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Dresdner Journal : 14.03.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189003147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900314
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900314
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-03
- Tag 1890-03-14
-
Monat
1890-03
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 14.03.1890
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.V «0. Freitag, den 14. März, abends.' 1890. KMr vr«»ck»o vivrtolzTkcliob I K»rlr üv ?k, dm a«v Nmierl. äoat»cd«o koit»v«t»It«v visrtql- jÜ»rUel» S >t»rk; »umsrdLlb ckv» ckeuttcüeo R«icl>«« tritt koit- uo6 ktswpelrurcdlL^ l»ü»»a. Liurelov Hamworv: 10 kk. koküacklxuun»x«düKrenr Kitt a«» ÜLUM «ivvr ^erpalteoeu 2ml« kleiner Aobrittz rv kf. Votvr „kio^vsiurüt" clis 2«il« KV Vk Lm 1H-»lIsv- uoä «l-ttpr. Lrsekelaea r DLGlick mit Xa«L»dm« 6«r Loov- a. ?«iertt^« »b«vä, t'vrniprvcb - Xuiedlu»,: Ur. ILKü. DrtsdnerÄunml. Lür di« Gesamtlettung verantwortlich: ^ofrat Dtto Banck, ssrofeffor der Litteratur- und Kunstgeschichte. km»»!»»« r»> LnkktaSIxnoxea »ainLttsr : F> Lranci»tctter, NowrniiuvoLr 6s» Vcesckovr ^ourv»I»; L«»d»rU N«rU» Vi«o r«ip»ix N»»«! Lr«»!«» »nmkN,« ». N.: Daaic^rtc,», F l 0Ai«r, S«rU» Vi«» - Ni»k«5U ^r»U l^tp»^rr»LLru,t «. N. »üLct>«u: D«ck. scko««,- K»rt» LvLso» »«rlw UrmiUurt ». N : Da«-« F Do., L«rUo: /nvaktckcnckanp, Nr«,I»o: Xa-at-,' L»a»«r«r: D. Lc/»««kcr, L«U« «.».: Laret F Do. Uer»a»x«derr Lüoi^I. Lrp«aitioo 6e« vre«äi>er ^oorv»!«. Vrvickeo, ^Mioxeritr. L0. krriuprscd-Loicdlui»: 8r. l2VS. Nichtamtlicher Teil. Geregraphische Wachrichten. Paris, 14. März. (Tel. d. DreSdn. Journ) Verschiedenen Morgenblättern zufolge beabsichtig ten Ministerpräsident Tirard und Minister Spuller, infolge deS gestrigen Votum» im Senat anläßlich der Interpellation über die französisch türkischen Handelsbeziehungen zu demissionieren. Im Heu- Ligen Ministerrate würde die offizielle Entschei dung getroffen werden. Madrid, 13. März. (W T. B.) Infolge der Erkrankung deS Ministers Veja de Armijo sind die Ernennungen der Delegierten für die Brr liner Konferenz noch nicht endgiltig erfolgt. Wahr scheinlich aber werden ter Deputierte Herzog Al- modovar del Rio, der Senator Fernandez Eastro und ein Mineningenieur, ein Fabrikinspektor von Bareelona und der Inspektor der Rio Tintogruben designiert werden. Der Botschafter Graf RaScen dürfte ebenfalls an der Konferenz teilnehmen. New-OrleanS, 13. März. (Tel. d. Dresdn Journ.) Infolge fortgesetzten Steigens det Missi sippi ist der Deich gebrochen. Die in der Nähe des Flusse» gelegenen Stadtteile wurden über schwemmt. Man befürchtet, daß die angestellten Versuche, daS Wasser in den See Pontchartrain zu pumpen, nicht genügen und daß noch andere Stadt teile überflutet werden. Dresden, 14. März Zur Frage der Arbeitcrwohnungen Ehe die gegenwärtig brennend gewordene „Woh- nungsfrage" im Vordergründe des öffentlichen In teresses stand, war vielfach die Meinung verbreitet, daß die Wohnungsnot in den großen Städten, d. h das übermäßige Steigen der Mietspreise, der Mangel an geeigneten Wohnräumen und die Überfüllung und schlechte Beschaffenheit derselben, nur vorrübergehender Natur sei Man glaubte, daß diese Zustände einzig und allein durch den Aufschwung der Industrie und das Zuströmen der großen Menschenmassen nach den Großstädten herbeigesührt worden seien und daß, so bald die Spekulation siir die Herstellung einer aus reichenden Anzahl von neuen Wohnungen gesorgt habe, sich die Wohnungsnot ganz von selbst wieder vermindern werde. Die