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MMufferTtWblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Tagkbla«- «scheint täglich nachm. S Uhr sür den folgende» Ln«. «--ugoprei,Bei Abholung l» dm GeschLstostelle und den Ausgabestellen 2 Mk. im Monat, bei Austeilung durch die Boten 2,30 Mb., bei Postbestellung »PK «luPo'stonst^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend ^°stb°ten und'unser-A^ t^gee uud «eschiist.stellen — ! — - nehmen ,u jeder Zeit «r. »»Innge» entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebeftörungen besteh« kein Anspruch aus Ltef-rung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die «gespaltene Raum,eile 20 Doldpfennig, die 2gespalteneZeile der amtllchenBek-nntmachungenIVDold- psenuig, dir Z gespaltencReklamezeNe im textlichen Teile IVO Doldpfennig. Nachweisungsgebühr 20GoIdpf-nnige. D-r- Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 annahme bis vorm.lv Uhr — — Für die Richtigkeit der durch Fernruf übcrmitteltenAnzeigenüdernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtsyauptmannschaft Meitze«, des Amtsgerichts und Stadtrats z« Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nr. 12?. — 84 Jahrgang Tc egr Adr .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 Donnerstag den 4 Juni 1925 Gichsrungsspiel. Die deutsche Politik ist seit Anfang Februar, als wir nach London und Paris unsere Vorschläge zu einem Sicher ungsabkom men absandten, bemerkenswert zurückhaltend geworden. Das Auswärtige Amt hatte sich einen Feldzugsplan zurechtgemacht, der von der felsen festen Überzeugung ausging, es genüge den Franzosen gegenüber, einen neuen feierlichen Verzicht auf Elsaß- Lothringen auszusprechen, um sie zu befriedigen. Man erinnerte daran, welches außerordentlich große Ge wicht Bismarck auf eine zweite, feierliche Bekräftigung des Frankfurter Friedens von 1871 gelegt hatte und wie er zu diesem Zweck den Franzosen kolonialpolitisch außer ordentlich entgegengekommen war. Nun sollte man aber auch daran erinnern, daß Frankreich diese zweite Be kräftigung des Frankfurter Friedens n i e ausgesprochen, vielmehr in Wort und Tat, offiziell und offiziös, aber in breitester Öffentlichkeit sein sogenanntes Recht auf Elsaß- Lothringcn immer aufrechterhalten hat. Die Voraus setzung, von der unser Auswärtiges Amt ausgegangen ist, hat sich aber, wie ihm das allzu oft schon passiert ist, als uurichng herausgestellt. Niemand weiß, wie sich die ganze Frage der Besetzung des Nhcinrandcs noch eni- wieteln wird; das eine steht jedenfalls fest: der Engländer geht bestimmt nicht aus Köln fort, ehe nicht der letzte Franzose aus dem Rheinland heraus ist. Wann das ge schieht und ob das geschieht, darüber läßt sich trotz Ver sailler Vertrag so gar nichts sagen; denn nach den Er fahrungen, dre wir nnt der Entwicklung nach dem ersten Nüumungstermm schon gemacht haben, steht das eine fest, daß nämlich der Franzose alles daransetzen wird, trotz Recht oder Unrecht, am Rhein stehenzubleiben. Nach dieser Richtung hin wirkt nun auch der neueste Versuch Frankreichs, stärksten Einfluß im Rheinlande zu behalten, indem nun in Paris vorgeschlagen ist, Frankreich rin miiitärifches Durchzugsrecht durch die neutralisicrteu Rheinlande zu gewähren für den Fall eines Konflikts zwischen Deutschland und Polen. Andererseits müsse natürlich Deutschland den Versailler Vertragsbestim mungen gemäß das militärisch neutralisierte Rheinland respektieren. Das soll das Entgelt dafür lein, daß Frankreich nun in der Frage des Garantiepakts für die Verhältnisse als den deutschen Ostgrenzen auf seinen bisherigen Widerstand gegen den englische» Standpunkt verzichtet. Dieser Vorschlag ist blasseste Theorie. Man denkt an die Ereignisse vom August 1914, als man