Volltext Seite (XML)
Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmauu. ttrschrtnt «it Ausnahme der Svnn. . Prell für da» Utettrljahr I^h Lhaler. und Keßtage tügltch Abend» und il 23l. Insertion«. Gebühren für den Rau« durch all« Poftanstaltrn zu beziehen. einer gespaltenen Zelle 1 Reugroschen. 18S«. Amtlicher Lheil. Dresden, 21. November. Seine Majestät der König haben aus Anlaß der Vermählung Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Anna mit Seiner Kaiserlich Königlichen Ho heit, dem Erbgroßherzog Ferdinand von Toscana, an groß herzoglich toScanische Hof- und Staatsbeamte folgende Orden zu verleihen geruhet: den HauSorden der Rautenkrone: dem großhcr- zogsich toScanischen wirklichen geheimen Rath, Präsidenten de- Minister-Conseil- und Chef mehrerer Ministrrialdeparte- ments, Giovanni Baldasseroni; das Großkreuz des Albrechtordens: dem groß herzoglich toScanischen Oberkammerherrn und Granden erster Elaste von Spanien, Fürsten Andrea Corsini, dem groß herzoglich toScanischen Kammerherrn und bevollmächtigten Minister am ?. k. österreichischen Hofe Ottavio Lenzoni und zwar dem Fürsten Corsini unter Aushändigung der OrdenS-Jnsignien in Brillanten; das Comthurkreuz erster Classe desselben Or den-: dem großherzoglich toScanischen Generaljecretair im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Tommaso Fo rnetti; das Comthurkreuz zweiter Classe desselbenOr- denS: dem großherzoglich toScanischen 8ous - Secretsiro im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Carlo Ca- vaciocchi. Dresden, 22. November. Se. Majestät der König haben zu genehmigen geruht, daß der Staatsminister a. D>, Minister des Königlichen Hauses, von Ze schau, das ihm von Sr. Kaiserlich Königlichen Hoheit dem Großherzog von Toscana verliehene Großkreuz des Orden- des heiligen Jo seph annehme und trage. Dresden, 16. November. Dem zeitherigen Pfarrer und Superintendenten Franz Moritz Schneider zu Marienberg ist das Pfarr- und Superintendentenamt zu Stollberg über tragen worden. Ansage, Der in dem Programm zu den Feierlichkeiten der Ver mählung Ihrer K. H. der Prinzessin änna, Herzogin zu dachsro, nutz dem DuHlauchtigstzm, HWw Erbchroßherzoge kerdionnd von 1*0 scann, Erzherzoge von Oesterreich, K. K. H., erwähnte Hofball findet Mittwoch, den 26. November, Abends 8 Uhr in den Sälen der zweiten Etage des K. Schlosses Statt und sind alle am K. Hofe bereits vorgestellte Damen und Herren, ohne weitere Einladung, dabei zu erscheinen berechtigt. Beide Majestäten wollen geruhen, genehmigte Vorstel lungen, vor dem Ball, A auf 8 Uhr, in dem Empfang- Zimmer Sc. Majestät des Königs anzunehmen. Anzug: Uniform oder Hofkleid. Jede Trauer wird abgelegt. Dresden, am 22. November 1856. Königliches Oberhofnrarfchallanrt. Bekanntmachung, die Güterbeförderung auf den Staats-Eisenbahnen und der löbau-zittauer Bahn betr. Das für den direkten Güterverkehr auf den Eisenbahnen Deutschlands bestehende Reglement vom l. April 1850 ist einer Revision unterworfen und dabei wesentlich verändert worden. Die aus den Berathungen des Vereins der deutschen Eisenbahn-Verwaltungen hervorgeganHene neue Redaction des Vereins-Güter-ReqlementS tritt mit dem L. December in Kraft, wogegen das frühere Reglement vom 1. April 1850 mit dem 30. November dieses JahrrS seine Gültigkeit ver liert. Ferner wird an Stelle der jetzt bestehenden Frachtbrief- Formulare mit dem L. December I8S6 ein einziges für ganz Deutschland im VereinS-Verkehr gültige- Frachtbrief-Formular eingeführt. Es wird dieß, da auch die königlich-sächsischen Staats eisenbahnen dem deutschen Eisenbahq-Verein angehören, hier mit zur öffentlichen Kenntniß gebracht und unter Bezug nahme auf §. 