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Dresdner Journal : 10.01.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189601108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960110
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-01
- Tag 1896-01-10
-
Monat
1896-01
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 10.01.1896
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BezusöVretS: Für Dre«dcn dirrlrljührlich > Mart 30 Ps, bei den Kailer lich deutschen Postaastaltea »ierlrljShrlich 3 Mart; außer halb de» Deutschen Reiche« Post- und Etcmpelxuschlag Giozelne Nummern: 10 Pf. Erscheine»: Täglich mit Butnahme der Eonu - und Feiertage abend«, »ernspr-Anschluß: Nr Dresdner M Journal. v«kün»iiu«gbgeßühr»a: Für den Kaum einrr gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile SO Ps. Bei Tabellen - und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag Herausgeber: Königliche Expedition de» Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr. 30 -rrnspr.-Anschluß: Nr 12-L. ^7. 18S6. Freitag, den 10. Januar, abends. Ämtlichrr Teil. (»rneuuuugcu, Vtrsetznuge» re. im öffentlichen Dienste. Departement des Kultus und Ssfentlichen Unterrichts. Erledigt: zwei ständige Stellen an den Bürgerschulen zu Penig. Kollator: Der Stadtrat zu Penig AnsangSgehalt (nebst Wohnung-geld) 1200 Mark, steigend alle 2 Jahre um tvo Marl bi- 2400 Mark Gesuche sind bis zum 24 Januar an den Stadtrat zu Penig einzureichen; — die Kirchschulstelle zu Prausitz Kollator: DaS Königs. Ministerium des KultuS und öffentlichen Unterrichtes. Einkommen außer freier Wohnung und den gesetzlichen Alterszulagcn 1240 M vom Schuldienste, 768 M. 27 Pf. vom Kirchendienfle, »SS M. «8 Ps Nebenbezüge bei dem Schuldienste (einschließlich »0 M. für den Unterricht in der Fortbildungsschule) und 3SM 71 Pf. Nebenbezüge beim KlrcheNdienste, außerdem SO M an die Frau des Lehrers für Erteilung des Unterrichtes in weiblichen Arbeiten. BcwerbungS- gesuche tüchtiger Leh. er, die für den Kirchendienst gute Zeug- nifse besitzen, sinn bis zum ?S Januar an den König!. Bezirks- schulinspektor vr. Gelbe in Großenhain einzureichen. nichtamtlicher Teil. In England dauert zwar das geradezu unqualisizierbare Schimpfen auf Deutschland und den Deutschen Kaiser noch fort, auch herrscht iu den Lagerplätzen des englischen „Heeres" noch immer eine „fieberhafte Thätigkeit", aber trotz alledem ist die Transvaal-Angelegenheit doch auf dem Wege, auch von englischer Seite allmählich in ein ruhigeres Fahrwasser hinübergeleitet zu werden. Die deutsche Regierung und mit ihr das ganze deutsche Volk hat, entgegen den komischen Behauptungen eng lischer Blätter, selbstverständlich ihren von Anfang an in der ganzen Angelegenheit eingenommenen Stand punkt nicht um einen Schritt verlasfen. Dessen wird man jenseits des Kanals schon bald inne werden. Die diplomatische Aktion, die sich nunmehr an den ganzen Vorfall zu knüpfen hat, wird sich offenbar vornehmlich um die Frage der Souzeränctät in Trans vaal drehen. Die „Nordd. Allg. Ztg." liefert dazu heute folgenden, durch den Druck schon äußerlich als offiziös gekennzeichneten Beitrag: Wir haben vcrzestcrn einen Artikel der „Kölnischen Ztg." wiedergcgcben, in welchem an der Hand der Entstehungsgeschichte und des klaren Wortlauts des zwischen England und der Süd afrikanischen Republik im Jahre 1884 abgeschlossenen Vertrags nachgewiesen wird, daß eine Snzeränetät Englands über den letzteren Staat nicht