermittelt. Wenn es bei dieser Sachlage nicht, ohne Interesse ist, daß schon im 13.*Aachrhundert lebhafte Handelsbeziehungen -wischen Kaufleuten der Markgrafschast Meißen und Hamburg stattgefunden haben, so darf zugleich betont werden, daß auch sonst die Beziehungen zwischen Sachsen und Hamburg stets nur erfreulicher Art gewesen sind. So haben im 17. Jahrhundert in Hamburg als der bedeutendsten Stadt des' niedersächsischen Kreises kursäch-sische Gesandtschaften residiert, und an wechselseitigen Shmpathieerweisungen von Dresden nach Hamburg und von Hamburg nach Dresden hat es weder im vorigen Jahrhundert noch in der neuesten Zeit gefehlt. Wir dürfen uns somit der Hoffnung hingeben, daß auch dem tiesschmerzlichen Ereignisse, von welchem unsere Stadt heute plötzlich betroffen worden ist, Ew. Majestät Teilnahme nicht verjagt bleiben wird. -An dem gegenwärtigen Besuche Ew. Ma jestät erblicken wir eine für die Freie und Hansestadt Hamburg und den Senat besonders willkommene und bedeutungsvolle Kundgebung. Dieser Besuch krönt die uralten sächsisch-ham- burgischen Beziehungen. Möge Ew. Majestät gern unter uns weilen. Mit diesem warm empfundenen Wunsche heiße ich Ew. Majestät nochmals dankbar und herzlich willkommen! Er heben Sie die Gläser, hochgeehrte Herren, und lassen Sie sie erklingen auf das Wohl unseres durchlauchtigsten Gastes mit dem Ruse: Se, -Majestät König Friedrich -August von Sachsen lebe hoch!" — Die Teilnehmer an der Tafel stimmten begeistert ein. Daraus erwiderte Kö nigFriedrich August mit fol gender Ansprache: „Meine Herren! Ach kann Sie nicht genug versichern, wie angenehm berührt und erfreut ich bin, wie ich Ahnen danke für den freundlichen Empfang, den ich seitens . _ . ..... - des hohen Senates und seitens der Bevölkerung gefunden habe. Schon seit längerer Zeit besteht ja. wie Ahnen allen bekannt ist, zwischen meinem Staate und Hamburg ein sehr reger Ver kehr durch die Elbe. Die Elbe ist der Heimatsstrom meines Landes und auch der Freien und Hansestadt Hamburg. Es l>at ja immer Umstände gegeben, die uns stets mit Bewun derung und Freude auf Hamburg, Lübeck und Bremen habe» blicken lassen und vor allen Dingen aus .Hamburg. An der Zeit, wo unser gemeinsames deutsches Vaierland zerrissen uni- ohnmächtig am Boden lag und in viele Teile gespalten war, und wo die übrige Welt ein einiges Deutschland gar nicht kannte, waren es die Hanseaten, die ungeachtet der großen Schwierig keiten dafür gesorgt haben, daß die deutsche Flagge im -Aus lände und aus dem Wasser nicht -ganz vergessen wurde. Nach dem nun zu unserem Glück diese Zeiten vorbei sind, da ist Ham burg vor allen Dingen mächtig und kraftvoll aufgeblülst. »ud wie Hamburgs Handel von seinem Hinterlande, von Deutich- land, abhängig ist. so ist dieses, ich muß es als Herrscher eines vorwiegend industriellen Landes wohl lagen, in iciuem Import und Export von Hamburg abhängig. Ach habe heute bei meinem Einzuge mit großer Betrübnis die schmerzliche Kunde von dem schweren Brande vernommen, der die Stadt betroffen Hot, und ich möchte wünschen, daß bas Unglück nicht gar zu grob sein und daß Gott -in seiner Güte die Stadt auch diese Heimsuchung überwinden lassen möge. Ach fordere die Anwesenden auf. meinen