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Dresdner Journal : 10.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189703102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970310
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-03
- Tag 1897-03-10
-
Monat
1897-03
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 10.03.1897
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»ret«: Für Dresden viertetiLhrlich: « Marl bv Pf, bei den Kaiser- »ich deutschen Postanftaltru vierteljährlich s Marl; außer- halb de« Deutschen Reiches Post» und Etempelzuschläa. Einzelne Nummern: 10 Pf Erscheine«: Liglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. Fernfpr-Anschluß: Nr 1L»L Dresdner M Äurnal. M 57 Mittwoch, den 10. März, abends. E»NU,»t«»»«»«e»»hre, Für den Naum nner gefpal- tenen Zeile kleiner Schrift »o Pf Unter „Eingesandt" di« Zeile dv «. vei Tabellen- und Ziffernfatz entsprechender Ausschlag 1897 Her« »s, «der: Königlich« Erp«ditton des Drrsdnrr J«>i>nats Dresden, Zwingerstr »v 8«,spr>«nschluß-«rlKE» Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Handlungsgehilfen Cäsar bei der Firma Th. Kettemdeil und Comp. in Leipzig das AlbrechtS- kreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Schriftsetzer Singer in der Druckerei der Firma Bernhard Tauchnitz in Leipzig das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Verordnung, die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen betr. vom 25. Februar 1897. Zur Ergänzung der Verordnung vom 30. Juli 1895, die Ausführung des Reichsviehseuchengesetzes vom betreffend - G. u.V.O.Bl. S. 74-, wird mit Allerhöchster Genehmigung hierdurch fol gendes bestimmt: 1. Zu 8 5 der Verordnung vom 30. Juli 1895. Die Entschließung darüber, ob gemäß 8 56b Ab satz 3 der Gewerbeordnung in der Fassung vom 6. August 1896 — R. G. Bl. S. 685 — zur Abwehr oder Unterdrückung von Seuchen der Handel mit Rindvieh, Schweinen, Schafen, Ziegen oder Geflügel im Umherziehen Beschränkungen zu unterwerfen oder auf bestimmte Dauer zu untersagen sei, steht zu nächst für jeden Regierungsbezirk der Kreishaupt mannschaft zu. t) Zu 8 13 und 8 18 Nr 1 der Verordnung vom 30. Juli 1895. Der Beaufsichtigung durch die Bezirksthierärztc bedarf es nicht bei kleineren Ferkel- bez. Wochen märkten, auf denen lediglich Saugferkel in Körben (Korb-, Spanferkel) feilgeboten werden. 3. Zu 8 13 Absatz 3 der Verordnung vom 30. Juli 1895. Auch der Vorverkauf von Schweinen vor er folgter bezirksärztlicher Untersuchung ist untersagt — s. nachstehend- Punkt 4 —. 4. Zu § 15 der Verordnung vom 30. Juli 1895. Künftig unterliegen auch alle von Händlern zum Zwecke öffentlichen Verkaufs ausgestellten oder öffent lich ausgebotenen Schweine bestände der Beauf sichtigung durch den Bezirksthierarzt dergestalt, daß der Verkauf untersagt ist, solange nicht durch bezirks thierärztliche Untersuchung das Nichtvorhandensein von Seuchen festgestellt ist. Die in 8 15 Absatz 2 der Verordnung vom 30. Juli 1895 den Händlern und Stallbesitzern auferlegte An zeigepflicht erstreckt sich künftig auch auf die Handels- Schweine. 5. Zu 8 16 der Verordnung vom 30. Juli 1895. Die Untersuchung von Schweinen, welche im Umherziehen verkauft werden sollen, hat, wenn die selben mit Eisenbahn oder Schiff ankommen, von demjenigen Bezirksthierarzte zu erfolgen, in dessen Bezirke die Ausladung zum Vertriebe im Umher ziehen stattfindet. 