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VoigtläMscher Anzeiger. Fünfundsechszigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Zährltcher AbonnementSpreiS für diese« Blatt, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. ü Ngr. — Die JnserttonSgebühren werdm mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpus-Zelle berechnet, größere Schrift nach Verhältniß des Raumes. — Sonnabend. 1.21« 14. Oktober 1854. Aeitungeu. Sachsen. Dresden, 10. Oktober. Nachdem heute Morgen in der evangelischen Hofkirche ein Gottesdienst, in welchem Consistvrialrath vr. Käuffer die Landlagspredigt hielt, stattgefunden halte, erfolgte Mittags 1 Uhr in den Parade, sälen des kgl. Schlosses die feierliche Eröffnung des außerordentlichen Landtags. Sobald die Mitglieder der Ersten und Zweiten Ständekammer, das Corps äiplo- matique und mehrere am hiesigen königlichen Hofe vvrge- stellle Fremde, sowie die der dritten, vierten und fünften Classe der Hofrangordnung zugehöiigen Herren versammelt waren, erschienen Se. Maj. der König, von der Ver, sammlung mit einem dreimaligen begeisterten Hoch begrüßt, in Begleitung des Kronprinzen und des Prinzen Georg, Königlichen Hoheiten, unter Vorantritt der Slaatsminister, der Herren der ersten und zweiten Hofrangordnung, sowie der nicht im Dienst befindlichen königliche» Kammrrherren und Flügeladjütanten im Thronsaale und verfügten Sich nach dem Throne. Von hieraus richtete Se. Königliche Majestät« folgende Anrede an die Mitglieder der Stände, Versammlung: „Meine Herren Stände!" „Mit tiefstem Schmerzgefühle sehe Ich Sie heute das erste Mal um Mich versammelt, nachdem der unerforschliche Rathschluß Gottes dem Lande seinen besten, edelsten Fürsten, Mir öen treuesten Freund und Binder entrissen hat." . „Konnte aber, nächst dem Hinblick nach oben, in diesen erschütternden Stunden etwas Mir Trost und Beruhigung gewähren, so war es die wahre, ungeheuchelte Trauer, welche in allen Classen des Volkes, in allen Theilen des Landes sich kund gab, so waren es die Beweise treuer Anhänglichkeit an Mein Haus und vertrauensvollen Entgegenkommens, die auch Mir bei dieser Gelegenheit zu Theil geworden sind. Und so bleibt es denn M.in fester Vorsatz — den Ich schon ' einmal öffentlich ausgesprochen habe — im Geiste und Sinne des Verewigten die Regierung zu führen und seine Schöpfungen mit sorgsamer Hand zu pflegen und zu erhalt.n." „So freundlich unsere Beziehungen zu den auswärtigen Regierungen geblieben sind, so wenig kann doch unser Blick sich mit Zuversicht auf die durch die ernstesten Verwickelungen getrübte Zukunft richten." „Ein Land in der Sage Sachsens wird unter solchen Umständen nickt fehl gehen, wenn es die Richtschnur für sein Handeln iü der strengen und gewissenhaften Erfüllung seiner Pflichten als Glied des deutschen Bundes sucht." „An diesem Standpunkte festhaltend, wird Meine Regie, rung nach Kräften Alles thun, was dem Wohl und der Würde Deutschlands und einer befriedigenden Lösung der politischen Verwickeluugen förderlich sein kann." „Es gereicht Mir zu hoher Befriedigung, heute der Ver, wirklichung einer großen Hoffnung gedenken zu können, welche der Hochselige König aussprach, als er Sie zum letzten Male um sich versammelte. Er war der festen Zuversicht, daß die Zerwürfnisse, welche damals die deutschen Regierungen auf dem Gebiete der Handelspolitik augenblicklich trennten, einer heilsamen Verständigung weichen würden. Jenes Vertrauen ist nicht getäuscht worden, und der Verewigte hatte die Ge, nugthuung, seinen innigsten Wunsch, welcher auf Erhaltung des segensreichen Zollvereins und dir Anbahnung einer späte, ren Ausdehnung desselben auf alle Theile des deutschen Va, terlandes gerichtet war, in Erfüllung gehen und damit einen neuen Grundstein zu der Eintracht unter den deutschen Fürsten und Völkern gelegt zu sehen. Diese Eintracht wird — dessen gxtröste Ich Mich inmitten der Stürme des jetzigen Augen blicks — Deutschlands Ehre und Wohlfahrt verbürgen." „Die wichtigen Gesetzgebungsarbeiten, welche die Haupt- Veranlassung zur Zusammenberutung des gegenwärtigen außer, ordentlichen Landtags sind, haben nicht ganz in der ange, kündigten Maße vollendet werden können; doch ist es der angestrengten Thätigkeit der Regierung und der Zwisckende, putalionen gelungen, einen wichtigen Theil derselben zu Ihrer Beralhung vorzubereiten, der, einen zusammenhängenden Abschnitt bildend, wenn er Ihrer Seits Annahme findet, Abhülfe gefühlter Bedürfnisse verspricht. Die Vollendung des großen Werks in ollen seinen Theilen wird auch ferner daS unausgesetzte Ziel Meiner Bestrebungen bleiben. Außer dem werden Ihnen noch einige, theils durch frühere Verab redungen, theils durch den eingetrelenen Regierungswechsel und andere dringende Verhältnisse nölhig gewordene Vorlagen mitgetheilt werben." „Gehen Sie, Meine Herren, mit Gott an Ihre Arbeiten. Meine Regierung wird Ihnen stets mit Offenheit und der Ueberzeugung entgegenkommen, daß Ihre ständische Wirksam keit zu jeder Zeit nur von dem Wunsche, das Wohl des Vaterlandes zu fördern, geleitet sein werde." „Wenn wir so mit vereinten Kräften nach dem gleichen Ziele streben, so wird das theure Kleinod deS gegenseitigen Vertrauens zwischen Fürst und Volk, welches den schönsten Schmuck der Regierung des unvergeßlichen Friedrich Augusts bildete, auch fernerhin unverkümmert bleiben."