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Dresdner Journal : 24.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189703244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970324
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970324
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-03
- Tag 1897-03-24
-
Monat
1897-03
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 24.03.1897
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vei»««»ret»: Für Drr-deu vierteljährliche 2 Mark k>O Pf , bei den Kaiser, lich deutsche» Postanstall« dirrtrljahllich SMark; außer- halb de« Deutschen Reiche« Post- und Strnipelzuschlag. Einzelne Nummern: IO Pf Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fernlpr-Anschluß: Nr1LES Dresdner W Äurml. Ankündigungsgebühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift «0 Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile SV Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal- DreSdcn, Zwingerstr so. Fernspr.-Anschluß: Nr 12V5 1887. ^68. Mittwoch, den 24. März, abends. WM" Wir ersuchen unsere geehrten Post- bezieher um rechtzeitige Erneuerung der Be stellungen bei den betreffenden Postämtern, da mit in der Zustellung der bezogenen Exemplare keine Unterbrechung eintritt. König!. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 24. März. Se. Majestät der König sind gestern Abend 9 Uhr 14 Min. von Berlin nach Dresden zuruckgekehrt. Se. König!. Hoheit der Prinz Thomas von Savoyen, Herzog von Genua, sowie Se. Hoheit der Erbprinz und Ihre König!. Hoheit die Frau Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen nebst Prinzeß-Tochter Feodora, Durchlaucht, sind heute A rmittag 1! Uhr 1 Min. in Dresden eingetroffen und haben im König!. Residenzschlosse Wohnung ge nommen. Hrueunuugen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Hm Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus und öffcntl. Unterrichts. Zu besetzen: die (vorbehältlich der Genehmigung des Kgl. Ministeriums des Kultus u. öffentl Unter richt-) zu errichtende 2 ständige Stelle inPillnitz Kollator: das König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen: 1000 M., sreie Wohnung und 18 M. für Turn unterricht. Gesuche sind bis zum 4. April an den König!. Bezirksschulinspektor für Dresden-Land, Schulrat Grüllich ein- zurcich.n; — Ostern 1897: die ständige Lehreistelle im Oberdorse von Reichstädt Kollator: die oberste Schulbehörde Ein kommen: 1000 M. Gehalt, 75 M. von der Fortbildungsschule, 18 M für Turnunterricht, ISO M. Holz- und Kohlengeld und sreie Wohnung im Schulhaufe mit Gartcnnutzung. Gcwünfcht wird Befähigung zur Erteilung von Turnunterricht und musi kalische Vorbildung. Gesuche sind unter Beisügung der er forderlichen Zeugnisse bis zum 4 April bei dem Königl. Bezirks- schulmspektor vr. Lange in Dipvoldiswalde einzureichen; — die neugegründetc, der obersten Schulbehörde zur Genehmigung vorliegende 5. ständige Lehrerstelle zu Mügeln bei Pirna. Kollator: da- Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Die Stelle gewährt nach der örtlichen Gehalts- stafscl ein jährliches Einkommen von 1300 M incl. WohnungS- geld und steigt bi- aus 2650 M. Gesuche sind an den Kollator zu richten und mit den erford-rlichen Beilagen bis zum 8. April an den Königl. Bezirksschultnspcltor Schulrat Lehmann zu Pirna einzusenden; die neugcgründete, der obersten Schul behörde zur Genehmigung vorliegende 4. ständige Lehrerstelle zu Klein-Zschachwi