theoretisch ein deutsches Durchzugsrecht durch Belgien annehmen konnte, dieses Recht aber durch den belgischen Widerstand glattweg illnsorisch gemacht wurde. Die Innehaltung derartiger Verträge gilt nnr solange, als eine Macht dahinter steht, ihre Wahrung zu erzwingen. Blasseste Theorie ist ja über haupt die Diskussion über die entmilitarisierte Zone am Rhein zu einer Zeit, da ein Flugzeuggeschwader diese Zone in einer Stunde überfliegt, da ein Geschütz diese ganze Zone glattweg überschießen kann. Das weiß der franzö sische Generalstab natürlich auch ganz genau, aber mili tärische Erwägungen spielen bei dieser Frage ja gar keine Rolle, sondern nur politische. Die notwendige Folge einer Annahme des französischen Vorschlags wäre natürlich nichts anderes, als daß in irgendeiner Form irgendeine Kontrolle nicht bloß über die Wahrung der Entmilitari sierung stattfinden soll, sondern daß Frankreich für einen etwaigen Durchmarsch durch das Rheinland gewisse Vor bereitungen treffen kann, auf gut Deutsch, daß es irgend wie mit einem Fuß im Rheinland stehcnbleibt. Dafür Will es also seinen Widerstand gegen Englands Stellung in der Ost frage aufgeben; gegen dieses rein theoretische Nachgebcn besteht es aber auf dem bedin- anngSlosen Eintritt Deutschlands in den Völkerbund und vor allem auf der Eingliederung d-es Garantiepaktes in daS Versailler Diktat. Damit wäre das erreicht, was Bismarck von Frankreich vergeblich verlangte, was aber wir einzuräumen selbst vorgeschlagen haben: eine neue Gararttie der Verhältnisse, wie sie in Versailles geschaffen «Adinas nur für di« deutschen WestgrenZen; der dÄ^Sta^ in der Ostfrage ist, von Eng- attd wWüm durchgedrungen. Das hat sofort »L.-WKn«I« den ilch-ch-M-nMch-n PP», Minister, veranlaßt schleunigst nach Paris g« reisen. Wenn die Pariser amtliche Telearaphenag-ntur berichtet, sein Besuch betreffe nickt den Sicherheitspakt, jo ist natür ich das Gegcttteil richtig Benesch hat seit den Verhand uugen in Genf im September v. Js. seine Hände sehr ties in das diplomatische Spiel um den Sicherheitspakt hmenl- er ist nicht nur der rührigste und tatkräftigste Staat^mann der Kleinen Entente deren Bestehen und Ver- ffchen gerade von den Versailler Vertragsbestimmungen abhängig ist. Tue nach deutschem Vorschlag mögliche Ab- jtzEr neuen Staatsgebilde hat ebcujo die Kleine Entente wie Polen auf den Plan Paris den Versuch machen, den französischen Widerstand zu versteifen oder 8-E-ichs M L E «scheu Ansichten möglichst teuer zu verkaufen. > unterschiedliche Behandlung Deutschlands ans eigenen Hoheitsgebiet un Rheinland gegenüber de, Frankreich erhalten soll, läßt natürlich eine fragwürdiger werden: ist Deutschlands Tu MmsW MmeWng der MsWeMe. Die Enwaffnungsfordemngen. Berlin, 2. Juni. Die Übergabe der an Deutschland gerichteten Ent waffnungsnote ist heute noch nicht erfolgt, wie angelünoigt . worden war. Zwar ist sie sofort nach Genehmigung durch die Botschasterkonferenz in Paris durch Sonderkurier noch am Pfingstsonnabend nach Berlin übersandt worden. Doch wird Reichskanzler Dr. Luther, der aus Pfingsturlaub abwesend war, erst Donnerstag zurüüerwartet. Ebenso hält sich Neichsaußenminister Dr. Stresemann noch in Baden-Baden aus. Die Überreichung ocr Note, die ein Schriftstück von fünf Seiten mit zwei Anhängen umfaßt, wird Donnerstag an den Reichskanzler erfolgen, bald nach her ist die Veröffentlichung geplant. Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Berlin, 3. Juni. Wie der Lokalanzeiger meldet, dürste die Note am Donnerstag mittag überreicht werden. Dabei wer den die Botschafter von England, Frankreich, Italien und Japan anwesend fein. Ob eine Uebergabe an den Reichskanzler oder an den Reichsaußenminister staitfindet, steht noch immer nicht endgültig fest. Jedenfalls wird Dr. Stresemann am Mittwoch abend und Dr. Luther am Donnerstag früh nach Berlin zurück kehren. Im Anschluß an die Note werden wohl langwierige Ver handlungen gepflogen werden, die sich voraussichtlich ewige Mo nate hinausziehen dürften, bis über alle Beschwerdepunkle der Botschasterkonferenz ausreichend Klarheit geschaffen wurde. In folgedessen wird die Entwaffnungsfrage auch von der Tagesord nung der Völkerbundssitzung abgesetzt werden. Andererseits ist zu erwarten, daß im Zusammenhang mit der Militärkontroll- srage nun auch die Sicherheitssrage wieder IN Fluß kommt. Freitag Veröffentlichung der Note in der Pariser Presse. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 3. Juni. Die Note der Botschasterkonferenz wird den Pariser Blättern Freitag abend zugestellt und dann Sonn- ' abend früh veröffentlicht werden. Der „Temps" über die gegenwärtige Haltung der deutschen Presse Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 3. Juni. Der Temps wendet sich in seinem gest rigen Leitartikel in scharfen Ausdrücken gegen die deutsche Presse, die, ohne die Veröffentlichung der interalliierten Abrüstungsnote abzuwarten, an dem Schriftstück bereits scharfe Kritik übe. Eiile Auffassung von der Situation könne man erst Ende der Woche nach erfolgter Veröffentlichung des Dokuments bilden. Es liege i die Vermutung nahe, daß die künstliche Aufregung der deutschen '« Presse über die Nichträumung Kölns lediglich ein Manöver fei, , um die Alliierten zu neuen Zugeständnissen zu bewegen. Viel- ! leicht liege aber auch der Reichsregierung daran, einen Vor- wand für die Zurückziehung des Garantievertragsangebots zu ' erhalten, nachdem erwiesen sei, daß die Verbündeten das Angebot - jetzt ernsthafter in Erwägung ziehen. Die Ausnahme der Note ! durch das Kabinett Luther würde die wahre Haltung Deutsch- i lands unzweideutig erkennen lasten. Auf jeden Fall würden i die deutschen Proteste an den Beschlüssen der Alliierten nichts s ändern können. EIN halbamtlicher Artikel der Londoner „Times" von ! heute sagt über die Verhandlungen zu den Sicherheits- fragen zwischen England und Frankreich, die französische s Regierung habe die englische Auffassung offiziell willkom men geheißen, obwohl sie vorher in der Presse kritisiert ! worden sei, weil sie nicht aenau mit den französischen Er- . tritt in den Vollerbund. Ist ein unüberwindliches Hem: i ms schon die grundsätzliche Einrichtung einer stark un!: s französischem Einfluß stehendxn Völkerüundskonüolle si i Rheinland, so wird dieser Eintritt in den Völkerbund seh: i erschwert durch die Art, wie man hier zwei Völkern eine - -tzenkbar ungleichmäßige Behandlung widerfahren läßt. - Mag man also ruhig den Sicherheitspakt abschließen unter stärkstem Druck Deutschland gegenüber —, der tiefe Sinn, den ein derartiges Sicherungsabkommen haben könnte, ist ihm genommen, und darum wird er kaum das Vavier wert lein, arrk dam man ihn niederschrciben wird. Eine Rede painleves. Eksaß-Lothringen soll Friedensvermittlcr sein. Der Präsident der Französischen Republik, Doumergue, sowie der französische Ministerpräsident Painlevs hab-m an einem Fest der elsässischen Turner in Straßburg tci>- genommen und diese Gelegenheit auch zu politischen Reden benutzt. Präsident Doumergue glaubte seststellen zu könne-:, daß »as Hrr» Elsaß-Lothrinaens den letzten fünssig Wartungen und Ansichten übereinstimme. Es sei jedoch ein hoffnungsvolles Zeichen, daß die englische Antwort offiziell willkommen geheißen wurde. Englandkönne nicht mehr tun, als es an gebot en habe. Eine erneute und spezifizierte Garantie der Grenzen durch Deutschland, Frankreich, Belgien, vielleicht auch durch Italien und natürlich durch England wäre eine Regelung, die den Frieden in