Erfahrungen, welche auf diesen! Felde in den letzten Jahrzehnten gemacht wor den sind, haben indessen auf's Deutlichste gezeigt, daß diese Anschauung eine durchaus irrige ist, und daß der Zustand einer gewissen Wohnungsnot in den Groß städten kein vorübergehender, sondern ein dauernder ist. Namentlich ist in fast allen größeren Städten ein großer Mangel an geeigneten Wohnungen für die weniger bemittelten Klassen und für die Arbeiter vorhanden Zur Hebung dieses Miß- standes sind in der letzten Zeit in der Presse eine ganze Reihe zum Teil recht beherzigenswerter Vor schlüge laut geworden; in gemeinnützigen Vereinen hat man sich wiederholt nnd eingehend mit der Frage be schäftigt und auch die Staats- und Kommunalverwal- tungen haben derselben ihr Augenmerk zugewandt. Diese allgemeine Anteilnahme läßt die Hoffnung be rechtigt erscheinen, daß es im Laufe der Zeit doch noch gelingen wird, die Leiden und Übelstände, welche auS den schlimmen Zuständen unseres Wohnungswesens hervorgehen, mehr und mehr zu bessern. In einer an die „Schlesische Zeitung" gerichteten Zuschrift macht neuerdings der Staatsrechtslehrer Prof. vr Tudichum in Tübingen einige recht bunerkenswcrte Vorschläge Feuilleton. Schwer gebüßt. Eine Erzählung von Fili pp Moreno 5» (Fortsetzung.) Baron Lionel hatte noch kein Wort von Liebe zu Gertrud gesprochen, ihr Gefühl aber sagte ihr, daß er zärtliche Neigung für sie hege. Sie ihrerseits dagegen schmeichelte sich mit der Einbildung, daß niemand von den Empfindungen eine Ahnung habe, die in ihrem Herzen walteten. Der Park von Warnitz war weit und breit be rühmt wegen seiner Nachtigallen; der Teil desselben, wo die lieblichen Sängerinnen in dem dichten Ünter hott am häufigsten zu nisten pflegten, war daher ein Lieblingsaufenthalt der beiden jugendlichen Schwärmer. Eines Abends schlenderten sie in dem dunklen Schatten der balsamisch duftenden Linden langsam die wohlgepflegten Parkwcge auf und ab. Der Baron hatte Gertrud den Arm gegeben und erzählte ihr in lebhafter Rede von den Kunstschätzen Italiens und Griechenlands nnd von der hohen Meisterschaft, mit welcher die Alten besonders die Frauenschönheit dar znstellen verstanden hatten. Gertrud lauschte ihm mit Freude, allein ihr Ent zücken galt mehr dem melodischen Tonfall seiner Stimme als den Schilderungen der antiken Marmor gebilde Plötzlich begann eine Nachtigall dicht vor ihnen ihren flötenden Gesang Unwillkürlich hemmte zur zweckmäßigeren Unterbringung der nach den großen Städten strömenden Industriearbeiter. Der durch seine Arbeiten auf diesem Gebiete rühmlichst bekannte Ge lehrte sagt: Wer die Überzeugung teilt, daß die Möglichkeit einer Besserung der sozialen Gebrechen der Gegenwatt durch Ordnung und Sicherung der äußeren Lebenslage der Arbeiterbevölkerung bedingt bleibt, wird sich immer von neuem ganz besonders zu Erwägungen darüber hingedrängt fühlen, ans welchem Wege die schweren Üebelstände, welche mit den gegenwärtigen WohnungS Verhältnissen der Arbeiter verbunden sind, bekämpft werden können. An dnrchaus zweckmäßigen Vorschlägen hierzu ist in den letzten Jahren kein Mangel gewesen Solche sind namentlich von Miguel, Kalle, Schmöller u. a. gemacht worden; aber an der Ausführung ge- gebricht es bis jetzt noch gänzlich, obwohl Recht und Pflicht des Staates zur Geltendmachung seiner Zwangs gewalt auf diesem Gebiete außer Zweis/l stehen. Erne genügende Abhilfe darf man sich aber auch von der Durchführung der vorgeschlagenen Maßregeln noch lange nicht versprechen, nnd es gilt daher, ohne Verzug nach Mitteln und Wegen zu suchen, um wenigstens einer Steigerung