1 des Reglements bemerkt, daß die Vereins- Stationen auf den gedachten Staatsbahnen folgende sind: Auf der sächsisch-bayrischen Bahn Kieritsch, Akten burg, Gößnitz, Crimitschau, Werdau, Zwickau, Reichenbach, Plauen, Mehltheuer, Reuth, Hof; auf der chemnitz - riesaer Bahn Riesa, Stauchitz, Ostrau, Döbeln, Waldkeim, Mitweida, Oberlichtenau, Chemnitz; auf der sächsisch-böhmischen Bahn Dresden, Pirna, Krippen, Bodenbach; < auf der sächsisch-schlesischen Bahn Dresden, Bautzen, Löbau, Görlitz. Das VereinS-Frachtbrief-Formular wird ebenfalls für den innern Verkehr auf den königlich sächsischen Staalseisen- bahnen und der löbau-zittauer Bahn vom I. December laufenden Jahres an eingeführt und es dürfen Sendungen, welche vom ge dachten Tage an aufgegeben werden, von den Güterspe ditionen nur angenommen und befördert werden, wenn sie von Vereinsfrachtbriefen (nach dem neuen Formulare), welche vor dem Gebrauche von der betreffenden Staatseisenbahn- dierection gestempelt worden, begleitet sind. Von den Gütererpeditionen können Frachtbrief-Formulare gegen 10 ngr. für das Buch zu 96 Stück, 5 ngr. für das halbe Buch, 1^ ngr. für 12 Stück, 3 pf. für 2 Stück und 2 pf. für 1 Stück so wie Vereins - Güter-Reglements gegen 2^ ngr. pro Stück bezogen werden, auch sind dieselben er mächtigt worb«»» bi«. de» Güter - Expe ¬ ditionen bezogenen frühern, nun ungültigen, Frachtbrief- Formulare auf Verlangen gegen neue Formulare unentgeld- lich umzutauschen. Dresden, den 22. November 1856. Finanz-Ministerium, Abtheilung für öffentliche Arbeiten und Ver kehrsmittel. von Ekrenstein. Opelt. Nichtamtlicher Theil. Nebersicht. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: Die Vermählung der Prinzessin Anna mit dem Erbgroßherzog von ToScana vollzogen. — Wien: Zur Anwesenheit der Majestäten in Triest. Befriedigung über den neuesten türkischen Ministerwechsel. Die Besetzung der Präsidentenstelle des Reichsraths. Die Sprengarbeiten am eisernen Thore wieder ausgenommen. — Berlin: Der bevorstehende Landtag und die zu erwartenden Vorlagen. Die Berathungen deS Handelsgesehentwurfs. Ein Kriegs Hafen auf Rügen. — Frankfurt: Au- der Bundesver sammlung. — Paris: Finanzielle-. Tagesbericht. —»r- AuS der Schweiz: Bischof Marilley kann zurückkehren. Präsidentenwahl in Tessin. Zur Neuenburger Angelegen- , heil. - Genua: Königin Christine angekommen. — Neapel: Die westmächtlichen Kriegsschiffe abgesegelt. — Madrid: Vermischtes. — London: Zur Neuenburger Frage. Vermischte-. Der Oberbefehlshaber über die Ex pedition nach Persien abgereist. — St. Petersburg: Bestimmungen bezüglich des Aufenthalts von Ueberläu- fern rc. Winter. Fürst Woronzoff -f. Graf Perowski lebt noch. Local- und Provirrzialan-ele-euheiteu Dresden: V/rmischles. Wachsen deS Wasserstandes. Anstellungen bei Kirchen- und Schulstellen. Feuilleton Inserate Tageskalender. Börsennachrichten. Tagesgeschlchtt. Telegraphische Nachrichten. Paris, Montag, 24. November. Aus Konstan tinopel ist die Meldung anher gelangt, daß Aali Pascha, der vor wenig Tagen in dem neuen türki schen Ministerium das Departement deS Auswärtigen erhalten hatte, seine Entlassung eingereicht hat. Herr Petit, der bisherige