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HH» Dresdne r Journal. Verantwortlicher Nedacteur: I. G. Hartmann > — ^V38 1858 Dienstag, de» L6. Februar Erscheint «lt «»«nähme der Saun- und Festtage täglich Abend» und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. Pret» für da« Vierteljahr Lhaler. Insertion»-Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Die diesjährige Aufaahmrprüftmg der für die Cadettrn- schule bereit« angemeldeten oder noch anzumeldenden Aspi ranten wird den 26. März und die darauf folgenden Tage stattfiaben. Der Schlußtermin für Anmeldungen von Aspiranten bei dem Commando der Cadettenschule ist auf den 1. März ». o. anberaumt worden. Die Anmeldung hat schriftlich zu erfolgen und eS sind dieser die nachstehend bezeichneten Zeugnisse und Erklärungen beizulegen: 1) das Täufzeugniß de» Aspiranten; 2) ein ärztlicher Nachweis über dessen körperliche Tüchtig keit, aus welchem zugleich zu ersehen sein muß, ob der Aspirant geimpft ist und ob derselbe Masern und Scharlachfieber gehabt hat; 3) die Schulzeugnisse über geistige Befähigung und Wohl verhalten; 4) die Erklärung des Vaters rc. oder de» Vormunde», durch welche der Aussteller sich verpflichtet, die Bestreitung der mit der Aufnahme und dem Aufenthalte seine» Sohne», Mündels rc. in der Cadettenschule, sowie der mit der später nothwendig werdenden Anschaffung der Portepeejunker- und OffizierS-Equipirung für den selben, verbundenen Kosten zu übernehmen. In allem Uebrigem wird auf den, au» der Höcknerschen Buchhandlung zu beziehenden Auszug de» Regulativ» für die Kriegsschule verwiesen. Dresden, am 23. Januar 1858. Kriegs Ministerium. » von Ravenhorst. Dre-de», 5. Februar. Mit allerhöchster Genehmigung Sr. Königl. Majestät ist dem au» Stolpen gebürtigen Reiter Jehan» Gattlieb Alvin Jacob N. von der isten Schwa- drm» des Ist«» Reiter - Regimeyt», für die von ihm am 2V. Juni vorigen Jahres, mit eigener Lebensgefahr, be wirkte Errettung zweier beim Baden in der Mulde in der Nähe von Roßwein verunglückt gewesener junger Leute vom Tode des Ertrinkens, die Leben»rettungS-Medaille in Sil- ker, mit der Erlaubniß, dieselbe am weißen Bande tragen zu dürfen, verliehen worden. Dresden, 8. Februar. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruhet, dem Oberleutnant Freihern ö Byrn I., vom 10. Infanterie-Bataillon, die erbetene Entlassung mit der Erlaubniß die Armee-Uniform zu tragen, zu bewilligen, sowie die Leutnant» König, vom 5., Rottka, vom 6. und v. Wolf vom 12. Infanterie-Bataillon, zu Oberleut nants der Infanterie zu befördern. Dresden, 10. Februar. Se. Königliche Majestät haben dem Oberleutnant v.-Beulwitz, vom l4. Infanterie-Ba taillone, die erbetene Entlassung allergnädigst zu bewilligen geruhet. Dresden, 13. Februar. Seine Majestät der König haben dem Königlich Preußischen General-Consul für die Donaufürstenthümer, Geheimen RegierungS-Rathe Freiherrn v. Meusebach da» Comthurkreuz U. El. des Albrecht- Orden«, sowie dem Königlich Preußischen Consular Geran ten Blücher zu Galah und dem Königlich Preußischen Vice-Eonsul Reiser zu Varna das Ritterkreuz gedachten Orden- zu verleihen geruhet. Nichtamtlicher Theil. Nebrrsicht Tage-geschichte. Telegraphische Nachrichten. Wien: DaS Erzherzog - Karl - Monument. — Triest: Nachrichten von der „Novae«".— Berlin: Der Fackel zug der Sludirenden. Soiree beim Ministerpräsidenten. — München: Die DonauschiffsahrtSacte publicirt. — Mainz: Die Abschätzung de» durch die Explosion ver ursachten Schaden» beendigt. — Altenburg: Vom Landtage. — Frankfurt: Preßangelegenheilen. — Pari»: Der „Moniteur" über die Sicherheit-Maßregeln. — Bern: Jnternirung der Flüchtlinge. — Genua: Verhaftungen. — London: Die Verhandlungen de Unterhauses bezüglich der FlüchtlingSbill. —Ostindien: AuS der neuesten Post. Oeffentliche Gerichtsverhandlungen. (Löbau.) Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Börseunachrichteu. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. London, Montag, RS. Februar. DaS nächste Postdampfschiff gebt von Liverpool nach New-Dort den Februar II Uhr Vormittags ab. Die „ Jnde'pendailce belge" enthält folgende Tele gramme : . Paris, Sonntag, 14. Februar. Der heutige /»Moniteur" veröffentlicht die Ernennungen für die fünf große« Militärkommandos. Marschall Magnat» verbleibt in Paris und Marschall Castellave in Lyon, Marschall Cavrobrrt kommt nach Nancy, Marschall BoSquet nach Toulons« und Marschall Baragury d'HUliers »ach TonrS. Marseille, Sonnabend, IS. Februar Die bereits mitgetheilten Nachrichten über die Vorgänge in Kan- ton werden von der „China Mail" bestätigt. Ein großer Theil der Vorstädte ist durch eine Feuers brunst eingeäscbert worden. DaS Feuer hatte auch die innere Stadt ergriffen. Die chinesische Artillerie war zum Scdweigen gebracht worden. Die Missionäre meldeten, daß alle europäischen Gefangenen in den Gefängnissen ihren Leiden erlegen wären. Wien, 14. Februar. Wie die „Wien. Ztg." meldet, Hal sich bei den Versuchen mit der Schablone des Fernkorn- schen Monuments für weiland Erzherzog Karl, die ein stimmige Ueberzeugung der mit der Ueberwachung der Aus führung des Monuments beauftragten Commission als richtig herausgestellt, daß der Raum in der Mitte de« äußern Burgplatzes für die eigenthümliche Composition des Monu ments und für den Platz selbst sich nicht zur Aufstellung eignet. Dagegen haben diese Versuche an der rechten Seite des Burgplatzes (gegen den Volksgarten hin) diesen Raum zu diesem Zwecke unter der Voraussetzung der Errichtung eines ähnlichen Monuments auf der entgegengesetzten Seite als vollkommen passend erwiesen. Infolge dessen hat Se. Majestät diesen Platz zur Aufstellung des Monuments definitiv genehmigt. Das Monument, welches auf der ent gegengesetzten Seite errichtet werden wird, soll dem Verneh men nach dem Andenken des Prinzen Eugen von Savoyen gewidmet sein. Zur Legung der Fundamente für den ganzen monumentalen Bau wird mit dem Eintreten der bessern Jahreszeit geschritten werden. Auch der Hauptguß deS Mo numentes wird in dieser Zeit vollendet werden, so daß es nicht unwahrscheinlich ist, daß das Monument selbst im Laufe deS nächsten Jahres wird aufgestellt werden können. Triest, 12. Februar. (W. A.) Die Fregatte „Novara" ist laut Nachrichten der Ueberlandpost aus Point-de-Galle, yom 15. Januar in Ceylon angekommen und sollte am 18. nach Madras absegeln. H Berlin, 13. Februar. Die Stadt ist heute noch ganz erfüllt von dem in der Thal großartigen Schauspiel, welches gestern Abend um halb 7 Uhr Ihren königl. Ho heiten dem Prinzen und der Prinzessin Friedrich Wilhelm im königl. Schlosse von den Studenten der hiesigen Uni» versität, den Eleven der Bauakademie und deS Gewerbe- institutS gebracht worden. Wiederum waren Tausende von Menschen auf den Beinen, welche den ganzen Weg, auf welchem der Zug an- und abmarschirte, ganz gefüllt hatten. Um halb 7 Uhr setzte sich dieser letztere, geführt von einem Piket reitender Schutzmannschaft, in Bewegung. An der Spitze ritten zwei Reihen Studenten in mittelalterlicher Studiosentracht mit gezogenem Schläger, eS folgten ein Trupp Fackelträger und sodann in drei vierspännigen Wa gen die Deputationen der drei Institute, hieran schlossen sich in zwei, die ganze Länge der Linden vom Schloß bi» zum Brandenburger Thor einnehmenden Parallellinien die Fackel träger mit ihren in großer Parade einhergehenden Zugfüh, rern und vier Musikchören; jedem der drei Institute wurden die Banner desselben voran getragen; die Universitälsstan- darte aber gefahren. An dem Schlosse und zwar unter den Fenstern des hohen neuvermählten Paares wurde Halt gemacht und es erfolgte die Absingung von drei Liedern. Während dessen gingen die Deputationen der Institute zu Ihren königl. Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Friedrich Wilhelm, und hier hielt der Sprecher der Stu dentenschaft, vr. Jansen, eine höchst schwungvoll« und poetische, ja vielleicht von allen HuldigungSreden, die hier in den letzten Tagen gehalten worden, die gelungenste Rede. Der Prinz erwiderte, daß er sich durch dieselbe überrascht und erfreut fühle, daß ihm namentlich die Beweise der Liebe von Seiten der akademischen Jugend umsomehr wohl gethan, als er sich immer gern seiner eignen Studienzeit er innere, welche er in Bonn und unter den Comilitonen der heute vor ihm erschienenen akademischen Bürger verlebt habe und zu seinen unvergeßlichsten Erinnerungen zähle. „Sprechen Sie", schloß der Prinz, „sämmtlichen Herren, welche sich an diesem Festzuge betheiligt haben, meinen und meiner Ge mahlin innigsten Dank aus und sagen Sie Allen, wie sehr uns diese Aufmerksamkeit erfreut hat." Später erschien das gefeierte fürstliche Paar auf dem Balcon deS Schlosses, von einem unbeschreiblichen Jubel der Fackelträger und der dichten Volksmenge begrüßt. Die erstern begaben sich auf den Döhnhofsplatz, wo sie, umgeben von einer zahllosen Menschenmasse, unter der üblichen Absingung deS „6uuctea- MU8 igitur" die Fackeln verbrannten, während die Häuser an dem Platze theils illuminirt, theils von buntem bengali schen Feuer beleuchtet erschienen. Von hier aus begab sich die ganze Fackelträgerschaft in die Tonhalle, in deren groß artigen Räumen ein solenner Commers abgehalten wurde. Vor den auf einer Tribüne prangenden Bannern der drei Institute wurden viele schwunghafte poetische Reden gehas- ten, Hochs auf das Herrscherpaar und daS königl. Hau», Feuilleton. I Hsfthester. Sonnabend, I». Februar. Erste Gastvorstel lung der Signora Ristori, unter Mitwirkung der Hofschau- spicler Sr. Mas. deS König« von Sardinien, ölucbetb, ia 4 »tti, <ii 8akespe»re, Iruäotta e riäottu in i vor» itsliani llal 8igr. Kinlin Ourcnno. Die berühmie Künstlerin ist bei ihrem wiederholten Er- schcinen hier und zwar zuerst in Deutschland vom Publicum und der Kritik so hoch und in so umfassender Betrachtung gewürdigt worden, daß eine weitere Erwähnung ihrer genia- lrn Eigenschaften nur »l« überflüssig erscheinen kann. Aber eben diese nur und die hervorragende Meisterschaft ihrer künst lerisch«, Verwendung können den Maßstab de« Unheil» über rin« n«ue Rolle der großen Darstellerin abgeben, auch auf die Ge fahr hin, daß es der emvfangenrn Wirkung bei Denen nicht nttspttchen sollte, welche Frau Ri stört zum ersten Male sa hen. Wer ein große« DarstellungSgenie der Bühne vor Be ginn seine« allgemeinen Ruhme« oder wenigsten« beim ersten Entstehen desselben sah, mag dem Zufall danken ; doppelt viel leicht, wenn dessen Gunst e« bei diesem ungetrübten Genuß . bewcnden läßt. Der gewaltige, tiefeingreifende und neue Ein- > druck, den dir Meisterlelstungen der noch schöpferisch gestalten den Künstlerin al« Myrrha und Maria Stuart bet ihrem ' erste» Auftreten i« Patt« auf mich machten, wird mir unver- -»Pich Reiben; er wurde fühlbar schwächer und kühler bei « de» später« Rundreisen der Bittuostn. Und doch sind die - Tstiwtt ihrer Kunst, der Geist, die