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Dresdner Nachrichten : 05.11.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187011051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18701105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18701105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1870
-
Monat
1870-11
- Tag 1870-11-05
-
Monat
1870-11
-
Jahr
1870
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.11.1870
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Erscheint: «glich früh 7 Uhr. Inserate werden angenommen: biS Abendö ü, Tonntaa-r bi» Mittag« 12 Uhr MarienstratzeL»; in Neustadt: Buchdruckrrri don Joh- PLßler, ,r. «l-stergasse». Lnzrigen in dies. Blatte Kuben eine erfolgreich» Verbreitung. ««Nager I-.oo« Exemplare. Tageblatt sür Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Litpsch L Ntichar-t. — Derant»ortlicher Redakteur: Julius Rkichardl Fk-nne«e»t.- «terleljährlich 20 bei uueutgeldlicher«»' frrung t»'« Durch di« »Inigl. Post »ittteljrh>,22-/,«g». Etnjrlne Nuuuner» ' l Ngr Inserateupreiser 8Nr den »„« gtspalt«»«, AM: 1 Unter „SingefaM» bi« Zeile 2 N^. Rr.rkvS. Fliiifzehnter Jahrgang. Mitredactcur: Theodor Vrovisch. Sonnabend, S. November 187V. Dresden. 5». November. — Der Kirchen und Scinilratb Robert Mev battaSPrä- tient alv Geveiincr Kirchcnratl, in der dritte» Masse der Hof rangordnung crbalten. - Wie die -i>crzogln von Pkeinlngen in wabrbast groß herziger »Leise selbst für die in dem dortigen Lazarett, liegenden Sachsen sorgt, davon ist ein schönes Beispiel zu rcgistrircn. Der in böige einer schweren Kopfwunde tlirck' Granatsplitter zur Zeit im gedachten Hospital befindliche Reservist Mistein von Bautzen hatte eine» neben ihm liegenden Kameraden von der tiefen Sehnsucht gesprochen, die er nach seinen Aiigehörigcn dabe. Die Herzogin, welche davon Kenntniß erlangt, ließ so fort die nächsten Verwandten dcö Verwundeten in Bautzen telegraphisch ersuchen, dein Wunsch des Letzterer zu entsprechen und hat die In Folge dessen nach Meiningen geeilten Anver wandten Ecksteins nicht nur init ausgezeichneter Mite und Freundlichkeit ausgenommen, sondern demelbcii auch alle kosten der Hin- und Rückreise, sowie des dortigen AuicntbaltS anS ihrer Edatouillc erstatten lassen. — Die vor Paris lagernden Soldaten scheinen endlich nach den vielen Märsche», Schlachten, Siegen, Strapazen .'c. eine größere etwas wohlthucndcrc Nuhe zu genießen, das beweist die Menge der hierher kommcndcn Feldpostbriefe und ihr Um sang, der de» biö ins Detail gebenden Tcrt von oft nicht un erheblichem Interesse bringt. So liegt u»S ein solches Schrei ben von einem zur Zeit in Villcpintc vor Paris liegenden Fourier der sächsischen Schüben vor, welcher vom 2«',. Oktober datirt und vier große, cnggcschriebene Bogen Text enthält, der viel Interessantes neben schon Bekanntem erzählt. Wenn die Sachsen, wie überhaupt alle Deutschen, bisher viel an LcibeS- pflcge zu wünschen übrig batten, so gebt es ihnen darnach nun besser, freilich ist die Speisekarte mitunter eine sehr sonderbare, wie sie gerate der Zufall zusammenwünclt. So wurde eines Abendö beim Bivouak ein Kartoffelfeld bearbeitet und anstatt der Butter und dcö Salzes wurde Sprüh benutzt, den die Mannschaften, ein ganzes Faß voll, in dem Keller einer ver lassenen Krämcrwohnung geiunden. Kartoffeln mit Svrup — eg schmeckte