des Übels durch Zuzug neuer Arbeiter in die Mittelpunkte der Industrie kräftig vorzubeugen Eine der Hauptursachen des Zuzugs von Arbeitern zu dauernder Niederlassung nach bestimmten Otten ist die Gründung neuer Fabriken oder BergwerkSanlagen oder die Erweiterung solcher Die Zeiten, in welchen Staat und Gemeinden solche Kleingründungen mit Freude begrüßten und auf mannigfache Weise begün stigen zu müssen glaubten, sind längst vorüber. Die Gründungen und Erweiterungen industrieller Anlagen haben bereits längst einen als „ungesund" zu bezeich nenden Umfang angenommen. Das stete Sinken des Zinsfußes begünstigt dieselben, da gegenwärtig Geld anlagen in industriellen Unternehmungen vorteilhafter erscheinen müssen als der Ankauf vou Staatspapieren oder die hypothekarische Beleihung. Wenn einmal schlechte Zeiten, Handelsstockungen oder gar Krieg Her einbrechen, dürften sich die Folgen der Übervölkerung in den Centrcn der Industrie durch plötzlich eintrctendc massenhafte Arbeitslosigkeit in beängstigender Weise heanSstcllen. Tie neuen großartigen Gesetze über Arbeiterversichernng haben erheblichen Mißständen ab geholfen, die Lasten der politischen Gemeinden (Armen verbände) durch Abwälzung der ersteren auf die Unter nehmer erleichtert nnd auf diese Weise auch die Grün düng neuer industrieller Ünternehmungen unter schwierigere Bedingungen gestellt; aber für den Fall der Arbeitslosigkeit oder des Sinkens der Löhne ge währen sie keine Hilfe, können vielmehr alsdann ganz eigentümliche Gefahren im Gefolge haben und nament lich das Reich nnd die politischen Gemeinden schwer belasten. Es erscheint hoch an der Zeit, mit der alten Vor stellung zu brechen, als wenn cs ein selbstverständ liches Menschen- und Bürgerrecht sei, Fabriken zu gründen und Arbeiter dazu von weit und breit hcran- zuziehen, ohne zugleich deren Zukunft sicher zu stellen. Eine solche Vorstellung ist ein schwerer Irrtum unseres kapitalistischen Zeitalters. Wer eine Fabrik errichtet, in welcher er 100 bis 500 Arbeiter beschäftigt, nötigt die Lrtsgemeinde dazu, für den Unterricht der Kinder der Neuanziehendcn zu forgcn, das Polizcipersonal zu vermehren, bedentend höhere Armenlasten aufzubringen, der gänzlichen dadurch bedingten Umgestaltung der ge sellschaftlichen und politischen Verhältnisse namentlich in kleineren Orten gar nicht zu gedenken. Es kann sich mit der Zeit die Notwendigkeit Herausstellen, der politischen OrtSgemeinde oder der KrciSvertretung ein Recht des Widerspruchs gegen Neuanlagen gewerb licher Etablissements einzuräumen; vielleicht ist der Zeitpunkt der Gewährung eines solchen Rechts nicht Gertrud ihre Schritte, und dadurch veranlaßte sie ihren Begleiter, ein Gleiches zu thun. Sie schaute lauschend enipor in die dichtbelaubten Baumkronen, durch deren Blättermasfen hier und da daS Licht des soeben aufgegangenen Mondes hindurch zusickcrn begann. „Dort sitzt sie!" sagte sie leise. Ein Mondstrahl fiel auf ihr liebliches Antlitz Lionel betrachtete sic mit innigem Wohlgefallen: der Abend war still, die Blüten dufteten betäubend, die Nachtigall sang herzbewegend . . mit einem Mal bengte er sich hernieder und drückte einen Kuß auf die Lippen des jungen Mädchens. „Süße, einzige Gertrud!" flüsterte er zärtlich nnd zog die schlanke Gestalt an sich Da nahten Schritte, laute, lachende Stimmen riefen nach dem Paare, Tante Annette, die Baronin und einige andere auf Besuch anwesende Herrschaften kamen deS Weges daher, und der schöne Traum war beendet Als die Gäste sich verabschiedeten, geleiteten Ger trud und die Tante Annette dieselben bis zu ihren