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Die „Dei-eritz.Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- taa und Sonnabend. — PreiLvierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzeln« Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchentz-MW. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bei da bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden^ werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder verrn Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzelle 20 Pfg. Amtsölatt für die Königliche UmtshaupLmannschafi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhnr in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten UnterhattrrrrgSblatt". Mit land- und hauSwirthschastlicher MouatSbeilage. Nr. 83. ^kollakes und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die letzten Tage brachten uns tropische Sonnengluth und damit rechte heiße Hoch sommertage, gewiß zur Freude aller Ferienreisenden. Denn wirken auch zunächst die Tagesstunden erschlaffend auf den Körper, so sind die prächtigen Abende um so erfrischender und genußreicher. Der gestrige erinnerte so recht an die besungenen Nächte des Südens. Laue, linde, mit dem Dufte der Lindenblüthr gewürzte Lüfte umkosten das Angesicht, kein Blatt bewegte sich und dazu der herrliche Bollmondschein. Von hier dis Weise eines Volksliedes, abwechselnd dazu von dort die Klänge, wenn auch keiner Mandoline, so doch einer — Harmonika. Kaum konnte man sich trennen vom lauschigen Plätzchen in der Laube oder der Bank vor dem Hause, um die Nachtruhe aufzusuchen. — Am Montag weilten Vertreter des sächsischen Bäckerverbandes hier, um wegen Verbindung einer Fachschule für das Bäckergewerbe mit der hie sigen Deutschen Müllerschule mit dem städtischen Aus schuß für letztere in vorläufige Verhandlungen zu treten. Dippoldiswalde. In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend verkehrt von Hainsberg nach Kipsdorf ein Eonderzug. (Siehe Bekanntmachung.) Reichstädt. Hier wurde am Sonntag Nachmittag beim Beerensuchen ein barfuß gehendes Kind durch den Biß einer Kreuzotter verletzt. Leider wurde die sofortige Anwendung der so ost genannten Mittel, als Aussaugen und Unterbinden der Wunde, unterlassen und erst später ärztliche Hilfe in Anspruch genommen. Das Kind ist schwer krank und wird an seinem Auf kommen gezweifelt. Rabenau. In diesen Tagen erfolgte hier die feierliche Uebergabe des hiesigen neuerbauten Wasser- leilungswertes durch Ingenieur Löffler aus Freiberg, unter dessen Leitung das schwierige Unternehmen ausgesührt worden war. Die ganze Bürgerschaft feierte den Tag der Uebergabe mit Rücksicht auf die hohe Bedeutung der segensreichen Einrichtung für unsere wasserarme Stadt als einen wahren Festtag. Kreischa. Für die dritte ständige Lehrerstelle an hies. Schule hat der Schulvorstand Herrn Lehrer I. Ält, z. Z. in Bärenstein amtirend, oine Schulprobe gewählt. Die Ueberstedelung deS Herrn Alt wird in Kürze erfolgen. An unserer Schule beginnen die Ernteferien am 1. August. Hänichen. Am vergangenen Montag Mittag trug -sich am Maschinenhause unterhalb des Beckerschachtes in ziemlicher Entfernung von diesem ein bedauerlicher Unglückstall zu. Der daselbst angestellte Maschinen wärter O. B. Mißbach aus Poffendorf hat sich wahr scheinlich in dem am Maschinenhause stehenden Wasser bottich waschen wolle», ist dabei auSgeglitten und mit -dem Kopse zuerst ins Wasser gestürzt. Der BedauernS- werthe ist nicht im Stande gewesen, sich aus seiner schrecklichen Lage befreien zu können, und hat seinen Tod durch Ertrinken gesunden. Der brave Mann, welcher seit vorigem Jahre verheirathet ist, wird all gemein bedauert. Dresden. Fast alle Kornfelder in der west lichen Höhenlage um Dresden, von Cossebaude bis -um Plauenscl en Grunde, liegen jetzt vom letzten Regensturm zu Boden gepeitscht. Biele Landwirthe beginnen jetzt