dock) vortrefflich. Am anderen Morgen gab s Kar toffeln mit Syrupkaffee und Fcldzwlcback. Wegen Mittag er schloß sich eine andere Höhle F'ara in einem verborgenen Keller, dessen Pforten zertrümmert wurden. Da standen 10 bis 5>0 Flaschen Wein und >5 große Schüsseln Salme, letztere wurde an Ort und Stelle sofort, soweit es ging, getrunken, das klebrige mitgenommen und in die Feldflaschen gefüllt. Der Wein wurde ebenfalls nicht zurückgeiaffcn. In Bezug auf die BekicitungS- gegenstände scheinen die Mannschaften auch ganz gut bestellt zu sein: denn der Verfasser des Bricicö, der am 1. Octobcr zum Unteroificicr und Fourier in Montiermeil ernannt wurde, er zählt, daß er dabei ganz neu mit Nock, Mantel, Hose, Stiefeln, baumwollener Jacke re. bedacht und somit vortrefflich ausstaffirt ivorden sei. — Gestern Mittag ist ein Extra zug mit !i07 Verwumetcn und Kranken hier angckoiiniic»; von denselben blieben 24>z Mann hier, während 140 Mann weiter nach Wörlitz befördert worden sind. - Wir erzählten, daß mehrere jüngere, in hiesigen Gcricb- tcn biSbcr angcstelltc Iustizbeamtc tcstgnlrt seien, demnächst im Elsaß und Lothringen zur Anstellung öder wenigstens einstwei ligen Verwendung zu gelangen. Die Tbatsackst ihrer Dcsigna- tion, versichert inan uns, sei richtig gewesen; allein dabei bade cs auch biö jetzt sein Bewenden. Die dcsignirtcn Herren erwar ten noch jetzt ibre Abberufung zur Uebernabme der ihnen in Aussicht gestellten Stellungen vergeblich. — Nächsten Montag werden im Hostheatcr, wo ,,Daö be mooste Haupt" von Bcnedir in Scene gebt, in den Zwischcn- actcn zwei kleine Eompositioncn von dem Stabötrompctcr Friedrich Wagner zu Gehör kommen. Es ist dies: „Marsch der deutschen Avantgarde 1870" und eine Polka, genannt: „Im Bivouak". Der bekannte Trompctincn-Virtuoo gicbt somit Be weis, daß er nicht im Kampf bei Mars la Tour oder St. Privat acblieben, wie irrig verbreitet war. Sein letzter Brief ist aus Elcrmont geschrieben und obgcnannte Eompositioncn sind mit ten im Kricgslagcr entstanden. — Die Transporte von den in Metz kriegSgeiangen gemach ten Franzosen werden mit der Nacht zu beute beginnen. Den Ansang wird ein Extrazug mit Aßt Offizieren machen, welche gestern nach Leipzig kamen, daselbst im LchützcnbauS bewirtbet wurden und dann in de» nächtlichen Morgenstunden durch Dresden gehen sollten, um ihren Kameraden in Glogau zugesührt zu werden. Außerdem sollten gegen 15,00 französische Soldaten ankommcn, welche Wests nach Uebigau geschafft, Weits in der Neustädter Eascrnc einauarticrt werten tollten. Es ist cigenthümiich, daß io viele Hunderte von gefangenen Offizieren nach Glogau und BreSIau, die an und sür sich schon mit Om- zieren vollgepfropft sind, geben, während hier nichts bleibt. In dessen ist cö am Ende ganz gut, da die Offiziere der Franzosen im einzelnen ganz gut sich führen, in der Masse aber leicht un angenehm werden. Außer jenen Gefangenentransporten ist gestern Abend noch ei» geisteskrank gewordener preußischer Militärtelegraphist in Begleitung eines Wärters nach Schlesien weiter geschafft worden. Ferner ist gestern Mittag ei» sehr großer Extrazug mit Kranke», namentlich Preußen, hier angc- tommen. Derselbe ließ 210 Kranke hier für die Lazarette zurück, während er 120 nach Görlitz weiter führte. — Der auS Görlitz gebürtige, in der sächsischen Armee dienende Soldat, welcher