Fuhrwerken. Baron Lionel preßte dem jnngen Mädchen innig die Hand. „Ich werde den heutigen Abend niemals vergessen," sagte er leise. „Auch ich nicht," entgegnete sie mit bebender Stimme. „Hören Sie?" fuhr er fort „Die Nachtigall singt nocb immer — umS mag ihr Lied wohl bedeuten? Wissen Sie eS?" Der zärtliche Klang seiner Stimme übte einen berückenden Zauber auf sie auS. Sie neigte ihr Köpfchen tief auf die Brust hernieder — wohl so fern, als manche Freiheitsschwärmer glauben. Gegen wärtig darf man sich indessen noch mit dem Versuche begnügen, weniger einschneidende Mittel anzuwenden, und als eines der naheliegendsten und wichtigsten er scheint der Zwang gegen Ünternehmer, für genügende Wohnungen der Arbeiter zu sorgen, und zwar nicht nur für Schlafsäle, welche in einzelnen «Fabriken be reits vorhanden sind, sondern für getrennte Familien Wohnungen und für Schlafzimmer zur Unterkunft Un verheirateter In Gesetzesform ausgedrückt, würde der Grundsatz etwa also lauten: „Vom 1. Januar 18 .. au ist jeder Unter nehmer, welcher eine gewerbliche Anlage neu gründet und in derselben mehr als zehn Arbeiter beschäftigt, verpflichtet, in nicht zu großer Entfernung von der Anlage Arbciterwohnungen für verheiratete und ledige Arbeiter zu beschaffen, welche gesetzliche Zu- behörung der gewerblichen Anlage bleiben. Familienwohnnngen müssen für die Hälfte der Arbeiter vorgesehen sein. Ausnahmen können auf Antrag der politischen Gemeinde durch die staatliche Aufsichtsbehörde dann bewilligt werden, wenn die in dem Unternehmen beschäftigten Arbeiter entsprechende Wohnungen am Ott oder in der Nachbarschaft eigentümlich besitzen oder sich zu beschaffen vermögen. Dieselbe Verpflichtung hat jeder Unternehmer, welcher nach dem 1. Januar 18 .. die Zahl seiner Arbeiter vermehrt, hinsichtlich der neu hinzu- gekom menen Arbeiter." Die Bestimmungen mögen nach vorgängiger Prüf ung aller in Betracht kommenden Verhältnisse so oder anders gefaßt werden, auch könnten mehr Ausnahmen zugelassen werden; die Bestimmungen könnten z. B. m Dörfern erst bei einer Zahl von 20 Arbeitern Platz greisen. Auf Einzelheiten ist hier nicht näher einzugehen; diese können keine erheblichen Schwierig keiten verursachen, sobald nur das Grundprinzip gebilligt wird Es läßt sich von demselben an: ersten eine heilsame Zurückdänimung der Arbeiterflutnng nach den Städten, dieser schlimmsten Erscheinung unserer Zeit, und zu gleich eine Mäßigung des Gründungsfiebers erwarten, welches so oft zu unüberlegten, nachher bald zusammen- brechcnden Gründungen führt. Tie Gesetzgebung hat in Bauern jüngst zu dem Mittel gegriffen, die Groß bierbrauer stärker zur Steuer heranzuziehen als die Kleinbrauer, um letztere vor dem Untergang zu be- lvahren; man würde den Zweck vielleicht aus rich tigerem Wege durch den Zwang der Beschaffung von Arbeiterwohnungen erreichen. Man hat in neuerer Zeit wohl auch von Vor schlägen gehört, dem Recht der Zwangsenteignung in städtischen Gemarkungen eine größere Ausdehnung zu geben, um das Bauen zu erleichtern, oder gar die Stadtgemvinden zu verpflichten, für die Beschaffung billiger Arbeiterwohnungen mit öffentlichen Mitteln einzutrcten Damit würden die privatrechtlichen Vcr hältnisse aber in sehr gefährlicher Weise ins Ungewisse gesetzt, den Städten neue finanzielle Schwierigkeiten bereitet und ihnen die sonderbare Zumutung gestellt werden, den Zuzug fremder Arbeiter, der doch ffir sie eine Kalamität ist, zu befördern Tagesgeschichte. Dre-den, 14 März. Aus Nervi sind über das Befinden Ihrer Majestät der Königin die erfreulich sten Nachrichten hier eingcgangen. Allerhöchstdiefelbe