Ehef der Abtheilung für die Angelegenheiten der Presse, ist zum General inspector der Buchdruckereien, deS Buchhandels und der Presse, und der bisherige Unterpräfect Sales zum Chef der Preßabtheilung ernannt worden. Bern, Montag, 24. November. Der Bundes rath verweigert einstimmig Preußens Begehren einer bedmgungslosen Freilassung der Neuenburger Gefau- genen, erklärt jedoch seine Bereitwilligkeit zu Unter handlungen, indem er die freundnachbarlichen Rück sichten der bundeütäglichen Eröffnungen zu würdigen wisse. Der Justiz müsse unterdessen freier Lauf ge lassen werden _ Die augordneten Rüstungen nehmen ihren Fortgang. Dresden, 24. November. Heute Mittag kur; vor 1 Uhr verkündeten das Geläute aller Glocken und der Donner der Geschütze den Bewohnern der Residenz die vollzogene feierliche Einsegnung der zwischen Ihrer königlichen Hoheit der Prinzessin Anna, Herzogin zu Sachsen, und Sr. kai serlich königlichen Hoheit dem Erbgroßherzog Ferdinand von Toscana geschlossenen Ehe. Der feierliche Act fand in der katholischen Hofkirche statt. DaS veröffentlichte (in der letz ten Nummer d. Bl. mitgetheilte) Programm hat nur bezüg lich der Zusammensetzung des Brautzuges eine Abänderung erlitten, indem Se. Hoheit der regierende Herzog von Sach sen - Altenburg, Höchstwelcher gestern am königlichen Hofe eingetroffen, in denselben eingetreten war. Die Spitze deS Zuges, welcher sich gegen 12 Uhr vom k. Schlosse aus über den bedeckten Gang nach der Kirche in Bewegung setzte, wurde durch das k. Livree- und Ofsiciantenpersonal gebildet; diesem schlossen sich die nichtdiensthabenden k. Flügeladjutan ten und Kammerherren und die Herren der II. Kl. der Hof rangordnung an, welchen sodann die Zutrittsdamen Ihrer Feuilleton. Dresden» 24. November. Im Hoftheater concertirte vor gestern der junge Violinvirtuose A. Rancheraye; er hatte durch die besondere Anziehungskraft veS gegebenen Wolfsohn'schen Schauspieles „Nur eine Seele" da- Glück, vor einem vollen Hause zu spielen, welches sonst den inS Theaterrepertoir einge- streuten virtuosen Produktionen zu fehlen pflegt. Herr Rancheraye — der, beiläufig bemerkt, durch frühe Jugendgrwohnheit ver anlaßt, den Bogen mit der linken Hand führt — gehört (ein Schüler Brriot'S) der belgischen Violinschule an und besitzt die Eigenschaften derselben, deren Vorzüge zugleich eine musikalische Beschränkung im Allgemeinen bedingen, in trefflich ausgebildeter Weise. Ein angenehmer, weicher, zwar kleiner, aber delicater, Nuancen und Klangtändrlrien fähiger Ton, eine lockere, ge schmeidige Bogenführung, reine Intonation, zarte Melodik und sichere Beherrschung der, dem Gefälligen und melodiös An sprechenden zugewandtrn Technik vereinigen sich mit einem ele ganten, graziösen, eben so correct als mit feiner Glätte und Geschmack durchbildeten Vortrag,. Wenn auch die »inseitige Be grenzung dieser Schule eine Kunstbedeuiung ersten Ranges auS- schlirßt, so begreift sie doch innerhalb ihres Genres eine feine, geschmackvolle und künstlerisch schätzbare Vollendung in sich, die zwar der liefern, nachhaltiger»,, aber nie der allgemein an- sprechenden Salonwirkung entbehren wird. Namentlich hörten wir Brriot'S „Iremolo" von dem Concertgeber in vorzüglicher Ausführung. C. B. Dresden. Sonnabend, 22. November: Erste SoirSe für au-gewählte Elaviermusik von Fräulein Marie Wieck. Die ausgezeichneten künstlerischen Leistungen derselben sind durch vielfache Produktionen so