mehr besteht. Tie englische Presse weiß daraus nichts zu erwidern, als daß die Konvention von 1884 zwar die „Artikel" derjenigen von 188l aufgehoben, nicht aber deren „Einleitung" (^amdle), in welcher Transvaal als „sutgeot to tbv «ureraiut^ ok llr-r Uu^o- t.v" bezeichnet wird. Dieser Einwand ist unhaltbar, denn der Vertrag von 1884 hat cbensalls eine „Einleitung" und in dieser sind die Worte „sul^eet to tks sureruiot^" rc. beseitigt; da zweierlei Einleitungen nicht nebeneinander bestehen können, so gilt selbst verständlich diejenige des später abgeschlossenen Vertrags. — Abgesehen davon hat England seit elf Jahren thatfächlich niemals ein anderes Recht gegenüber der südafrikanischen Re publik geltend gemacht, als dasjenige des Artikels 4 des Ver trags von 1884, wonach internationale Verträge nach ihrem Abschluß der Regierung Ihrer Majestät der Königin zur Ge nehmigung vorzulegcn sind. Die füdasrikanifche Republik hat feit 1884 ohne Beanstandung von englische: Seite das aktive und passive Gesandtschasts - bez. Konsular recht ausgcübt, ihre auswärtige Politik selbständig geleitet und mit anderen Staaten durch ihre eigenen Organe Verhandlungen Kunst und Wissenschaft. * Ein Verdcutschungsbuch für die Heilkunde hat der Allgemeine deutsche Sprachverein den Vorständen der Zweigvereine im Entivurfe zugehen lasten. Auf 92 Seiten sind etwa 4000 Fremdwörter, gesammelt von» Oberstabsarzt vr. Matthäi in Danzig, durch Oberstabsarzt vr. Kunow in Neuruppin übertragen worden Bei der Zusammenstellung dieses VcrdeutschungsbucheS war eine Hauptschwierigkeit die Umgrenzung des zu bearbeitenden Gebietes. Eine scharfe Abtrennung der Naturwissenschaft erschien z. B. bei dem innigen Zusammenhänge dieser beiden Wissenschaften unmöglich. Man hat e« sich zunächst zur Aufgabe gemacht, die Sprache der Ärzte, wie sie im Verkehr mit den Kranken, in ärztlichen Zeugnisten und Gutachten gebräuchlich ist, zu verdeutschen. Grundsätzlich sollten ausgeschlossen sein die Gesteinlchre, die Pflanzen kunde, die Tierkunde, die Naturlehre, Chemie, Zcrglieder ungSkunde, die Lehre von den Lebenserscheinungen, die Entwickelungsgeschichte, Gewebelehre, endlich die Sternkunde, ErdbildungSlehre, Altertumskunde und vor allen, die Geschichte der Heilkunde mit ihren Geheimwissenschaften und ihrem Aber glauben. Ebenso mußte» jene Fremdwörter, die nicht« weiter darstellen als Übersetzungen der wissenschaftlichen Begriffe aus den lebenden in die toten Sprachen — man denke an DhSmorphosteopalinklasie - Wiederzerbrechen eines schleckt gefügten Knochens, Siderodromophobie -- Eiscn- bahnfurcht —, sowie jene Ausdrücke, die nur fremdsprachige Dingnamen für einfache Begriffe sind, unberücksichtigt bleiben. Diese stammen aus der Zeit, da man am Krankenbett noch lateinisch sprach, und ihnen stehen die jenigen nahe, die jetzt völlig veraltet sind Daß auch Aus drücke, die nicht ausschließlich der Heilkunde anqehören, keine Aufnahme gesunden haben, ist begreiflich. Im all- gepfiogen. DaS Londoner Kabinett hat auch keinen Widerspruch erhoben, als aus dein Weltpostkongresse in Wien von 18SI die Südasrikanische Republik als selbständiger Mitlontrahent neben England austrat und durch einen eigenen Delegierten Erklär ungen abgeben ließ. Alles dies hätte England nicht dulden können, wenn eS das Recht der Suzeränetät besaß. Die Auf- sassung der englischen Presse steht daher nicht nur mit dem klaren Wortlaut deS Vertrages von 1884, sondern mit der kon stanten Praxis