hat im Hotel Pension Angiaisc, woselbst zur Zeit Ihre König!. Hoheit die Frau Kron prinzessin von Schweden nnd Norwegen verweilt, Auf enthalt genommen. Begünstigt von der geschützten Lage des Ottes und der milden Luft verweilt Ihre Majestät täglich längere ahnte sie, was der Nachtigall Lied bedeutete, aber nur das Pochen ihres Herzens verriet, daß sic es ahnte. „Morgen komme ich wieder," flüsterte er ihr zu, „und dann will ich Ihnen sagen, was die Nach tigall sang Gute Nacht, Gertrud; auf Wiedersehen!" V Morgen! DaS „Morgen" kam Gertrud war glückselig wollte doch Lionel kommen und ihr sagen, daß er sie liebe! Im Laufe des Vormittags brachte man ihr einen Brief. Einer der PlüSkowschen Diener war damit ge kommen. „Vom Herrn Baron v Rohden," hatte der Mann gesagt. Sie öffnete das Schrriben, den ersten Liebesbrief, den sie erhielt Der Brief lautete. „Meine Hoffnung, Sie heute sehen zu können, ist zunichte geworden Ich bedauere dies innig, da ich Ihnen so viel zu sagen habe. Ein Telc gramm zwingt mich, augenblicklich eine Reise nach Berlin anzutreten, ich kann dieselbe nicht auf schieben, da eS sich um geschäftliche Abmachungen von größter Wichtigkeit handelt Ich bleibe aber nicht lange; ehe die Nachtigallen zu singen aushören, bin ich wieder bei Ihnen," Gertrud ließ den Bries in den Schoß sinken; Thränen verdunkelten ihre Blicke und es war ihr, als lege sich ein grauer, erkältender Nebel rings auf den schönen Sommertag und als presse ihr eine eisige Hand daS Herz zusammen Zeit im Freien. Allerhöchstdiefelbe hat Sich bereit wesentlich erholt und eine Kräftezunahme ist sehr de merkbar * Berlin, 13. März Ee. Majestät der Kaiser erledigte heute vormittag Regierungsgeschäfte und nahm einige Vorträge entgegen. — Ter „Reichsanzeiger" meldet amtlich die Ver leihung des Schwarzen Adlcrordens an den Staats Minister v Bötticher. — Auf der am 15. März in Berlin zusammen tretenden internationalen Arbeiterschutzkon ferenz werden außer Deutschland folgende Staaten vertreten sein: Belgien, Dänemark, England, Frank reich, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich Ungarn, Portugal, Schweden und Norwegen, die Schweiz und Spanien Die Namen der Delegierten Deutschlands haben wir gestern aufgeführt. Als De legierte der übrigen Staaten werden der Konferenz beiwohnen: Seitens Belgiens Baron Greindl, Staatsminister Jacob-, Direktor im Ministerium für Landwirtschaft Harjs und als Bcirat Baron Arnold ! Kint de Roodenbeeke Seitens Dänemarks: geh. Etatsrat Tietgen, Fabrik inspcktor Vr pdil. H. A Topsöe, Direktor einer Feuerversiche ring L. Bramscn Seitens Englands: Sir E Malet, Sir John Gorst, par lamentarischer Unterstaatssekretär im India Office, der Groß industrielle in Manchester Sir William Houldsworth und der Eisenindustrielle in Darlington David Tale. Seitens Frankreichs: Jules Simon, Senator und Mit glied der sranzösischen Akademie, der Senator Tolain, daS Mit glied der Teputiertcnkammer Burdeau, der Generalinspektor und Präsident des Lberminenrats Linder, der Mechaniker Delahaye und als Beirat der erste Botschaftssekretär bei der Berliner Botschaft Tumaine; als technische Beiräte sind diesen Delegier ten beigcgeben: der Gewerbeinspeftor Laporte, der Generalkonsul Jacquot, der Kabinekischef des Staatspräsidenten Lebon und der Ingenieur Pelle. Seitens Italiens: der Senator Gerolamo Boccardo, der Deputierte Vittorio Ellena und der Generaldirektor der Statistik Luigi Bodio, als Beiräte der Abieilungschcs im Finanzmini sterium Strrngher, und der Professor Maiorano-Calatabiano. Seitens Luxemburgs: Vr. I. A Brasseur