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Wochenblatt Penns pnecben MgiMim - ki-rerse: Aoclienblatl silllsnik. Oo. iS kL für Pulsnitz und Umgegend Amts-Blatt Inserate für denselben Tag sind bis vormittags zo Uhr aufzugeben. Preis für die einspalt. Zeile oder deren Raum zo Reklame 20 Bei Wiederholungen Rabatt. Blle Annoncen -Expeditionen nehmen Inserate entgegen. -es König!, klmtsgepiMs nn- -es §ta-trakkes 2U pulsnikrr. Amtsblatt für den Bezirk des Aönigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böhmisch - Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Pauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, lveißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdorf - Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Ul.-Dittmannsdorf, Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Beiblätter: Jllustr.Sonntags- blatt und landm. Beilage. Abonnement: Monatl. so , vierteljährlich f.25, bei freier Zustellung ins paus sowie durch die Post unter No. 80SY f.HO. Druck und Verlag von E. L. Förster'» Erben. Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz! Nr. 265. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in Pulsnitz. Mr. 109. Donnerstag, den 12. Dezemöer 1901. 53. Jahrgang. Die Unionspolitik in Zentral- und Süd amerika Es ist ganz zweifellos, daß die nordamerikanische Union systematisch darauf ausgeht, ihren wirtschaftlichen und poli tischen Einfluß nach und nach auf die übrigen Staaten Amerikas auszudehnen und hierdurch sich zur Stellung der thatsächlichen Vormacht des gesamten amerikanischen Kontinents aufzuschwingen. Dies Bestreben zeigt sich auch wieder in dem Auftreten der Amerikaner in der Angelegenheit deS Nicaragua-KanalS, über welchen sie bekanntlich mit England vor kurzem einen neuen Vertrag abgeschlossen haben, durch welchen die Union vollständig freie Hand in der mittel amerikanischen Kanalfrage erhält. Bereits hat ja der Kanal- auSschuß des Repräsentantenhauses :u Washington seine Zu stimmung zum Baue und zum Erwerb des Nicaragua- KanalS seitens der Unionsregierung gegeben, und eS ist ohne Weiteres klar, welche bedeutsame Stellung die Vereinigten Staaten im Herzen Zentralamerikas als künftiger Besitzer des Nicaragua-Kanals einnehmen werden. Denn diese hoch- wichtige Wasserstraße, welche zur Verbindung des Atlantischen OzeanS mit dem Stillen Meer als aussichtsvolles Konkurenz- unternehmen zu dem unvollendeten Panamakanal bestimmt ist, gestattet der Union, die gesamte zentralamerikanische Staatengruppe von Mexiko bis hinunter nach Kostarika zu nächst handelspolitisch zu beherrschen, womit dann diese Länder auch in rein politischer Beziehung früher oder später vollständig in die Interessensphäre der mächtigen Schwester republik im Norden fallen werden. Offenbar liegt dem Auftreten der Amerikaner in der Nicaraguasrage die Absicht zu Grunde, mit dem ihnen so gut wie sicheren Besitz deS künftigen Nicaragua-KanalS «ine entscheidende Pression auf die Länder deS zentralen Amerikas auSzuüben und sie hier durch in eine größere oder geringere Abhängigkeit von dem gewaltigsten Staatswesen des gesamten Erdteils zu bringen, welcher Plan in Hinsicht auf die Zustände im Zentral - amerika auch alle Aussicht auf Verwirklichung hat. Be zeichnend ist eS jedenfalls für die sichere Stellung der Union in Nicaragua, daß der dortige Minister des Aeußeren und der amerikanische Gesandte einen Vertrag unterzeichnet haben, nach welchem Nicaragua den Vereinigten Staaten einen 6 Meilen breiten Landstreifen für den Nicaragua-Kanal auf immer „verpachtet." Di« nämlichen Tendenzen verfolgt die Unionspolitik aber auch noch weiter nach Süden hinunter. Die be waffnete Intervention der Union im kolumbischen Bürger krieg zeigte