tz Kollator: da« Königl. Ministerium deS Kultus und öffentlichen Unterrichts Die Stelle gewährt ein jährliches Einkommen von 1100 M. und SOo M. Wobnungs- zeld. Gesuche sind an den Kollator zu richten und mit den er forderlichen Beilagen bi- zum 8. April an den Königl. BczirkS- schulinspektor Schulrat Lehmann zu Pirna einzusendcn; — die zweite ständige Lehrerstelle in Großdölzig Kollator: das Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts Einkommen jährlich 1200 M Gehalt und freie Wohnung Ge suche sind bis zum 7 März bei dem Königl Bezirksschulinspeltor sür Leipzig II einzureichen; — die 5 ständige Lehrerstrlle in Wildenfels Kollator: das Königl Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts Einkommen: 1200 M. Gehalt, 160 M. WohnungSgeld sür einen unverheirateten, 180 M für einen verheirateten Lehrer und 90 M für Fortbildungsschul unterricht Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher Prüsungs- und AmtssührungSzeugnisse bis zum 13. April bei dem Königl. Bezirksschulinspektor Schulrat Lohse in Zwickau einzureichen Nichtamtlicher Teil. Tie Gedächtnisfeier ;u Ehren des großen Kaisers ist mit dem gestrigen Tage auch in Berlin zu Ende gegangen. Über die festlichen Veranstaltungen dieses Tages sei im nachstehenden noch berichtet: Ein äußerst glanzvolle- Bild gewährte der große Büraer- Festzug, über den wir in einem Teile der Auslage gestern schon berichten konnten. Der Festzug, etwa 30000 Personen umfassend, welche 8er- gangenheit, Gegenwart und Zukunft darstellten, erschien um 10 Uhr 15 Min. am Brandenburger Thor Fanfaren ver kündeten da- Herannahen de- Zuges In dem Angenblicke, al- daS in Heroldstracht de- Mittelalters gekleidete MusikcorpS unter den Klängen des Hohenfriedberger Marsche- durch das Thor ritt, brach die Sonne durch die Wolken und beleuchtete die prächtig schimmernden Uniformen de» Corps. Die Spitze des Zuges eröffnete der Festleiter mit drei Ordonnanzen in Uniform der Ansbach-Kürassiere. Hinter der Musik ritt Kom missionsrat Renz, von der Menge durch Zuruf begrüßt, aus prachtvollem Pferde die Germania eskortierend, welcher ein Zug Panzerreiter in silberfchimmernder Rüstung mit den Hoh«- zollernschen Farben aus dem Helm, die Pferde gleichfalls in silbernem Panzerüberwurf, voranritt. Die Germania, Frau v. Strantz, saß in einem prachtvoll dekorierten offenen Triumphwagen, der die Form einer Muschel aufwies und in dessen Spitze zwei liebliche Kinder saßen. Dem Wagen folgte ein Trupp gleichfalls in silbtrschimmernder Rüst ung gekleideter Hellebardiere. Sodann kam da» Festkomitee in Wagen, durch eine Kapelle in der Uniform der Friedcricianifchen Zeit begleitet, dem sich die Gruppe der Ehrengäste anschloß. Diese Gruppe wurde durch gleichmäßig in Weiß gekleidete Ehrenjungfrauen eröffnet; es folgten sodann die alten Kriearr, meist daS Eiserne Kreuz und das Militär-Ehrenzeichen neben den Kriegsmedaillen aus der Brust, lauter ehrwürdige, ver witterte Gestalten, welche in strammer Haltung und festen Tritts mitten zwischen Reihen von Ehrenjuugsrauen marschierten. Nun folgte die Schar der Kriegeivereine, welchen die schmucke Kapelle der L. Matrosendivision voranging. Gegen 8000 Krieger, mancher alte Herr darunter, dem es schwer fiel mitzulommen, marschierten in geschlossenen, zehn Mann breiten Kolonnen in festem Tritt vorbei; die Abteilungen wurden durch Musikcorps der Garderegimenter wechjelvoll unterbrochen. Am rechten Flügel der Glieder besanden