6. Zu 8 16 Abs. 4 und 8 18 Punkt 3 der Verordnung vom 30. Juli 1895. Die vorgeschriebene Reinigung hat sich auch auf Kunst und Wissenschaft. Ein Denkmal für Karoline Neuber. Gestern am 9. März waren zweihundert Jahre ver- fiossen, seit die „Neuberin", die bekannteste und gefeiertste deutsche Schauspielerin aus der ersten Hälfte des acht zehnten Jahrhunderts, zu Reichenbach im Vogtland ge boren wurde Diesen Tag hatte die Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger dazu erwählt, um daS neu hergestellte Denkmal der bedeutenden Frau, die eine Bahnbrecherin für die deutsche Schauspielkunst und ihre Geltung im deutschen Kulturleben gewesen ist, feierlich zu enthüllen An Stelle des schlichten alten Steinwürfels, der unmittelbar an der Elbe, in der Nähe des ver schwundenen Häuschens von Dorf Laubegast sich erhob, in dem die Vielgewanderte und Vielgeprüfte 1760 starb — ein Stein, den Freunde der Kunst der Unvergeßlichen schon 1776 errichtet hatten —, ist ein schöneres und künst- jerisch besser ausgeführte« Ehrenmal getreten Der Stein trägt jetzt daS in Bronze gegoßene Reliefbildnis der Karoline Neuber vom Bildhauer Armbruster nach dem einzigen erhaltenen Bilde aus ihrer Zeit hergestellt, hat eine Reihe geschmackvoller Verzierungen erhalten und ist mit tragischen und komischen Masken bekrönt DaS Ganze ist schlicht geblieben und empfängt nach wie vor seine Weihe durch die anmutoolle Landschaft, inmitten deren da« Denkmal liegt und die, wie der Festredner glücklich hervorhob, der schwerbedrängten Künstlerin zur letzten Augenweide und zum letzten Trost gereicht hat Da« kleine Denkmal trägt die Inschrift: „Karoline Neuber, die Mutter de« deutschen Schauspiel«, geboren am 9 März 1697, gestorben am 30 November 1760" Um da- Zustandekommen der schönen Erneuerung de« Denkmal« har sich vor allen Hr. Prof Porth, da« lanajährige hochgeschätzte Mitglied unsere« Hoftheaters, da« größte Verdienst erworben Seiner unermüdlichen Pietät die gebrauchten Transportmittel (Wagen u. s w.) zu erstrecken. 7. Zu 8 18 Punkt 2 der Verordnung v. 30. Juli 1895. Zu Zeiten größerer Seuchengefahr sind künftig auch alle von Händlern zum Zweck öffentlichen Verkaufs ausgestellten oder öffentlich ausgebotenen Schweinebestände der 5tägigen Beobachtungs frist unterstellt Ausgenommen sind hiervon nur Mastschweine, welche binnen 3 Tagen (vom Beginn der Aufstellung bei dem betr. Händler ab gerechnet) zur Abschlachtung gelangen, und Saug ferkel (Korb, Spanferkel). 8. Die Amtshauptmannschaften werden er mächtigt, nach Gehör des Bezirksthierarztes einzelnen approbirten Thierärzten die Befugniß zu ertheilen, die den Bezirksthierärzten obliegenden Untersuchungen des Händlerviehes bei Behinderung der letzteren vor zunehmen und die vorgeschriebenen Bescheinigungen auszustellen. Die Ertheilung dieser Befugniß erfolgt auf Widerruf. Die betreffenden Thierärzte sind mittels Handschlags besonders zu verpflichten; ihre Namen sind im Amtsblatte bekannt zu geben. Auf die Bezirke der Städte Dresden, Leipzig und Chemnitz erstreckt sich die vorstehende Er mächtigung der Amtshauptmannschaften nicht. 9. Nichtbeachtung der vorstehenden Bestimmungen hat, soweit nicht nach gesetzlichen Vorschriften eine andere Strafe verwirkt ist, Geldstrafe bis 150 M. oder Haft strafe zur Folge. Dresden, am 25. Februar 1897. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Körner Wekanntrnachung. die Abhaltung der Wahlfähigkeitsprüfung am Lehrerinnen - Seminar zu Callnberg Ostern 1897 betreffend. Die Wahlfähigkeits-Prüfung am Lehrerinnen- Seminar zu Callnberg findet nach Ostern 1897 zu nächst für frühere Zöglinge dieser Anstalt statt. Kandidatinnen, welche sich dieser Prüfling unterwerfen wollen, haben spätestens bis zum 20. Mär; laufenden Jahres ihre Gesuche um Zulassung bei dem Bezirksschul- inspektor ihres Wohnortes unter Beifügung der in 8 16 der Prüfungsordnung vom 1. November 1877 vorgeschriebenen Zeugnisse einzureichen, worauf sodann von den Bezirksschulinspektoren die Anmeldungen an die Kanzlei des unterzeichneten Ministeriums bis spätestens zum 31. Mär; laufeuden Jahres einzureichen sind. Dresden, am 8. März 1897. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. v. Seydewitz. Götz Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im «eschäftsbereiche des Ministcriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: Eine ständige Lehreistelle an der 8klajsigen Schule zn Burkersdorf bei Burgstädt Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1000 M. Gehalt und iso M Logisgeld. Gesuche sind unter Beisügung sämtlicher Zeugnisse bis in die neueste Zeit bis zum 22. März bei dem Königl. Bezirksschulinspcklor Schulrat vr. Böhme in Rochlitz einzureichen war es wesentlich zu dankens, daß sich gestern nachmittag eine größere Zahl von Künstlern und Kunstfreunden, darunter zahlreiche Mitglieder der Königl Hostheater und des Residenztheaters, dazwischen neugieriges Dorfpublikum, vor dem noch verhüllten Denkmal in Laubegast vereinigen konnten. Der Himmel war bedeckt, leiser Sprühregen ging nieder, aber mit dem Beginn der Feier, als das Posaunen quartett der Hofkapelle den Beethovenschen Ehor: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" anstimmte und die Hülle von dem blumenumkränzten Denkmal fiel, brach ein Sonnenstrahl durch und begünstigte die anspruchslose und in ihrer Art doch so warmbefeelte kleine Festlichkeit. Nach dem Gesang des Mehulschen Gebets aus „Josef", mit unterlegtem Text, durch ein Doppelquartett des Hof theaterchors ergriff Hr. Porth das Wort, feierte in ge drungener und herzergreifender Rede das Andenken der Künstlerin, der kraftvollen und humorvollen Frau, die dem deutschen Schauspiel den Boden bereitet, die da« oft wüste Treiben des damaligen Theaters in geregelte Formen ge lenkt, die das moralische Ansehen des Schauspielerstandcs gehoben habe Wenn jetzt, sagte der Redner, die deutsche Schauspielkunst hoch angesehen und geehrt in der Welt steht, ihr gebührt in erster Reihe unser innigster Dank! Bezugnehmend auf das stille Begräbnis, das nach damals herrschendem Vorurteil der Schauspielerin zu teil geworden, schloß Hr Porth mit den Worten: „Das Andenken Tausender, die mit großem Gepränge hinausgebracht worden sind zur ewigen Ruhe, ist verschollen — Dein Andenken aber lebt, große Seele, und wird leben, solange deutsche Schauspielkunst leben wird!" Als Zeichen der Verehrung legte der Redner zuletzt einen von der deutschen Bühnengenossenschast gewidmeten riesigen Lorbeerkranz an dem Denkstein nieder und übergab daS erneuerte Ehrenmal dem G«meindevorstand von Laubegast, der Schutz und Pflege desselben zusagte Mit einem auf den Tag bezüglichen Gesang von Römer schloß die ebenso kurze al« würdige