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MsdmfferTagebsatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dos »Wilsdruffer Togcblo«- rrichrinl an ollen Werdiogeo nochmillogs e Udr. Bezugspreis monollich r,— RM. srci Hous, dci Poftdrstcllung RM. zuzüglich BcstcllgelS. Einzelnummern IO Bpsg. Alle Postnns,allen und Post- doicn.lmIcreAusiiLgcru. tScichäftsstcllr, nehmen zu jederzeit Bestellungen cm- W0kNeN0latt sttr LLllSvrUff U. UMgeaeNd gegen. I n Jolle höherer Grwoll, lod.jonftiger — Bclricdsftörungcn dcstchi dein .Anspruch ouf Lieferung der Heilung oder Kürzung Les Bezugspreises. Rücksendung eingcsondlcr Schrislftückc erfolgl nur. wenn Rückporlo bciliegl. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut auflicgendcm Tarif Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr: 20 Rpfg. — Dörgeschriebene Erscheinungskage und Platzvorschriftcn werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen - Annahme bis vormittags 10 Uhr. - , ^"r die Nichtigkeit der durch Fernruf übcrmit- k k N k k t») k k * Ä-ltvOrUss "lk. O teilen Anzeigen überneh men nur keine Gewähr. - ->--- —— ——————— _ Feder Nabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogcn werden muh oder der Auftraggeber m Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 63 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 15. März 1935 Neue Pariser Quertreibereien zu den Berliner Besprechungen Der Berliner Besuch -er englischen Minister. Er soll Klarheit in die verworrene Aus sprache über die Abrüstung bringen. Wenn der englische Außenminister SirIohn S i - m o n mit dem englischen Lordsicgelbcwahrer Eden am 25. März nach Berlin kommen wird, wird sich die ver worrene Lage der außenpolitischen Erörterungen über die Nbrüstungssrage vielleicht schon etwas geklärt haben. Die Verwirrung war hauptsächlich durch das englische Weißbuch hervorgerufen worden, in dem un sachliche Angriffe gegen Deutschland erhoben worden waren. Selbstverständlich orakelt die englische Presse über den Berliner Besuch der englische« Minister, und sie wird wohl von der Regicrungsseite dahin beeinflußt, die Mei nung zum Ausdrück zu bringe», daß der Luftpakt, der Ost- Pakt, der vorgesehene mitteleuropäische Pakt und das Rüstungsabkommcu bei den kommenden Verhandlungen als Ganzes erörtert werden müßten. Allerdings scheint die englische Regierung zu der Ansicht bekehrt zu sein, daß, wie es auch der deutsche Standpunkt ist, Nichtangriffsverträgc zwischen zwei beson deren Nationen als nicht günstig für die Herbeiführung des europäischen Friedens mizusehen seien. Wesentlich ist ferner, daß der Engländer Eden erst nach den Berliner Besprechungen nach Moskau fahren wird. Wie die Londoner Blätter Mitteilen, herrschte in den letzten Tage» in London diplomatischer Hochbetrieb. Vor allem der russische Botschafter Maisky war sehr tätig, nm die sofortige Weiterreise Edens von Berlin nach Moskau zu veranlassen. Ebenso sprach der polnische Vertreter im Foreign Office, dem englischen Auswärtigen Amt, vor, und schließlich unternahmen die Gesandten der drei baltischen Staaten, Estland, Lett land und Litauen, einen gemeinsamen Schritt, um ihrer Befriedigung über das Londoner Programm und ihrem Wunsch nach Sicherung ihrer Unabhängigkeit durch den Ostpakt Ausdruck zu geben. Die Sicherheit sei im übrigen nur durch gegenseitigen Beistand zu erreichen. Wenn diese Ansicht in Berlin gebilligt würde, wür den die englischen Besucher alle Freiheit haben, um mit den deutschen Unterhändlern über eine Anerkenn n n g der d e u t s ch e n An fr ü st u n g zu verhandeln, die der Genugtuung entsprechen würde, die sie auf dem Gebiete der Sicherheit erreichen werden. Diese Anerkennung dürfe jedoch nicht so weit gehen, Deutschland die gleichen Streitkräfte wie Sowjetrußland zuzugestehen. Im übrigen bedaure man in gutunterrichteten Lon doner Kreisen, daß Deutschland vor dem Besuch der eng lischen Minister in Berlin zur Militarisierung der Zivilflieger schreite, die eine sehr deutliche Verletzung des Teiles V des Versailler Vertrages dar stelle. In London glaube man, daß eine Verhandlung zur Schaffung eines neuen vertraglichen Sicherheits systems nicht einer Maßnahme