sich die Fahne». Den Schluß der Kriegervereine bildeten da» uniformierte Berliner Veteranencorps, zum Teil noch mit alten Gewehren, unddiesrei- willigenKriegskrankenpflcger.darunter einigeFrauen. TenKrieger- vercinen folgte die Gruppe der Gewerke und Innungen, deren Zug ein Trompetercorps in der Uniform der Seydlitz-Kürassiere eröffnete, gefolgt von der Fleischerinnung zu Pserde. Es folgte nun Innung aus Innung; besonders fiel die Schlosserinnung auf, deren Spitze drei Ritter in eiserner Rüstung bildeien, von einem Urgermanen geleitet. Auch die wärtnergruppe mit reichem Blumenschmuck erregte lebhafte Bewunderung. Der Zug ge- wähne trotz der meist schwarzen Anzüge der Teilnehmer durch die vielen Vereinsbanncr ein lebhaftes Bild. Unter den nun folgenden Vereinen des Gastwirtsverbandes erregten besonders die Abordnungen der Brauereien Aufmerk samkeit Die Brauerei Königstadt hatte einen prachtvoll mit Tannengewinden und Kornblumenlränzen dekorierten Wagen mit Fässern entsandt, dem ein Bläsercorps in der Tracht der Zeit der Hussitenkriege und eine weitere Schar von Panzer reitern sich anschloß Landsknechte in den gleichen Kostümen, eine alte Kanone aus jener Zeil, ein Markelenderwagea und ein Bauernwagen mit jungen Mädchen erhöhten den rei-EMp Eindruck des Gesamtbildes Die Vereine für Kunst und WHW* schäft, die Gesang-, Musik- und Theateroereine, die Vereine ehemaliger Schüler und die Gemeinnützigen Vereine leiteten zu den Beamtenvereinen über, unter denen die stattliche Schar der Post und Eisenbahnbeamten besonders hervor ragte. Aus die Gruppe der Haus- und Grundbesitzervereine folgte die Gruppe des Alldeutschen Verbandes, dessen Mitglieder sämtlich Lorbeerkränze trugen, und die Landsmannschaftlichen Vereine, unter denen die Ungarn durch ihre Nationaltracht all gemeine Aufmerksamkeit erregten. Es folgten die zahlreichen Gilden uiid Schützenvereine, die Turn- und Rudervereine, die Radfahrervereine, an deren Zuge sämtliche Berliner Vereine sich beteiligten, und die schon durch ihre verschiedenfarbigen Anzüge ein farbenprächtiges Bild darboten. Einen eigenen Reiz gewährten die von den Mitgliedern geführten Räder, welche entsprechend den Farben der Vereine mit Bändern und Blumen geschmückt waren. Ein gleich buntes Bild gewährte auch die Berliner Studentenschaft, welche in Galawagen, die den Farben einer jeden Verbindung entsprechend mit Blumen reich geschmückt waren, den Zug beschlossen 11 Uhr 45 Min. passierten die letzten Personen das Brandenburger Thor. Dem Schmuck des Festplatzes am Nationaldenkmal hatte der nächtliche Regen nichts von jcinem Eindruck nehmen können Die Tribünen waren ebenso wie die Fenster und Dächer der umliegenden Häuser wie tags vorher dicht besetzt. Auf den Tribünen unmittelbar am Denkmal hatten die Veteranen Platz genommen; zwei Deputationen derselben mit den Fahnen standen vor demselben. Die Stusen des Denkmals schmückten noch die am Montag uiedergelegten Kränze. Bereits H1I Uhr erschien di: Spitze des Zuges auf der Schloßbrückc. Unterdessen waren die hier anwesenden öster reichischen und russischen Offiziere uno viele höhere Militärs erschienen. Kurz nach 12 Uhr traten Se. Majestät der Kaiser, die Kaiserin, die Kaiserin Friedrich, die fünf ältesten Kaiser! Prinzen, die Könige von Sachsen und Württemberg, ferner der Prinzregent von Bayern, der Grobherzog von Baden und die übrigen Fürstlichkeiten aus dem Schlosse heraus unter das Prunkzelt. Gleichzeitig setzte