Feier Es ist symbolische Weihe in diesem dicht an der Straße Nichtamtlicher Leit. I« Kreta geht offenbar nunmehr alles drunter und drüber. Sich zurechtzufinden in den fortgesetzt höchst un klaren und widerspruchsvollen telegraphischen Meld ungen von der unglückseligen Insel ist auch heute nicht möglich. Aber soviel läßt sich doch aus ihnen herauslesen, daß man an einer ganzen Reihe von Punkten miteinander kämpft. Hier haben die Insurgenten, dort die Türken, an einer dritten Stelle die Griechen angegriffen; auch eines der italienischen Kriegsschiffe hat wieder ein paar Kanonenschüsse auf die In surgenten abgegeben. An Toten und Verwundeten fehlt es also nicht, und in den nächsten Tagen wird man von neuem Blutvergießen sicher zu hören be kommen. Was die „einigen" europäischen Mächte anlangt, so sind sie vermutlich schon in die Verhandlung darüber eingetreten, in welcher Weise nun in Zukunft verhandelt, wenn auch nicht gehandelt werden soll. Nach den bisherigen Leistungen des berühmten euro päischen Konzerts wird niemand mehr eine bedeut same Leistung von dieser Spielvereinigung erwarten, bei der es anscheinend nur Kapellmeister, aber keine Mitspieler giebt. ES würde durchaus begreiflich er scheinen, wenn Deutschland, wie gemeldet wird, so gut wie entschlossen sein sollte, von weiterem Mitspielen abzusehen. Gegenwärtig hört man über die Thätig- keit der europäischen Diplomaten übrigens gar nichts. — Darüber, wie man die durch die griechische Note — von der nun glücklich die dritte Lesart vor liegt — geschaffene Lage in Wien anffaßt, äußert sich unser dortiger Mitarbeiter wie folgt: Die griechische Regierung hat seit dem Beginne des kre tischen Abenteuers so wenig Klugheit und Einsicht an den Tag gelegt, daß sie zumindest bei dem europäischen Publikum eineu Ueberraschungscrfolg erzielen konnte, als sie die „Sommation" der Mächte durch eine doch Halbwegs maßvolle Kundgebung be antwortete. ES wäre daher für die leitenden Politiker in Athen nicht schmeichelhaft, wenn das Gerücht zuträfe, daß gerade bei der Abfassung dieser Kundgebung gewisse fremde Einflüsse weit mehr zur Geltung gelangt seien, als die Initiative der offiziellen Faktoren Griechenlands. Sei dem wie immer, man muß zu gestehen, daß die Autoren der griechischen Note die heikle Aus gabe mit einiger Gewandtheit gelöst haben, eine verfehlte Aktion und einen unhaltbaren Standpunkt zu beschönigen Bisher war daS Bestreben der maßgebenden griechischen Faktoren darauf gerichtet, die Lage so zu verschärsen und zu verwirren, daß die wirklichen oder vermeintlichen Freunde Griechenlands eine- Tage- zu offenem Eintreten für die hellenische Gewaltpolitik, zu einer förmlichen LoSsagung vom europäischen Konzert genötigt werden sollten. Diesem Zwecke dienten zahlreiche Schritte undÄußerungen, diekaumandersalStollkühneHerausforderungen erscheinen mußten. Jede solche Herausforderung hätte ja da oder dort die Erwäg ung heranreifen lassen können, daß nun nicht mehr länger mit drastischen Zwangsmaßnahmen gegen Griechenland gezögert werden sollte, und eben von einer derartigen Wendung erhoffte man in Athen unzweifelhaft eine Störung der Einmütigkeit Europas. Allmählich hat man aber wohl am Piräus erkannt, wie wenig diese Spekuiation geeignet sei, die Grundlage politi scher Entscheidungen zu bilden. Bisher hat man von dort aus aus den Zerfall des europäischen