Seitens der Niederlande: der Berliner Gesandte Jonkheer van der Hoeven, der Ministerialrat im Justizministerium Snij ders von Wissenkcrke, sowie der Arbeitsinspcktor Struve Seitens Österreich-Ungarns und zwar österreichischer seits: für das Handelsministerium Ministerialrat Btta Frhr v. Deigel«pcrg und der Zentral Geweibeinipektor Ministerialrat l)r. Franz Migerka, sür das Ackcrbauministerium Ministerial- sekretär Vr Ludwig Haberer, sür das Ministerium des Innern August Frhr. v BappaN-Lecnheer: ungarischerseits: Ministerial rat Vr. Julius Schwerer, Ministerialrat B la Gränzenstein al« Bergbausachmann, sowie der Jndustricinipektor Joseph Szteröoy, Seitens Portugals: wahrscheinlich der Berliner Gesandte Marquis de Penaficl Seitens Schwedens-Norwegens: das Mitglied der ersten Kammer v Tham und der Generalsekretär im Mini sterium des Innern zu Christiania Eduard Christie, zur Dis position dieser beiden Bevollmächtigten Mmisterialsekrelär Gras Wrangel. Seitens der Schweiz: der Landamann Blumer und der erste Sekretär des eidgenössischen Departements für Industrie vr. Kausmann Tic Namen der Vertreter Spaniens sind bis jetzt noch nicht bekannt gegeben. — Der Reichskanzler hat dem Bundesrate gleich zeitig mit einer im Reichscisenbahnamte ausgearbeite ten Denkschrift, betreffend die Abänderung des Be triebsreglements für die Eisenbahnen Deutsch lands, sowie der Anlage I) zu diesem Reglement, vier Anträge des Amtes zur Beschlußnahme vorgelegt Ter Bundesrat hat sich mit diesen Anträgen bereits in seiner heutigen Sitzung beschäftigt. Der erste Anttag geht dahin, in Übereinstimmung mit dem seit kurzem aus allen deutschen Eisenbahnen einaesührlen Ver fahren, alle fchnellsahrenden Perfonenzüge, abgesehen von den trientexpreßzügen, einheitlich al« Schnellzüge zu bezeichnen diese Bezeichnung auch an einer bestimmten Stelle de» Regle ments einlrelcn zu lasten Der zweite Antrag bezweckt da» von der Rottweil Hamburger Pulverfabrik hergestellte „Rottweiler klein Kaliber-Pulver" unter denfelbcn Bedingungen wie da» gewöhnliche Echwarzpulver zur Eisenbahnbesürverung zuzulasten Vergebens sagte sie sich, daß er ja bald wieder zurückkommen würde, daß aufgeschoben doch nicht auf gehoben sei; alle VernunftSgründe vermochten nicht, ihr die Ruhe wiedcrzugeben und das Gefühl von ihr zu nehmen, als sei plötzlich ein großes Unglück über sie hereingebrochen So verging der Tag Gegen Abend suchte sie die Nachtigallen wieder auf, aber die Einsamkeit bedrückte sie, und bald eilte sie wieder dem Hause zu. In der EingangSthür stand die Tante Annette und wartete auf sie Die gute Dame sah bleich und verstört aus Sie streckte der Nichte beide Hände entgegen „Ich wollte Dich soeben suchen", sagte sie. „Komm herein, Gertrud; eS erwartet Dich eine Überraschung Vr Horn ist hier " Der Justizrat vr Horn >var seit langen Jahren der RechtSbeistand der gräflich Hahnschen Familie, und der verstorbene Graf hatte, trotz seiner Menschen scheu, stets daS vollste und unbedingteste Vertrauen auf denselben gesetzt Was vr. Horn sagte oder tha», war stets recht und maßgebend für ihn gewesen; der selbe hatte alle seine Geldanlagen besorgt, und auch daS Testament, welches infolge deS Ablebens des jungen Grafen Paul das Fräulein Gertrud Voßberg zur Universalerbin einsetzte, war von ihm geschrieben nnd vollzogen worden, vr. Horn hatte die junge Erbin auch in ihren Besitz eingefühtt und war dann eine ganze Woche lang aus Warnitz geblieben, um derselben in ihrer Unersahrrnheit beizustrhen nnd ihr die nötigen Anleitungen zu geben
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