Volltext Seite (XML)
Signalements ausfindig gemacht, der nun Ge legenheit finden wird, sich vor dem Strafrichter zu verantworten. Das auf so unredliche Weise erlangte Geld hatte der Bursche vertan. — Am Dienstag früh wurde in einem Hause der Gutenvergstraße ein Einbruchsdiebstahl verübt. Die frechen Diebe, denn wahrscheinlich sind es mehrere^ gewesen, stiegen zum Fenster herein und nahmen ein voltstänbiges Feoerbett, eine Weckuhr, sowie diverse Wasche mit. — Es stellte sich jedoch später heraus, daß die Frau des von dem Einbrüche betroffenen, welche mit ihrem Manne in Unfrieden lebt, die Abwesen heit desselben benützte, die ihr gehörigen Gegen stände aus der bisherigen gemeinschaftlichen Wohnung wegzuholen. — Bubenhände vergriffen sich kürzlich an dem an der Ecke Bahnhof- und Herrmannstraße ange brachten Poslkarten-Automat. Ein 12jähriger Bursche zertrümmerte die darin befindliche Glas scheibe, sodaß dec ganze Inhalt mit Leichtigkeit herausgenommen werben Konnte. Hinzuge- kommene erwachsene Personen erwischten den Buben und veranlaßten die Feststellung seines Namens. Wohtverdiente Strafe dürfte nicht ausbleiden. — In das hiesige Krankenhaus wurde gestern nachmittag ein Httssbahnsteigschaffner aus Elster werda elngeliefert, welchem auf dem dortigen Bahnhofe ein Bein abgefahren worden war. Beiersdorf. Eine Seltenheit hat Herr Gutsbesitzer Otto Weber aufzuweisen. Unter seinen Hühnern befindet sich eine vierbeinige Henne, die munter mit auf dem Hofe herum- läufl. Das Tierchen ist jetzt 6 Tage alt. ^Meißen. In dem Weinberge der Land wirtschaftlichen Schule hier wurden am Freitag an den frühen Tafeltrauven und Amerikanern die ersten blühenden Gescheine gefunden. Die allgemeine Nevenblüte dürfte in etwa acht Tagen eintreten. In einigen Weinbergen ist auch bereits mit der Revenbreche begonnen worden. Meißen. Die Mormonen, die, wie in anderen sächsischen Städten, auch hier kürzlich ihre Netze ausgeworfen Haven, sind nicht ohne Erfolg gewesen. Wie in der am Dienstag ab- gehaltenenDiözesanversammlung mitgeteilt wurde, sind aus der Landeskirche sechs Personen zu den „Heiligen der letzten Tage" übecgetreten. Riesa. Am vergangenen Sonnabend glückte es unserer Schutzmannschaft einen Dieb fest zunehmen, welcher gestohlene BillardspielbäUe unter falschen Angaben in verschiedenen Restaurationen und auch in anderen Geschäften zum Kauf anbot. Zufolge erstatteter Meldung an die Polizei wurden sofort die nöligen Recherchen emgeleitet und man erwischte den Dieb, der das Gestohlene hierselbst nicht an den Mann bringen konnte, auf dem Bahnhof kurz vor Abgang des Eisenbahnzuges, mit dem er nach Leipzig reisen wollte. Nach kurzem Verhör gab er zu, die Billardbälle in Prieste witz entwendet zu haben. Der rechtmäßige Eigentümer der Spielbälle, welcher bei Eingang der diesbezüglichen Mitteilung den Diebstahl noch garnicht bemerkt hatte, konnte nun dieselben wieder in Empfang nehmen. Gottleuba. Der erste diesjährige Wall- fahcerzug der katholischen Wenden aus der Bautzner, Kamenzer und Hoyerswerdaer Gegend hatte etwa 250 Teilnehmer, während vor 20 Jahren die doppelte Anzahl und darüber hinaus die Reise nach dem entlegenen Kloster Macia- jchein unternahm. Glash ütle. Zum Gedächtnis des Erfinders der Taschenuhr Peter Hele fauch Hell ober Heulern), der am Beginn des 16. Jahrhunderts m Nürnberg tebte, wird hier ein Denkstein er richtet und gelegentlich des Festes des 25jährigen Bestehens der deutschen Uhrenmacherfachschule daselbst im Juli enthüllt werden. Bautzen. Durch einen liebenswürdigen, sehr wohlhabenden Autbesitzer wurde kürzlich ein Soldat der hiesigen Garnison aus arger Verlegenheit befreit. Der Soldat hatte die Freuden der Residenz genossen und sich dabei so verspätet, daß er den letzten Zug nach seiner