schon mit dem Abhauen, weil ein weiteres Stehenlassen zwecklos, ja bei Eintritt von Regen schädlich wäre. Allerdings schrumpfen die Körner bedeutend zusammen, und es dürfte daher der Ertrag den Erwartungen nicht entsprechen. — Anläßlich der am 4. September in Zeithain statlfindenden Kaiserparade wird in der AlbrechtSburg in Meißen ein große- Militärbankett, an dem 300 Personen thetlnebmen werden und zu dem auch Se. Majestät der Kaiser sein Erscheinen zugesagt hat, statt finden. Donnerstag, den 23. Juli 1896. Leipzig. Eine empörende Gewaltthat ist ver gangenen Sonnabend in der vierten Stunde von einem Unbekannten, der sich Richter genannt hat, be gangen worden. Er wurde zur angegebenen Zeit von dem in Connewitz stationirten Oberwachtmetter G. dicht am Ufer der Pleiße unterhalb der Streitholz brücke examinirt. Hierbei versetzte er dem ahnungs losen Beamten plötzlich und unvermuthet einen heftigen Stoß gegen die Brust, so daß er in den Fluß stürzte. Da an der betreffenden Stelle der Fluß sehr tief ist und die Ufer außerordentlich hoch sind, schwebte der Beamte in Lebensgefahr. Mit Hilfe zweier bis jetzt noch unbekannter Herren, welche ihm eine Stange zu reichten, gelang eö dem Beamten, sich wieder aus dem Wasser herauszuarbeiten. Der angebliche Richter ist 20—22 Jahre alt, von mittlerer Gestalt, hat An flug von blondem Schnurrbart und ist u. A. mit ab getragener englischer Lederhose, graublauem Zacket, roth- und blaugestreiftem HalStuche, dunkler Ballon mütze und roth- und weißgestreistem Barchenthemde bekleidet gewesen. Waldheim. I« großer Aufregung befinden sich die Bewohner des OrteS Kriebethal. Daselbst hat ein im dortigen Gasthof in Stellung gewesenes junges Mädchen ihr Neugeborenes Kind getödtet und den kleinen Leichnam in einen Schrank versteckt. Später hat diese Rabenmutter jedoch die Leiche in einem Schleusenrohr aufbewahrt, um sie gelegentlich der Zschopau zu übergeben. Crimmitschau. Im Gänsestall des Gasthofes eines Nachbarortes wurde jüngst ein leeres Geld täschchen gefunden. Bei dem kurz darauf stattfindenoen Vogelschießen wurden die Gänse geschlachtet, wobei sich zum allgemeinen Erstaunen Geldstücke im Magen dreier Gänse vorsanden. Im Magen der einen Gans sand man allein 2 Mark 76 Pfg., und zwar fünf 50- Pfenniger, zwei Stück 10-Pfenniger, einen 5-Pfenniger und einen Pfennig, die zweite Gans hatte einen 50- Pfenniger, zwei 10- und einen 2-Pfenniger und die dritte einen kleinen Silberzwanziger bei sich. Das ganze Geld hat ein stark abgenutztes Aussehen. Reichenbach. Freitag Vormittag trafen 2 ober vogtländische Gendarmen hier ein, welche vor einigen Wochen im oberen Vogtlands eine Zigeunertruppe mit zwei Wagen angehalten hatten, da sich bei derselben auch ein Mädchen im Alter deS Vetterschen Kindes befunden hatte. Den Gendarmen wurde auf dem Rathhause die Elsa Vetter vorgesührt, aber nicht als dasjenige Mädchen wiedererkannt, welches sich bei jener Zigeunersamilie befunden hat. LangburkerSdorf. Der im hiesigen Anbau wohn hafte 70jährige Waldarbeiter Schaffralh, welcher — wie kürzlich gemeldet — im Walde von einem Schlag - ansall betroffen worden war und zwei Tage und eine Nacht hilflos im Freien gelegen hatte, ist jetzt an den Folgen dieses Schlaganfalls gestorben. AuS dem oberen Bogtlande. Daß jetzt, nach dem das vogtländische Kind Elsa Vetters Zigeunern ab genommen worden ist, diese Nomaden bei uns noch weniger freundlich ausgenommen werden als bisher, liegt nahe; als am Freitag Abend der bekannte Joseph Petermann mit einer starken Familie und sieben Pferden in OelSnitz übernachten wollte, war eS ihm nicht möglich, irgendwo Unterkunft zu erlangen, ob wohl das Haupt der Gesellschaft fünf Hundertmark scheine als Kaution auszählte. Die braunen Gestalten übernachteten schließlich in der Nähe der Stadt im Freien. Die Leute waren im Besitze erheblicher Baarmittel und bereiteten sich