der englischen Regierung in direktem Widerspruch. Und damit fällt der von jener Preffe gegen Deutsch- land erhobene Borwurf, daß es fremde Rechte antaste, wenn es jene Suzeränetät bestreite, in Nichts zu sammen. Mit deni letzten insolenten, von uns gestern tele graphisch mitgeteilten Leitartikel der „Times" beschäftigt sich die „Kölnische Zeitung" — unseres Erachtens diesem Verlegenheitsprodukte viel zu viel Ehre an- thuend — in folgenden Worten: Die „Times" scheint einzusehen, daß ihr ganzes Gepolter in Deutschland keinen Eindruck gemacht hat, und sie stellt nun die Behauptung aus, daß die öffentliche Meinung in Deutschland zu entdecken ansange, der deutsche Kaiser habe bei dem Versuch, Ver tragsbestimmungen umzustoßen, nicht weise gehandelt. Das Gegen teil ist dieWahrheit. Die„Times"mag cs sich gesagt sein lassen, daß das ganze deutsche Volk hinter den Worten des deut schen Kaisers steht, gerade deshalb, weil er nachdrücklich für den Schutz des Völkerrechts und der bestehenden Verträge ein tritt, während ein großer Teil der englischen Preffe mit Spitz findigkeit den klaren Inhalt dieser Verträge m das gerade Gegen teil verkehrt. Tas Säbelgerassel der „Times" hat in Deutsch land nur ein Achselzucken hervorgerusen. Wenn auf die Entsendung des britischen Geschwaders nach der Telagoabai ver wiesen wird, so bleibt zunächst abzuwarten, was das Geschwader dort thun wird. — Es ist auch wunderlich, wenn die „Times" von einer Abschwächung der ursprünglich aggressiven Haltung der deutschen Presse spricht Aggressiv sind doch nur Or. Jameson und seine aufrührerische Bande gewesen, die einen friedlichen Staat heimtückisch überfalle» haben. Aggressiv ist auch ein Teil der englischen Preffe gewesen, der Transvaal gegenüber für England Rechte in Anspruch genommen hat, welche die eigene englische Regierung nicht anerkannt hat. Tic deutsche Presse hat von Anfang an mit einer für uns überraschenden Ein stimmigkeit eine sachliche und ruhige Haltung beobachtet, zumal sic sah, daß die deutsche Regierung gegen schnöden Rechtsbruch und die Vergewaltigung eines befreundeten Staates entschieden eintrat. An diesen Tyatsachcn können die Wutausbrüche der „Times" nichts ändern und ebensowenig das britische Geschwader in der Telagoabai. Zu einer ähnlichen Auffassung, des Gebührens der englischen Presse gelangen auch die „Berl Polit. Nachr ", wenn sie schreiben: Nicht bloß von ungefähr haben Londoner Blätter in diesen Tagen die Frage aufgeworfen, weshalb denn eigentlich England in der ganzen Welt so verhaßt fei. Tie Thatsache an sich wird also nicht abgelcugnct, und dies erscheint für den vorliegenden Fall vollkommen ausreichend. Englew'- hat nirgends Freunde, wcü cs durch seine krasse «e.bstMU aü? Welt vor den Kops stößt und niemandem das Gefühl des Ver trauens einzuflößcn vermag Wer sich in so isolierter Stellung befindet und obendrein so wenig daraus vorbereitet ist, den äußersten Konsequenzen der von ihm beliebten Ber gewaltigungspolitik Stand zu halten, der Hal gar leine andere Wahl, als aus Fortführung von Plänen einfach zu verzichten, deren beharrliche Verfolgung ihn in unabseh bare Konflikte zu verwickeln droht. Man weiß auch jenseits des Kanals ganz genau, daß Deutschland in seiner Auffassung der Transvaal-Assaire nicht allein steht, sondern so ziemlich den ganzen europäischen Kontinent — von den Vereinigten Staaten Amerikas gar nicht einmal zu reden — hinter sich hat. Was daher auch über englische