Garnison versäumte. Ratlos stand er auf dem Neustädter Bahnhofe. Der zufällig anwesende Besitzer eines Automobils sah seine große Ver legenheit und erkundigte sich nach dem Grunde derselben. Sofort bezahlte er die Zeche, nahm den Soldaten auf sein schönes Aut und fuhr ihn nach Arnsdorf. Durch die Stadt Dresden ging die Fahrt mäßig, dann aber ging es im Tempo der Wettfahrer Paris-Madrid dahin, und siehe — Stunde vor Ankunft des versäumten Zuges war man auf dem Bahnhofe Arnsdorf. Trotz der , Freude, rechtzeitig in seiner Garnison eingetroffen zu sein, versichert aber der Soldat: „Lieber will ich einige Tage ins „Kästel", als noch einmal eine solche Fahrt mitmachen." Oschatz. Der beim hiesigen Postamt an gestellt gewesene Landbrieflräger Fischer, der am zweiten Pfingsttage spurlos verschwand, kehrte am Sonnabend wieder zu der genannten Behörde zurück. Da Fischer strafbare Hand- lungcn im Amte begangen hat, wurde er in Haft genommen. Leipzig. Herr Universitäts-Musikdirektor Zöllner, dessen Austritt aus dem Preisrichter- kollegium berm Gesangswettstreit in Frankfurt am Main so außerordentliches Aufsehen erregt hat, ist am Montag früh wieder hier ein getroffen. Gegenüber den vielen falschen Mit teilungen über die Gründe zum Rücktritt ist einzig und allein richtig, daß Zöllner wegen Differenzen mit dem Grafen Hochberg und dem Berliner Komitee fern Preivrichteraml niederlegte; er hat jedoch mit dem Preisrichter kollegium selbst keinerlei Differenzen gehabt. Mit der Ansprache Sr. Maj. des Kaisers bei der Pceisverteitung stimmt Direktor Zöllner in vieler Beziehung überein. Leipzig. Ein Gaunerstück verübte ein viel fach bestrafter, 22 Jahre alter Handlungsgehilfe, indem er sich einem stellungslosen Kollegen gegenüber in den Pcomenadenanlagen als Kriminalbeamter ausgab und ihn examinierte. Dabei brachte er in Erfahrung, daß der junge Mensch abreisen wollte und seine Steuern noch nicht bezahlt hatte. Auf Ansuchen des angeb lichen Beamten gab der Unerfahrene seinen Steuerzettel, sowie 13 Mark heraus, womit ersterer die Steuern bezahlen und ihm noch eine Eisenbahnfahckarte nach seiner Heimat lösen wollte. Mit dem Gelde verschwand der Gauner, der später verhaftet wurde. Hartmannsdorf bei Kirchberg. In der Nacht vom Dienstag brannte die große chemische Fabrik von Krüger hier nieder. Das Feuer entstand durch Selbstentzündung von Baum wolle. Der Betrieb mußte eingestellt werden, da die Maschinen einstürzten und unter den brennenden Balken begraben wurden. Der Schaden, durch Versicherung gedeckt, beträgt etwa 100 000 Mark- Zwickau. Mittwoch mittag ist der 15 Jahre alte Schuhmacherlehrling Nagel auf der steilen äußeren Dresdner Straße hier von einem mit Kohlen beladenen Handwagen, den er führte, aber nicht erhalten konnte, überfahren und so schwer verletzt worden, daß der Tod sofort eintrat. Zwickau. Sechzig Gefangene der hiesigen Strafanstalt wurden am Montag nach der Strafanstalt Bautzen übergeführt. Plauen i. V. In der Elster, und zwar tn der Rentzschmühle, wurde ein großes Fisch sterben bemerkt. Über 500 Weißfische wurden lot aus der Elster aufgehoben. Die Forellen zucht in der Elster ist bereits vernichtet. Die Ursache liegt zweifellos in der Verunreinigung der Elster durch Fabrikwässer. Elsterberg. Die vogtländischs Schweiz und besonders das sogenannte Steinicht ist reich an Quarzarten. Dort findet man in einem Grünsteinbruche schöne Krystallvrusen des violetten Amethyst, der als Halbedelstein bekannt und geschützt ist. Freilich sind diese Amethyste nicht so groß und rein, wie sie in den Alpen und in Spanien gefunden werden. Neben den Amethysten findet man in dem erwähnten Grünsteinbruche auch Bergkrystalle, teilweise von beträchtlicher Größe. In der jetzt beginnenden Reisezeit sieht man in der