sich am Mittwoch erschossen hat, ist, wie wir hören, zu diesem traurigen Schritte sdadurch getrieben worden, daß er schon wieder in de» Krieg sollte. Ein in der That auffallender Ausweg! Der Selbstmörder war 22 Iabr alt. — Nach einer Bekanntmachung dcö GencralpostamtcS vom l. d. M. wird nunmehr die Annahme von Prlvatpäckcrcien, nachdem in Folge dcr llcbergabe von Metz die größeren MaEch- drwegungcn der Truppen in Frankreich wieder begonnen haben, wieder dahin beschränkt, daß von jetzt ab diese Privatpäckcrcicn nur noch sür die vor Paris stehenden Truppen und sür die Besatzung von Straßbura und Metz zur Besorgung übernom men werden. Die Adressen der Briefe re. müssen daher auch diese Bezeichnung tragen - Enke voriger »Loche wurde Herrn Obcriorstrath I)r. Iutcich in Tharandt von Seiten der Stadt eine festliche Ovation dargebracht, da er dem »tust ins Ausland nicht gefolgt, der an ihn in ehrenvollster Weile ergangen. Fest- und Fackclzug und ein gemeinsames Mabi, bei dem cS a» Gesang und Toast nicht fehlte, ehrten de» Man» der Wisscnschaft. — Eine Frau, die auch einmal Appetit nach Gänsebraten bekommen mochte, entwendete gestern Vormittag auf dein An- tonsplatzc einem daselbst scllhaltcndcn Federviehhändler eine fette, ausgcjchlachtcte Gans. Der Händler hatte jedoch die Manipulation der unerwarteten Kundin bemerkt, war derselben nachgelaustn und batte ihr ihre Beute wieder entrissen Dann wurde die Gänsclicbhabcri» unter, bei solchen Anlässen nie feh lender zahlreicher Begleitung nach der Bezirks,oachc abgcsührt. — Das aufsichtslose Stchenlasscn von Geschirren am öffent lichen Platzen, Straßen und in offenen Hosräumcn ist schon wiederholt die Veranlassung gewesen, daß dem Besitzer oder Führer des Geschirres Gegenstände, die auf dem Wagen ver wahrt gewesen, gestohlen worden sind. Es scheint aber diese Unsitte nickst abgcstclit werden zu können, da sich immer noch Leute finden, die sich aus dieselbe Weise bestehlen lassen. Zu diesen gehört neuerdings ein Milchwagcnsührcr aus der Nade- bcrgcr Gegend, dem von seinem in Neustadt aussichtslos gestan denen »Lagen ein Pelz abhanden gekommen ist. — „Bekränzt mit Laub de» lieben, vollen Becher", inwclchem die freiwilligen Opfergabcn hincingcworscn werten, so kann mau mit Nccht sage», wenn man die festlich geschmückten Plan wagen durch die Straßen der Residenz in langsamem Hoch- zcitsschritt schwanken sieht, welche dazu bestimmt, die Geschenke der Einwohner aufzunchineu, die dann ein dazu besonders sich constituirtcs Eomltec den Truppen In s Feld nachsendct. Es fahren nur solche Geschirre einspännig durch die Statt, denen die Marschroute vorgeschriebe» ist. Voran schreitet ein grau- uniformirter und mit einer grünwcißcn mächtigen Schärpe dccorittcr Trompeter, der „zum Sammeln" um alle Ecken bläst, während hinten als Arricrcgardc ein weniger Kostümirtcr folgt, der den Sichcrhcitopostcn für das hinten offene Geschäft mit wachsamer Miene inne bat- Da der Wagen, wie schon gesagt, langsam dabinziclst, so haben die Bewohner der betreffenden Straßen und Plätze, sobald daö schmetternde Trompetersignal ertönt, hier hinlänglich Zeit, alles zu Entbehrende in Gelb und Material an den Mann zu bringen. Zu beiden Leiten des Wagens sind mächtige schwarze Eigarlensammclkistcn neben Gelkbüchscn angebracht, in welche» selbst der harmloseste Passant die Gelegenheit