Flottendcmonstrationen, Konferenzen im Kriegsministerium, Gärung am Kap rc. rc. gcmeldct wird, es verlohnt das alles nicht, ernst genommen zu werden. Als pfiffige Geschüstslcutc verstehen sich die Engländer viel zu gut aufs Rechnen, um sich länger als unbedingt nötig mit einer als verfehlt erkannten Spekulation zu befassen. Im gegenwärtigen Stadium der Sache handelt es sich für sic bloß noch um Rettung des äußeren Scheins. Zu den Bcrhaudlunfftu über den Auöqlrich zwischen Österreich und Ungarn wird uns aus Wien geschrieben: Die Konferenzen über die Erneuerung des öster reichisch ungarischen Ausgleiches haben hier vor wenigen gemeinen scheint das Gebiet der verdeutschten Fremdwörter durch die Arbeit erschöpft zu sein. Einzelnes wird viel leicht noch fehlen; fo vermißt man das Wort Pubertät - Reise, Mannbarkeit. Daß verschiedene Ausdrücke sich nicht einbürgern werden, ist auch wohl anzunehmen; man vergleiche Honorar - Entlohnung, Alkoholismus Sauf sucht — Trunksucht thut es in diesem Falle auch schon —, antiseptisch - entkeimend u a. Doch hat der Verfasser meistens mehrere Übertragungen angeführt, sodaß eine gute Auswahl für die eben ge nannten Wörter, z. B. Arztgebühr, Vergütung, säulnis- tilgend, keimtötend, übermäßiger Genuß geistiger Getränke, zur Verfügung steht Daß in der That bei der Heil kunde sehr viele bis jetzt gebräuchliche und auch ins Volk gedrungene Fremdwörter entbehrlich sind, zeigen schon die Worte Mcdicin — Heilkunst, Heflkunde; Mdikament - Heil mittel, Arznei; Mediciner - angehender Arzt, ärztlicher Forscher — der Titel Doktor läßt sich kaum verdeutschen —, Praxis - Berufsthätigkeit, Wirkungskreis; Mixtur - Arzneimischung; Diät - Kost, leichte Kost, Lebensweise; Diagnose - Erkennen der Krankheit, Krankheitsbezeichnung; Kleptomanie — Stehlsucht; Asthma - Atemnot, Brust beklemmung; Tuberkulose - Schwindsucht; Rezept — Ver ordnung, Vorschrift u s w. Eine allgemeine Umgestaltung auf diesem Gebiete, wie sic das vorliegende Verdeutschungs- Heft anstrebt, ist erfreulich, und die sachverständigen VercinS- genossen und Freunde des Allgemeinen deutschen Sprach vereins mögen der Bitte Nachkommen, sich der Begutachtung des Entwurfs anzunehmen und Mitteilungen bis zum I. Mai d I. an Oberstabsarzt Or. O. Kunow in Neu ruppin gelangen zu lassen. („K. Ztg ") Lpamero Illustrierte Weltgeschichte. Von dem mit bedeutenden Intentionen und Mitteln unternommenen Werke deü Leipziger Verlag« von Otto Spamer, von der in dritter Auflage erscheinenden Weltgeschichte, ist kürzlich der zweite Band auSgegcben worden, welcher die Geschichte Tagen begonnen. Die Ausgabe, welche von den Staats männern der beiden Reichshälften in diesen Be ratungen erledigt werden soll, ist an und für sich keine leichte und ihre Lösung wird noch durch den Umstand erschwert, daß eine völlig unbefangene Würdigung der schließlichen Resultate nicht seitens aller Kreise der Bevölkerung und der Parlamente Zisleithaniens und Ungarns zu erwarten steht. Die große Mehrheit der Bevölkerung ist wohl hier ebenso wie im Nachbar lande schon längst zn der Erkenntnis gekommen, daß die Aufrechthaltung des dualistischen Prinzips dem Gesamtreiche und seinen Teilen Vorteile bietet, welche um den Preis unvermeidlicher Opfer nicht zu teuer erkauft werden. Zugleich streben aber andere Politiker eine Änderung des erprobten staatsrechtlichen Gefüges der Monarchie oder eine weitgehende Einschränkung der besagten Opfer an. In Ungarn wird ein solcher Kampf zunächst von