hätte voransgehen sollen, die einer einseitigen Kündigung des früheren diploma tischen Werkzeuges gleichkäme. Man wisse noch nicht, ob deswegen ein diplomatischer Protest erfolgen werde oder ob Sir John Simon die Angelegenheit selbst in Berlin behandeln werde. Jedenfalls sei aber sicher, daß sie nicht mit Stillschweigen übergangen werde. Zu dieser Meldung aus Paris teilt das Deutsche Nachrichtenbüro mit: Die Meldung der Havasagentur ist rin deutliches Zeichen für dte französischen Versuche, bereits jetzt die im englisch-französischen Abkommen vom 3. Februar vorgesehenen freien Verhandlungen zu präjudizicren oder ihnen zum mindesten eine be stimmte Richtung aufzuzwingcn. Daß Deutschland ebenso den F ri e d en für den Osten >vie für den Westen wünscht und diesen für notwendig hält, bedarf nicht erst einer Sondierung der englischen Staatsmänner in Berlin. Inwieweit hierzu aber gerade die B e i st a n d s p a k t e notwendig sind, wie man sie sich in Frankreich nnd auch anderswo denkt, das werden eben jene kommenden Berliner Unterhaltungen zuerweisen l>aben. Wenn Havas die Notwendigkeit einer gewissen Relation zwischen den Streitkräften Rußlands u n d denen Deutschlands anerkennt, so bedeutet dies gewiß einen Fortschritt. Es wäre im Sinne cchcr allgemeinen Rüstungsbeschränknng nur zu wünschen, daß auch Rußland gewisse Anregungen gegeben würden, die dortigen bisher uferlosen R ü st u n g s Vorbe reitungen u n d - b c st r e b u n g c n zu mäßigen, uni notwendige Reaktionen anderer, in Reichweite dieser Rüstungen liegender Länder zu vermeiden. Daß gerade der von Havas bemängelte deutsche Ent schluß hinsichtlich des militärischen Flugwesens durch solche — aber auch durch andere — Zusammenhänge zu einer u n a bwendbaren Notwendigkeit wer den mußte, ist im Grunde von der Weltöffentlichkeit, so weit nicht anders gerichtete taktische Gründe maßgebend bleiben, läng st anerkannt worden. E-en reist nach Moskau Der Zeitpunkt für den Besuch des Lordsiegelbewah rers Eden in Moskau ist nunmehr festgesetzt worden. Eden, der bekanntlich den Außenminister Simon auf seiner Reise nach Berlin begleitet, wird nicht, wie in englischen Kreisen noch gestern berichtet wurde, gemeinsam mit Simon nach London zurüctkehrcn, sondern am 26. Mär; von Berlin aus nach Moskau Weiterreisen, wo er am 28. eintrifft und bis zum 31. März bleiben wird. In Moskau wird er Besprechungen mit Stalin haben und auf der Rückreise Warschau ebenfalls einen Besuch abstatten. MuMMer Kerker sm Nr. Mele» Das Urteil gegen den früheren österreichischen Gesandten in Rom. Die innenpolitische Lage der englischen Regierung ist indessen dadurch gestärkt worden, daß der Miß- trauensantrag gegen die Regierung im eng lischen Oberhaus abgelehnt worden ist. In der Obcrhausaussprache war aber trotzdem das englische Weiß buch von verschiedenen Rednern scharf kritisiert worden, wobei das Weißbuch als ein Mißgriff bezeichnet wurde. Man betonte in der Aussirrache, daß die englische Politik vom deutschen Standpunkt gesehen schwer erträg- l i ch sei. Die Angriffe gegen die Regierung führten dann dazu, daß Kriegsminister Lord Hailsham noch einmal die englische Politik verteidigte. Er schloß seine Rede mit der üblichen Wendung, daß England für die Sache des Friedens arbeite. Weg mit „veraltetem Plunder!" übrigens ist die Tatsache interessant, daß die Londoner Zeitung „Daily Mail" zu der Berliner Reise der englischen Minister schreibt: „Nachdem der Versailler Vertrag im Wandel der Zeit zu einem beträcht lichen Teil veraltet ist, darf man fragen, ob irgendein Grund dagegen spricht, gewisse feiner Artikel, die in Deutschland besonderes Mißfallen erregen, formal aufzn- heben. Die britische Negierung kann sehr wohl erwägen, ob sie nicht die Initiative ergreifen und die Beseitigung dieses veralteten .Plunders', einschließlich der Kriegs schuldklausel, aus dem Vertrage Vorschlägen soll." * Neue pariser Quertreibereien zu den Berliner Besprechungen. Durchsichtiges Manöver der Havas- Agentur. Die französische halbamtliche Rachrichtenagentu. Havas veröffentlicht eine Auslassung aus London, in der zu der diplomatischen Lage und zu den kommenden Ber liner Besprechungen