Dank dem Senat und vor allen Dingen Sr. Magnifizenz dem Herrn -Bürgermeister für die freundliche Begrüßung da durch auszusprechen, daß Sie mit mir in den Ruf einstimmen: Der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg lebe hoch!" Begeistert stimmten die Anwesenden in den Ruf ein. — Wegen der Brandkatastrophe unterblieb die geplante Beleuchtung des Kaiser Wilhelm-Denkmals. Weiter wird gemeldet: Homburg. Der König von Sachsen verließ heute morgen 71/2 Uhr in Zivilkleidung das Hotel in Begleitung seines Adjutanten und begab sich zunächst nach der kleinen Michaels- kirche, dem katholischen Gotteshaust, um dort sein« Andacht zu verrichten. Um 9^ Uhr wurde der König von dem Bürger meister Dr. Burchard zur Fahrt nach der Kunsthalle abgeholt. Daran schloß sich eine Spazierfahrt um die Alster. Ferner ist vorgesehen -eine Hafenrundfahrt und ein Besuch der Börse. Neueste Drahtmel-ungen vom 4. Juli. Preußischer Landtag. Berlin. Wriv.-Tel.i An beiden Häusern des Landtags machten die Präsidenten heute Mitteilung von der Geburt eines kaiserlichen Prinzen und erbaten und erhielten die Ermäch tigung, dem Kaiser und dem Kronprinzen die Glückwünsche bei der Häuser zu übermitteln. — Am Herrenhause brachte der Präsident ein Hoch auf den Kaiser, den Kronprinzen und den neugeborenen Prinzen aus. Dann wurden die gestern vom Abgeordnetenbause angenommenen Lotterieverträge mit Bremen und Braunschweig genehmigt und die Beratung des Volksschul unterhaltungsgesetzes fortgchetzt. — Das Abgeordneten haus ging über eine Petition des nassauischen Städtetages um Aufhebung der schädigenden Bestimmungen des Ausfüh- rungsgesttzes zum Flcischbcschaugesetze, sowie über eine Petition des Vorstandes des Deutschen Fleischerverbandes um teilweise Aufhebung des Z 11 des Kommunalabgabengesetzes, Ermäßigung der Schlachtgebuhren, zur Tagesordnung über. Eine Petition des Detltschen Buchdriickereivereins zu Leipzig gegen die Erwei terung -des Buchdruckereibetrieoes in den Strafan stalten -wurde der Negierung zur Berücksichtigung überwiesen. Dann wurde der Gesetzentwurf betreffend Zulassung einer Ver- schuldungsgrenze für sorst- oder landwirtschaftlich benutzte Grundstücke beraten. Die Kommission beantragte unveränderte Annahme. Zur Lage in Rußland. Petersburg. Nach einer Meldung des „Regierungs boten" wurden bei den Unruhen am 14. Juni in Bjelostok 82 Personen getötet, 78 verwundet und 1K9 jüdische Wohnungen, geplündert, wodurch «in Verlust von 200 000 Rubel entstand. Die amtlichen Ermittlungen über die Ursache der Unruhen ergaben, daß Bjelostok in den letzten Jahren zu einem Hauvtzentrum der revolutionären Bewegung Knnst und Wissenschaft. -f* Sommer-Konzert dcS Dresdner Orpheus. Der Andrang ,-vr dem Konzert war völkcrwanderungsartig, sodaß bereits beim aeginn desselben der herrliche Garten des Linckeschen Bades in seinem ganzen Bestand« der Sitzgelegenheiten von etwa 2500 Besuchern in Beschlag genommen tvar. Es ist «b«n das »ist Vertrauen, der durch sieben Dezennien fest be gründete künstlerische Kredit, der den Orpheiden u» vorhinein die Symapthien und Anteilnahme weitester Kreise sichert und sie zum Einsetzen ihrer ganzen Songesfreudiakeit und Leistungsfähigkeit besonders ermutigt. Was