Volltext Seite (XML)
kernspnec!i e? ti'nspl'ecffei' W W D W Telegramm - giesse: 71 Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Beiblätter: Jllustr. Sonntags blatt und landN,. Beilage. Abonnement: Monatl. 50 L, vierteljährlich z.25, bei freier Zustellung ins Haus sowie durch die Post unter No. 8059 i-^o. für Pulsnitz und Nmgrgrnd Amts Blatt -es König!. Nmtsgepickts und -es §ta-tpatkes 2» Pulsnitz. Inserate für denselben Tag sind bis vormittags zo Uhr auszugeben. Preis für die einspalt. Zeile oder deren Raum zo Reklame 20 Bei Wiederholungen Rabatt. Alle Annoncen -Expeditionen nehmen Inserate entgegen. Amtsblatt für den Bezirk des ASnigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz rn. s., Böhmisch. Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Gbersteina, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdorf - Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Kl.-Dittmannsdorf, Druck und Verlag von L. L. Förster's Erben. Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 2S5. Verantwortlicher Redakteur Gtto Vorn "in Pulsnitz. 54. Jahrgang. Donnerstag, den 13. März 1902. Die Niederlage und Gefangennahme Lord Methuen's. Abermals haben die Engländer eine schwere Schlappe aus dem südafrikanischen Kriegsschauplatz« erlitten, die empfind lichste aller Niederlagen, die sie bislang in dem nun schon stark in da» dritte Jahr hineinwährenden Kriege mit den Boeren verzeichnen mußten. Diesmal handelt e» sich um die Kolonne des General» Lord Methuen, der schon seit längerer Zeit im westlichen Transvaal gegen General Dela- «y operirt, welcher vielleicht als der bedeutendste Stratege unter den jetzigen Boerenführern zu betrachten ist. Wie aus den bezüglichen in London eingegangenen Hiobsbotschaf ten de» britischen Generalissimus Lord Kitchener erhellt, ist General Methuen mit seinen in zwei Kolonnen eingeteilten Truppen in früher Morgenstunde auf dem Marsche von General Delorey unvermutlich angegriffen und völlig geschla. gen worden, wobei Methuen selber am Schenkel verwundet, dem siegreichen Gegner al» Gefangener in die Hände fiel. Eine erste Meldung Kitchener'» beziffert die englischen Der- lüste bei dieser Affäre, abgesehen von der Gefangennahme Methuen'», auf 41 Tote, darunter 3 Offiziere auf 77 Ver- wundete darunter 5 Offiziere, sowie auf 200 Vermißte, doch ist es wahrscheinlich, daß die englischen Verluste an Toten und Verwundeten noch höher gewesen sind, denn Lord Kitchener scheint bei Abfassung der betreffenden Unglücks depesche über den vollständigen Umfang der Katastrophe de» Methuenschen KorpS noch keine genaue Kenntnis besessen zu d°ben. Unterdessen wird aber au» Pretoria privatim ge- Meldet, daß General Methuen mit seinem gesamten Stabe »edst 1200 Mann gefangen genommen worden sei, und daß d» Boeren außerdem den Engländern di« ganze Bagage sowie fünf Geschütz« abgenommen hätt«n, die gefangenen fischen Mannschaften sollen dann von den Boern bi« auf etwa 200 Mann wieder freigelaffen werden. Jedenfalls sind nur Trümmer der Methuen'schen HeereSabteilung bei dtM zweifellos wshlgeplanten Angriffe Delarry entkommen, und es erscheint daher begreiflich, wenn diese neue große Niederlage der Engländer im Boerenkriege in London wie iw ganzen übrigen England einen niederschmetternden Ein druck gemacht hat, wie alle Bericht« über die Aufnahme der jüngsten Hiobspost au» Südafrika feiten» de» englischen Vol- «s bekunden. War man doch nach den immer zuversicht- !