Konzerts — wie es heißt, nebenbei auch aus den Rückgang der Kurse — spekulieit; heute spekuliert man aus die europäische Entente, während man zu gleich, wie die Büiscnlcutc erzählen, dre Kontremine Geschäfte in Paris und London abwickelt. Man rechnet im Bannkreise der Akropolis auf eine Hausse der europäischen Börsen, weil die griechischen Politiker groß mütig darauf verzichten wollen, das europäische Konzert zu sprengen. Man wiegt sich in Lem Glauben, eine untrügliche Methode entdeckt zu haben, nach welcher das europäische Ein vernehmen, das so ost in diplomatischen und publizistischen Äußerungen bei Drohungen an die griechische Adresse angerufen wurde, nun zu gunsten Griechenlands zu verwerten sei Eine in der Form maßvolle, mit Humanitären Phrasen und weh mütigen Bitten um das Wohlwollen der Mächte ausgenaitetediplo- matischeNote soll LenGönnern GriechenlandSdieMöglichkeit bieten, für den vielleicht noch besserungSsähigen Schützling zu wirken Der Antrag der Heimsendung des griechischen Geschwaders, die „Bitte" um Belassung der griechiswen Truppen aus Kreta, der Vorschlag, das Schicksal Krems von einem Plebiszit liegenden Denkmal. Gestorben am Wege, aber unvergessen, gebeugt von den Mühen und bitteren Erfahrungen eines künstlerischen Beruses, dem sein Lebensrccht erst zu erringen war, aber als Eharaktergestalt sortlebend in den Erinner ungen ihrer Zeitgenossen und im unvergänglichen Zeugnis Lessings, dem die Neuberin noch die Pforte zu seiner Laufbahn als Dramatiker mit der Aufführung seines „Jungen Gelehrten" eröffnen durfte, hat die große Schau spielerin alle Unsterblichkeit errungen, die der flüchtigen Kunst des Mimen gegönnt ist. Daß sie bis ans Ende tapfer im Gefühl von der Ehre ihres Berufes fortgelebt hat, bezeugen zwei Verszeilen aus dem Mai des Jahres 1760, ihres Todesjahrs, eine „Dresden" und „Friederica Carolina Neuber" unterzeichnete Eintragung in das Stamm buch eines sächsischen Offiziers, ein echter Wahl und Wahr spruch guter Schauspielkunst: Was frag ich nach der Zier / Wenn ich nur wohl agier'! A. St. 88 Hr Hans Fährmann gab am Dienstag in der Johanneskirche den vierten (letzten) deutsch-französischen Orgelabend. Neben einer gut gearbeiteten Fuge von Emile Bernard und einem Durchschnittsstücklein (1'rwrs L Notrv Dams) von L. Bok'llmann, dessen Wahl den Konzert geber mit seinen wiederholten Versicherungen, nur Modernes von anerkanntem Werte vorführen zu wollen, in Wider spruch brachte, kam als Hauptwerk französischer Herkunft die fünfte Sonate in 0-mnII von Alexander Guilmant zu Gehör. Diese« fünfsätzige Werk hat nur einen schwachen Satz, das Adagio; in den andern übt e« durch kräftige The matik und kunstvollen Satz, durch die gleichmäßige Ver einigung von gedanklichem Gehalt und schönen Glanz de« Vortrag« eine bedeutende, von der prachtvollen Schluß fuge bi« zum Hinreißenden gesteigerte Wirkung au« Sie ist die musikalisch gewichtigste wie sie die umfänglichste unter den Sonaten Guilmant« ist — zwei Eigenschaften, die in neueren Tonwerken einander nicht oft so gut decken Hr. Fähr abhängig zu machen — all' dies sind Anregungen, welche sichtlich den Zweck verfolgen, die Kabinette oder wenigsten« einige derselben von der Überflüssigkeit der sofortigen Durch sührung von ZwangSmaßregeln zu überzeugen. Gelingt da» Manöver nur in London und Pari» und etwa auch in Rom, so müßten die