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Dresdner Journal : 12.02.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187502128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750212
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750212
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-02
- Tag 1875-02-12
-
Monat
1875-02
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 12.02.1875
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Freitag, Den 12. Februar W35 Ldo»»omea1«pr«l»» 1» Lxtt,etz,o L«te8»- F»1»rlivL, ... 18 ^jLNrUeU: 4 Ucu* 80 kk. lii»»t»«8lu»o>««,: 10 ks t»»„rd»N> S« cko<»8»et»8» kt^ictis, tritt ka»t «4 Swwi«Im»ettl»G di»»«. I«»<,r»teoprelsv: ?«r 4« Kaum einer 8«-»v»1lei»en?etit«Ue: K) kl. „Lmzesimät" <iis tLeiwr 80 kl. kr»eLel»eu r Hi^Ued mit Luin^d«,» Ler Sona- «vU Xd«a, kür äs» K»ls«o6ou DreMerÄonrnal. Verantwortlicher Rcdactcur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. 187S. I»i,er»t«»»i»oi»d»« »«vLi-1», l-eixttg - Araniktetler, ÖawaüxijovH« ch», vreeaner ^orrraick»; «beullxi.: LuAcn ^ srt,- S»»dLr>x-I«rU»- 8»>,I->r,»I»L-7r»ll>^iirl » H : La«««eein <S Voller, IsrUn Vi<» - S»o>dilr^ - kr»r-I-«tp«iU- kr«»tzt»r1 ». U. - »äüed««: Lla»«, LerUo: L. Lor«,et,- /«c»licicn ^ant, L ^1/brrett, Lr,w,e L Leklotte,- 8r«,I»«: /, §tünA«»'» ijürr^U; vdeomiu: Lr k^mot, kr»i^kar1 , : L. ^ar-er'eeke u 6 Lerrmo«-'«!^ Nuckd., Da«be<^t>'o., ÜSrUt»: /»v-O, S»LL»v«r: t? §ctü»«/rr, r«rt»: Lova», Fa/ittc, Lavier <t 0», tzr««U»n- DauLc <s Oo., SLwd-r»- F Lie^ligr«, V,«»; Fj. OxpeiU: U »r»«»xed«rr Kömut. Lrpväitioll <ive I)r«x1o« '-»r»^s Orexten, Ü1^rx»rstd«o»tr»»«» tt«. 1. Amtlicher Theil. Nachdem die durch anderweitc Verwendung des Postratkes Lehmann zur Erledigung gekommene Post- rathsstclle bei der Kaiserlichen Ober-Postdirection zu Dresden voui 15. Januar dieses Jahres an dem zett- herigen Postinspcctor Bleyer daselbst unter Ernennung desselben zum Postrath übertragen worden ist und Se. Vtajestät der König von Sachsen hierzu auf Grund des Artikel 5" der Versüssung des Deutschen Reiches die landesherrliche Bestätigung ertheilt haben, so wird solches hierdurch zur öffentlichen Kcnntniß gebracht. Dresden, am I. Februar 1875. Finanz - Ministerium. Freiherr von Friesen. Heydenreich. NMmnMchyr Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Berlin. Kastel. Straßburg. Metz. Karlsrube. Malchin. Weimar. Meiningen. Prag. Graz. Buda-Pest. Paris. Rom. Madrid.) Dresdner Nachrichten. Provinzial Nachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Plauen i. V. Meißen. Großenhain. Niederauerbach. Ernst thal. Vermischtes. Statistik und Volkswirthschaft. Eingesaudteö. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische WitterungSderichte Inserate. NllllmchitN. Paris, Mittwoch, 10. Februar, Abends. (W. T. B.) Die Nachricht, daß die Unterhandlungen zwischen dem linken und dem rechten Centrum, behufs einer Verständigung «brr die Zusammen setzung des Senats, auf große Schwierigkeiten stoßen, bestätigt sich. Das linke Centrum wünscht die Wahl deS gcsammtcn Senats durch allgemei nes Stimmrecht gemäß dem Vorschläge deS Ge setzentwurfs Dufaure'S. Das rechte Centrum ist dagegen dafür, daß die Mitglieder deS Senats thcils durch das Staatsoberhaupt, thcils durch die Gcncralräthe ernannt werden. Sollte der von Dufaure eingcbrachte Gesetzentwurf abgeleknt werden, so würde, der „Agence HavaS" zufolge, die Linke sich für das System der indirecten Wahl erklären. (Vgl. unsere Pariser Korrespondenz