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Wochen- und Rachrichtsvlatt zugleich WA-K'>kiM str Lsftdsrf, Ködlih, Amrdorf, Aürdoff, ZI LOim, Ktimichssrt, NmmM md Mlsrs. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. . - 46. Jahrgang. - — ——————————- Nr. 39. Sonntag, den 16. Februar 1896. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag.' Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfennig«. — Einzelne Nummer 10 Pfennig«. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalteu, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werd«, di« viergespalttn« Korp«ch>eVa oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 llhr. - AKW § ldttNß MM Aufchlutz au die StadL-Feensprecheiurichtung. Neue Anschlüsse an die Stadt-Fernsprecheinrichmng in Lichtexstein- GaAnberg sind, wenn dis Ausführung in dem im Monat April beginnenden ersten Bauabschnitt des Rechnungsjahres 1896/97 gewünscht wird, spätestens bis zum 1. März bei dem Kaiserlichen Postamt in Lichteusteix-Callnberg anzumeiden. Später eingehende Anmeldungen können erst im nächstfolgenden, am 1. Sep tember beginnenden Bauabschnitt berücksichtigt werden. Emer Erneuerung der bereits vorgemerkten Anmeldungen bedarf es nicht. Leipzig, 4. Februar 1896. Der Kaiserliche Ddsr-Dostdirektor, Geheime Ober-Postrat. W alter. GMMtMKHMß. Künftigen Dienstag, als den Z8. Februar dss- JA, von 4 bis 6 Uhr nachmittags soll das Wegebefferungsmaterial, und zwar circa Ivv obin Steine aus Lobsdorf, sowie der nötige Decksand, auf die hiesige Dorfstraße zu fahren, vergeben werden. Darauf reflektierende Fuhrwerksbesitzer wollen sich zur bestimmten Zeit im Lehmann'schen Gasthof einfinden. Rüsdorf, den 15. Februar 1896. Der Gemeiuderat daselbst. Engel, G. V. Sparkaffen-Expeditionstage in Lichtenstein: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. KsKssMschichLe. *— Lichteustein. Am 13. Februar, vor 25 Jahren, abends gegen 6 Uhr bald nach Einbruch der Dunkelheit, spielte sich ein welthistorischer, bisher noch ziemlich unbekannter, nirgends aber in dsm verdienten Maße gewürdigter Schlußakt des Krieges ab, es fiel der letzte Schuß des großen deutsch-französischen Krieges und zwar vor Belfort, das am 16. Februar kapitu lierte. Es war ein eigentümlicher, fast ironischer Zufall in der Weltgeschichte, daß jener Schuß, mit welchem der eigentliche Krieg zwischen Deutschland und Frankreich seinen Abschluß fand, von demjenigen Belforter Fort abgefeuert wurde, das den stolzen Namen „la Justice" — die Gerechtigkeit führte. — Dienstsuchende Mädchen, sowie deren Eltern und Vormünder möchten wir darauf aufmerksam machen, daß der Verein Volkswohl in Dresden seit Jahren eine Dienstvermittelung eingerichtet hat, welche sich von Jahr zu Jahr sowohl bei stellen suchenden Mädchen, als auch bei den Herrschaften einer wachsendenÄeliebtheit erfreut. Die Stellenvermit telung, weiche hauptsächlich in der Absicht errichtet worden ist, solche Mädchen, die in Dresden fremd sind, vor den Gefahren der Großstadt und vor Aus beutung und Irreleitung zu bewahren, wurde im Jahre 1895 von 2094 Herrschaften und 1834 Mäd chen benutzt. Der Verein nimmt von den Mädchen nur eine einmalige Vermittelungsgebühr von 25 Pf. und da die Nachfrage der Herrschaften eine sehr große ist, so ist jedes ordentliche Mädchen sicher, daß es auf eine Stelle nicht lange zu warten braucht. Günstig ist noch besonders, daß die erwähnte Stellen vermittelung sich im „Mädchenheim" des Vereins Volkswohl, Ammonstraße 24 Part., 5 Minuten vom Böhmischen Bahnhof entfernt befindet, wo