vogtländischen Schweiz öfters Wanderer mit Hammer und Meißel ausgerüstet, ebenso wie im Vogtlande „Edelsteinsucher" den Schneckenstein besuchen, um Topase zu brechen. Eine Lanre kür cken „vollen Lumpen". Der Brauereibesitzer Kommerzienrat Haase in Breslau hat unter dem Titel: „Gegen die totale Alkohol-Abstinenz" eine Schrift erscheinen lassen, die für den Bierkonsum eine Lanze bricht. Der Verfasser hält die totale Abstinenz für eine zweifelhafte Theorie, die zahlreiche Erwerbszweige beunruhige. Drängen die Ab stinenzler durch, so würde der Wohlstand ganzer Provinzen vernichtet und blühende Berufszweige: Landwirtschaft, Brauerei, Mälzerei, Brennerei, Kaufmannsstand, Gastwirtsgewerbe, Maschinen« und Bedarfsartikelfabriken, mit Millionen von Arbeitern zugrunde gehen und die Staats finanzen zerrüttet werden. Gegen die Be kämpfung der Trunksucht als Krankheit oder Laster werde niemand etwas einzuwendsn haben, aber kein Mensch habe das Recht, etwas als Gift zu bezeichnen, was ungezählte Jahrhunderte lang im Leben der Völker den Menschen Freund und Freudenbringer gewesen sei. Unsere großen Dichter und Denker seien niemals Verächter der Becherfreuden gewesen, und auch Bismarck habe noch als 80 jähriger Greis vor den ihm huldigenden Studenten einen vollen Humpen geleert. Die ganze Äbstinenzbewegung habe einen unleugbar melancholischen Charakter; un willkürlich müsse man dabei an die Hypochonder denken, die sich permanent mit ihrer Gesund heit beschäftigten und sich und anderen zur Qual würden. Die Bewegung wolle alle Menschen zur Askese treiben, weil einige Fana tiker sich tn den Kopf gesetzt hätten, Alkohol sei Gift. Das Wort Gift sei heut ein be liebtes Kampfmittel, um irgend etwas, was sich nicht mit den persönlichen Anschauungen und Liebhabereien decke, Andersdenkenden zu ver ekeln. Die Vegetarier erklärten das Fleisch für Gift, und schließlich werde man wohl auch die Liebe und das Radeln für Gift erklären wollen, weil man auch hierbei zum Schaden kommen könne. Das große Heer der Degenerierten, der Nervösen, Minderwertigen, Überreizten sei vor allem ein Produkt unseres schnelllebenden Zeitalters, des erbitterten Kampfes ums Dasein, und die Trunksucht sei meistens erst eine Folge erscheinung anderen Unglücks: der geistigen Überanstrengung, der Sorge und Not. Die Bekömmlichkeit und den Nährwert des Bieres könne man am besten an den Angehörigen des Brauereigewerbes selbst beobachten. In letzterer Beziehung heißt es dann wörtlich: „Die Brauer sind kerngesunde, an Kraftäußerungen von keinem Handwerker übertroffene Menschen. Gegen äußere Einflüsse sind sie in hohem Maße widerstandsfähig, schwere Krankheiten und chronische Leiden sind Seltenheiten. Rheumatis mus macht sich hier und da im Alter bemerk bar, was bei den wechselnden Temperaturen und der Nässe in der Brauerei kaum zu ver wundern ist- Der Appetit der Brauer ist staunenerregend, Magen und Verdauung sind m der Regel kerngesund, Lungenletden sind verhältnismäßig selten, ebenso Blasen- und Nierenleiden. Wenn ich so im Geiste meine Beamten und Arbeiter Revue passieren lasse, so sind schmächtige Erscheinungen mit der Lampe zu suchen, im allgemeinen erfreuen sie sich ganz hübicher Fülle, ein schlagender Beweis für den Nährwert des Bieres. Am interessantesten ist ver Nährwert des Bieres an den jungen Volontären zu beobachten, die in meiner V-r« suchsstation sich weiter ausbilden wollten, nach einem halben Jahre kann man an den knappen Westen die zunehmende Körperfülle beobachten." Die „Vttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners, tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich 1 Mark. Durch die Post bezogen t,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme »an Inseraten bis vormittag t« Uhr. -Inserate werden mit w Pf. für die Spaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Nr. 70. OertLiches und Sächsisches. Mttendors.