sich der Zug unter den Klängen des PreußenmarscheS in Bewegung Das Komitee schwenkte nach dem Denkmal ab, der Wagen der Germania hielt vor dem Zelt, und mit weithinschallender Stimme richtete diese, im Wagen stehend, schwungvolle Worte an den Kaiser, die mit einem Hoch auf Se. Maiestät endeten. Das Publikum stimmte begeistert ein, Kanonendonner ertönte und alle- sang die Nationalhymne. Nun erfolgte der Vorbeimarsch der einzelnen Gruppen mit „Augen links", die Gruppenführer grüßten, während Kranz auf Kranz in ungezählten Mengen am Fuße des Denkmals niedergelegt wurden. Um f^l Uhr rollte der letzte Wagen der Studentenschaft heran. Der Kaiser besohlen das Komitee zu sich, dankten demselben und teilten mit, er be absichtige, sämtlichen Veteranen die neue Denkmünze zu ver leihen Ebenso wie der Kaiser reichten auch die Kaiserin und die Kaiserin Friedrich den Herren wiederholt die Hand — Abends K Uhr sand bei den Kaiser!. Majestäten in der Biloergalerie Les Königl. Schlosses eine größere Tafel zu etwa 200 Gedecken statt, an der die anwesenden Fürst lichkeiten teilnabmen Die Tafelmusik stellte das 4. Garde regiment z F. Nach dem Diner nahmen beide Kaiser! Majestäten von einem der nach dem Lustgarten zu belegenen Fenster der «weiten Etage des Königl. Schlosses den Fackelzug der Studenten schaft aller Berliner Hochschulen entgegen. Se. Majestät der Kaiser empfingen eine Deputation von Chargierten, während die übrigen höchsten Herrschaften von anderen Fenstern dem Schau spiel beiwohnten. — Über den Fackelzug wird berichtet: Schon um 7 Uhr abends standen in den Feststraßen, besonders Unter den Linden, dichtgedrängte Menschenmengen. Das Wetter war klar und schön; der Regen hatte kurz vorher ausgehört. Gegen 7»^ Uhr ertönten Fanfaren in der Richtung vom Brandenburger Thor her, und leuchtender Feuerschein verkündete das Herannahen des Fackelzuges Ter Eindruck der im Winde flackernden Fackeln wurde noch dadurch erhöht daß, außer an der Fassade des Opernhauses, keine Illumination im östlichen Theile der Linden stattsand. Um 8 tras die Spitze de« Zuges unter den Klängen des Trompelcrcorps der 2. Garde- Ulanen am Schlosse ein. Ein Zug Chargierter zu Pserde leitete ibn ein, blumengeichmückte Wagen mit Studenten in vollem Wichs, von Fackelträgern umgeben, folgten, dahinter kam in breiter Front die Menge der sackeltragevden Studenten, deren Couleur man an der Farbe ihrer Fackelstöcke erkennen konnte. Es war ein wunderschöner Anblick die Linden herunter, ein sich vorwärts bewegendes hell loderndes Feuermeer! Am Dome, wo der Zug Halt gemacht hatte, hob sich der Feuerschein gegen das mächtige Gebäude wirkungsvoll ab. Während der Zug das Signal zum Weitervormarsch erwartete, musizikrtcn die begleitenden Musikcvrps, und als eins derselben die Melodie „Deutschland, Deutschland über Alles" spielte, fiel der Chor der Studenten begeistert ein. Nach längerem Warten setzte sich der gewaltige Zug, einer Feuerschlange gleich, wieder nach dem Schlosse zu in Bewegung. Wagen mit Blumen verziert, Chargierte zu Pferde, Studenten in Couleur, die vielen Militärmusikcorps gaben dem Zuge ein reizvolles Gepräge. Wohl gegen 2000 Studenten, die Corps, die Burschenschaften, die Landsmann- ichasten, die technische Hochschule nahmen an der festlichen Ver anstaltung teil. Ten Schluß des Zuges bildete die Akade mische Hochschule, welche um (^9 Uhr am Schlosse anlangte. Die Spitze des Zuges schwenkte dann am Dom vorbei und hielt