er darzuvieten im stände ist, zeigte er auch diesmal wieder. ES mögen gegen 150 Sänger gewesen sein, die gestern unter ihres vortrefflichen Chormeisters Albert Kluge Leitung auf dem Podium standen, ausgezeichnet diszipliniert, gleich mäßig wirkungsvoll in den Stimmcnarten verteilt, und so ge diegen für die Ausgabe des Abends vorbereitet, daß der Erfolg bereits mit dem ersten Vortrage voll einsctzte. Diesen verdienten sich die Herren zunächst mit Reinhold Beckers romantisch schönem, tief und echt empfundenem „Hochamt im Walde" und darnach mit ReihigerS „Olaf Trygvason". Zu einem an rhythmischer Sicherheit und deklamatorischer Feinheit bravour vollen Vortragsstück wurde dann der — wenn intelligent her- vorragend gesungen — feiner Wirkung immer sichere „Blücher am Rhein sReißigerl, der, namentlich auch im Baßsolo, so zündend ansprach, daß er wiederholt werden mußte. Von den Thören des zweiten Programmtestes stand E. H. Dörings »Sonnenaufgang" obenan. ES ist ein kunstvoller Satz, reich an gehaltvollen, poetischen Stimmungen, besonders fesselnd durch einen leise anklingenden religiösen Zug. der wie ein Gottesdienst in der Natur anmutet. Aehnlichen, wenn auch nickt gleich ti«t- aehenden Eindruck rief Müller-Reuters „Träumender Tannen forst" lDichtung von Baumbachl hervor, während eine neuere Komposition P. Friedrichs des oft in Musik gesetzten Wilden brucksichen „Unterm Machandelb-auni" eine etwa» weniger warme Ausnahme fand. Dafür sprachen um so allgemeiner und zünden der die Cchlußchöre an, die sämtlich zur Wiederholung verlangt wurden. Erst tvar es daS alte herrliche Volkslied „Zu Mantua irr Banden" (bearbeitet von Schieboldj, daS sich, im Piano der i Schlußstrophe besonders feinfühlig und ergreifend gesungen, die Ehre des Dacapo verdiente und nach diesem drei reizende humor volle Stücke, von denen wir Platzbeckers „J-unggesellentrost" den Vorzug geben. Keck im Behagen guter Laune und mit liebenswürdigem Sarkasmus hingoworfen, gleichsam nur skizziert, gipfelt es, geschickt deklamiert, sehr glücklich die joviale Pointe. Mit gleichem Beifall wurde Wohl-gcmuths Humoreske „Pappelmäulch-en" ausgenommen und ein musikalischer Scherz: „Der Obendrauf" von Othegraven. Letzterer will in seinem etioas schütteren musikalischen Anhalte allerdings nicht viel sagen. Glücklicher ist der Rhythmus, ein Zweivierteltakl mit einem Hopser im Anschluß, getroffen. Der Vortrag war es, der hier einzig und allein deS Redners Glück machte. — Den instrumen talen Teil des Programms führt« unter lebhafter Auszeichnung vortrefflich die S ch ü h e n ka p e l le unter Leitung des toerr» Stabshornisten Hel big aus. Ist. Kr. s* Am 1. Juli ist z» Obergorbitz, in dem Hause, das das vo» ihm mit begründete Archiv für deutsche Politik und Kultur ent hält. der Porträtmaler Bernhard Wagner t,n Alter von 73 Jahren gestorben. Seit beinahe vier Jahrzehnten lebte der Verstorbene, ein geborener Wiirttemberyer, in Dresden, ist aber im großen und ganzen nur wenig an die Oesfentlichkeit getreten. Bernhard Wagner war eine jener knorrigen, charakterfeste» mid im beugsame» Gestalte», wie sic nur noch in verschwindend kleiner Anzahl ans dem alten in das junge Deutschland herübeiraae». zudem ein eifriger