vorübergehend ergreifen kann, seine tcssallsigc Gabe hincinzuwerscn. Der Wagen, mit Guirlantcn geschmückt, wird von vaterländischen, kleinen Fähnchen, wie von einer größeren deutschen unk norddeutschen Fahne bunt übcrwimpckt. Paffende Inschriften in dichterischer Form, wie z. B. „Wagen verliert, Wagen gewinnt, Willkommen die Gaben von Mann, Weib und Kind, re., laden zum Geben ein. Wie wir hören, hat das Eomitcc an :!2 verschiedene sächsische Provinzialstädtc Aufforderungen zu Sammlungen für den genannten Zweck ergehen lassen, deren Erlös an Herrn Eduard Gcuckc in Dresden cinzufendcn sein würde; dem panischen Unternehmen ist auch eine reiche Tbeil- nahmc zu wünschen. Soviel wir hören, waren bis gestern Abend allein in den Wagen-Sammelbüchsen an Geld circa 18.» Tbaler eingelegt worden ohne die Naturalien und Utensilien. — Berliner Blätter berichten, daß ein vor länger als Jah resfrist von dort flüchtig gewordener Kaunnann Namens Vetter nach langem vergebliche» Suchen endlich clngcbracht worden sei Man habe ihn bei Gelegenheit der Verübung einer Betrü gerei in Dresden a,»gegriffen, woselbst er zwar unter seinem Namen, jedoch unter andere» Vornamen, deren angebliche Nich tigkeit er durch erschlichene Zeugnisse belegt, einige Monate hindurch gelebt habe. — Der ln der gestrigen Nummer d. Bl. ausgesprochenen Rüge, daß bei Ausrüstung der Dresdner Kirchthürmc mit Fah nenstangen zur voraussichtlichen Beslaggung dieser Thürmc „bei dem bevorstehenden Einzuge in Paris" inst norddeutschen und sächsischen Fahnen „nur die katholische und evangelische Hvs- lirche und die Annenkirchc eine Ausnahme machen", steht schon die T hats a cv c gegenüber, daß die A nncnki r ch c auf An ordnung des Anncntirchenvorstandcs bereits am 4. September bei der Sedan-Siegesfeier »ist drei großen Fabnen in den nord deutschen und sächsischen Farbe» beflaggt gewesen ist; auch daS gcistli ch c H a u s an der Annenkirchc hatte der Kirchcnvor- stand damals norddeutsch beflaggen lassen. Derselbe Schmuck wird beite kirchengemcindliche Gebäude wieder auözcichncn, so bald dazu abermalige allgemeine Veranlassung gegeben sein wird; nur hat der Kirchenvorstand in seiner letzten Sitzung für diesen Fall einstimmig beschlossen, die eine der beiden norddeut schen Fahnen, welche am 4. September vom Anncnthurme herab webten, mit einer schwarz-rotl,-goldenen Fahne zu ver tausche» und so die Bedeutung der Siege der deutschen Armeen über Frankreich sür das gesammtc deutsche Vaterland patriotisch zu beurkunde». Wenn aber zu obiger Tbatsachc der Umstand kommt, daß noch jetzt die Fahnenstangen am Annenthurmc sicht bar sind unk ihrer Wiede» beuutzung harren, so war die frag liche Rüge um so ungerechtfertigter und tonnte nickst ohne Zu rückwcisung bleiben. Ei» »Nitglied des Anncnkirchcnborstandcs. Bereits vor einiger Zeit nahmen wirIVcranIaffung auf einen vier verübten Frevel aufmerksam zu machen, durch weichen mehreren angesehenen Mitbürgern unserer Statt die ihren Na men und Beruf anzeigend.n Porzcllanschilde a» den Tbüren ihrer Wohnhäuser muthwilligcr »Leise zerschlagen worden wa rcn. Einem hiesigen Atvocaten hat in diesen Tagen ein gleicher Schaden betroffen. Wer der Tbätcr gewesen, ist nickst crmit tclt, aber zu wünschen wäre es, wenn ein solcher Bube einmal auf frischer That ertappt, und, wie ihn, von Rechtswegen ge hört, sofort