vor der Schloßterrasse. Der Lustgarten glich einem Flammen meer. An den Fenstern der zweiten Etage des Königlichen Schlosses erschienen die Majestäten und die Fürstlichkeiten Eine Deputation von Chargierten begab sich ins Schloß und wurde von Er. Majestät dem Kaiser empsangen. Unter den Klängen der Nationalhymne setzte sich der Zug dann wieder in Bewegung, um am Nationaldenkmal vorüberzuziehen. Sobald die einzelnen Gruppen des Kaiserpaarcs ansichtig wurden, wurden Fahnen und Fackeln geschwenkt und brausende Hochs ertönten. Das Kaiserpaar grüßte unaufhörlich, die Kaiserin winkte mit dem Taschentuch. — Der Zug bewegte sich dann nach Moabit hinaus, wo aus dem Exerzierplatz des 4. Gardercgimeuts die Fackeln zusammcngeworsen wurden. Wie g meldet wird, hätten Se. Majestät der Kaiser die Abordnung d^ den Fackelzug darbringcnden Studentenschaft mit folgenden Worten begrüßt: „Meine Herren! Ich danke Ihnen herzlichst sür die Überraschung, die Sie Mir bereitet haben. Sorgen Sie dafür, daß das, was der alte Herr Ihnen vermacht hat, stets treu be wahrt wird, sorgen Sie vor allem auch dasür, daß im Volke nicht so genörgelt wird, wie es jetzt leider soviel der Fall ist." Auf die Ansprache seitens des Vorsitzenden des Fest- ausichusses erwiderten Se Majestät: „Ich dankeJhnen für daS, was Sie Mir da versichert haben und wünsche nur, daß sich das, was Sic versprochen haben, auch später erfüllen wird, und daß Sie stets zu Ihrem Kaiser halten" — Abends fuhren die Majestäten mit Ihren er lauchten fürstlichen Gästen in das Königl Opernhaus, um der Wiederbolung der Festvorstellung teilweise beizuwoynen. Nach der Festvorstellung wohnten Ihre Majestäten noch dem Festkonzert im Zirkus Renz eine Weile bei. Die deutschen Fürsten und der deutsche Reichstag. Die „Kreuzzeitung" schreibt: Fürst Bismarck hat den AuSspiuch gethan, daß der Reich-gedankt bei den Fürsten jetzt mehr Verständnis »nd Unterstützung fände, als bei dem Volke, d. h bei den Par teien, und wenn man die bedeutungsvollsten Ereignisse der unmittelbaren Gegenwart miteinander vergleicht, so muß man sagen: da ist wieder einmal eine tiefe politische Wahrheit ausgesprochen worden Der Beschluß des Reichs tage-, der die notwendige Verstärkung der Flotte ver weigert, und der Beschluß der Fürsten, der die deutsche Kokarde einsührt, wie sie die Einheit deS deutschen Heeres symbolisiert, sie fallen geschichtlich betrachtet aus den selben Tag, fast aus dieselbe Stunde Natürlich werden die jcnigcn, die die Hauptschuld an der im nationalen Sinne un zulänglichen Haltung deS Reichstages tragen, sich auch dieser Thatsache gegenüber heranszureden suchen ES macht sich ja auch gar nicht schlecht, wenn die Führer des Zentrums z. B seierlich versichern, daß sie eigentlich nichts Anderes im Auge hätten, als die Regierung vor den Folgen ihrer eigenen Un Überlegtheit aus dem finanzpolitischen Gebiet zu retten. Jeden falls ist mehr äußere Geschicklichkeit dabei, als z B dem Abg. Richter in diesem Falle nachgcrühmt werden kann, der sich, wie wir gesehen, mit mangelhaften Späßen Helsen mußte, während die Sozialdemokraten die Rolle von Spießbürgern spielien, d h ihren „weltumsasscnden" Standpunkt zu gunstcn der äußersten „Krähwinkelei" verließen. Der Sache nach kommt cs indessen bei den einen, wie bei den anderen ans dasselbe heraus, d. h das Ideal bleibt bei ihnen allen, wenn auch zum Teil nur unbewußt, wcil es nun einmal so im „Blul steckt", das Deutschland, wie es vor