bekannt und geschätzt, daß die Kritik gern die Wiederholung oft ausgesprochener Würdigung ihres Spieles vermeiden darf. Ein Quartett von E. RieS, be gleitet von den Herren WasielewSki, Göring und E. Kummer, eröffnete die Soirse: ein zwar trefflich componirteS, aber doch nur zur guten reproduktiven Musik zählendes Werk. Größeres Interesse beanspruchten vier Präludien auS dem „temporirten Clavier" von S. Bach (Nr. 6, II, 17, 5) und die zum letzter,, gehörige Fuge, mit wahrhafter Vollendung der Technik und klarster musikalischer Auffassung und feiner Durchbildung deS VortragS von der Concertgeberin auSgeführt. Nur in der Fuge war daS retardirende HerauSheben deS verbindenden Zwischen satzes, der Sechzehntelfigur, zu modern empfunden. Nebenbei bemerkt, widerstrebt die Folge von mehrer« Präludien dem Wesen derselben, welche- den Charakter deS Einleitenden, Eröffnenden in sich trägt und erst in der dazu gehörigen Fuge den Abschluß der musikalischen Vorstellung findet. Zwei Etüden von Chopin (Nr. II u. 12) rontrastirten durch die modernste Entwickelung der technischen Behandlung des PianoS; um den Gegensatz in der Wirkung vollständiger zu machen, hätte man dem sonst tadel losen Vortrage noch mehr Wärme und Energie deS Ausdrucks gewünscht. Den Schluß der Soiree machte die schöne Sonate Beethoven'- (op. 26). Die GesangSvorträge bestanden in der Arie der Gräfin auS „Figaro" (Odur) und zwei Liedern von Curschmann und Fr. Schubert, welche Frau W. Günther mit sichtlicher Befangenheit und vielleicht dadurch'mitunter schwanken der Intonation, aber sonst recht löblich und ansprechend und unter freundlicher Entgegennahme de- Publicum- auSführte. C- Banck. Die Anton'sche Conchyliensammlung. In unsrer Zeit ist die Conchyliologie einer der schönsten und bedeutungsvollsten Theile der Zoologie geworden. Conchylien find ja die unvergänglichen Lettern, mit welchen der Schöpfer die allerälteste Geschichte unsrer Erde geschrieben, lange bevor noch der erste Mensch auf der Erde »schienen. Das immer gründlichere Studium der die Schalen bewohnenden Thiere hat neue Ansichten über deren Verwandtschaften eröffnet, und eine Harmonie hat sich ergeben, welche auS der Mannichfaltigkeit im Baue beider für die Lebensweise der Thiere hervorging. So ist auch.daS System der Mollusken ein ganz andere- geworden, als es vormals gewesen. DaS „ n a n d b u c k d e r 0 n c k )4 i 010 ß i e und klalscoroologie von Or. k. ?kilippi" ist ganz besonders geeignet, rin gründliches Studium der Genera anbahnen zu können. BereiiS im Jahre 1839 erschien auch für die SpecieS in der Anton'schen Buchhandlung in Hall« eine allen Conchyliologen willkommene Gabe, ein in Quartformat ver faßte-, wissenschaftliche» und kritisch beschreibende- „Verreick- niss der Oonck^lien, rvelcke »ick in der Samm lung von U k. ^nton befinden, keraurgegebea von dem vesitrer". Wenn schon der Inhalt dieses Kata log- den Reichlhum erkennen ließ, bis zu welchem diese Samm lung gestiegen, und — waS noch wichtiger ist — die rein wissen schaftliche Sorgfalt, welch: ihr Besitzer auf die Bestimmung gewendet, so war eS nicht zu verwundern, daß dieser Katalog andern Sammlern als Leitfaden diente, ihre Eremplare zu be stimmen, tmd als Grundlage, um ihre Sammlungen aufstellen zu können. Aber ein zweiter Erfolg der Erscheinung dieses Katalog» im Druck war der, daß die Anton'sche Sammlung dadurch bekannter wurde, al» sie b'S dahin gewesen, und daß die