mit erbetteltem Brenn material Morgen» starken Kaffee, zum Frühstück Eier auf Speck und als Mittagsbrot Rindfleisch mit Meer- rettig. Dann zog die Bande nach Adorf weiter. — Gastwirth Neukamm in Langenreuth war am Donnerstag auf der Wiese beim Heuaufladen be schäftigt. Im Begriff, den sogenannten Heubaum auf 62. Jahrgang. dem hochbeladenen Fuder zu befestigen, 'brach die Stange plötzlich in der Mitte durch und das eine Ende schleuderte den Wirth in die Lnft und dann auf den Erdboden. Neukamm erlitt bei dem Sturze so schwere innere Verletzungen, daß er am anderen Tage starb. AuS dem Bogtlande. Nach längerer „Geschäfts stille" kommt über Zwickau wieder einmal die Nach richt von dem erfolggekrönten Wirken eines vogtländi schen Geldmännels, welches in Pfaffengrün wohn haft sein soll. Hereingefallen find diesmal 2 Zwickauer, der eine mit 1300, der andere mit 600 Mk. Sie hatten diese Summe bereitwillig hergegeben, nachdem ihnen der Gauner vorgeschwatzt hatte, er liefere Jedem den doppelten Betrag in zwar falschen, aber täuschend nachgeahmten Münzsorten. (Unsere „Geldmännel" haben zur Bekräftigung ihres ThunS in der Regel einige neugeprägte, echte Geldstücke bei sich, die sie als Proben der angeblichen Falsifikate vorzeigen.) Das „Geschäft" wird in der Regel jenseits der Grenze, auf einer böh mischen oder bayrischen Eisenbahnstation abgew'ckelt, und so waren auch die beiden Zwickauer nach Hof bestellt worden. Dort mußten sie allerdings zu ihrem Leidwesen erfahren, daß sie nicht nur keine falschen Münzen erhielten, sondern auch ihr gutes Geld auf Nimmerwiedersehen fort war. — An der vogtländisch-bayrischen Grenze zeigt sich neuerdings wieder der große braune Rüsselkäfer, welcher insbesondere den Fichtenbeständen argen Schaden zufügt. — Ein vogtländischer Gastwirth ist kürzlich zwei mal telegraphisch um Zusendung von je 100 Mark gebeten worden. Der Ansuchende war angeblich ein dem Gastwirthe bekannter auf der Reise befindlicher begüterter Kaufmann, der, wenn er in seiner Heimath wieder angelangt sei, das Geld zurückzahlen werde. Derjenige, der um das Geld gebeten, erhielt eS auch, ist aber, wie sich herausgestellt hat, ein Schwindler, der den Namen jenes Kaufmanns mißbraucht hat. — Diejenigen Gastwirthe, welche den Schwindler dem Geldbriesträger gegenüber als den zum Empfang Be rechtigten legitimirt haben, werden den Schaden er setzen müssen. (Forlsehung deS Sächsischen in der Beilage.) Tagesgefchichte. Berlin. Der Kaiser trifft am 5. August von der Nordlandreise an der Küste ein, reist aber nicht nach Berlin, sondern geht am 6. August nach Wesel zur Einweihung der Wilibordi-Kirche, von da aus zu Krupp nach der Villa Hügel. Dort bleibt er kurze Zeit, macht noch einige Exkursionen und kehrt am 15. August nach Berlin zurück. — Der Enkel deS Fürsten Bismarck ist auf die Namen Wilhelm Nikolaus Otto getauft worden. Bei der Tauffeier in Königsberg brachte der Vater des Täuflings, Graf Wilhelm Bismarck, das Hoch auf den Kaiser aus und erwähnte darin, daß bei ihm selbst Kaiser Wilhelm I. Pathenstelle vertreten habe, nun habe sein Sohn Kaiser Wilhelm H. zum Pathen. — Mit uferlosen Flottenplänen wird wieder einmal den politischen Kindern in Deutschland bange gemacht. Die letzten Reden des Kaisers müssen her- halten, um das Gespenst unerschwinglicher Forderungen für die Marine zum Grausen ängstlicher Gemüther an die Wand zu malen. Daß wieder größere An forderungen beoorstehen, wird allerdings bestätigt, aber man darf von vornherein gewiß sein, daß sie nur NothwendigeS enthalten, und schon aus diesem Grunde, wie aus Rücksicht auf die Stimmung des Reichstages weder uferlos, noch unerschwinglich, sondern den Finanzen und der Leistungsfähigkeit de- Reiche- ent- sprechend sein werden. Wenn die „Freis. Zeitung" schon jetzt die bekannte dröhnende Alarmglocke schwingt, so hat das keinen rechten Sinn. Wollte wirklich die