Wiedercrstehung des Reicks war, nicht wie cs Kaiser Wilhelm und seine Paladine neu geschaffen haben. Tie Fürsten besitzen ein viel tieferes Verständnis Mag die Annahme der deutschen Kokarde immerhin eine symbolische Bedeniung haben: in diesem Sinne besagt sie sehr viel, übt sie die schärfste Kriiik an dem, was die Mehrheit des Reichstages soeben erst gethan, indem sic den Bedürfnissen der Nation gegenüber philisterhafte Kurz sichtigkeit bewies. Gewiß ist das Leben in einem Palast teurer, als das in einer Hütte. Hat man den Palast aber einmal be zogen, und jubelt man darüber so laut, wie wir es ja sehr gut verstehen, dann muß man sich doch auch darnach benehmen, und nicht so, als ob man eigentlich doch im Keller wohnte Hier und da scheint ja eine Art von Verständnis sür diese Auffassung durchzuschimmern. Ter Abg. vr. Bachem gab z B. zu, daß inan sich mit der „Weltpolitik'', wie sie der Frhr v. Marschall besürwortet habe, wohl aussöhnen könne rc. Warum thut man es denn aber nicht ? Zeit ist ja genug, um die bis jetzt vertretenen Anschauungen „zurückzurcvidieren' Dazu ent schließt man sich doch aber nicht; denn wie derselbe vr. Bachem zur Sicherung seines Rückzuges vorsichtig memtc: andere hätten eben anders gesprochen; namentlich aber durch den Hinweis, daß unsere Flotte der französischen gleich werden müßte, sei dem Faß der Boden ausgeschlagen worden; da könnte man nicht mit. Wenn die Fürsten sich bei ihrer Entschließung ebenso ängstlich nach Ablehnungsgründen umgesehen hätten, io würde aus der Kokardenverlcihung ebensowenig etwas geworden sein, wie aus der Bewilligung der Schiffe. Lagcsgeschichte. Dresden, 24. März. Heute vormittag I I Uhr I Min. trafen, von Berlin kommend, Se. Königl. Hoheit der Prinz Thomas von Savoyen Herzog von Genua (ein Neffe Sr. Majestät des Königs), sowie Se. Hoheit der Erbprinz und Ihre Königl. Hoheit die Frau Erbprinzessin von Sachsen- Meiningen nebst Prinzeß Tochter Feodora zum Besuche am Königl. Hofe in Dresden ein. Die Durchlauchtigsten Herrschaften wurden von Sr. Majestät dem Könige auf dem Leipziger Bahnhose empfangen und zu Wagen ins Königl Residenzschloß geleitet, wo der Hohe Besuch Wohnung genommen hat. Im Gefolge Sr. Königl Hoheit des Herzogs von Genua befinden sich: der erste Adjutant Fregatten kapitän Baron Galleani di S. Ambrogio und die beiden Ordonnanzoffiziere Schiffslientenants Graf Mengoni-Ferretti und Gras Leonardi Casalino. Die Begleitung der Durchlauchtigsten Erbprinzlichen Herr schaften besteht aus der Hofdame Frl. v. Rauch und dem Hofchef Major Frhrn. Roeder v. Diersburg. Kunst und Wissenschaft. -b über die neueste Durchquerung Afrikas durch die französische Expedition Versepuy erstattete der Teilnehmer an derselben Baron de Romans der Pariser Geographischen Gesellschaft seinen Bericht; der Führer der Expedition hat seine Heimat nur als Sterbender wieder gesehen. Die Reise währte genau ein Jahr, von Juli 1895 bis Juli 1896 und durchmaß Afrika von Ost nach West Der Ausgangspunkt war Mombafsa in Britisch Ostasrika Zunächst wandte man sich westnordwestlich nach dem Jipe- See und ging dann auf deutsches Gebiet über, wo die Station Moschi am Südabhange des Kilima Ndscharo be sucht wurde Dann wurde das gewaltige Gebirgsmassiv im Osten und Norden auf teilweise neuen Wegen begangen, wobei man wertvolle Kenntnisse zur Aufklärung des viel fach noch unbekannten Flußsystems dieses Gebietes gewann Im November trat die Expedition in das Reich