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Dresdner Journal : 04.06.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189006042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900604
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900604
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-06
- Tag 1890-06-04
-
Monat
1890-06
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 04.06.1890
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O12«. Mittwoch, den 4. Juni, abends. 18S0. UervUKPr«!» r rar Vr»»ä«v ,>«rte^Lt»rlivU 2 n»rk so ?k; d«i 6»v N»t«eri. ävut»eken ko»t»v«t»ito» viertol- jLvrttob 3 LI»rk, »usisrd»Id ä« äeutscUen k«cU»> tritt ko»t- uock 8t«wpei»u»cl»I»^ Uivru. Lunelo« Uummor»: 10 kk. X»NL»al»ui>r»r»düUr«»r Vtlr Uv» U»um einer ^«,p»itenev 2eii« kieioer kcUrik SOkt. vnter äi» 2«il« 30 kk. Lei Isolier» - mul 2iü«ro»»tr votrpr. Auk»eb1»s. Lrvellstav» r DL^Ueb mit AvovLbmo 6er 8ova- u. k«iert»80 »kenäe. keroiprvod-^L»cl»Iu»e: Ur. 1285. dres-mrZmlmat. Für die Gesamtlettvng verantwortlich: ^ofrat Gtto Banck, ssrofeffor der tifteratur- und Kunstgeschichte. L»»»»»« r„ ^»NNnälranr«» »>»nLrt»r ^r Lran<i^«tter, . Lowmi«»ovLr 6e» vreeüoer lourneli; L»»d»rU NerU» >»»«i Lr«»1»» kr»»Ul»rt ». N-! //aa«e,uüe>»i <e I^oj/ier, LerU» Vj« -L»M3«rU- kr«, LetP-tU -rr»»KNrrr «. ». >3»cd«»: ^«6. 7tto«»e,' r»n» L»L3«» I«rU» rr»nLkvrt ». N.- »t««G»rt: Da»L« «0 <7o , >«rU»: /nrai»«trn6anL, Lr»^»v: U»»»,vr: (7. L»N» ». t.: Larct <0 6o. Nvrauexedvrr USvi^t- Lrpeäitlo» 6e» Ilr«6ner louriuü». vreeöeo, ^vin^errtr. 20. k«rL»preoU-^v»cllit»»: Ur. 1283. Nachbestellungen auf da- „Dresdner Journal" für den Monat Juni werden zum Preise von 85 Pf. an genommen fir Dresden: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für auswärts: bei den betreffenden Postanstalten zum Preise von 1 M. Löuigl. Lrpe-itiou -es Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe de- neuen Postgebäude-.) Ferusprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Leit. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Director der Frauenklinik zu Dresden, Lberniedizinalrath, Professor Or weck. Leopold das ihm von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzoge von Oldenburg verliehene Ehrenritter kreuz l. Classe des Haus- und Verdienstordens des Herzogs Peter Friedrich Ludwig annehme und trage. Bekanntmachung. Es wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß ge bracht, daß die Lotteriecollecteure Friedrich Adolf Klotzsche zu Radeburg und Oswald Wilhelm und Paul Heinrich Emil Nitschke, in Firma Gebrüder Nitschke, zu Lunzenau von der Fortführung der ihnen übertragenen Alters rentenbank-Agentur entbunden, dagegen aber den StaatS - Eisenbahnstationskassen zu Radeburg und Lunzenau Agenturen der Altersrentenbank übertragen worden sind. Dresden, den 30. Mai 1890. Finanzministerium. von Thümmel. Wolf. Von der Bersicherungs-Actien-Gesellschaft „Allianz" zu Berlin ist behufs Erlangung der Zulassung zum Betriebe der Unfallversicherung im Königreiche Sachsen den Erfordernisten in 88 2 bis 4 der Verordnung über den Geschäftsbetrieb ausländischer Versicherungs- Anstalten im Königreiche Sachsen vom 16. September 1856 Genüge geleistet und die Stadt Dresden zum Sitze für den Geschäftsbetrieb im Königreiche Sachsen gewählt worden. Dresden, am 2. Juni 1890. Ministerium des Innern. Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Vodel. Löhr. Nichtamtlicher Leit. Telegraphische Wachrichten. Berlin, 4. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS Unwohlsein Sr. Hoheit des Erbprinzen von Mei ningen besteht in einer Reizung des Brustfells. Dem Prinzen wurden einige Tage Ruhe verordnet. Buda-Pest, 4. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der den Delegationen unterbreitete gemeinsame Voranschlag beziffert daS ordentliche Erfordernis Feuilleton. Die wilde Rose. Ei»« Erzählung. «7 (Fortsetzung.) Zu ihrer Verwunderung fand sie Fiametta in ihrem Zimmer eifrig mit dem Einpacken ihrer Sachen beschäftigt. „Was thust Du hier?" fragte sie. „Miß Mary haben bestimmt, Ihre Sachen nach den neuen, schönen Zimmern hinunter zu tragen." „Nachwelchen, Fiametta?" Die Mulattin blickte nun ihrerseits erstaunt auf. „Miß wissen wohl noch nicht, daß Miß die besten Zimmer beziehen?" „Ich weiß nock nichts." ,O>, Mr. Waloerg haben Miß die Zimmer an gewiesen, die Miß Ella bewohnen sollte, wenn M.. Walberg sie als Frau heimaefüyrt." Reaina zog finster ihre Brauen zusammen. „Mr. Walberg hat mich noch nicht gefragt, ob ich jene Zimmer beziehen will", sagte sie heftig und be fahl der Mulattin dann streng, alle ihre Sachen wieder an Ort und Stelle zu legen, alsdann fuhr sie fort: „Sage der Miß Mary, ich gefalle mir hier in meinem Tower, und wenn man etwas über mich be stimmen will, sollte man doch erst meine Zustimmung cinholen." „Aber Miß!?" auf 116523548 Al., da» außerordentliche auf 16 402 339 Kl., da» GesamterforderaiS auf 132 925887 Kl. Lon dem außerordentlichen Er fordernis entfallen 14450439 Kl. auf daS Heer und 1 86« SW Kl. auf die Marine. Rach Abrech nung der ZollgefällSeinnahmen, welche mit 46669 506 Fl. veranschlagt find, verbleibt ein NettoerforderniS von 92256387 Fl. Paris, 3. Juni. (W T. B.) Der Präsident Carnot hat heute die Begnadigung deS Herzogs von Orleans unterzeichnet. Derselbe wird in dieser Nacht an die Grenze gebracht. Paris, 4. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Morgenblätter melden, der Herzog von Or- leons sei nachts nach Delle an der Schweizer Grenze gebracht worden und dürfte sich zunächst nach Eng'and begeben. — Der Bicomte de Gontaut-Biron ist gestorben. Dresden, 4. Juni. Die Nihilisten. Die jüngst in Paris vorgenommenen Verhaftungen einer Anzahl russischer Nihilisten — die übrigens den chauvinistischen Blättern Frankreichs und Rußlands den Anlaß bieten, in bombastischer Weise die „Ver brüderung" der beiden Nationen, die „Lebensrettung des Zaren durch Frankreich" zu feiern — haben neuerdings tue Aufmensamkeit wieder dem Treiben der revolutionären Gruppe zugewendet. Daß die nihilistischen Bestrebungen noch nicht erloschen sind beweisen diese Verhaftungen allerdings, dafür aber, daß etwa der Nihilismus in letzter Zeit eine innere Kräftigung erfahren habe, dürfen sie keinesfalls als Beweis angezogen werden, im Gegenteil hat es durch aus den Anschein, als ob die nihilistische Sache in einem thatsächlichen Niedergang begriffen sei. über den gegenwärtigen Stand der Bewegung, sowie über die Wandlungen, welche die Anhänger derselben in der Art ihrer Agitationsweise im Laufe der Zeiten durch gemacht haben, giebt eine Betrachtung der „Münchner Neuest. Nachr." Aufklärung, die wir im nachstehenden mitteilen DaS