die Mäd chen gleichzeitig zu den niedrigsten Preisen, wöchentlich 3 Mk. 70 Pf., täglich 70 Pf., Wohnung, erstes Frühstück und Mittagessen erhalten können. — Da Herrschaften die zu mietenden Mädchen am liebsten persönlich sehen wollen, so ist es zu empfehlen, daß die Mädchen sich nicht auf die Einsendung ihres Dienstbuches beschränken, sondern selbst nach dem Mädchenheim kommen. — Dresden, 14. Febr. An der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer nahmen Ihre Excellen- zen die Herren Staatsminister v. Metzsch, Lr. v. Seydewitz und v. Watzdorf, sowie die Herren Geh. Räte Meusel und Vodel, geh. Finanzräte Dr. Ritter- städt und v. Kirchbach teil. Zunächst bewilligte die Kammer die Titel 12 und 43 des außerordentlichen Staatshaushalts, Umbau der Dresdner Bahnhöfe und damit zusammenhängende Herstellungen und Vermehrung der Güter- und Personenwagen betr., nach der Vorlage. Abg. Kluge beklagte die Mehr forderung für die Dresdner Bahnhöfe, worauf Se. Excellenz der Herr Staatsminister v. Watzdorf ver sicherte, daß er für das Verschwinden dieses Titels aus dem Etat sorgen werde. Abg. Behrens brachte eine Petition des Friedrichstädter Bezirksvereins zur Sprache. Abg. Uhlmann (Görlitz) beklagt verschie dene Mängel an der Konstruktion von Personen wagen, Abg. Steiger den Wagenmangel überhaspt. Geh. Finanzrat Dc. Ritterstädt erklärte, daß man v Wagen hätte einstellsn müssen, um den Durch gangsverkehr zu erhalten; geh. Finanzrat v. Kirch bach bestätigte auf eine Anfrage des Abg. Steiger, daß Sachsen für den Böhmischen Braunkohlenverkehr Wagen stellen müsse. Abg. Theuerkorn wünschte für Chemnitz zur Verladung einen Krahn für schwere Lasten. — Schließlich überwies die Kammer eins Petition des Wagenschreibsrs Wittke in Leipzig, Unterstützung betreffend, der Regierung zur Kenntnis nahme und ließ die des Feodor Drechsler in Cotta um Aufhebung einer Ausweisung auf sich beruhen. — Nächste Sitzung Dienstag. — Dresden, 13. Febr. Eiligen Fußes kam heute früh ein hiesiger Fleischer in ein Barbier geschäft. Er wüsss halb neun Uhr auf dem Schlachi- viehhofe sein, erklärte er und bat, ihn so schnell als möglich zu bedienen. Das sollte auch geschehen. Ehe es aber zum Beginn des Rasierens kam, schlug der Gast mit den Händen um sich und verfiel in Zu ckungen, die alsbald zum Tode führten. Der her beigeholte Arzt konnte nichts mehr thun. Es war ein Herzschlag eingetreten. — Waldenburg, 14. Febr. Der Leichnam des seit 19. v. Mts. vermißten Buchbinderlehrlings Dooterman» wurde gestern nachmittag auf Wvlken- burger Flur aus der Mulde gezogen und amtlich aufgehoben. — Pirna, 13. Febr. Die Schiffahrt auf der Elbe ist jetzt wieder ausgenommen worden; gestern abend in der 7. Stunde passierte der erste Keiten- dampfer die hiesige Elbbrücke. Man sucht die augen blicklich gebotenen Wetterverhältnifse thunlichst aus- zunutzsn, wenn auch der Eisaufbruch auf der Ober elbe immer noch nicht erfolgt ist. Die Personen- dampsschiffahrt dürfte am nächsten Sonntage zunächst bis Pillnitz eröffnet werden. — Döbel», 13. Febr. In einer der letzten Nächte wurde im Comptoir des Fabrikanten Johs. Großfuß ein schwerer Einbruch verübt. Die Ein brecher, drei an der Zahl, stiegen mittelst Leiter in die erste Etage ein, erbrachen zwei Thüren und ge langten ins Comptoir. Dis Einbrecher hatten es auf den Geldscbrank abgesehen, den sie tüchtig bear beiteten, sie mußten aber nach vergeblichen Oeffnungs- versuchen unverrichteter Sache abziehen. Der Geld schrank ist vor zwei Jahren aus der Geldschrank fabrik von C. Rob. Drechsler und Wagner in Har tha» bei Chemnitz bezogen worden. 