der ge fährlichen Massai ein, wo vor ihren Augen eine englische Karawane auSgeplündert wurde. Das weitere Vordringen nach Kawirondo, wo damals völlige Anarchie herrschte, am Ostuser des Viktoria Njansa vollzog sich unter dauernden Beunruhigungen; erst in dem Gebiete der Wasoga wurde der Vormarsch bequemer und sicherer Man besuchte den Napoleon-Kanal und die Riponfälle an dem Ausflüsse des weißen Nil aus dem Viktoriasee und trat in Uganda ein In der Hauptstadt Mengo (an einer nördlichen Bucht jenes See«) wurden sie von dem Könige Mwanga em pfangen, der sich in einer Nachäffung europäischer Sitten gefällt und im übrigen ganz von den Engländern geleitet wird Ende Februar teilte sich die Expedition: Versepuy und de Romans zogen direkt nach Westen, während der dritte Teilnehmer Sporck mit ihnen nach vorgenommcner Ergänzung der Leben-mittel an dem über 5000 m hohen Ruwenzorr wieder Zusammentreffen sollte. Sie durchdrangen die zuerst von Stanley ausgeschlossene Landschaft ziem lich genau westlich bis zum Albert Edward-See, konnten aber, wie das ja nichts Seltenes ist, die Angabe von Stanley nicht vollkommen bestätigt finden Der von ihm angegebene hohe Gipfel Gordon Bennett, der auf der Karte östlich von Nuwenzori eingezeichnet ist, war trotz angestrengten Suchens nicht aufzusinden; ebenso kam die Expedition bezüglich des Ruheru-Sees oder -Sumpfes zu anderen Ergebnissen als Stanley, da sie statt der von letzterem angegebenen breiten buchtartigen Verbindung mit dem Albert Edward-See nur einen schmalen, unbedeutenden Wasserlauf von etwa 40 km Länge sanden Das Zu sammentreffen mit Sporck ging glücklich von stattcn Im April erlebten die Forscher einen Ausbruch des von Graf Götzen erkundeten Msumbiro-Vulkanes, der aus der Ferne beobachtet wurde Dann wurde vom Semliki-Thale aus die Wasserscheide zwischen Nil und Congo überschritten. Am Jturi wurde ein Militärposten mit belgischen Offizieren angetroffen. Das weitere Vordringen erfolgte unter un säglichen Mühen durch gewaltige Urwälder, die von den berühmten Zwergvölkern bewohnt werden, immer weiter stromabwärts bis zu der Mündung des 1882 von Junker erforschten Nepoko, dann nach den Pangafällen, unterhalb derer der Name Aruwimi für den Fluß auskommt Die Eingeborenen dieses Gebietes werden als sehr wenig kultiviert geschildert Als Geld benutzen sie das so genannte Mitako, das aus 17 om langen Messing- und Kupferdrähtcn besteht; Menschenfresserei ist unter ihnen nicht selten Dann bestiegen die Reisenden Boote, in denen sie den Aruwimi bis zu seiner Einmündung in den Congo bis Basoko hinabfuhren Hier wurden sie von dem kleinen Dampfer „La Ville d'AnverS" aus genommen und bi- Leopoldville hinab gebracht Schon auf der Fahrt erkrankte Verfepuy bedenklich und mußte schnell von Stanley Pool zu der im Bau begriffenen Eisenbahn gebracht werden, worauf er einen Dampfer fand Trotz der sorgsamsten Pflege starb er bald nach seiner Rückkehr nach Frankreich. Der Reneverrcht wurde daher von seinen Begleitern verfaßt Das Jtinerar enthält genaue Angaben über die gesehenen Berge und die über schrittenen Flüsse; reiche botanische und zoologische Samm lungen wurden angelegt, ferner eine reichhaltige Waffen sammlung aller besuchten Völker und eine große Zahl von Photographien und Aquarellen heimgebracht * Aus Paris wird der „Voss Ztg " geschrieben: Eine Giganto machte ist in dem wenig bekannten Flecken Azeures bei Tours ausgegraben worden. Der Bau unternehmer Sabourant