(DkriUa, y. Juni 1003. — Um ihrer Wahlpflicht zu genügen, werden bei der diesjährigen Gestellung der übungS- pfüchtigen Weyrleule diejenigen Reservisten usw., welche aus Wahlbezirken stammen, in denen Stichwahlen stattfinden, nach vollendeter Ge stellung zunächst entlassen werden. Nach slatl- gehabler Stichwahl werden sie dann dem Truppenteil zur Ableistung der Übung zugefüyrt. Rähnitz bei Klotzsche. Von Herrn Karnagel, dem Besitzer der in hiesiger Gemeinde an oer Straße nach Lausa hoch und frei nahe am Klotzscher Wasserwerke gelegenen Windmühle mit vortrefflicher Aussicht, ist diese Windmühle in einen Aussichtslurm umgewandclt worden. Auch in Boxdorf bei Reichenberg (Moritzburg) wurde vor einer Reihe von Jahren die dortige Windmühle m einen AussichlSturm umgewandett, dessen Besuch ganz besonders an schönen Sonn- und Feptagen lebhaft ist. Dresden. Die sächsische Slaatsbahn- verwattung hat gestattet, daß die auf dem hiesigen Personenhauptbahnhofe, dem Bahnhöfe Weninerstraße und dem Neustädter Bahnhöfe vorhandenen Gepäckauszüge zur Beförderung kranker Reisender aus Kraukenfahistühten oder Tragstühten usw- benutzt weroen barsen. Emc Gebühr wird dabei bis aus weiteres nicht er hoben. — Der zweite diesjährige Jahrmarkt wird am 29. und 30. Juni abgehalten. — Das II. Bataillon des hiesigen 1. Gre- nadierregimems Nr. 100 begab sich gestern zur Abhaltung von Übungen nach Königsbrück. Das seit Montag dort weilende I. Bataillon dieses Regiments kehrte gestern nach seiner Garnison zurück. Zur Beförderung diente gleichfalls ein Sonderzug. — Seit einigen Tagen werden in derJohann- stadt von dem städtischen Straßenreinigungsamte eingehende Versuche mit einer neuen Sttaßen- reinigungsmaschine mit filbsttätiger Kehricht- äufladevorrichtung vorgenommen. Radeburg. Am Sonnabend abend fiel der ca. fünf Jahre alte Sohn des Herrn Frieseur Borck in den auf dem Marktplatze befindlichen Röhrkasten, und wurde das Kind durch die schnelle entschlossene Hilfe des gerade in der Nähe in einem Verkaufsladen befind lichen Herrn Gasthofsbesitzer Thieme aus Bär walde, welcher zu diesem Behufs in den Röhr kasten stieg, noch rechtzeitig vom sichern Tode des Ertrinkens gerettet. Pulsnitz. Die Verhaftung des Rats sekretärs Karte hierselbst ist deshalb erfolgt, weil sich Karle der Ürkundenfalschung uno Unterschlagung von Sportelgeldern, Vieh- veisicherungsgetdern usw. schuldig gemacht hat. Die Veruntreuungen Karies haben vor Jahren begonnen und bilden eine fortgesetzte Handlung. Deckung ist seilens der Angehörigen beschasii worden. Er wird sich wegen Verbrechens im Amte nach ZA 349, 350 und 351 des Straf gesetzbuches, welche schwere Freiheitsstrafen an- drohen, vor dem Schwurgericht zu verantworten haben. Karte besaß in Pulsnitz ein Haus, war wohlangesehen und feierte vor mehreren Jahren das 25jährige Jubiläum seiner dortigen Amtstätigkeit. Die Sparkasse ist durch den ungetreuen Beamten nicht geschädigt worden. Großenhain. Durch einen nicht gerade fein angelegten Schwindel hat ein hier in Arbeit stehender 20 jähriger Tischlergeselle einen hiesigen Geschäftsinhaber geschädigt. Die Ab wesenheit des letzteren benützend, begab sich der Tischler am Pfingstdienstag in der Dämmer stunde in den Laden des ersteren, kaufte zwei Zigarren und gab eine einem 20 Mark-Stücke ähnliche Medaille in Zahlung, worauf er sich von dem bedienenden Lehrlinge 19,90 Mk. zurückzahlen ließ. Wie aber nach einem Sprüch- worte Lügen kurze Beine haben und der Be trug bald an das Tageslicht kam, so hatte auch innerhalb kurzer Zeit die Polizei den un bekannten Betrüger auf Grund deü gegebenen Freitag, den 12. Juni 1903. 2. Jahrgang.