8 Altenburg, 13. Febr. Seit einiger Zeit treibt ein Handwerksbursche in hiesiger Gegend sein Wesen. Er wandert fechtend umher; trifft er kranke Leute, so stellt er sich als Naturheilkünstler vor und verschreibt gegen Erlegung von 1—2 M. unleserliche Rezepte, die in den Apotheken nicht auSgeführt wer den können. Der Betrüger dürfte auch anderwärts sein Geschäft weiter betreiben. — Plauen, 13. Febr. In Plauen lebt noch die Tochter eines der wenigen sächsischen Soldaten, die aus dem Feldzuge nach Rußland die Heimat wieder erreicht haben. Es ist dies die hochbetagte Frau verw. Pippig, deren Vater Karl Christoph Hirsch als Feldwebel im Infanterie-Regiment „Prinz Maximilian" am Zug nach Moskau teilgenommen, sich dabei aber auch den Keim zu langem Siechtum und frühem Tod geholt hat. Hirsch ließ sich im Jahre 1803 anwerben und nahm von da ab an allen Kriegen teil, in die Sachsen damals verwickelt wurde. Auf dem Schlachtfelde zu Leipzig, als alle Offiziere seiner Kompanie gefallen waren, wurde der tapfere und mehrfach verwundete Feldwebel zum Unterleutnant befördert, in welcher Eigenschaft er im Jahre 1815 am Feldzug gegen Napoleon I. teil nahm. Im Jahre 1826 wurde Hirsch zum Premier leutnant befördert, mußte aber schon ein Jahr später wegen Kränklichkeit den Dienst quittieren. ß Ein Familiendrama hat sich neuerdings in Berlin in derSchmidrstraße ereignet. Der Kauf mann und Fabrikant Löwenberg, seine Gattin und zwei Kinder wurden in der Wohnung vergiftet auf gefunden. Grund zur That soll der Geschäftsrück gang sein. — Hochwassergefahr herrscht in Lübeck. Der Travefluß ist aus den Ufern getreten. Hoch wassergefahr ist auch in Kiel eingetreten. — Ein Maschinenbauer vom Panzer „Sachsen" stürzte ins Trockendock der Kiel er Werft und verstarb sofort. — Die Witwe des ermordeten französischen Präsi denten Carnot macht z. Z. mit ihren Kindern eine Pilgerfahrt nach den italienischen Gnadenstätten. — Für 18 verurteilte Fuchsmühler hat ein Bamberger Geistlicher die Kosten von 960 M. bezahlt. 8 Berlin, 14. Febr. Eine Versammlung von 1800 Schneidermeistern beschloß einstimmig, die Arbeit sofort niederzulegen, bis eine Einigung zwi schen den Schneidermeistern und den Konfektionären erfolgt sei. 8 Wie die „B. B. Z." erfährt, kommt am Sonnabend im Reichstage eine Interpellation Auer wegen Auflösung der sozialdemokratischen Vereine zur Beratung. Z Vor Freude gestorben ist in Berlin das 14/s Jahre alte Töchterchen Johanna des Schlossers Menning. Frau Menning hatte längere Zeit an einem innerlichen Leiden darnieder gelegen, ihre Kinder Paul und Johanna litten an der Diphtheri- tis und befanden sich in demselben Krankenhause wie sie. Nunmehr konnten alle drei aus der Anstalt als geheilt entlassen werden. Herr Menning fand sich dort ein, um seine Familie abzuholen. Er holte zuerst seine Frau ab und ging bann mit ihr in die Kinderabteilung, um beim Anziehen der Kleinen be hilflich zu sein. Während nun der Vater das Töch terchen hielt und die Mutter es anzog, fiel die Kleine Plötzlich entseelt m seine Arme zurück. Das Kind war außer sich gewesen vor Freude, daß es nun wieder bei den Eltern sein werde. Die große Er regung hatte dem kleinen Wesen, das durch die über standene DiPhtheritiS sehr geschwächt war, das Herz gelähmt und auf der Stelle getötet. 8 Pastor Schwartzkopff im Wahlkreise Gardelegen-Salzwedel hat an das Bureau der kon servativen Partei das nachstehende Schreiben ge richtet: „Za meinem Bedauern sehe ich mich genötigt.