anderen Staaten doch nach der Ansicht der griechi schen Politiker zumindest auf neue Verhandlungen eingehcn. Aus diese Weise könnte, wenn der Plan der hellenischen Diplo matte gelingt, da» „europäische Konzert" in der kretischen Frage allmählich zu einem absolut leistungSunfähigen Mechanismus ge macht werden, dessen Schwerfälligkeit nur der griechischen Politik Vorteil brächte. Wir glauben aber nicht, daß die hier gekennzeichnete griechische Taktik zu dem angestrebten Ziele führen wird Diejenigen Mächte, die bisher eine Erfüllung der griechischen Wünsche als unzulässig betrachtet haben, dürsten auch durch die neuesten Vorschläge und Bitten des Kabinetts von Athen nicht zum Verzichte aus ihr Programm bestimmt werden. Eine Erötter ung dieser Vorschläge mag durch vermittelnde Schritte einzelner Kabinette immerhin cingelcitet werden, sie wird aber kaum — wie es in der RechlSsprache heißt — eine ausschiebende Wirkung bezüglich jener Maßnahmen haben, welche zur Klärung der Situation aus Kreta und in den kretischen Gewässern er- sorderlich sind Deutschland, Rußland und Österreich-Ungarn vertreten einhellig die Anschaunng, daß die Liquidierung des kretischen Abenteuer» nach dem ursprünglich festgesetzten Modus vor sich gehen müsse und daß es nicht die Sache Europas, sondern jene Griechenlands sei, eventuell die Möglichkeit sür eine gütliche Beilegung der Krisis zu schaffen. In letzterer Richt,mg Hütten daher diejenigen Mächte, die vielleicht ein gewaltsame? Vorgehen gegen Griechenland verhüten wollten, ihren Einfluß gellend zu machen. Vermögen sie in Athen keinen Ersolg zu erringen, so werden sie ihre vhilhellenischen Gefühle nur schwer tn sachlicher Weise beihäligen können, da sie in aller Form das Programm gebilligt haben, das die Basis des gesamten Vorgehens der Mächte in der kretischen Frage bilden soll. Dieses Programm entspricht dem Gedanken, daß der Gesahr unabsehbarer Verwickelungen im Orient nur durch das Beharren auf dem Prinzip der Erhaltung der gegen wärtigen Machtverhällnisse im Orient vorznbcugen sei; es kann am allerwenigsten in dem Augenblicke preisgegeben werden, in welchem die macedonischen Komitees unter dem Eindrücke der Ereignisse auf Kreta bereits zu neuen Unternehmungen schreiten, während zugleich zahlreiche Symptome auf eine steigende Gärung in anderen Gebieten des türkischen Staats wesens Hinweisen, Jede einlenkende Entschließung Griechenlands kann die Mächte zu Konzessionen jedensalls erst dann bestimmen, wenn man glauben darf, daß in Athen die Erkenntnis der Unmög lichkeit einer Auslchnung gegen den Willen der Mächte ernstlich zum Durchbruche gelangt ist Die europäischen Kabinette werden eine solche Wendung am besten fördern, wenn sie ein hellig bemüht sind, der griechischen Regierung die Hoffnung aus ein — „Einlenken Europas" zu benehmen. Darüber wird man sich auch dort nicht täuschen, wo die Neigungen einer temperamentvollen Bevölkerung nicht ganz mit der offiziellen Politik harmonieren Mit den Marinefrafftu hat sich auch in ihrer gestrigen Sitzung die Budget kommission des Reichstags befaßt. Über die Sitzung wird folgendes berichtet: Der Referent vr. Lieber bat um nähere Angaben, wie hoch sich nach dem neuesten Plane die fortdauernden Ausgaben belaufen würden. Staatssekretär Hollmann antwortete, seitens der Marine verwaltung fei eine Ausstellung gemacht. Diese ergebe sür