Blatt schreibt: In Westeuropa werden heute die Nihilisten zwar viel genannt, im allgemeinen aber sind sie doch wenig bekannt. So wie das Wort „Nihilisten" selbst eigent lich nicht am Platze ist, wenn mit demselben alle russi schen liberalen, revolutionären, sozialdemokratischen, anarchistischen und terroristischen Gruppen und Ström ungen ohne Unterschied bezeichnet werden, so würde man auch von der nihilistischen Bewegung eine ganz falsche Meinung haben, wenn man glauben würde, daß die Nihilisten nichts anderes thun, als daß sie Dynamitbomben vorbereiten und Attentate planen. Bei der heutigen inneren Lage in Rußland ist es übrigens ganz begreiflich, daß der Nihilismus nicht nur in Westeuropa, sondern auch in Rußland selbst unrichtig beurteilt und teilweise überschätzt wird. Ein jeder weiß zwar, daß in ganz Rußland unaufhörlich Verhaftungen vorgenommen und daß jährlich Tausende von Menschen nach Sibirien geschickt werden, allein etwas Näheres erfährt die weitere Öffentlichkeit nie. In den siebziger Jahren konnte man auf Grund der Zeitungsberichte über die stattfindenden Prozesse den Charakter und den Umfang der revolutionären Be wegung wenigstens annähernd bestimmen; heute werden jedoch die Angeklagten bei geschlossenen Thüren ver urteilt, alles wird auf administrativem Wege und mit Ausschluß der Öffentlichkeit durchgeführt. Bildet sich heute eine revolutionäre Gruppe, so wird sie morgen behördlich aufgelöst, ohne daß die nächste Umgebung von der ganzen Sache eine Ahnung hätte. „Fiametta, wenn Dir an meiner Gunst gelegen ist, so geh' und bestelle das. Gute Nacht!" Zögernd ging das Mädchen hinaus. „Immer nur seine Befehle und seine Bestim mungen. Als Souverän in seinem Reiche lebend, will er auch mich zu seiner Vasallin machen. Es soll ihm nicht gelingen. Ich werde ihm beweisen, daß ich auch frei durch meinen Willen bleibe." Mit diesen lauten Worten ihrem Herzen Luft machend, suchte Regina ihr Nachtlager auf. XVII. Eine Woche ist vorüber, seit Mr. Elliot Calcutta verlassen und Regina wohnt noch immer in ihrem Tower. Sie hat ihren Willen dnrchgesetzt; sie hatte sogar in Gegenwart Fremder beim Onkel um die Erlaubnis nachaesucht, dort bleiben zu dürfen, und Walberg hat eS ihr znm Erstaunen der Miß Mary und gegen den Wunsch des Hans bewilligt. Hans wird überhaupt mit Regina immer unzu friedener; so aufmerksam sie sich auch gegen ihn zeigt, was ihm jetzt gar nicht einmal lieb zu sein scheint, so vermag er sic doch nicht dazu zu bewegen, die Kluft zwischen sich und ihrem Onkel, welche mit jedem Tage beide mehr von einander zu entfernen scheint, zu über brücken. Regina bleibt bei ihrem Entschluß, sich nur als zeitweiligen Gast in Calcutta zu betrachten, und will sich nicht um dar Wohlwollen der Bewohner bewer ben; und Mr Walberg, das ist eben das schlimmste, wie HanS meint, äußert nicht einmal ein Wort der Mißbilligung, wenn sich Regina noch so schroff zeigt, Die einzelnen Parteien, welche gewöhnlich mit dem Namen „Nihilisten" bezeichnet werden, besitzen heute weder ein bestimmtes, klar formuliertes Programm, noch eine feste, gemeinsame Organisation. In dem nihilistischen Lager vollzieht sich nämlich in der letzten Zeit ein grundsätzlicher Umschwung und man kann im allgemeinen sagen, daß die Nihilisten nach den kolossalen Verlusten an Menschenleben auS den besten Kreisen