>ch« klingenden Berichten Lord Kitchener'» über den Fort- Sang de» Boerenkriege» und den von den Regierungsvertretern lw Parlamente fortwährend geäußerten nicht minder optrmisti» scheu Auffassungen über die Kriegslage keineswegs mehr auf di« Möglichkeit «ine» derartigen neuen schweren Mißgeschicke» der englischen Waffen gefaßt, wie «» durch die Katastrophe de» Methuen'schen Korp» dargestellt wird, so also diese un erwartete Niederlage in England doppelt peinlich empfun den wird. Ob nun dieselbe jedoch dazu führen wird, die leitenden Londoner Kreise endlich mürbe zu machen und sie zu veran- Wn, den tapferen Boern einen ehrenvollen Frieden zu ge- führen, da« ist kaum anzunehmen. Die englische Verbissen, hrit und — man kann die» wohl behaupten — Selbsttäu schung sind trotz aller in dem langen Boernkriege schon ge buchten trüben Erfahrungen der Engländer selbst jetzt noch >wa,er so groß, daß England gewiß alle» daran setzen wird, we Scharte de» General» Methuen möglichst wieder auSzu- AHen und den Kampf in Südafrika mit ungebrochener Fergie weiterzusühren. Anderseits werden aber gewiß auch °>e Boeren, gestärkt und ermutigt durch die von Delarey weben vollbrachte glänzende Waffenthat den Waffengang mit britischen Uebermacht mit stolzer Entschlossenheit fortsetzcn, ^wal ,u erwarten steht, daß die Kunde von der Niederlage Methuen'S den Boerntruppen neue HilsSmannschaften uu» der Boernbevölkerung de« Kaplande« und vielleicht auch -Mals verschaffen wird, und so wird die« Ereigniß vermut- nur die Folge haben, den unglückseligen südafrikanischen ^"eg immer weiter in die Länge zu ziehen. An eine fremde Ermittelung zwischen England und den Boernstaaten ist gerade jetzt weniger al» je zu denken, der Stolz Albion« ?ürde sich mit aller Entschiedenheit gegen eine solche freund- ^stliche Intervention angrsicht» de» jüngsten großen Erfol» Aüd«r Boern ausbäumen, und so wird denn da» seltsame ^mörderische Ringen in Südafrika unentschieden weiter . Wa» den jetzt in die Gefangenschaft der Boern gera- w>rn General Lord Methuen anbelangt, so hat er sich in w jetzigen Boernkriege schon wiederholt «inen unrühmlichen »wen gemacht, besonder» durch s«ine empfindliche Nieder lage in den Gefechten bei MaggerSsontein im ersten Abschnitte de» Kriege». Allgemein wurde damals angenommen, Me thuen würde nach England zurückgerufen werden, aber e» ge schah dies nicht, Methuen wurde durch mächtige Einflüsse der Londoner Hofgesellschaft auf seinem südafrikanischen Posten gehalten, freilich nicht zum Vorteil der britischen Waffen. Nunmehr befindet sich dieser Liebling des Londoner HofeS in den Händen der Boeren, denen Lord Methuen unter Um ständen noch zu einer wertvollen Geisel werden kann. vertliche nu- sächsische Angelegenheiten. PulSnitz. Mittwoch, 12. März, abends >/,8 Uhr fand im Sitzungssaal« «ine öffentliche Sitzung de« RateS und der Stadtverordneten statt, zu welcher sich mehrere Zu hörer eingefunden hatt«n. E, bandelte sich um den Schul tz a u S b a u. Herr Bürgermeister vr. Michael erstattete aus« sührlichen Bericht über die Schulhausbausache und über die eingegangenen Skizzen von den Hkren Architekten Lehnert und von Meyenburg, sowie de« Herrn Architekt Hklsner und de» Herrn Architekt Ludwig. Die Skizzen waren zur An sicht ausgestellt. Nach Mitteilung deS Herrn Bürgermeister Or. Michael, daß der Schulausschuß auf eine vorhergcgangene Besichtigung der Schulen mit Turnhalle in Radeberg und Bischofswerda sich in der am 18. Februar d. I. abge haltenen SchulauSschußsitzung für da« Projekt der Herren Architekten Lehnert und von Meyenburg entschlossen h>.be, wurde auch von Seiten der städtischen Kollegien nach vorheriger ver- schiedentlicher Aussprache dem Entschlusse de« Schulausschusses beigetreten und den vorgenannten Herren