unter „TageSgeschichte") BurgoS, Mittwoch, 10. Februar, Abends. (Tel. d. Trcsdn. Journ.) König Alfonso ist hier ein- getroffen. Der Eisenbahnzug, welcher den König führte, ist unterwegs, zwischen Miranda und Haro, von den Carlisten beschossen worden. Die königl. Truppen an der Bahn erwiderten das Feuer, das die Carlisten kann cinstelltcn. Mehrere der vor der» Wagen des ZugcS wurden von den Kugeln der Carlisten durchlöchert, doch ist Niemand ver wundet worden. (Vgl. die „Tagesgeschichte" unter Madrid.) Ein Eiscnbahnzug mit einer Deputation aus Logroiio wurde an derselben Stelle von den Car- listcn beschoßen, wo sie auf den königlichen Zug gefeuert haben. Dieser Zug mußte wegen des hefti ¬ gen Feuers zurückgehen, in einem Tunnel Zuflucht suchen, und konnte erst unter dem Schutze von 0 Compagnien Bedeckung-mannschaften seine Fahrt fortsetzen. Washington, Dienütag, 0. Februar,Abends. (W. T.B.) Die Ainanzcommifion des Congresscs hat den Gesetzentwurf, betreffend die Besteuerung von baumwollenen und wollenen Mauufacturwaa- ren, sowie von Eisen und Stahl, angenommen. Die Besteuerung von Papier, Büchern, Leder, Zucker, Thee und Kaffee wurde dagegen abgelehnt. Die Finanzcommission schätzt die durch die vorge- schlaaenen Steuern zu erzielende Mehreinnahme auf 30 Millionen Dollars. Tngksgkschichte. * Berlin, lO.Februar. Bei dem Ballfeste, wel ches gestern Abend bei Ihren kaiserlichen Majestäten im weißen Saale des k. Schlosses stattfand, wurden die Aufzüge und Quadrillen wiederholt, welche bei dem vorgestrigen Maskenbälle der kronprinzlichen Herrschaften so reichen Beifall gefunden. Nach Beendigung dieser Aus züge und Nationaltänzc vermischte sich der costumirte Theil der Gesellschaft mit den übrigen Gästen zu einem bunt wogenden, in allen Farben und Lichteffcctcn er glänzenden Bilde, in welches der nun beginnende all- genuine Gesellschaftstanz schnell einen noch höheren Grad von phantastischer Mannichfaltigkeit und von rei cher und wechselnder Decoration hineintrug. Stach dem gegen ^12 Uhr an Buffets eingenommenen Souper wurde der Tanz bis gegen 2 Uhr fortgesetzt. Tie kaiserlichen Majestäten haben dem Feste bis nach I Uhr beigcwvhnt. — Der Bundesrath und der Ausschuß desselben für Handel und Verkehr haben heute Sitzungen gehalten. Stach der „D. R.-C." beschäftigte sich der Bundesrath iu dieser seiner heutigen Plenarsitzung namentlich mit der Berathung der vom Reichstage angenommenen Vor lagen resp. mit den von dieser Körperschaft gefaßten Beschlüssen. Stach der „N.-Z." ist in dieser Sitzung auch die Abstimmung und Annahme des vom Reichs tage beschlossenen Bankgcsetzentwurfcs erfolgt und die Zustimmung zu der Ucbereinkunft mit Italien wegen ge genseitigen Verzichtes auf die Beibringung von Trau- erlaudnißscheincn Man glaubt, daß der Bundesrath am Sonnabcno seine letzte Sitzung halten und sich dann auf längere Zeit vertagen werde. Es ist selbstoerständ lich, saß während dieser Vertagung doch einige Mit glieder des Bundesrathes hier verbleiben werden. — Bekanntlich ist die Frage wegen des Platzes für das zu errichtende Parlamentsgebäude neuerdings wieder Gegenstand lebhafter Erörterung. Dem Plane, für das Parlamentsgcbäude denjenigen Theil des Thiergartens, welcher zwischen der Charlottenburger Chaussee und der Lennestraße liegt, zu benutzen, ein Plan, welcher den Berlinern sehr schmerzlich ins Herz geht, gegenüber taucht ein anderes Projcct auf, welches die dem Reichs kanzleramte gegenüber liegenden Grundstücke der Wil- helmsstraßc (das fürstlich Pleß'schc, das Graf Stol- berg'sche Palais und das Henkel'sche Bankgcbäude) dazu verwendet wissen will. Die heutige „N. A. Z." meint, daß schon ein Blick auf die bezüglichen Grundstücke ge nüge, um sich zu vergewissern, daß deren Ausdehnung nicht Raum für einen Monumentalbau gewähren würde. — Nach Zcitungsmittheilungen soll bei der Regierung die Absicht vorliegen, die Bahn Berlin-Wetzlar vorläufig nicht zu bauen, weil angeblich die zu über windenden Schwierigkeiten zu große seien und die ver anschlagte Kostensumme weil überschritten werden müsse. Die Nachricht ist, wie der „St. A." nach eingezogcncn Informationen zu erklären in der Lage ist, in jeder Beziehung unbegründet. — Es ist bereits erwähnt wor den, daß die Verwaltung des Rcichstelegraphen- wesc ns künftighin mit der Postverwaltuug vereinigt werden soll und vorläufig dem Gcncralpostdirector lE. Stephan mit übertragen worden ist. Die in dieser Beziehung an den Letztem ergangene Verfügung des Reichskanzlers ist vom 29. Januar datirt und lautet wie folgt: „Nachdem Se. Majestät der Kaiser aus meine» Antrag zu genehmigen geruht Haden, daß die Post und die Telegraphie deS Reiches künftig einer gemeinschaftlichen Leitung unterstellt werden, ersuche ich Ew. Hochwohlgeboren, die VerwaltungS- aeschäftc des Reichsteltgrapdenwcicns bis zur allerhöchsten Entscheidung über die dcsimtive Gestaltung der beabfichltgten Einrichtung vorläufig wahrzunehmen. Zu Ihrer Assistenz bei den dessallsigen Geschäften habe ich den aeh. Oberpoftrath und vortragenden Rath im Generalpostamte Budde bestimmt. Der Reichskanzler Fürst v. Bismarck" I-. Berlin, Ui. Februar. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses, welcher die Staatsmini ster Graf zu Eulenburg, Dr. Achenbach und I)r. Frie denthal beiwohnten, wurde zunächst bekannt gegeben, daß die Wahl und Constituirung der Commission zur Vorberathung des Gesetzentwurfes, betreffend die An legung und Bebauung von Straßen und Plätzen in Städten und ländlichen Ortschaften erfolgt, und daß der Abg. Dr. Virchow Vorsitzender, Abg. Graf Wintzin gerode Stellvertreter desselben sei. Hierauf wurde die erste Berathung des Entwurfs einer Provinzialordnung für die Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen, sowie des Entwurfs eines Ge setzes, betreffend die Verfassung der Vcrwaltungsgerichtc und das Verwaltungsstreiiversahren, welche gestern un terbrochen worden war, fortgesetzt. Für die Vorlagen ergreift zunächst das Wort Abg. Graf v. Wintzingerode. Redner stellt zunächst in Abrede, daß in den Kreistagen die Städte majorisirt werden könnte» und er klärt das im Entwürfe anfgesteüte Princip für richtig. Ver- besserungsfähig seien die Entwürfe allerdings in manchen Punkten, insbesondere in Bezug aus die Steuerfrage; er em pfehle eine gründliche Reform der Communalbesteuerung und eine Einschränkung der dem Regierungspräsidenten eiugeräum len Kompetenz Abg Dr. Lasker spricht hierauf in einer zweistündigen Rede ebensalls für die Vorlagen Er halte cs zunächst für besonders wichtig, der den Unterschied zwischen den commu- nalen Ausaabcn und denen der Landesverwaltung klar zu werden. Wenn schon diese Aufgaben nach unten hin nicht streng auseinander zu halten seien, so entstehen, je weiter man nach oben hinaufgehe, desto größere Differenzen. Zwar müsse sich die Theilnahme an der Landesverwaltung anlehnen, aber identisch seien sie nicht, und deshalb begrüße er den Theil der Vor lage, der der Communalverwatlung gewidmet