der russischen Gesellschaft und nach Vereitelung viel facher und vieljähriger Pläne bedeutend ernüchtert worden sind. Vor Jahren waren die russischen Nihi listen Sozialisten durch und durch und daS Mostsche Evangelium hatte in den Genossen Bakunins die eif rigsten Jünger. Auf der sozialdemokratischen Grund lage bildeten sich seit Anfang der sechziger Jahre mehrere geheime Gesellschaften, welche alle, von der „Molodaja Rossija" (Junges Rußland) angefangen bi» zu den Anhängern des Blattes „Vpered" (Vor wärtS), einen sozialen Umsturz zum Ziele hatten. Während die Nihilisten aber früher mit dem russi schen Volke in keiner näheren Berührung standen, hat man sich in den siebziger Jahren zu einer persönlichen Propaganda unter dem Volke selbst zu dem soge nannten „edosebäenje V varvä« entschlossen. Hunderte von gebildeten Russen sind unter das Volk gegangen, um mit ihm als einfache Arbeiter in den Fabriken und Dörfern zu arbeiten, allein alle diese Mühen waren umsonst, überall war das Ergebnis dasselbe: das Volk hatte für den Sozialismus keinen Sinn. Wenn ein gewöhnlicher Robotnik oder Muschik ein verbotenes Buch bekommen hatte, übergab er dasselbe gewöhnlich sofort der Behörde und dadurch wurde oft eine langjährige Arbeit vernichtet, die nihilistische Gruppe entdeckt und unschädlicy gemacht. Auf diese Weise ist man besonders im Süden Rußlands den größten nihilistischen Organisationen auf die Spur ge kommen. Nach diesen schlimmen Erfahrungen mußten die Nihilisten in ihrer Thätigkeit eine neue Richtung ein schlagen. Bald kam die terroristische Bewegung mit dem bekannten „Inpoluitelnvj konntet" (Exekutiv komitee) an der Spitze zum Vorschein. Der Terroris- mun hat jedoch ebenfalls keine Erfolge erzielt und ist ebenso aussichtslos, wie sich die Propaganda im Volke als erfolglos erwiesen hat. Was nun? Die frühere revolutionäre Bewegung war unleugbar stark auf Grund ihres Glaubens an das Volk; diesen Glauben besitzen die heutigen Nihilisten nicht mehr, und deshalb ist der Nihilismus in wirk lichen Verfall gekommen; die Nihilisten sind und bleiben schwach, so lange sie für ihre Thätigkeit keine feste Grundlage finden. Diese Grundlage sehen jetzt einige der nihilistischen Parteiführer darin, daß man alle gebildeten, liberalen Elemente in Rußland organisiere und vorläufig nur die Er languna der politischen Freiheit in Rußland anstrebe. Diese Ansicht findet in den nihilistischen Kreisen vielen .Anklang, weil man allgemein zu der Erkenntnis ge langt ist, daß die Arbeit der letzten drei Jahrzehnte und fast der ganze bisherige Kampf gegen den Ab solutismus vergeblich war. So bildet denn jetzt die Erlangung der politischen Freiheit das ganze Pro gramm eines großen Teiles der Nihilisten, deren Meinung das im vorigen Jahre gegründete Blatt „Svobodnaja Rossija" (fteies Rußland) mit folgen den Worten verdolmetschte: „Wir laden unter unser Banner alle oppositionellen Kräfte Rußlands ein. Die gegenseitige Entfremdung der „Revolutionären" und der „Gesellschaft" hat schon zu lange gedauert und zu vielen Feindseligkeiten geführt. Genug an dem! Die russische Nation verlangt jetzt unser Bündnis. Wir müssen uns zu einer einzigen regierungsfeindlichen Partei vereinigen und gemeinsam arbeiten. Wir dürfen uns nicht mehr in Liberale" und „Revolutionäre" teilen, jetzt ja, zum Entsetzen des guten