Architekten die Aus arbeitung der Spezialpläne nebst Kostenanschlägen übertragen. Der weitere Punkt betcaf die Pflasterung des Traktes der Straße ö von der BischofSwerdaerstraße bis zur Straße I. Nach vorheriger Aussprache beschlossen auch die städtischen Kollegien, diesen Trakt pflastern zu lassen und somit von einer Chaussie rung abzusehen. — Die Konkursstatistik zeigt noch immer oussteigende Zahlen. So sind in Sachsen im Februar d. I. 150 Kon kurse eröffnet worden, da« sind 27 mehr al« im gleichen Monat de» Vorjahres. Auffallend ist dabei, daß die Hand werker mit 43 (24) Zahlungseinstellungen gleich hinter dem KausmannS- und HandeSstand (55 gegen 58) kommen. Man hat darin sicher eine Folge der wirtschaftlichen Krise deS Jahre» 1901 zu erblicken. Nicht nur, daß bet den Hand werkern die Zablungen schlecht emgingen, sie hatten auch unter den« Rückgang de» Kredit- stark zu leiden. Gerade der Handwerker muß, um die Kundschaft nicht zu verlieren, ost sehr lange Kredit gewähren. Als nun die Erwerb». Verhältnisse sich verschlechterten, drängten die Lieferanten nicht bloS auf sofortige Zahlung, sondern caben auch da- Rohmaterial und die Halbfabrikate meist nur gegen bar her. Auf der anderen Seite bekam der Handwerker seine Außen stände noch viel langsamer al- früher, vielfach auch garnicht herein. Durch diese Kalamität sind zahlreiche geschäftliche Existenzen zu Grunde gegangen. — Vom Ausschüsse der deutschen Turnerschaft wird in der neuesten Nummer der „Deutschen Turnzeitung' fol- qendeS bekannt gegeben: Die „Straßburger Zeitung' be. richtet, daß in der Sitzung de» LandeSauSschusseS am 25. Februar bei Gelegenheit einer Besprechung über Erteilung von zu vielen Schankkonzessionen und über vorgekommene Ausschreitungen von Kriegervereinen bei Festen der Staat», sekretär v. Köller gesagt hat, in Bezug auf Kriegervereine die er um ihrer Bestrebungen willen sehr schätze, mißbillige er Ausschreitungen bei Festen. „Auf daS Niveau von Ge sang-, Turn- und Sportsvereine dürfen sie keineswegs herab- sinken.' Der Vorsitzende der deutschen Turnerschast, Herr Or. wsä. Ferd. Götz in Leipz'g-Lindenou, hat sofort an Herrn v. Köller eine entschiedene Verwahrung aus diesen ungeheuerlichen Angriff auf die Turnvrreine abgesendet; weitere Schritte werden davon abhängen, wa» der Herr Staatssekretär antwortet. Gefallen werden wir un» sol chen au» der Lust gegriffenen Angriff nicht lassen! — Und da» mit Recht! — Im Hinblick auf die bevorstehende Konfirmation erscheint eS notwendig, darauf aufmerksam zu machen, daß junge Leute, welche ihren Wohnort verlassen, um auswärts in die Lehre oder in ein Arbeitsverhältnis zu treten, sich in der Heimat schon mit den in der Gewerbeordnung vor- geschriebenen Arbeitsbuche zu versehen haben, da zur An stellung desselben die Zustimmung deS VaterS bezw. Vor mundes erfordert wird. Die Erfahrung hat gelehrt, daß die- in vielen Fällen unterlassen wird und dadurch den Eltern und Vormündern nachträgliche Weiterungen und Unkosten entstehen. Großröhrsdorf. Einen unheimlichen Fund machten am Freitag Straßenarbeiter auf dem von der Firma C. G. Großmann im Mitteldorfe, südlich der Haupt straße, neu angelegten Straßenkomplex. Auf dem früher Herrn Ferdinand Höfgen gehörigen Felde, ca. 50 Schritte hinter den Häusern der Mühlstraße, wurde bei Vornahme von Erdarbeiten zum Straßenbau ein menschliches Skelett e wa einen Meter tief unter der Oberfläche aufgesunden. ES lag in wagrechter Stellung und zeichnete sich die Grube merkbar ab. Neben dem Gerippe wurde ein an scheinend dolchartigeS Messer mit Horngriff gefunden, doch waren Griff und Klinge