sei, mit Freuden. Er könne nicht glauben, daß durch die Wahle» eine ge- wiffe einseitige Vertretung geschaffen werden, uud dabei das städtische Element zu viel zurückgcdrängt werden könne. Auch er würde eine einseitige Tendenz in hohem Grade beklagen, und deshalb den Stimmen aus der Provinz stets die größte Auf- mxrksainkeit schenken. Die Kreise müßten für sich die Provin- Mwerlretung wählen. Die Commission habe dafür zu sorgen, daß hierbei die Städte nicht zu kurz kommen. Der commu- nalcn Selbstverwaltung seien die gestern von mehreren Red nern erwähnten Schranken nicht gezogen, nur dürfe man Selbstverwaltung nicht mit Selbstgesetzgebung verwechseln Ferner scheine ihm der Vorwurf, Lag die Entwürfe zu einer Prüfecturwirthschaft führen würden, ein durchaus ungerecht fertigter, die Tendenz des Entwurfes sei vielmehr dir richtige Begrenzung der Aufgaben der Landesverwaltung und der Selbstverwaltung, und gebe das vorliegende Gesetz der letzteren ungemein viel Raum Dagegen bedürfe nicht jeder Bezirk eines Verwaltungsgcrichtes mit zwei Bcrufsbeamtcn, da zwei solche der ganzen Provinz genügten. Redner wendet sich ferner gegen die Einführung des Staatsanwaltes in die beabsichtigte Organisation der Verwaltungsgerichtc, da seiner Ansicht nach jedes Mitglied der letzteren ein Staatsanwalt sei. Was die inAn- regung gebrachte Auslösung der bestehenden Provinzialvcrbände betreffe, so spricht Redner sich gegen das Fortbestehen der Re gierungen aus, deren Fortfall auf allen Seiten mit Sicher heit erwartet wordcu sei- Die in der Vorlage angebahnte Entlastung der Regierung dürfe keine partielle sein, sondern' müsse sich aus alle Provinzen erstrecken, andernfalls werde man in Preußen gewissermaßen zwei Particularstaatcn bilden. Zunächst sei in sämmtlichen Provinzen eine Krcisordnung ein- zuführen. Die bei Berathung der letzteren prophezeiten Uebel- stände seien nicht im Geringsten eingetroffen, so werde es auch mit der Provinzialordnung sein, durch welche ein Regiment geschaffen werde, daß an keiner Stelle Ungesetzlichkeiten aus- kommen lasse. (Lebhafter Beifall aus allen Seiten ) Abg. Ur. v. Gerlach spricht sich gegen die Vorlage aus. Um im Sturme der Begeisterung em ganz neues Preußen zu schaffen, vergeße man, wie tief die Entwürse in das innere Leben der einzelnen Provinzen, deren jede ihre Geschichte für sich habe, ein'chiieide. Bis jetzt seien die Provinzen werigstens noch nicht als selbstständiger Organismus angelastet worden. Führe man das Gesetz durch, so werde das Land bald mit einer Fluth von neuen Gesetzen überströmt werden, wie das schon m den letzten Jahren geschehen sei Die Vorlage schaffe eine comvlicirte Maschinerie von Wahlen, infolge deren das Parteiwesen bis in tue untersten Tiefen der Bevölkerung drin gen werde. Redner gehl sodann näber aus die Vorlage ein, bleibt jedoch in seinem Vortrage aus der Tribune meist un verständlich. Abg Ur. v. Sybel hofft ebensalls, wie der Abg. Lasker, mit der Einführung der Provinzialordnung eine gewiße Ent lastung der Regierung hergestellt zu sehen. Gegen den Vor redner bemerkt er, daß die Provinzen keine historischen Individualitäten, sondern administrative Schöpfungen seien Gegen Lasker theile er die Ansicht Gerlach's, daß auch die Wahlen zu der Provinzialvertretung von den Parteien be herrscht werden. In einem gewißen Zeiträume könne, wie Lasker verlange, die gesammte Organisation nicht eingesührt werden, da nach seiner Ansicht die Fristsetzung nur zum Theil von dem Willen des