das Ordinarium (Kap 45 bis 64) bis 1901: 69 fz Millionen (im Etat 1897/98 beträgt das Ordinarium 58925277 M.) Eine genaue Berechnung werde vom Staatssekretär des Rcichsfcbatz- amts aufgestellt werden. Abg. v. Kardorss erklärte sür notwendig, daß unsere Flotte wenigstens der russischen Ostsee-Flotte etwas überlegen sei. Dazu seien wir sehr wohl im Stande, denn die finanzielle Lage des Deutschen Reiches sei bester als die aller übrigen Großmächte Auch dafür müsse gesorgt werden, daß die Be schäftigung der Arbeiter auf den Wersten eine gleichmäßige ist. Abg, v, Leipziger (kons) ist der Marineverwaltung dankbar sür die abgegebenen Erklärungen und Erläuterungen Die Entscheidung über die einzelnen Forderungen müsse die kon servative Partei sich von Fall zu Fall Vorbehalten Abg. Or. Bachem (Z.) ist erfreut darüber, daß nach der Erklärung des Herrn v. Leipziger auch die konservative Partei die Forderungen nicht »»ns pbru.^ bewilligen wolle. Ein Ver gleich mit Frankreich sei nicht zulässig, denn wir hätten eine feste, gesicherte Monarchie, nnd darüber freue sich das Volk am meisten. Wenn aber Lem Volke diese Freude erhalten bleiben solle, so müsse auch eine solide Finanzwirtschaft erhalten bleiben. In Frankreich herrsche bereits ein gewisser Pessimismus, der das Gegenteil von Patriotismus sei. Man möge sich hüten, daß mann spielte Vie Komposition vortrefflich, geschmackvoll in der Registrierung, mit großer Klarheit, Wärme und Lchwung Die deutsche Orgellitteratur vertrat ihr erster Meister, Seb. Bach mit Präludium und Fuge 0-äur, dem vor letzten Stück auS dem dritten Bande... Ihre Unterstützung boten dem Konzertgeber Frau Bächi - Fährmann, die Gounods französisch-oberflächliches Lied Golgatha mit bester Wirkung sang und die mit einigen ihrer Privat schülerinnen ein Terzett von Mendelssohn im Stimmen klang und Ausdruck sehr frisch vorführte, ferner der Bläser chor des hiesigen Jägerbataillons, welcher unter Hrn. RöpenackS Leitung Mozarts (in der eigentlichen Gestalt für Chor und Saitenquartett natürlich auch eindringlichstes) Avs vsrum lobenswert vortrug, und der verstärkte Kirchenchor, von dem man zwei ausdrucksvoll gesungene Passionschöre von Michael Haydn hörte Letztere entstammen einer 12 Nummern umfassenden Auswahl aus 27 Responsorien sür die Char- woche, welche der für die Neubelebung der M Haydnschen Werke unermüdlich thätige Hr. Otto Schmid getroffen hat und die er demnächst bei Breitkopf u. Härtel erscheinen laßen wird. Beide sind einfach und würdig aufgefaßt, harmonisch gut charakterisiert und klangvoll Hr. Hof opernsänger Wachter, der in dem gestrigen Konzert mit wirken sollte, war schließlich durch Theaterdienst ver hindert Seine Programmnummer, Miserere von Martini, wurde von Frau Bächi-Fährmann ansprechend ausgeführt. P Für die internationale Kunstausstellung zu Dresden sind die angemeldeten Kunstwerke vom 12. bis 25 März d. I«. im Ecksaal des westlichen Flügel« vom Ausstellung» - palast abzuliefern Mit dem Bau eine« Restaurant« wird jetzt begonnen; cs wird vor dem südlichen Mittelbau er richtet werden Man wird also direkt von der Ausstellung nach den der Erholung und Erfrischung gewidmeten Räumen gelangen und von hier au« einen schönen Blick nach dem AuSstellungSqarten sowie nach den hohen Baumkronen der Herkuletzallee de» Großen Garten«
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