klar, daß sich Nordamerika auch im nördlichen Teile von Südamerika als den eigentlichen Herrn der Situa tion zu fühlen beginnt, hatten doch die amerikanischen Lan dungstruppen für einige Tage faktisch Besitz von der Hafen stadt Kolon und von der über die Landenge von Panama führenden Eisenbahn ergriffen und eS wäre ihnen zweifellos ein Leichtes gewesen, sich an irgend einem Punkte des kolum bischen Gebiets zu behaupten, zumal die amerikanischen Kriegsschiffe zu beiden Seiten des Isthmus von Panama bei Verwickelungen mit der kolumbischen Regierung sofort hätten mit eingreifen können. In Washington hat man jedoch den Zeitpunkt, sich auch an der kolumbischen Küste festsetzen, als verfrüht erachtet, so bequem auch der Vorwand hierzu, jetzt gewesen wäre, man braucht sich eben nicht zu übereilen, die wichtige Landenge von Panama und da« anstoßende Gebiet werden schon von selbst unter den mächtigen Einflüße des AankeetumS fallen. Deshalb überlegt sich die Unionsregie- rung guch noch die Sache mit dem ihr angcboten Kauf des Panamakanal-Unternehmens, sie hat Zeit, und daß ihr hierin inzwischen niemand zuvorkommt, dafür wird schon die amerikanische Rücksichtslosigkeit gegenüber dem AuSlande sorgen. Von seiner Stellung auf der Landenge von Panama aus kann Nordamerika dann nicht nur das übrige Kolum bien, sondern auch dessen Nachbarstaaten Venezuela und Ecuador bis zu einem gewissen Grade beeinflussen, und selbst darüber hinaus mach'« sich bereits das agitatorische Vorgehen de« Nankeitums bemerklich, welches seine feindliche Spitze besonders gegen die Beziehungen Deutschlands zu Brasilien und Argentina richtet. In beiden großen südamerikanischen Staaten sind Einflüsse nordamerikanischerseits thätig, um den deutschen Handel aus seiner langjährigen Position in Brasilien und Argentinien nach Möglichkeit zurück zu drängen und dafür natürlich den Aankees das Feld zu ebenen, welche Wühlereien gegen Deutschland sogar schon in Chile austreten. All' da« aber paßt in den von den Washingtoner Staats männern mit Vorliebe gepflegten Plan einer zollpolitischen Vereinigung der Staaten Zentral« und Südamerika« mit Nordamerika hinein, welcher Zollbund sein Gewicht selbstver ständlich gegenüber Europa geltend machen würde. Noch hat es freilich gute Wege mit d«x Verwirklichung einer von den kanadischen Seen bis zum Kap Horn reichenden Zollunion, aber die Energie und Unternehmungslust der Aavkees hat schon vieles Erstaunliche zu Stande gebracht, und das „alte Europa" wird darum gu^ thun, zunächst den wirtschaftSpo- lischen Best ebungen der nordamerikanischen Union in Zen tral- und Südamerika eine schärfere Aufmerksamkeit zu widmen. Oertliche uu- sächsische Augeleaeuhetteu. Pulsnitz. Der zweite Vortrapsabend des Kauf männischen Vereins, der am Dienstag im Saale des Hotels „Grauer Wolf" stattfand, war so überaus zahlreich sowohl von Mitgliedern, als auch von Nichtmitgliedern und Damen besucht, wie nie zuvor. Der Vorstand, Her, Alfred Cun- radi, stellte nach begrüßenden Worten der Versammlung den bereits vielen von einem Vorträge im vorigen Jahre bekann ten Herrn Or. Kurt Boeck aus Dresden vor und erteilte ihm das Wort zu seinem Vortrage; „Meine Reise durch Sibirien und die Bedeutung der sibirischen Bahn." In einem kurzen Rahmen machte der Redner zunächst die An wesenden vertraut mit der Entwickelung Sibirien«, dem Hauptteil des asiatischen Rußlands, umfassend den ganzen Norden Asiens bis zum Beringmeer. Der Handel, besonders nach Zentralasien, sei durch die im Jahre 1897 fertiggestellte Bahn durch Sibirien im Anschluß an die Linie Samara- Tscheljabinsk über KrasnorjarLk und Irkutsk nach Wladiwo stok in stetem Zunehmen begriffen. Es würde diese Bahn nicht die einzige bleiben; neben