recht ordentlich gelyncht würde. — Gestern Nachmittag platzte ein Ballon mit Spiritus, welcher neben gefüllten SpirituSsässern aus einem Wage» der Tberesienstraße entlang gefahren wurde. Der Fuhrmann ent fernte sich aus kurze Zeit von seinem Geschirr, um Hülse herbei zu holen, inzwischen hatte ein Gassenbube aber ein brennendes Zündhölzchen hineingeworfen und eine große Flamme schlug hoch empor. Der hcrbcieilcndc Fuhrmann hatte Noth, in größter Eile mit Pferden. »Lagen und SpirituSsässern dem Brande zu entkommen. — Vor einigen Tagen wurde ein auö der Meißner Gegend stammender junger Mann hier angehalten. der versucht hatte, bei einem hiesigen Händler Sachen zu verkaufen, die er kurz vorher in seinem Heimathsdorke gestohlen. Bei dem sauberen Patron soll man sogar das Localgerichtssiegel seines Dorfes, das er ebenfalls entwendet, vorgefunden haben. — In Georgwalde-Neudors bei Ebersdach fand die sieben jährige Tochter dcö Einwohners Dießner in den Flammen ihren Tod, da sic aus dem aus bisher noch uncrnntteite Weise in Brand gcrathcncn Wolmhause des Joses Haase, das gänzlich eingcäschert wurde, nicht batte gerettet werden können. Nur die Weitcrverbrcitung teS Feuers konnte durch schnelle Hilfe verhindert werden. — »iin 2. d. Mtö. früh V«7 Ubr verunglückte am Niesacr Elbkai der Schleppkahn des Herrn Moritz Schurig aus Schöne beck mit einer Ladung von circa UiOOEentncrn chemischer Pro dukte, 5)000 bis LOG) Tlstr. an Werth, welche biö aus 188 Bal lons Schwefel- und Salzsäure alö verloren zu betrachten sind. Daö Fahrzeug war in einem Schlcppzuge dcö der Elbdampf- schifffahrts-Gesellschaft zu Dresden gehörigen Remorqueurs „Joseph Ruston" von Schönebeck nach Riesa bugsirt worden, hatte vier mehrere Güter ausgcladcn und sollte eben mittelst dcö Schleppdampfers wieder in den Scisteppzug gebracht wer den, als der Dampfer, welcher sich vor dem Schurig'schcn Kahne befand, anstatt vorwärts, rückwärts ging und infolge dessen mit seinem Steuer so heftig gegen die Schiffswand desKahnöstieß. daß dieselbe vollständig cinbrach und das »Lasser mit Macht i» den innen, Raum eindrang. An ein Retten desselben war kau», zu denken, und daö Dampfschiff brachte den Kahn, trotz dem cö sich das Steuer selbst zerbrochen batte. „och nach dem jenseitigen seichter,, Ufer, damit der havarirte Kahn nicht total unter Wasser ging. Eine Schuld soll hier Niemand beigemcfsen werden können, da nach Aussage des Maschinenmeisters auf dem Dampfer „Ruston" die Maschine anstatt vorwärts, nach rückwärts ging und bei dem geringen Abstande beider Schiffe der Zusammenstoß eher erfolgte, che die Maschine in die richtige SLei>c geregelt werden konnte. — Einen eigenen, aber schrecklichen Tod, von dem glück licher »Leise der Betroffene selbst nichts bemerkt, erlitt vor wenig Tagen ein Arbeiter. Namens Kunath, in dem Ziegelei- gchöftc von Marschka bei Hoyerswerda. Kunatb, jedenfalls in etwas stark angeheitertem Zustande, hatte sich, Behufs einer warmen Schlafstelle, auf den heißen Zicgelofcn gelegt. Er er wachte nicht wieder. Man fand ihn später tott und ganz ver brannt. fast gekocht, wieder. — »lm 2<>. Octobcr fand zu Bischbcim bei Kamenz der 80jährigc Häuoicrnahrungoauszüglcr Totter-Moschke in dem durch ein Unwetter angeschwollcncn Dorfbach seinen Tod. — »lm 20. wurde in Königöbrück der Tischlermeister Bretschneider, während er in der