den Chauvinisten geführt, die von einer Lockerung jenes Gefüges segensreiche Folgen für ihr Vaterland erhoffen — von Leuten, welche immer wieder mit der kühnen Behaupt ung debütieren, daß der nationale, politische und wirtschaftliche Aufschwung Translcithaniens durch das heutige Verhältnis zu Österreich behindert sei. An der Seite dieser Leute erblickt man häufig auch jene Guerillas, die wohl auf das lebhafteste die Fort dauer der heutigen Lage wünschen, trotzdem aber die Drohung mit der Personal-Union im Munde führen, so oft es sich darum handelt, Zugeständnisse der öster reichischen Reichshälfte oder der gemeinsamen Faktoren zu erwirken. Diesseits der Leitha gilt die Erschwerung des Ausgleiches als Parole für jene Politiker, die jeden Anlaß benützen, um ihre Abneigung gegen den ungarischen Liberalismus zu bethätigen. Man bringt den Begriff des Liberalismus in einen Zusammen hang mit dem Kapitalismus, dessen Herrschaft in Ungarn ja unleugbar sehr auffällig in den Vorder grund getreten ist; man schildert in den grellsten Farben die wirtschaftlichen Errungenschaften, welche das Nachbarland unter einem, jenen Zusammenhang angeblich stets fördernden Regime erreicht habe, und man erklärt, daß diese Erfolge nur auf Kosten der wirtschaftlichen Kraft Zisleithaniens oder kurzweg durch die „Ausbeutung" Österreichs erzielt worden seien. Dabei vergißt man, daß der Aufschwung Ungarns zwar ein überaus rascher, nicht aber unnatürlicher war, daß er das Ergebnis eines energischen Eingreifens der Regier- u"gen und einer großen Rührigkeit der Bevölkerung ist. Tiefe bedeutsame wirtschaftliche Wandlung in Ungarn wird selbstverständlich bei der Erledigung der finan ziellen Ausgleichsfragen zu berücksichtigen sein Tic Vertreter Ungarns werden, nachdem man in Budapest oft mit berechtigtem Selbstbewusstsein jener Wandlung gedacht hat, heute nicht jene Begünstigungen beanspruchen können, die seitens Zisleithaniens zu einer Zeit ein- gcräumt wurden, zu welcher die andere Rcichshälftc der Unterstützung Österreichs dringend bedurfte — anderseits geht es aber auch nicht an, daß man aus Gründen der Gellässigkeit die wirkliche Sachlage ent stellt und unerfüllbare Forderungen an Ungarn richtet. Tie hier erörterten Bestrebungen werden in erster Linie bei der Festsetzung der „Quote", des Verhältnisses zwischen den Beiträgen Österreichs und Ungarns zu den sogenannten „gemeinsamen Aus gaben" zum Ausdrucke gelangen, ferner auch in der Angelegenheit der Erneuerung des Zoll- und Haudelsbündnisses zwischen den beiden Reichshälften. Der bisherige Beitrag Ungarns zu den „gemeinsamen Ausgaben, d. h zu den Kosten der Wehrkraft des Reiches, zn der Leitung und Vertretung der auswärti gen Politik und zu dem Budget des Reichsfinanz ministeriums war mit 31,4 Proz. des nicht durch gemeinsame Staatseinnahmen gedeckten Gesamtauf wandes bemessen. Eine Erhöhung dieses prozentuellen deS Altertums von Alexander dem Großen bis zum Beginn der Völkerwanderung fortführt. Er gliedert sich in drei Bücher, deren erstes die Zeit Alexanders des Großen, die Kämpfe der Tiadochen und die Bildung hellenistischer Reiche und deren drittes die Geschichte Roms bis zum Einbruch der Hunncn in Europa behandelt. Zwischen diese beiden Bücher, die von Professor vr. O. E Schmidt neu bearbeitet sind, schiebt sich als zweites eine umfängliche Darstellung der hellenischen Kultur, eine äußerst sorgfältige und feine Arbeit von Professor Or. Ferd Rösiger, der uns in gewähltem, geistig be flügeltem Vortrag die Anfänge der Dichtkunst in Hellas, da« Wesen Homerischer Poesie, die griechische Lyrik in der Zeit vom 8.