Stellung genommen wird. Es heißt in dieser Meldung, man habe guten Grund zu der Annahme, daß S i r I o h n S im o n n n d Eden beauftragt würden, dem Reichskanzler persönlich zur Kenntnis zu bringen, daß das Londoner Kabinett das S i ch e r h e i t s p r o b l e m im Westen wie im Osten Deutschlands als voneinander unlösbar betrachte. Jede Anregung, die Sicherheit in Osteuropa unabhängig von Frankreich zu organisieren, würde daher in London als nicht den Erfordernissen der Lage entsprechend angesehen. Wagenborgs Bilderdienst. Der Wiener Hochverrats- Prozeß gegen Dr. Anton Rintclcn, den früheren Gesandten Österreichs in Rom, der beschuldigt wurde, an den Er eignissen des 25. Juli beteiligt ge wesen zn sein, ist zu Ende gegangen. Das Urteil gegen Dr. Rintelen, das am Donncrstag- nachmittag gefällt wurde, lautete auf lebensläng lichen Kerker. Nachdem der Ge richtshof den Saal zur Urteilsverkün dung betreten hatte, erklärte der Vcr- handlungsleiter, daß jede Äußerung des Mißfallens oder Beifalls streng verboten sei. Dann wurde das Urteil verkündet: Dr. Rintelen sei schuldig, im Jahre 1934 iu Wien und Rom den ihm bekannten Anschlag auf das Buudcskauzlcramt gebilligt zu Huben. Er habe damit das Verbrechen der Mitschuld am Hochverrat begangen. Dieses Verbrechen sei besonders gefährlich. Dr. Rintelen werde daher zn lebenslänglichem Kerker verurteilt. Die Untersuchungshaft werde für den Fall einer Begnadigung angerechnet. — Dr. Rintelen nahm das Urteil lächelnd auf. Or. Rintelens Schlußwort: „Ich bin unschuldig". Bevor sich das Gericht zur Urteilsfindung zurück gezogen hatte, hatte D r. R i n t e l c n gebeten, ein Schluß wort halten zn dürfen. Darin führte er ans: „Ich bin nnschnldi g- Ich habe immer offen für meine Ideale gekämpft. Ich wollte nie etwas anderes als ein gutes Einvernehmen Österreichs mit Deut sch - l a n d. habe mich dabei in einer Linie mit dem größ ten österreichischen Staa!s!in;un Dr. Seipel befunden. In dieser Überzeugung sehe ich mit Ruhe Ihrem Urteilsspruch cntacaen." " Staatsanwalt vermied Festsetzung -es Strafmaßes. Der Staatsanwalt Dr. Tuppy hatte in seiner An klagerede den Standpunkt vertreten, daß das zu Beginn des Prozesses geknüpfte Netz, obwohl es stellenweise „subtil" sei, sich als sest und haltbar erwiesen habe und in keiner Weise von der Verteidigung durchstoßen worden sei. Zu den damaligen Beweisen seien noch die wichtigen Bekundungen der Zeugen Dr. Ripoldi und Dr. Reitlinger gekommen, aus denen hervorgehe, daß Rintelen in enger Verbindung mit Dr. Weidenhammer alias Williams und dadurch also auch mit den Verschwörern gestanden habe. Der Staatsanwalt ging dann zum Strafantrag über, der dadurch allgemeine Überraschung erregte, als der Staatsanwalt bat, der Gerichtshof möge von der ihm durch das Mrlitärgerichtshofgcsetz gegebenen Möglich keit, über den Strafantrag hinauszugehen und den An geklagten als Rädelsführer zn verurteilen (Strassatz: Lebenslänglicher Kerker oder Tod), keinen Gebrauch machen. Es sei wohl als erwiesen anzunehmen, daß Dr. Rintelen mit dem Nationalsozialisten Weidenhammer gesprochen habe, über den Inhalt dieser Gespräche aber, nnd damit über die Schuld des Angeklagten, sei nichts bekannt geworden. Ursprünglich habe der Staatsanwalt daran gedacht, seine Anklage von Nintelens Mitschuld auf bloßes Mitwissen einzuschränken. Durch die Wendung aber, die der Prozeß mit der Vernehmung des Zeugen Ripoldi genommen habe, habe er diesen Gedanken fallen gelassen und halte seine ursprüngliche Anklage auf Mitschuld aufrecht. Die Festsetzung des Strafmaßes überließ der Staatsanwalt dem Gerichtshof,. Im übrigen hielt der Staatsanwalt seinen Stand punkt aufrecht, daß der Indizienbeweis gegen Dr. Rintelen geglückt sei. Sein Verhalten an dem kritischen Tage sei außerordentlich verräterisch ge wesen. Freispruch vom Verteidiger beantragt. Der Verteidiger Dr. Rintelcns, Dr. Klee, hatte vor her erklärt, Dr. Rintelen sei nie Nationalsozialist gewesen: er habe nur ans ethischen und wirtschaftlichen Gründen das Verhältnis zn dem Brudervolk bessern wollen. Der Verteidiger ging darauf auf die einzelnen Beweise ein. Er erklärt, daß die eindrinaliMte Vernebmuna des ae- >