hat dort den Neubau der Kirche übernommen, die auf derselben Stelle errichtet wird, wo schon im fünften Jahrhundert Ser Bischof EustochuS von Tours eine Kirche errichtet halte Diese Kirche war seither im zwölften, dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert durch Neubauten ersetzt und ergänzt worden. Bei den Aus schachtungen fand Sabourant einen großen Steinblock, der mit Bildwerken bcdeckt war und den er sofort in Ge- wahrfam nahm. Er ließ noch auf eigene Kosten zehn ähnliche Blöcke, die fast ganz an der Oberfläche lagen, an der Mauer des Schiffes der alten Kirche ausgraben und im Pfarrgarten aufstellen. Der Buchhändler Bousiet auS Tours sah sie zufällig und berichtete sofort an den Vorsitzenden des Vereins der Altertumsforscher in Tours, Abbö Bosieboeuf Dieser besichtigte die Steine und nahm Lichtbilder auf, um sie besser vergleichen zu können In dessen fand der Verein, daß die Bildwerke minderwertig seien, da sie aus der Spätzeit kämen, und daß die Aus grabungen nicht weiter sortgefetzt werden brauchten Glücklicherweise haben die Blätter die Sache verbreitet. I'. Lacroix, einer der berühmtesten Altertumsforscher Frank reichs, eilte herbei und übernahm die Fortsetzung der Ausgrabungen Der Pfarrer stand ihm bei Auf diese Weise wurden 85 Steinblöcke entdeckt, meist an Stellen, wo man sie am wenigsten vermutet hätte, außerdem noch viele andere Stücke k Lacroix glaubt und weist nach, Saß an dieser Stelle ein achteckiger Tempel der Minerva gestanden habe, mit einem Hauptaltar in der Mitte und zwei Weihaltären in Gestalt eines verschobenen Vierecks. Von diesem Bauwerk stammen die Steinblöcke mit ihren Hochrunden Bildwerken, deren Gestalten luftig und voll ausgearbeitet sind Sie stellen einen Kampf der Riesen dar; namentlich ist der Kampf der Minerva mit zwei in Schlangenleibern endigenden Riesen ziemlich wohlerhalten Eine Inschrift wurde von Hrn. Hild also gelesen und ergänzt: Numioi- bus auxustorum «t Osas Kincrvuc XI. I'ctrovi . . . . filii uras et aeckem cum suis oruameutis quam pater pis cleäicaverat v. 8. I' O. (Den Göttern der Kaiser und der Göttin Minerva weihten die Söhne des M Pe- tronius diese Altäre, diesen Tempel und diese Bildwerke, welche ihr Vater fromm gewidmet hatte ) Diese Bild werke in Pzeures bilden den bedeutendsten Altertumsfund in Frankreich seit zwanzig Jahren. Charles Normand erklärte, bei ihrem Anblick habe er sofort an die Giganto- machie aus Pergamon gedacht, die er für seine Sammlung griechischer Denkmale eingehend untersucht hat: „Die pergamenischcn Bildwerke sind bester ausgeführt als die jenigen zu Uzeures, aber vielleicht muß man in Anschlag bringen, daß sie aus hartem Marmor gemeißelt sind, der der Unbill der Zeiten bester widersteht Hoffen wir, daß das Fehlende noch gefunden wird Aber' welch sonder barer Fund, hier in einem unbekannten gallischen Dorfe diese mythologische Darstellung, fast dieselbe Zusammen stellung zu finden, wie in der weitentfernten Stadt Pergamon?" Die Steinblöcke sind als geschichtliche Denk male erklärt worden und werden wahrscheinlich in Tour» untergebracht werden Der l' Lacroix setzt die Nach grabungen fort Aus allen Feststellungen geht hervor, daß auf der Stelle der Kirche ein Minervatempel ge standen hat, dessen heidnische Bildwerke von dem Bischof EustochuS vergraben und in die Grundlage eingemauert wurden, um für immer den Augen entrückt zu fein. Ein
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