Bewunderer und Verteidiger der alten Kunst. Als solcher wollte er es niemals zugeben, daß ein Böcklin oder ein Ubde einem Raphael, Michelangelo, Albrecht Dürer »nd Peter Cor nelius gleichzustellen seien. So kopierte der bis in die letzten Jahre noch rüstige Maler mit Vorliebe auch die alten Meister der Dresdner Äaleiie: vor ihren berühmtesten Bildern konnte man den Alten, des öfteren tief in seine Arbeit versunken, sitzen sehen. Daß bei seiner aller Reklame abholde» Betäigung Wagners künstlerische Erfolge nicht Schritt hielten mit semem Können ist leicht erklärlich. I» politischer Beziehung stand Wagner bis zum letzte» Atemzuge ans dem altfränkische» Stand punkte des grvßdentschcn Demokraten: kein Wunder, daß er des halb vielfach als politischer Sondc>ling aiigcsehe» wurde. Die volle Würdigung der Persönlichkeit des Heiniaegangenen läßt sich in die Worte zusannnensnsse»: Beuihard Wagner war ein Künstler und rin Man», schlicht und recht vor Gott. Ans dem Leben Manuel GarciaS. Mit dem größten Gesangsmcister des 19. Jahrhunderts, dem Erfinder des Kehlkopfspiegels, M a n u e l G a rc i o, Hot ein Leben geendet, dessen Inhalt mit der Musikgeschichte eines ganzen Jahrhunderts auf das innigste verknüpft ist. Es erscheint fast unglaublich, daß bisher noch ein Mann unter uns lebte, der den ganzen stolzen Entwicklungsgang, den die Musik im 19. Jahrhundert vollendet hat und der diese Kunst zur eigent lichen Beherrscherin ihrer Zeit erhob, fühlend und wirkend mit durchlebt hat. Die Traditionen, in denen er aufwuckis, reichen zurück bis z» den Anfängen der modernen Musikgeschichte. Sei» Gesanglehrer Giovanni Anzani batte noch die Zeiten Bachs und Händels erlebt, bei seiner Geburt waren Beethoven »nd -Schubert noch jung »nd Chopin und Mendelssohn eben erst ge boren. An der Epoche seiner ersten Triumphe saßen Wagner und Verdi noch auf der Schulbank, und die großen Sängerinnen, Seren glänzende Triumphe heute nur noch als verblaßte Er- inncruiigcn in dem Andenken der Alten leben, Jenny Lind, die Marchesi, die Malibran, Christine Nilsion waren seine Schülerinnen. Den kostbarsten- Schatz, den die Seele des Mohl- klangs dem Menschen geschenkt bat, den Glanz der Menschen- stimme, hat er durch lange Jahrzehnte als treuester und hin gehendster Kenner und Verehrer bewahrt und verwaltet, und die Wunder des Wohllauts, die damals Europa als leuchtende Sterne durchzogen und in alle Herzen Entzücken und Seligkeit senkten, verdankten ihm ihre Ausbildung, der als rin guter Gärtner die zarte Pflanze des Gesanges zur Blüte nnd zur Reife zu bringen verstand. Sein Vater, der ältere Garcia, war ein glänzender Tenor, cinausgczeichneterGesangslchrerund fruchtbarer Operiikoniponist, der erste Almaviva im ./Barbier von Sevilla", der iin Singen hoher Töne das Erstaunlichste leistete und sich als Lehrer seiner drei Kinder, der Malibran. der Pau-ine Viardot und seines Sohnes, das Fortklingen seines Ruhmes sicherte. Auch Manuel hatte eine schöne Stimme, einen hohen Bariton, und ein geradezu -wunderbares musikalisches Gedächtnis. Er gina mit dem Vater in seinen jungen Jahren auf «ine Tournee nach Mexiko, und machte sich ein Vergnügen daraus.
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