Hauses abhängc Wenn sich gestern der Abg. Virchow gegen die Einführung der Reform in der Pro vinz Posen ausgesprochen, so stände dieser Ansicht die seine schnurstracks gegenüber, man thue der Provinz Posen in Be zug aus das Bestelltsein ihrer Selbstverwaltung Unrecht Hierauf wird die weitere Berathung auf morgen vertagt. Kassel, 9. Februar. Nach einer Notiz der „Hess. Bl." beläuft sich die Zahl der renitenten Gemein den nunmehr auf 20, während sie anfangs Mai vor. I. nur 13 betrug. * Straßburg, 9. Februar. Der.Fastenhirtcn- brief des Bischofs Räß von Straßburg ist heute aus der Post polizeilich in Beschlag genommen worden. Metz, 8. Februar. Wie die „Ztg. f. Lothr." hört, ist nunmehr der Bauplan für die ganze, auf reichslän- dischcm Gebiet gelegene Strecke der Mos el bahn von Trier nach Metz genehmigt. Diese Bahn tritt bei Sierck in den Bezirk Lothringen ein und vereinigt sich über Königsmachern in Diedenhofcn mit der Rcichs- eisenbahu Luxemburg-Vietz. Die schwierige Frage über die Einmündung der Bahn in Diedenhofcn ist zu Gun sten des seiner Zeit von der Enquetecommifsiou befür worteten Projekts der Errichtung eines großen Ccntral- bahnhofes in Diedenhofcn auf der durch den Festungs canal und die Mosel gebildeten Insel entschieden. In diesen Ccntralbahnhof werden sodann die 4 Linien von Luxemburg, Metz, Sedan und Trier einmündcn. Karlsruhe, 8. Februar. Der „St.-Anz." enthält eine Bekanntmachung des Handelsministeriums in Be treff der staatlichen Förderung der Pferdezucht (nach Aushebung des Landesgestüts). Die hieraus ge richteten Geschäfte hat ein besonders bestellter technischer Beamter auszuführen, und wurden diese Functionen dem Oberstlieutcnant a. D. v. Chelius (früher Com- mandeur des Trainbataillons) übertragen. Malchin , lO. Februar. (Tel.) Heute Mittag ist der Landtag der beiden Großhcrzogthümer Mecklenburg eröffnet worden. Die schwerin'sche Proposition äußert sich über die Vcrfassungsvorlage also: Der Großherzog bringe die Vorlage für den außerordentlichen Landtag vom Februar vor. I. zur nochmaligen Berathung der Stände, indem derselbe an der in dem Landtagsabschiede vom 7. März vor. I. ausgesprochenen Hoffnung fcst- halte, daß die Uebcrzeugung von der Nothwcndigkeit des von ihm verfolgten Zieles zu einer Verständigung über die vorgeschlagenen Grundzügc führen werde. jilp Weimar, 10. Februar. Ihre königl. Hoheiten der Großherzog und die Frau Großherzogin wobnten gestern einem glänzenden Ballfcste bei, welches der königl. sächsische Gesandte, Herr v. Carlowitz gab. Dasselbe bildete den Schluß der Carnevalsfestlichkciten in den Kreisen der hiesigen Hofgesellschaft. — Mit besonderer Zähigkeit sucht die Social dem okratie sich in Eisenach zu behaupten. Wie die dortige Zeitung berichtet, wolle dieselbe um jeden Preis die Wahl eines ihrer Führer im dortigen Wahlkreise bei den nächsten Reichstags- Wahlen durchsetzen. Kein so fern obliegendes Ziel dürsten indessen die socialdemokratischcn Agitatoren verfolgen, welche sich in Eisenach eingcfunden haben. Einer für gestern Abend anberaumten Volksversammlung sollten 16 Vercinsangehörige der Partei aus Nord- und Mittel deutschland beiwohnen, darunter der Rcichstagsabgeord- netc Hasselmann und andere Mitglieder des allgemeinen deutschen Arbeitervereins. Da dieser sonst nickt in Eisenach vertreten zu sein pflegt, so ist jene Zusammen Feuilleton Rcdigirt von Otto Banck. K. Hofthcater — Altstadt. — 10. Febrnar. (Am Aschermittwoch.) Großes Concrrt zum Besten des Untcrstützungsfonds sür die Wittwen und Waisen dec kgl. musikalischen Kapelle. R. Schumann's Musik zu Byron's dramatischen! Gedicht „Manfred". — Concert- arie von Mozart. — Schicksalslied von Friedrich Höl derlin für Chor und Orchester von Johannes Brahms.