Müllerburschen, sogar oft unhöflich erscheint und mit Vorsatz so erscheinen will. Am empfindlichsten fühlt sich Miß Mary durch das deutsche Mädchen gekränkt. Zwar hatte diese seit jenem Abend, als sie die alte Dame so geringschätzend behandelt und ihr befahl, sie von ihrer Gegenwart zu befreien, sich insoweit in ihrem Benehmen geändert, daß sie deren Fragen etwas höflicher, wenn auch immer noch kurz und ausweichend, beantwortet: nie aber richtet sie ein Wort aus eigenem Antrieb an sie. Zudem hat sie es ausgeschlagen, die schönen Zim mer zu bewohnen, welche nach dem Urteil der alten Dame würdig waren, den verwöhntesten Geschmack einer Lady zu befriedigen. Darüber hat sie sich denn auch gedrungen gefühlt, Regina bei Mr. Walberg zu verklagen; aber zu ihrer größten Verwunderung — und aus diesen! Zustand der Verwunderung kam Miß Mary seit Reginas Ankunft überhaupt nicht mehr heraus — hatte derselbe geantwortet, eS sei alles in Ordnung, er sei mit dem Betragen seiner Nichte voll kommen zufrieden. DaS war der alten Dame an ihrem lieben Herrn ganz unbegreiflich, der sonst kaum Widerspruch duldete und sich von seiner deutschen Nichte den offensten Un gehorsam gefallen ließ. Heute Morgen befand sich Mr. Walberg eben in Miß Mary« Zimmer. Plötzlich rief er sie zu sich ans Fenster. „Kommen Sie, schauen Sie, liebe Mary, sieht sie nicht ganz allerliebst auS?!" Dieses „sie" bezog sich natürlich wieder auf seine Nichte, die eben aus dem Hause l erauSgetreten war, um in Begleitung Fiametta- und noch zweier schwar- sind wir alle liberal, jetzt sind wir alle revolutionär. Nieder mit dem Absolutismus, es lebe das freie Ruß land!" Selbst das Organ der Sozialrevolutionäre, das „Samoupravlenje", welches den Terrorismus in Rußland als ein unumgängliches Mittel und eine notwendige Selbstverteidigung bezeichnet, sagt in einer Nummer: „Alle Gruppen der russischen Opposition müssen es als die wichtigste und dringendste Aufgabe unserer Tage bettachten, daß die absolutistische Re gierung veranlaßt werde, eine Volksvertretung einzu berufen und von derselben die Grundlagen des russi schen Staatslebens prüfen zu lasten. Diesem Ziele muß unser ganzes Bestreben gelten, dieses Ziel muß zu einem gemeinsamen Wahlspruche aller unzufrie denen Elemente in der russischen Gesellschaft werden." Wenn daS Münchener Blatt seine Betrachtung mit den Worten schließt: „Zu liberalen Reformen wird sich die jetzige Regierung Rußlands kaum entscheiden und deshalb wird es je länger, desto wahrscheinlicher, daß wir eine blutige Revolution in Rußland erleben," — so erscheint uns diese Prophezeiung sehr fragwürdig. Denn daß die jetzigen neuen Bestrebungen der Nihi listen bei dem russischen Volke größere Erfolge erzielen werden, als die bisherigen, dafür fehlt es vorläufig durchaus an Anhaltspunkten. Tagesgeschichte. Dresden, 3. Juni. Se. König!. Hoheit Ge neralfeldmarschall Prinz Georg, Höchstwelcher in Rochlitz im „Sächsischen Hofe" Nachtquartier genom men hatte, begab sich gestern früh mit Wagen nach dem Exerzierplätze bei Königsfeld, um den Besichtig ungen der 1., 2. und 5. Eskadron des 2. Ulanenregi ments Nr. 18 beizuwohnen. Die Besichtigungen wurden in Gegenwart des Di- visionikommandeurs, Generallieutenant v. Schweingel, Exzellenz, und des Brigadekommandeurs Oberst Schultze abgchalten und nahmen die Zeit bis ^12 Uhr