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Glbckall und AnMr. Fmtsötait der Kömql. Amtshauptmannkchast Großenhain, der Lömol. Amtsgerichte Riesa and Strehla, sowie des Stadtraths ;n Riesa. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. 154. Dienstag, den 28. December 188V. AI. Jahry. die Expeditionen tn Siiesa und Strehla (E. Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem ausgcbreitcten Leserkreise eine wirksame Veröffentlichung finden, erbitten wir uns bis Tags vorher Vormittags IO Uhr. WM- Abonnements-Einladung. Mit dem 1. Januar 1881 beginnt der 34. Jahrgang des „Elbeblatt und Anzeiger". Indem wir hierdurch zum Abonnement auf dasselbe ganz ergebenst einladen, bitten wir namentlich diejenigen geehrten Abonnenten, welche das Blatt durch die Post beziehen, ihre Bestellungen, welche auf dem Lande auch die Briefträger entgegennehmen, bewirken zu wollen, damit in der Zu ¬ sendung keine Unterbrechung eintritt. Es wird nach wie vor unser unablässiges Bestreben sein, unsere geehrten Leser möglichst prompt über die wichtigsten localen, sowie allgemein tagesgeschichtlichen Vorkommnisse, Gerichtsverhandlungen rc. zu unterrichten; die belletristische Gratisbeilage, der „Er zähler an der Elbe" wird auch im neuen Jahre ein spannendes Feuilleton bieten. auf das „Elbeblatt und Anzeiger" werden außer von den kaiserlichen Postanstalten von unfern Boten, unfern Expeditionen in Riesa und Strehla, sowie unfern Ausgabestellen bei Herrn E. Käseberg, Bahnhofstraße und Herrn Hermann Seidel, „Stadt Leipzig", zum Preise von M. 1,25 pro Quartal angenommen. finden durch das „Elbeblatt und Anzeiger", das sich eines stetigen Abonnentenzuwachses zu erfreuen hat, in den Amtsgerichtsbezirken Riesa und Strehla, sowie den angrenzenden Ortschaften die beste Verbreitung. Die Verlags-Expedition. Zum Zwecke der Abschätzung zur Einkommensteuer auf das Jahr 1881 ist heute mit Zusendung von Declarationsformularen an diejenigen Beitrags pflichtigen, deren Einkommen nicht zweifellos unter dem Betrage von 1600 Mark bleibt, begonnen worden. Nach 8 33 der Ausführungsverordnung zum Einkommensteuergesetze vom 2. Juli 1878 ist jedoch auch Denjenigen, welchen eine Aufforderung zur Declaration nicht zugcgangen, freigestellt, eine solche über ihr Einkommen bei der Gemeindebehörde cinzureichen, gleichzeitig werden aber alle Vormünder, ingleichen alle Vertreter von Stiftungen, Anstalten, Personcnvereinen, liegenden Erbschaften und anderen mit dem Rechte des Vermögenserwerbs ausgestatteten Ber- mögensmassen hiermit aufgefordert, für die von ihnen bevormundeten Personen, beziehentlich für die von ihnen vertretenen Stiftungen, Anstalten pp., soweit die selben ein steuerpflichtiges Einkommen haben, Declarationen bei dem unterzeichneten Stadtrathe auch dann cinzureichen, wenn ihnen deshalb besondere Auffor derungen nicht zugegangen sein sollten. Zu den Declarationen sind die gesetzlich vorgeschriebcnen Formulare zu benutzen, welche in unserer Stadtsteuer-Einnahme zu beziehen, und bei Verlust des Reclamationsrechts bis zum 4. Januar L88L bei dem unterzeichneten Stadtrathe wieder einzureichen sind. Riesa, den 20. December 1880. Der Stadtrath. Stege r. Raser Verhältnis! M Rußland. Seit jener Zeit, in welcher sich die deutsche Reichs regierung erlaubte, in der orientalischen Frage etwas anderer Meinung als die russische Staatsleitung zu sein, hat das bis dahin zwischen beiden Reichen be standene herzliche Einvernehmen einen bedenklichen Stoß bekommen. Zwar darf nicht bezweifelt werden, daß der deutsche Kaiser und der Czar in ihren verwandt schaftlich-freundlichen Beziehungen zu einander keinen Augenblick von der Mißstimmung angehaucht waren, die sich der Regierungen beider Reiche in ihrem gegen seitigen Verhalten bemächtigt hatte, aber dennoch wurde sowohl ein Theil der deutschen, wie auch ein Theil der russischen Presse nicht müde, die Gemüther des Volkes aufzuregen und womöglich einen Krieg zwischen Deutschland und Rußland als unvermeidlich hinzustellen. Wenn man die Abhängigkeit der Presse in Ruß land von der Regierung in Betracht zieht, wird man sich sagen müssen, daß die deutschgegnerische Sprache der Petersburger und Moskauer Zeitungen in den russischen höheren Kreisen, wenn auch nicht direct gewünscht, so