— Zwei Terzetten für Frauenstimmen mit Orchcstcrbcglei- tung von F. Lachner. — Lconore-Ouverture Nr. 3 von Beethoven. Byron's „Manfred", dieser subjectiv metamorpho- sirte, in sein verzerrtes von der realen Weltabgewand tes Schattenbild verwandelte Faust, der sein Dasein „mir Krampf, nicht Leben" nennt und schuldbewußt in Zweifel nnd Verzweiflung ringend vom Fanatismus der Selbstqual ruhelos umhergetriebrn wird, macht mit seinem virtuosen Geisterverkchr nur einen unheimlichen und wüsten Eindruck. Aber trotz dieses abstoßenden Totaleindrucks erregen uns dock die hohen poetischen Schönheiten der Dichtung fesselnde Bewunderung. Schu mann fand sich zu ihr unwiderstehlich hingezogen. „Noch nie" — äußerte er — „habe ich mich mit der Liebe und dem Aufwand von Kraft einer Composition hingegcben, als der zu Manfred". Und wohl nicht blos mit Schumann's Vorliebe für zauberhaften my stischen Spuk und nebelhaft verschwimmendcn Ausdruck der Phantasie, die ihn zu vielfacher Verschwendung seiner Productionskraft verleitete, ist das zu erklären. Man dars annchmen: Manfred ergriff im Gefühl intimer Wahlverwandtschaft sein Seelenleben mit dämo nischer Gewalt, inspirirte seinen mit krankhaften Ideen bedrohten Geist in höchster Anspannung zu schönsten, tiefgefühltesten Tongebildcn, führte ihm aber auch zugleich verderbliche Nahrung zu. Die Ouvertüre und die Jn- strumentalsätze dieser Musik, frei von absonderlichen Ei genheiten, die so oft in Schumann's Werken den Ein druck verwirren und unsere Sympathie stören, nehmen unter seinen Orchcstercompositionen die erste Stelle ein. Seine Musik gesellt dem finstern in Selbstvernichtung wühlenden Geist ein menschlich warm empfundenes Ele ment zu, umhüllt ihn mit ihren Tönen wie in po etisch lichter Verklärung, lind vollkommen einig mit der charakteristischen, trostlos schmerzlichen Grund stimmung des Gedichts, erfüllt sie doch diese mit einer mildernden Färbung, fast mit versöhnender Lösung. Und der wirre Geisterspuk würde nur lächerlich auf der Bühne ohne Hilfe dieser Musik werden, die als nothwendigc Vermittlung unzertrennlich von einer sccni- schcn Aufführung des Manfred erscheint. Und diese hatte Schumann im Sinn; in seinem idealen Drange übersah er ganz das aus innern und äußern Gründen Unpraktische einer Aufgabe, welche sich die Bühnen nur ausnahmsweise mit jenem wannen Kunsteifer stellen können, der bei ihnen als gar seltener Gast cinzukehrcn pflegt. Die Concertaufführung bleibt aber für diese Musik, die mit der sinnlichen Anschauung der Situation und Sceneric zusammenwirken muß, nur ein Nothbc- helf, womit sich rin volles Verständniß des Ganzen nicht ergeben kann. In der melodramatischen Behand lung, die in ihrer Zwittcrgattung an sich verwerflich, nur in besonderen Fällen, wie hier, berechtigt erscheint, tritt im Conccrt um so mehr der unversöhnliche Gegen- satz zwischen dem gesprochenen Worte und dem Wesen der Musik peinlich hervor. Die Aufmerksamkeit schwankt ohne Vermittlung zwischen beiden poetischen Factorcn je nach ihrer Anziehungskraft hin und her: ein vollendeter, uns tief und einheitlich erfassender Eindruck wird kaum möglich. Und doch hat chn Schumann erreicht; die Musik bei Beschwörung und Erscheinung der Astarte ist von der höchsten