Meisterschaft in ihrer Ver- s WttchGG dieselben ; ja die Vollendung im Gebrauch dieser außerordentlichen Begabung ist gewiß noch sicherer, fertiger. Aber der ganze bewunderungSwerlhe Kunstapparat an Mimik, Geberde, Gesten, Ton und Ausdruck der Rede erscheint mir in seinen Details und für jede« Motiv seiner Verwendung bekannt, und e« bedünkt mich, al« sei die Seele müde gewor den, dabei mit ihrem unmittelbaren innersten Lebenshauch mit- zuwirken, als habe sie sich mehr und mehr von dem gleich mäßig wiederholten virtuosen Mechanismus der Kunst zurück gezogen, der nun unter Leitung der Reflexion starrer, schärfer, lebhafter geworden» Da« Virtuosenihum auf solche Weise, wie früher von der Rachel, jetzt von Frau Ristori auSge- übt, muß trotz dem Sträuben de« schönsten Naturell« zur Manierirtheit und zur Beschränkung der innern productiven Thätigkeit kommen, und umsomehr im Geleit so höchst mittel mäßiger und unfähiger Umgebung; die Nöthigung hierfür allein durch Ungemeine-, Außergewöhnliche« zu entschädigen, läßt die entzückendste, reichste Begabung, wie sie hier vorhanden, end lich verarmen. Und kann eine solche, nur dem äußern Er folg nachgehende Wirksamkeit dem wahren Künstlersinn end lich genügen? — Wenn ich die hierhin zielende Befürchtung bereit« vor fast vier Jahren au»sprach, so überrascht mich viel weniger deren Bewahrheitung, al« die nachhaltige Kraft eine« Genie«, da« dieselbe nur so langsam eintreten läßt. Shake-peare'S Lady Macbeth, diese« Weib, voll der höch sten, aufflammendsten Leidenschaft und thalkräftig boshaft,r Begier de« Ehrgeize«, der alle weibliche Natur in ihr tödtet, welche dann sich rächend in dem gefesselten Geisteszustände de« Nachtwandeln« al« qualvolle Phantasie und marternde« Ge wissen zerrüttend durchbricht, — dieser, vom Dichter mit tiefster psychologischer Wahrheit dem Macbeth entgegengesetzte, Frauen charakter gehört nicht zu den vollkommenen Leistungen der Frau Ristori. Al« Hauptgrund dürfen wir wohl gelten lassen, daß dies Gebilde de« großen Briten und seine Poesie überhaupt, die auch der Uebersetzung in die italienische Sprache völlig widersteht, der Auffassung der Italienerin zu fern la gen, und daß Lady Macbeth insbesondere dem weiblichen mit so edler Macht vorherrschenden Naturell der Darstellerin sich weniger eignet. Schon die mehr getragene Cantilene der Rede weise sagt dem charakteristischen Ausdruck für Shake-pfarr nicht zu. Man konnte in dieser italienisirten Gestaltung dir Schöpfung de« Dichter« mit lobenSwerther ergreifender Wahr heit vollendet durchgeführt nicht wiederfinden, vielmehr ein musivisches Aneinanrerreihen künstlerisch bedeutender und im Einzelnen wunderbar vollendeter und mit genialer, dramatischer Wirkung einschlagender Momente. So die einschmeichelnd bestrickende Ueberrevung Macbeth'«, dämonische Laute de« Zorne«, de« Hohn«, der Verachtung, der Bo«heit, da« verstellte Entsetzen nach dem Morde de« König« ic. Sel. ten vergaß man dabei die große Virtuofln. Ein geistreicher Zug war die innerlich schwer bedrückte Stimmung, al- Lady Macbeth nach dem Erscheinen von Banquo'« Geist den Ge mahl zu beruhigendem Schlaf auffordert; r« lag hierin ein tief gefühlter Uebergang zur letzten Seen». Neu und vom gewaltigsten packendsten Effect war di« Darstellung de« Fieber irrsinn« der Nachtwandelnden, eine entsetzende Verkörperung zerstörend au-breckendrr Gewiffen«qual. Aber der öfter sich stark markirende Hang zum Rrali«mu«, der sich schon bei der „Myrrha" in dem rothen Bande, da« der Tode«wunde al« Blut entströmt zeigte, treibt dir Künstlerin hier über di« Grenzlinie de« Schönen in der Kunst weit hinau«. Da« hör-