-6. Jahrhundert v. Ehr, die Anfänge der bildenden Kunst (Baukunst, Plastik, Malerei), das glänzendste Zeitalter griechischen Kunstlcbens in Athen (ÄschyloS, PheidiaS, SopbokleS, Euripides), die frucht bare Periode der Wissenschaften (.Tenophon, Thukudides, Plato, Aristoteles), die Blütezeit der Plastik in außer athenischen Schulen vorführt und der uns des weiteren auch mit dem Kriegswesen und der Marine, mit dem häuslichen Leben, mit Erziehung, Trackt und Wohnung und mit dem wirtschaftlichen Leben, mit Handel, Gewerbe und Industrie im griechischen Altertum beschäf tigt Ein letzter Abschnitt berücksichtigt die Kultur in dcn hellenistischen Staaten und Städten, vornehmlich Wissenschaft und Dichtung in Alcrandria und Pergamon. Die weitere Entwickelung der griechischen Kultur führt nach Rom „Ihre Gedanken und Formen", so schließt Rösiger seine tüchtige und anregungtzvolle Darstellung, „übernehmen dort die Herrschaft. Wenn hellenische« Wesen auch ermattet und aushört, cs geht nie unter. Ammer wieder hat eS in der Geschichte seine belebende Macht unter empfänglichen Menschen und Zeiten geübt. Die Sonne Homers versinkt wohl unter dem Horizont, wenn tiefe Schatten über der Menschheit lagern, aber immer erhebt sie sich wieder und bringt einen neuen Tag cmpor- Beitrages kann angesichts der Entwickelung der Ver hältnisse in Ungarn von Österreich unbedingt ge fordert und von der ungarischen Regierung nicht ab gelehnt werden Gegensätze dürften sich aber, wenn nicht in den Verhandlungen selbst, so gewiß in den Urteilen der öffentlichen Meinung und der Parla mente mit Bezug auf die Frage ergeben, welche Er höhung des Beitrages Ungarns den nunmehrigen wirtschaftlichen Verhältnissen der beiden Reichshälsten entspräche. Des weiteren kann die Erledigung der Ouotenfrage dadurch beeinträchtigt werden, daß die ungarische Regierung eine für Oesterreich nachteilige Abänderung jener Normen fordert, welche heute für die Fixierung der gemeinsamen Steuereinnahmen gelten. Endlich wird bei der Erneuerung des Zoll- und Haudelsbündnisses mit dem in Österreich auf- getauchten Wunsche nach Abschaffung des in Ungarn eingebürgerten, die österreichische Industrie schädigenden Prämiensystems zu rechnen sein, da die zisleithanischen Interessenten ihr Urteil über den künftigen Ausgleich wesentlich von der Erfüllung oder Nichterfüllung dieses Wunsches abhängig machen dürften. Die zu erledigenden sachlichen Fragen sind so ge artet, daß eine befriedigende Lösung nur durch die Opferwilligkeit beider Teile erzielt werden kann. Diese Situation bietet natürlich einen weiten Spiel raum für das feindselige, verhetzende Walten von Parteien und Politikern, welche jedes Opfer als un gerechtfertigt und allzu drückend bezeichnen. Tie Entscheidung der Volksvertreter aber wird hoffentlich von solcher Tendenz unbeeinflußt bleibeu. Man weiß in Österreich wie in Ungarn, wie sehr das Gedeihen der Monarchie, die Stellung des Reiches nach außen mit der Fortdauer des Dualismus verknüpft sind, und diese Erwägung muß ihre Macht üben, wenn die Par lamente über den Ausgleich werden zn beschließen haben. Tagesgeschichte. Dresden, !". Januar. An der gestrigen Tafel bei Ihren König!. Majestäten in Villa Strehlen nahmen Se. König!. Hoheit der Prinz Georg, Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August, Ihre König!. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg, die Prinzessin Mathilde, Se. Durchlaucht der Fürst Reuß j. L. Heinrich XIV. nebst Höchstscinem Flügel- adjutämen Hauptmann Graßmann und die Damen und Herren des König!, und des Prinzlichen Dienstes teil. Abends wohnten Beide Majestäten der Vor stellung der Lustspiele: „Tie Schulreiterin" und „Tie zärtlichen Verwandten" im Neustädter Hostheater bei. Se. Majestät der König kamen heute vormittag von Villa Strehlen ins Rcsidenzschloß und nahmen die Vorträge der Herren Staatsminister und Teparte- mcntschefs der Königl. Hofstaaten entgegen. Nach mittags um 2 Uhr empfingen Se. Majestät im Audienzsaale der ersten Etage in Gegenwart Sr. Ex- cellenz des Ltaatsministers der auswärtigen An gelegenheiten v. Metzsch dcn bisherigen K. und Ä. Österreichisch Ungarischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Wirkt. Geh. Rat Graf Chotek, Excellenz, behufs Entgegennahme seines Ab- berufungsschre'ben in feierlicher Audienz. Aus diesem Anlasse war 'm Gardcreiterwachtsaale eine Parade wache vom Königl. Gardereiterregimente ausgestellt, welche dem Hru. Gesandten die militärischen Ehren bezeugungen erwies. Nach der Audienz verfügten Se. Majestät Allerhöchstsich wieder nach Villa Strehlen, wo um 5 Uhr Königl. Tafel stattfindet. Zu derselben sind Ihre Excellenzcn die Herren Graf Ehotek und StaatSminister v. Metzsch mit Einladungen ausgezeichnet worden. strebender Bildung." . . . Wie dieses der hellenischen Kultur gewidmete Buch — die besondere Beachtung der Kulturgeschichte ist eine rühmenswerte Seite des ganzen Werkes — entwickeln auch die beiden Bücher politischer Historie in diesem Bande eine gediegene wissenschaftliche Haltung und eine lebendige Darstellung Die neueren Forschungs ergebnisse sind aufmerksam benutzt und an strittigen Punkten fehlt nicht die selbständige Stellungnahme für oder wider. Tic Geschichte Roms reicht hier bis zum Jahre 375 n Ehr , bis zur Valentinianischen Dynastie, unter welcher endlich die furchtbare Katastrophe über das Römcrreich herein brach, die schon seit länger als einem Jahrhundert von den die Grenzen ringsumflutcndcn Germanen gedroht hatte. Wer nur das Schlußwort dieses Buches (einen Rückblick aus die Geschichte der Römer als Ganzes) liest, bekommt einen Begriff von der Sicherheit, welche der Geschichts schreiber über seinen Stoff hat, und von der geistigen Einsicht, mit welcher er die inneren Zusammenhänge der historischen Vorgänge und Entwickelungen beherrscht Auch dieser zweite Band macht es uns leicht, die Spamersche Weltgeschichte als ein in bestem Sinne de« Wortes populäres, als ein ebenso wissenschaftlich zuverlässige« wie allgemeinvcrständlichcS und vorzüglich lesbare« Werk zu empfehlen. Gleich den früher erschienenen Bänden enthält auch der vorliegende in Text-Abbildungen, Beilagen und Karten ein ungewöhnlich reiches Anschauungsmaterial. Die buchhündlerische Ausstattung ist musterhaft. -e. * Die buchhändlerische Produktion in Italien ist der Menge nach in beständigem Rückgänge begriffen. Nach Mitteilungen der „Allg Buchhändlerzcitung" sind im Jahre 189l >031 l Werke erschienen, von diesen wurden nur 8327 auf den Büchermarkt gebracht; voriges Jahr brachte die italienische VerlagSthätigkeit nur 9416 Werke, von denen 7606 in den Handel kamen Wie man sieht, beziffert sich der Rückgang der handel«fähigen Bücher seit 1891 auf 721 Im Vergleiche zum Jahre 1893
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