Schönheit und zieht uns mit er greifendem Zauber poetischen Ausdrucks in die volle innerste Empfindung der Situation hinüber. Dieser Scene, welche nächst der Ouvertüre, diesem düster lei denschaftlichen Nachtgemälde, den Gipfelpunkt des Werks bildet, schließen sich mit außerordentlich seelischen,, süßem Reiz der Empfindung und vollkommener Gestaltung die tröstlich träumerische Zwischenmusik zur zweiten Abthei- lung, das Allegro der „Alpcnfce", der erste melodrama tische Satz des 3. Actes an; einige andere zu kurz apho ristische und melodramatische Jnstrumentalfätzc gewinnen leider keine selbstständige Bedeutung und bieten nur geist reiche Einzelnheiten. Noch mehr treten die Sologesänge und Chöre der Geister in Erfindung und individuellen, Charakter zurück und haben jedenfalls weniger vollkommen den Ausdruck der Intentionen des Componistcn erreicht. Gleichwohl dürfen wir nicht vergessen, daß gerade sie in ihrem Eindruck durch diese Art verbindenden Tertes gelähmt werden, welche die Hingabe unserer Phantasie stets störend unterbricht und statt richtiger Anschauung Lange- weile giebt. Denn bei der kürzlich (nach dem ziemlich erfolgreichen Versuch in München 1873) im Wiener Hofopernthcater vom Tirector Herbeck mit so viel Sorg falt als künstlerischem Geschmack veranstaltetcn theatra lischen Darstellung des „Manfred", unter Mitwirkung sämmtlicher ersten Kräfte dieser Bühne und Lewinski's, soll sich nicht nur ein tiefer Totaleindruck, sondern auch eine bedeutende, durch den sccnischcn Vorgang lebendig gewordene Wirkung seiner im Concert schwächer rffec- tuirenden Gcsangsätze ergeben haben; namentlich des Geister-Bannfluchs und des Höllcnchors vor Ahvinaes Thron. Und allerdings ist auch schon die Erscheinung der Alpcnfce für das dieselbe schildernde Musikstück schwer entbehrlich. Für unser Hoftheatcr bleibt cs eine nicht abzuwcisendc Kunstaufgabe, einmal, sobald ihm erst wieder ein für die Partie des Manfred vollkommen geeigneter bedeutender Schauspieler angehörcn wiro, die vollständige scenischc Aufführung des „Manfred" hcrzu- stellen, wobei natürlich dasselbe Verfahren wie in Wien inne gehalten werden muß. Der verbindende Text, bcz. Manfred und einige an dere Figuren wurden von Fräul. Ulrich und Herrn Dettmer mit warmer Hingabe und möglichster Wir kung gesprochen. (Bei einer frühern Auffüi rung war zu Dawison und Frau Bayer dafür noch Herr Winger hinzugctreten.) Die Gcsammtaussührung feiten der Fräul. Proska und Nanitz, der Herren Riese, De gele, Eichberger, Köhler und Richter, des Thca- terchors und der Kapelle war unter Leitung des Herrn Kapellmeisters Schuch (der das ganze Conccrt dirigirtc) eine sehr vorzügliche; meisterhaft, voll Feinheit des Ton- colorits die Leistung des Orchesters. Nicht minder gelungen waren die Ausführungen des zweiten Theils des Concerts. Herr Riese sang nnt künstlerischer Behandlung und edlem Vortrage eine große Concertarie Mozart's, welche zu des Meisters schönsten Arien zählt, wenn ich nicht irre für den Tenor Adamberger 17K3 geschrieben. Johannes Brabms' Schicksalslied (Fr. Hölderlin) für Cbor nnd Orchester zeigt eine bedeutende und wohldurchdachtc Beherrschung der Kunstmittel ohne hinreichende ursprüngliche Schöpfer kraft. Aber man kann sick auch dieser mit Geist und Ernst gestaltenden Technik nicht freuen, denn sie erscheint zu restectiv, gesucht und prätentiös, zu wenig von dem einfachen, innern, wahren Ausdruck des Gedankens und -
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