aber doch mindestens gern vernommen wird. Im Großen und Ganzen richtete sich diese Sprache aber nicht gegen Deutschland, sondern gegen diejenigen Deutschen, welche in Rußland Staatsämter bekleiden. Dieser Haß ist zwar nicht berechtigt, aber doch erklärlich. Es hat s. Z. den Preußen beispiels weise auch nicht gefallen, daß König.Friedrich II. französische Accisebeamte ins Land zog. Weshalb ein Theil der deutschen Presse einen so heftigen Ton gegen Rußland anschlägt, läßt sich aus , den verschiedensten Ursachen erklären. E'n bekannter „Gründers der jetzt in Berlin ein Blatt )erausgiebt, ist in demselben schlecht auf Rußland zu sprechen, weil . . . nun weil er vor drei Jahren längere Zeit wegen „Gründungen" in Moskau inhaftirt war. Einige Blätter, die der auswärtigen Politik des Reichskanzlers nichts Uebles nachsagen können, würden einen Couslict mit Rußland vielleicht nicht ungern sehen. Friede ist die Signatur der politischer. Erfolge Bismarck's, jene Blätter scheinen den Krieg zu wünschen, um daraus die Mißerfolge der auswärtigen Politik Deutschlands zu demonstriren. Wieder Andere wollen fick den An schein besonderer Eingcweihtheit geben und glauben ihren Lesern etwas Besonderes aufzutischen, wenn sie den Deutschenhaß in Rußland mit den grellsten Farben schildern. Vor einiger Zeit wurden mehrere deutsche Reichsangehörige mosaischen Glaubens, die in Geschäfts angelegenheiten nach Petersburg gekommen waren, von dort ihres Religionsbekenntnisses «egen ausgewiesen, was gewiß kein ruhig Denkender, gleichviel welcher Partei er angehören mag, gutheißen wird. Aber mau kann doch wegen derartiger administrativer Maßnahmen nicht gleich verlangen, daß Deutschland das Nachbar land mit Krieg überzieht, wie dies aus dem ange gebenen Grunde einige deutsche Zeitungen zu wünschen scheinen. Eine in voriger Woche veröffentlichte Correspondenz der „Köln. Ztg." aus St. Petersburg hat besonders wieder die Aufmerksamkeit ans Rußland gelenkt. Man legte den Aeußerungen des genannten Weltblattcs in diesem Falle aber offenbar eine zu große Wichtigkeit bei. In der angeführten Correspondenz hieß es: „Der reife Haß (der Russen) gegen den deutschen Staat wird so schnell fertig sein, daß die Macht, ihm Aus druck zu geben, mit ihm nicht wird Schritt halten können. Wer heute noch in Deutschland nicht daran glauben will, wird eines Morgens die böse Ueber- raschung haben, den Freund der Träume als blut dürstigen Feind vor der Thür zu finden. Ein Krieg gegen Deutschland und Oesterreich wäre heute schon so populär in Rußland als der Tnrkenkrieg von 1877 es war oder als für Paris der Marsch nach Berlin 1870 war." Darauf erwiederte ein officiöser Korrespondent aus Petersburg in der halbamtlichen „Wiener Abendpost": „Kein Land hat Ruhe und Frieden so sehr nöthig wie Rußland. Endlich muß es beginnen, eine völlig friedliche Politik zu treiben, um seine zerrütteten , Finanzen wieder in Ordnung zu bringen. Heer und Flotte nehmen jährlich über 350 Millionen, d. h. die Hälfte der Einnahme, in Anspruch. Dazu kommen noch fast 175 Millionen für die Staatsschuld. Solche I Ausgaben kann die Nation nicht mehr aufbringen, ! und es muß ernstlich an ihre Verringerung gedacht werden." Diese Darlegung hat so viel innere Wahrscheinlich keit für sich, daß sie alle Combinationen sensations lustiger Berichterstatter zunichte macht. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Berlin, 24. December. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht die Ernennung des Landgerichtspräsidenten Or. Freiesleben in Plauen i. V. zum Reichsgerichtsrath. Der Bundcsralh wird in der zweiten Januarwoche seine Thätigkeit wieder aufuehmen, während der Be ginn der Minister - Conferenzen jetzt für die dritte Januarwoche in Aussicht genommen ist. Tie Wehrsteuc>Vorlage, welcher im Bundcsrath be sonders Bayern lebhaft widersprach, ist nun doch in den Commissionen durchberathen und (mit einigen Ab änderungen) angenommen worden. Sie wird demnächst das Plenum des Buntesraths beschäftigen und wahr scheinlich genehmigt werden. Man schätzt das Enräg- niß dieser Steuer auf 15 Mill. Mrk. Ebensoviel dürfte die vorgcschlagene Brausteuer-Erhöhung ergeben. Das projectirtc Steinpelabgabengesetz verspricht ein Er- trägniß von etwa 20 Millionen, falls nicht noch auf