mehreren Anschlüffen gehe ein Projekt dahin, eine Eisenbahn herzustellen, die Nordasien vom Westen nach Osten durchschncide und bis zum deutschen Hafen Tsintau führe. Auf einer belichteten Karte verschaffte der Redner Kenntnis von der Lage der Straßen, Flüsse, Bahn und Hauptstädte und schilderte sodann unter Vorfüh rung von 45 Lichtbildern seine im Jahre 1899 unternom mene Reise durch Sibirien. Mit ungeheuren Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten sei dieselbe verbunden gewesen, Ver kehrshindernisse auf dem Wasserwege infolge Wassermangel habe oft monatelanges Warten in überfüllten Kosakenhäuschen zur Folge gehabt. Auch Gefahren habe die Reise auf der Bahn, welche mangelhaft gebaut >ei, und auf den sonstigen Fuhrwerken mit sich gebracht. Ferner machte der Redner interessante Mitteilungen über die verschiedenen Volksstämme Sibiriens. Mit seiner Reise am europäischen Rußland an- gelangt, schloß er den Vortrag mit dem Wunsche, daß die sibirische Bahn, die auch für Deutschland nicht ohne Nutzen sei, dem Handel einen immer größeren Aufschwung bringen möchte. Reicher Beifall und herzlicher Dank von Seiten des Vereinsvorstandes wurde dem Vortragserstatter gezollt. Pulsnitz. An der heute hier stattgefundenen Stadt verordnetenwahl, bei welcher drei ansässige und zwei unan sässige Bürger zu wählen waren, beteiligten sich von 389 stimmberechtigten Bürgern 223. ES wurden gewählt als Ansässige die Herren Guido Stöckert mit 206, Alfred Cun- radi mit 123 und Hermann Sperling mit 113 Stimmen und als Unansässige die Herren Ernst Grohmann mit 141 und Robert Dreher mit 123 Stimmen. Außerdem erhielten als Ansässige die Herren Ernst Kretschmar 92 und Oswald Weber 112 Stimmen, als Unansässige die Herren Ernst Trepte 91 und Sekretär Maschke 74 Stimmen. — Die Fahrkarten, welche auch zur Benutzung von Schnellzügen berechtigen, unterscheiden sich bekanntlich zur Zeit in ihrem Aeußeren nicht von denjenigen Fahrkarten, die nur zu Personenzügen Giltigkeit haben. Hierdurch war die Kontrole sür die Bahnsteigschaffner erschwert. Um nun hierin Erleichterungen zu schaffen, werden von jetzt ab alle diejenigen Fahrkarten, die auch zu Schnellzügen gelten, eine senkrechte rote Linie aufgedruckt erhalten. — Die Zeit der kürzesten Tage und der längsten Nächte ist angebrochen. Kaum acht Stunden braucht jetzt die Sonne, um ihre Tagereise zurückzulegen und die win terliche Finsternis zu erhellen. Bei dem abscheulichen Regenwetter, das sich dieser Tage trotz alles verheißungs vollen Blinkens des Abendsternes unvorteilhaft zeigte, wird eS fast gar nicht mehr „Tag". Die Lampe brennt bis weit in den Vormittag hinein, und nachmittags muß sie beizeiten wieder angezündet werden. Am 21. Dezember tritt die Sonne in doS Zeichen deS Steinbocks und das bedeutet den Anfang des astronomischen Winters. Jetzt geht die Sonne 8 Uhr morgens auf, am 31. Dezember aber erfolgt der Sonnenaufgang erst 8 Uhr 16 Minuten morgens. Der Untergang der Sonne erfolgt am 31. De zember um 4 Uhr 10 Minuten nachmittags. — Die Frist für den Ausbrauch der alten Frachtbrief- Formulare war bekanntlich^seiner Zeit von den Eisenbahn- Verwaltungen bis zum 31. Dezember dieses Jahres verlän gert worden. Wir wollen nicht unterlassen, die beteiligten Kreise nochmals hierauf aufmerksam zu machen und bemer ken, daß vom 1. Januar 1902 ab nur noch di« neuen For mulare benutzt werden dürfen. — Am Mittwoch war der Tischler Erlebach auS Gomlitz vor dem Radeberger Amtsgerichte wegen Hausfriedens bruch verurteilt worden. AuS Aerger betrank er sich und blieb auf dem Heimwege während der Nacht liegen. Am Morgen wurde er erstarrt aufgefunden und nach Hause ge bracht, starb aber noch ihm Laufe deS Tages. Bischofswerda, 10. Dez. Eine ganz