Nooke'schcn Fabrik mit der Reparatur des gangbaren Zeuges beschäftigt war, durch letzteres, welches plötz lich infolge von Wasseransammlung in Gang geriet!,, zerquetscht. — »lm 1. November wurde in Auritz bei Wintzen ein Scheu nen- und Stallgebäude des Gutsbesitzers Steiger ein Raub der Flammen. (Dr. I.s — Oeffentliche Gerichtssitzung an, 2. Novbr. Scchö Anklagen liegen vor wider den kaum auö dem Arbeits haus entlassenen Earl Herrmann Rupprccht, Schneider von hier, wegen Diebstahl, Betrug. Unterschlagung und rechtswidri ger Verpfändung, »lm 7. Juni erlangte der Angeklagte seine Freiheit und noch in dcmiclbcn Monat verpfändete er einen ihm von dem 20jährigcn Tischler Habunin zun, Ausbcffern übergebenen Rock bei der sächs. Lombardbank vier für 2 Tblr. Der Verletzte bat seinen Rock unentgeltlich zurückcrtzalten. Den Pfandschein gab Rupprccht einem Mädchen, damit ibm dieselbe nock, etwas Gelt darauf gebe. Während der Angeklagte an gicbt, daß er diesen Rock habe wieder cinlöscn wollen, was bei seinen, wöchentlichen Verdienst von 4 biö 5> Thlr. möglich war, gesteht er in Bezug auf den zweiten Fall zu, wo er fast zu gleicher Zeit ein Paar ihm von dem Sporer Kockcr zum »len den, überlassene Beinkleider beim Pfandleiher Böhmer für > Tlstr. verpfändete, daß cö gar nicht sein Wille gewesen sei, dieses Pfandobjcct wieder einlöscn zu wollen. Den Pfandschein habe er verloren, »ilö später der Verletzte in daö erwähnte Lcivgeschäist kam. war daö Pfand schon von einem Dritten Un gelöst worden. — Eine »Loche daraus erhielt Rupprccht vom Schiffer Lösel 2 Paar Beinkleider und > »lock, an Werth zu sammcn <> Tlstr.. zum Ausbcffern, und verlauste diese Kleidungs stücke für Tlstr. an den HankelSmani, Lazarus. Fast gleich zeitig entwendet der Pflichtvergessene seinem Stubcngenosscn. dem' 20jäl,rige» Lackircr Engelhardt ein Paar Beinkleider aus dem Kleider,chranke, verpfändete diese Beute beim Pfandleiher Böhmer für l,.> Tblr., welcher später dem Verletzten sein Ei- gcntlstnn auohändigte. Darauf erfolgte am 10. Juli Rupprechtd Verhaftung; am 22. desselben Monats ward er vorläufig wie der entlassen Sei» Erstes war — eine Unterschlagung. Der Schncidcrmeistcr Ienscn übergab dem Arbeitsuchenden zuge schnittcncn Stoff nebst Zubehör zu einer Uniform für einen Lazaretlstnspcctor, an Werth über 10 Tlstr. Rappreckst fand, wie er angicbt, kein paffendes Plätzchen, um die Arbeit gut liefern zu können, in seiner »Löhnung paßte cö nickst mit dem Heißmachcn des Bügeleisens u. dcrgl. n,.; er zog daher vor. das Zeug unverarbeitet wieder sortzuschaffen, zwar nicht zum Meister, sondern zu eine», Hadcrsammlcr, welchem er sämmt- liche Stoffe als „Abschnitte" zum Kauf andrst. Der Händler Ncnmann zahlte ihm dafür Ui Ngr. Die Gold- und Silbcr- tresic verkaufte Rupprccht in einem Geschäft auf der Schloß- straßc sür 2 Ngr. »us cs dein Schneidermeister zu lange währte, che der Arbeiter die Unisoni, ablicserte, zog Erstrrcr Erkundigung ein und erfuhr, welcher Bestimmung der Leicht sinnige die wcrthvollcn Stoffe gewidmet hatte. Der zugeschnit tcnc OsstzierSrock war inzwischen in ein Paar zugcschnittene Knabcnbosen verwandelt worden. Die Stückchen liegen aus dem Gerichtötische vor. Der sechste Fall betrifft nock, einen Bettug. Rupprecht wohnte mit dem 20jährigen Schuhmacher Küchler
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