Europa garantiere» würde. England habe eüorme Opfer im Kriege gebracht, um die Grund prinzipien des Friedens zu verteidigen. Was die öst lichen Grenzen anbetreffe, an denen Frankreich be sonders durch sein Bündnis mit Polen nnd der Tschecho slowakei interessiert sei, könne England „keine andere Abmachung ein gehen als die, welche im Friede nsvert rage von Versailles nnd durch den Völkerbund niedergelegt sei". Die englische Regierung sei bereit, sich mit Frankreich, Deutschland und anderen Mächten in der Garantie der westlichen Grenzen zu verbüuden. Das sei in sich selbst ein sehr wichtiger Schritt. Seien einmal die westlichen Grenzen wirklich garantiert und das Vertrauen in den Frieden unter den hauptsächlichen Mächten Europas wie der hergestellt, so bleibt der Nest ja »ur eine Frage der Verständigung. Noch keine Verhandlungen über die Durch marschfrage. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 3. Juni. An zuständiger Stelle wird erklärt, daß den in der Presse verbreiteten Nachrichten über die angeb liche Regelung der französischen Dmchmmschrechte durch das Rheinland, leine Bedeutung brizumesfen sei, da die Verhand lungen noch gar nicht so weit seien, daß über diese Frage ge sprochen werden könnte. Amerika hält Deutschland für abgerüffet. Eine Meldung des „International" aus Loudoner diplomatischen Kreisen erklärt, die diplomatischen Kreise Amerikas würden auch fernerhin in ihren Berichten zum Ausdruck bringen, daß Deutschland abgerüstet sei. Amerika würde, wenn der Sicherheitspakt an Frankreich zerschelle, gewissermaßen sich auf Deutschlands Seite stellen, denn ein weiterer Druck in der Abrüstungsfrage vermehre Deutschlands ökonomische Belastung und seine innerpoliti schen Schwierigkeiten. Der kommunistische Abg. Stoecker nicht in London. London, 3. Juni. Die gestern berichtete Anwesenheit des deutschen Reichstagsabgeordneten Stöcker bei der Versammlung in Glasgow wird von amtlicher Stelle als unrichtig bezeichnet. Die kommunistische Partei haben einen, in England weilenden Deutschen der Versammlung als einen kommunistischen Reichs tagsabgeordneten vorgeführt. Nach Ansicht -er Polizei ist nie mand aus Deutschland zur Teilnahme an der Konferenz in Glasgow eingereist. Die Nachricht sei als eine bewußte Irre führung der Versammlung durch die kommunistische» Führer aufzusasfen. Bulgariens Verpflichtungen gegen Deutschland. Berlin, 3. Juni. Wie die Tägliche Rundschau aus Sofia meldet, ist für die Prüfung der Verpflichtungen Bulgariens gegenüber Deutschland eine besondere Kommission gebildet wor den. Nach Feststellung der Verpflichtungen gegenüber Deutsch land wird Bulgarien seine Leistungen an die Reparations- kon'.mission wirken. Jahren trotz aller heftigen Bedrückungen unveränderlich französisch geblieben sei. Im übrigen drehten sich die Ausführungen beider Staatsmänner um die Frage der S i ch e r h e i 1 u n d d e s Friedens. Doumergue mahnte zu unermüdlicher Wachsamkeit, solange Frankreich nicht die Gewißheit habe, vaß „die Urheber des letzten Weltkrieges" von keinem Re vanchegedanken erfüllt seien. Etwas friedvoller waren die Gedanken Painlevss, der Elsaß-Lothringen die historische Ausgabe zudachte, durch sein Genie zur gegenseitigen Verständigung her beiden großen Völker beizutrage«. Muß die Linie, die Frankreich und Deutschland trennt, denn stets eine bedrohte Grenzlinie fein? rief Painlevs. Ein Tag wird anbrcchcn, der vielleicht näher ist als man glaubt, wo die Völker in der Erkenntnis der bitteren Lehren des Krieges dieSchran - ken des Egoismus und des Hasses zwischen sich fallen lassen werden. Painlevs kündigte schließlich an, daß für Eljaß- Lothringen ein beratender Ausschuß geschaffen werden ;^ der in allen Fragen der Landesverwaltung gehört werden soll.