merkwür dige Witterung herrschte gestern Abend; nach einer gelinden Temperatur am Nachmittag trat in der 10. Stunde plötzlich ein nicht unbedeutendes Gewitter auf, begleitet von einem ungemein ergiebigen Schneefall, so daß in kurzer Zeit die Straßen zollhoch mit der weißen Schicht überzogen waren. Heute hat alles ein vollständig winterliches Aussehen. Bautzen, den 10. Dez. Unser hochgeehrter Real schuldirektor a. D., Herr Prof. vr. Wilhelm Vollhering, Ritter des eisernen Kreuzes, deS Kgl. Sächs. Albrechts- ordenS 1. Kl. rc., ist heute nach kurzem Krankenlager zur ewigen Ruhe eingegangen. Kommenden Freitag »/«2 Uhr findet in der Aula der Realschule eine Trauerfeierlichkeit, um 3 Uhr das Begräbnis statt. — Aufs neue kann der Landesverband evangelischer Arbeiter-Vereine im Königreich Sachsen auf einen großen Erfolg zurückblicken. Bei dem am b. Dezember im Saale des Älberthofes in Bautzen abgehaltenen Familienabend wuchs der am 30. November mit 60 Mitgliedern begründete Evang. Arbeiter-Verein zu Bautzen auf fast durchweg dem Arbeiterstande angehörende Mitglieder an. Viele Vertreter der königlichen, geistlichen und städtischen Behörden waren anwesend, u. a. der KreiShauptmnnn von Bautzen, Herr von Schlieben, sowie Herr Geheimer Oberkirchenrat Meter. Auch viele Teilnehmer der am gleichen Tage nachmittag- in Bautzen abgehaUenen Synodalversammlung besuchten da- Fest. Es ist fieudig zu begrüßen, daß namentlich auch in der Lausitz die Bestrebungen der Evangelischen Arbeiter- Vereine in Arbeiterkreisen immer größeren Anklang finden. — Auf der unter dem allerhöchsten Protektorat« Seiner Majestät des Königs von Sachsen im Jahre 1903 in Dresden stattfindenden Deutschen Städteausstellung wird sich auch eine Ausstellungsgruppe sür Statistik und Litteratur befinden. Im stadtistischen Teile werden neben der Organi sation der amtlichen Statistik auch statistische Thatsachen Sü den letzten 25 bis 30 Jahren zur Ausstellung gelangen. Da in einer Ausstellung auf eine die Vergleichung ermög lichende Darstcllungsweise der statistischen Ergebnisse das größte Gewicht gelegt werde» muß, dies aber nur bei ein heitlichem Vorgehen der beteiligten Städte erreicht werden kann, so ist in Aussicht genommen worden, das gesamte in Betracht kommende statistische Thatsachenmaterial in eine Anzahl von Gruppen zu verteilen und die Bearbeitung jeder einzelnen derselben einem der statistischen Fachmänner, die sich hierzu bereit erklärt haben, zu übertragen. An der Spitze des Ausschusses sür die Gruppe Statistik und Litte ratur steht Herr Or. Würzburger, Direktor deS statistischen Amtes der Stadt Dresden. — Sächsischer Landtag. Die 2. Kammer erörterte am Montag den mit Dekret Nr. 21 vorgelegten Entwurf des Enteignungsgesetzes sür das Königreich Sachsen in allgemeiner Vorberatung. Dieselbe führte zur Annahme de« Antrages vr. Stöckel'«, den Entwurf zur Schlußberatung in eine künftige Plenarsitzung zu verweisen. Die 1. Kammer ge nehmigte am Montag die Vorlage, betr. die Abänderung der revidierten Städteordnung und der revidierten Landgemeinde ordnung. — Sächsische Feuerwehren. Im Königreiche Sachsen giebt e« 610 freiwillige und 123 Pflichtfeuerwehren, in Summa 733 Feuerwehren mit 49 837 Mitgliedern, welch« 2745 Spritzen mit 460 817 Meter Schläuche bedienen. — Nachdem die Loose der VII. Sächsischen Pferde zucht-Lotterie auch in diesem Jayre wieder schon lang« vor der Ziehung ausverkauft waren, so daß ein großer Teil auswärtiger Besteller nicht mehr befriedigt werden konnte, fand die Ziehung am DienStag, den 10. Dezember von früh 9 Uhr ab im Hotel „Deutscher Herold", Dresden, urMr behördlicher Aussicht vor Notar und Zeugen statt. — Die 11 Hauptgewinn«, ^bestehend in ostpreußisch«» starkknochig«»