mit tags in Anspruch. Nach einem gemeinschaftlichen Mittagsessen mit dem Offiziercorps des Regiments in Rochlitz setzte Se. Königl. Hoheit 4 Uhr nachmittags die Reise mit Wagen nach Erlau fort und traf mit dem Zuge über Chemnitz 7 Uhr 6 Minuten abends in Freiberg ein. . * Berit», 3. Juni. Se. Majestät der Kaiser arbeitete heute vormittag mit den Chefs des Militär- und Marineressorts, und empfing mittags den Landes hauptmann von Neuguinea, geh. Oberpostrat Kraetke, sowie nachmittags eine Abordnung von Vertretern deutscher Jnnungs- und Handwerkerverbände. Später fand bei den Majestäten im neuen Palais ein größere- Diner statt, zu welchem die Bevollmächtigten zum Bundesrate und andere hochgestellte Personen mit Ein ladungen beehrt waren. — Über die Neubesetzung der Stelle des Unter staatssekretärs im Auswärtigen Amte machen verschiedenerlei Kombinationen die Runde in den Zei tungen, die aber in unterrichteten Kreisen durchweg al- willkürlich bezeichnet werden. — Der Staatssekretär deS Reichsamts des Innern, Staatsminister v. Bötticher ist gestern von der Besich tigung der Arbeiten am Nordostseekanal nach Berlin zurückgekehrt. Dem Vernehmen nach fing die Besichtigung am Freitag bei Burg in Ditmarschen an, wo namentlich die Ausbaggerung des Kanalbettes durch sogenannte „Spritzbagger' das höchste Interesse erregte. Bon dort wurde mittels Lokomotive aus den läng- der Kanallinie gelegten Schienen der Kanal biS Grünthal befahren; hier wird demnächst eine von der königlichen Bauver waltung auSzustthrende Verlegung der westholfteinischen Eisen bahn zur Ausführung gelangen. Durch diese Verlegung ist der Bau einer Eisenbahndrücke in einer gegen Betriebsstörungen des Verkehr- aus dem Kanale gesicherten Höhe ersorderlich. Die zcr Diener, einen kleinen Pony zu besteigen, nm einen kleinen Ritt innerhalb des Parkes zu machen. Sie hatte das Tier in den Ställen des Mr. Walberg ge sehen und diesen um Erlaubnis, dasselbe reiten zu dürfen, gebeten, die er ihr sofort bewilligte, als er von ihr hörte, daß sie schon als Kind in Jlsebach oft auf dem Rücken eines Pferdes gesessen habe. Sie sah reizend aus, als sie mit der kleinen Reit gerte in der Hand den Pony bestieg. Ihr feines Gesicht war gerötet und keck blickten die Augen in die Welt hinein. Mochte es sein, daß sie sich wirklich so glücklich fühlte, oder daß sie sich beobachtet wußte, genug, sie lachte einige Male hell auf, als Fiametta mit ihr redete, machte mehrere Male eine Bewegung, als ob sie sich überzeugen wollte, daß ihr weißer Sttohhut mit dem einfachen Sammetband auch recht fest auf den Locken sitze, und daß ihre Anmut noch mehr hervorttat, und ihr Beobachter das Auge von ihr kaum abwandte. Walberg hatte sie noch nie lachen gehört, obgleich Hans ihm versichert hatte, das Mädchen könne kaum ernst sein. Ihm gegenüber zeigte sie stets einen Ernst, der ihr nicht so fremd zu sein schien, wie Hans ver sichern wollte. Er hatte wohl Grund, seine Worte gegen Miß Mary zu wiederholen, als die schöne Rei terin unter den Bäumen seinen Blicken entschwand. Jedoch Miß Mary befand sich nicht in der Laune, in dieses Lob mit einzustimmen, sie entgegnete vielmehr bestimmt: „Mr. Walberg ist sehr nachsichtig gegen seine Nichte." Walberg legte seine Hand leicht auf die Schulter der alten Dame.
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