so vom Zahne der Zeit benagt, daß mit Bestimmtheit etwas Greifbares sich nicht fest- stellen ließ. Auch daS Gerippe war so zerfallen und zer- morscht, daß man wohl annehmen kann, eS habe mehr al» ein Jahrhundert im Schooße der Erde geruht. Ob eine verbrecherische Hand hier ihre Unthat verborgen, ob in KrieqSläufen Kameraden hier einen Mitkämpfer zur l-tzten Ruhe gebettet, wer mag eS ergründen? DaS Messer ist dem OrtSmuseum einverleibt worden. Kamenz. An der Ncubaulinie Kamenz-Elstra- Bischofswerda, die, wie wir bereit- mitteilten, am 15. Mai ei öffnet werden soll, find drei VerkehrSstellen eingerichtet worden, und zwar Rauschwitz, Burkau und Schönbrunn. Dieselben werden dem Personen- und Güterverkehr dienen. Kamenz. Der von hier flüchtige Buchhalter May wald ist in BischosSwerde verhaftet worden. SkaSko. Am 5. d. find im hiesigen Kohlenwerke in der Wohnung de- Arbeite; S Karl Biesold auS Bann - witz durch Herausfallen von brennenden Kohlen au» dem Stubenofen die Stubendielen in Brand geraten. Durch den hierbei entstandenen Rauch hat Biesold den Erstickungs tod gefunden. — Trotzdem die Sicherheitsorgane unausgesetzt in Thätigkeit sind, ist es bis jetzt doch noch nicht gelungen, den oder die Brandstifter, welche in den letzten beiden Wochen die ländliche Bevölkerung bei Bautzen durch Anlegung zahlreicher Brände beunruhigten, dingfest zu ma- ch>n. Die königl. AmtShoupimannschaft fordert darum in einer Bekanntmachung vom 7. März die BezirkSeingesesse. nen dringend auf, alle Wahrnehmungen, und wenn sie scheinbar noch so geringfügiger Art wären, die in Bezug ans die Brandstiftungen gemacht worden sind, der Gen- damerie oder den Ortsbehörden mitzuteilen und macht zu gleich darauf aufmerksam, daß für die Entdeckung vorsätz- licher Brandstifter Belohnungen bi- zu 900 Mark bewil ligt werden. — Der Direktor de- Spar, und Borschußveretu zu Radeberg, Herr Holz, hatte sich am Dien-tag Vor mittag nach Dresden aus da- königl. Amtsgericht begeben wo er in einer >hn persönlich rührenden Konkurssache einem Termin beiwohnte. Wohl mag er hierbei seelisch erregt gewesen sein: Plötzlich sank er um, ein Herzschlag hatte seinem Leben ein Ende bereitet. Ein sonderbarer Zufall ist «S, daß auch der frühere Direktor deS Spar- und Bor- fchußvereinS, Herr Lämmer, auf gleiche Weise s. Zt. im Ratskeller einem Her,schlag erlegen ist. Dresden, 12. März. Se. Maj-stät der König nahm gestern Mittag im Residenzfchlosse die Meldung des Rektor- der Technischen Hochschule, Geh. Hofrat Professor- Or. Hempel, entgegen und empfing dann den kgl. Konzert meister, Professor Grützmacher, welcher dem Monarchen den Dank abstattele für den Glückwunsch de« König- an läßlich seines 70. Geburt-tageS. — Abends 7 Uhr besuchte se. Maj. der König da- Konzert deS L-Hrer-Gesangve» ein- im Gewerbehaufe. — Sächsischer Landtaa. Die 2. Kammer genehmigte am Montag die Kapitel 64, 67, 69, 71 und 72 de« or dentlichen Etats definitiv und unverändert, dann wurden mehrere Petitionen zur Erledigung gebracht. — Die am 1. Juli erfolgende Einverleibung von elf Vororten vermehrt die Einwohnerzahl Dresden- um rund 69 200 Köpfe, so daß Dresden an diesem Tage rund 469 SOO Einwohner zählt. Unter den Großstädten Deutsch, land- nimmt Dresden die vierte Stelle ein und zwar nach Berlin, Hamburg und München. Leipzig, jetzt an vierter Stelle, und BreSlau, al- fünfte Großstadt, werden verdrängt und rangieren alsdann hinter Dresden olS fünfte und sechste Großstadt. Die später noch beabsichtigten Einverleibungen von Plauen, Blasewitz, Briesnitz u. a. würde eine aber, malige Steigerung um gegen 32 000 Einwohner zu Folge