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Wchmh-KitUW Nr. 22. 59. Jahrgang. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Dl» „Weißerih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: DieuStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 Ni. 28 Psg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfq. Einzelne Nummer» 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen a^. Inserate, welche bei de» bedeutenden Auslage de« Blattes eine sehr wirt- same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen» dem Aufschlag. — Einge» sandt, un redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhnc in Dippoldiswalde. Mit schtsritigem „Zllustrirtrn UnterhaltungMalt". H Mit humoristischer Mochenbriluge „Seifenblssen". Mit tuud- und hsuswirthschustlicher Monatsdrilage. Dienstag, den 21. Februar 1893. Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde. Dieser Tage ist an den hiesigen Stadtrath seiten des Gemeindeamtes Serlzig die An zeige gekommen, daß der am 12. Januar 1870 in Dippoldiswalde geborene Matrose Karl Otto Kirst am 16. Februar früh vom Schiffe in den Rhein ge fallen und ertrunken ist. — Das Hotel „Stadt Dresden" erwarb dieser Tage Herr Restaurateur Haubold aus Marienthal bei Kamenz käuflich. — Die Gemeindediakonie machte in letzter Zeit in unsrer Stadt weitere bedeutende Schritte. So kaufte man das Schwenke'sche Haus aus der Schuh gasse für die Herberge zur Heimath an, während das Voigt'sche Haus aus der Rosengasse für die die Kranken pflege übernehmende Diakonissin gemiethet wurde. — Der erste Gang des Biencnvaters bei Eintritt der milden Witterung führte natürlich nach dem Bienenstände. War doch jeder begierig zu sehen, wie seine Völker die grimme Kälte ertragen haben würden. Nun auch diesmal bestätigt sich die alte Er fahrung, daß die Bienenvölker, die sonst gesund und genügend mit Futter versehen sind, auch von bedeu tender Kälte nichts zu fürchten hoben, denn durch gehends Hütt man auch diesmal von einem bis jetzt guten Durchwintern der Stöcke. Besonders günstig ist der frühe Eintritt milder Tage, wo die Bienen einen Ausflug wagen und dabei ausleeren können, was den Gesundheitszustand sehr fördert. Dagegen sind die Hoff nungen aus reiche Honigernte im Allgemeinen wieder nicht besonders, wohl hauptsächlich aus dem Grunde, weil durch den verflossenen abnorm heißen Sommer die Nachtracht fast ganz verloren ging. — Das langsame Thauen der Schneemassen har nicht nur die Anwohner der Elbe von großer Sorge desreit, es wird auch von jedem Landwirthe mit Freuden begrüßt, da der Acker von diesem langsamen Schmelz prozesse reichen Nutzen zieht. Bei rapidem Thauwetter läuft das Waffer über den noch harten Boden weg in die Wasserfurche. Die Ackerkrume kann sich nicht voll- faugen nnd wird bald rissig, profitirt auch außerdem nur wenig von den im Schnee enthaltenen Dung- stoffcn. Der Schneeschlicker dagegen, der Tage lang die Flur bedeckte, bewirkt von diesen Schäden das Gegentheil. — Das am Donnerstag Abend von hier aus be obachtete Feuer ist in Obercolmnitz gewesen, wo das in der Nähe der Kirche gelegene Wohnhaus des Gutsbes. Böhme nebst angrenzender Scheune zerstört worden ist. -d Kreischa. Am Freitag wurde der Leichnam der 16 jährigen Lina Vogel von hier gesunden und amtlich ausgehoben. Das Mädchen hatte durch Er tränken in einem nahegelegenen, zum Rittergute ZIcheckwitz gehörigen Teiche ihrem jungen Leben ein freiwilliges Ende gemacht. Das Motiv der unseligen Thal ist zur Zeit noch unbekannt. S Poffendorf. Die sonnigen Tage vergangener Woche haben die ersten Frühlingsboten, die Staare, in ziemlicher Anzahl herbeigelockt. An Nahrung wird es freilich den Ankömmlingen noch fehlen, denn die Würmer und Insekten liegen noch tief in der Erde in ihrer Wintererstarrung. — Der Verein junger Landwirthe zu Poffen dors und Umgegend wählte in seiner letzten Sitzung Herrn Max Winkler-Kleba zum Vorsitzenden. Die Vereinsversamwlungen sollen in Zukunft immer den ersten Sonntag im Monat abgehalten werden und findet sonach die nächste Bersammkung am 5. März d. Jahres statt. — Während der gegenwärtigen Fastenzeit sollen bei uns besondere Fastengvttesdienste mit Abend mahlsfeier abgehalten werder. Der erste Gottesdienst findet Sonntag ReminiScere, Nachmittags 5 Uhr, statt. Dresden. Am 17. Febr. vollendet sich ein Zeit raum von 40 Jahren, daß Geh. Hofrath Ackermann dem Stadtverordneien-Kollegium in Dresden als Mit glied, darunter 28 Jahre als Vorsteher, angehörr. Seiten des Nathes sowohl, als auch des Kollegiums der Stadtverordneten gingen dem Jubilar Glückwunsch schreiben zu. — Nach einer Entscheidung des Kgl. Oberlandes gerichts werden Skatturniere als zur Kategorie der Ausspieluugen rc. gehörig betrachtet und bedürfen der polizeilichen Genehmigung. — Die Sächsische Bank zu Dresden und die Dresdner Bank in Dresden haben von der königl. sächsischen Staatsregierung 30 Mill. Mk. Z prozentige sächsische Rente übernommen und werden solche im Verein mit den bekannten sächsischen und auswärtigen Firmen demnächst zur öffentlichen Auflage bringen. — Das Armee-Verordnungsblatt giebt bekannt, daß am 1. April die in Lausigk untergebrachten Es kadronen (2. und 4.) des Königin-Husaren-Regiments nach Griinma und am 1. Oktbr. die in Pegau unter gebrachten Eskadronen (3. und 5.) des Karabinier-Re giments nach Borna verlegt werden, so daß dann in Grimma bez. Borna je ein ganzes Regiment Kavallerie verquartiert ist. — Die diesjährige Generalversammlung des Säch sischen Lehrervere'ins, zu welcher einige Tausend Lehrer erwartet werden, findet Michaelis 1893 in Zwickau statt. Die dortige Lehrerschaft ist dieser An gelegenheit durch Bildung von Ausschüssen rc. schon jetzt näher getreten. Pirna. Die Frage des Turnhallenbaues hat infolge des neuerdings in den Vordergrund ge tretenen Schulbaues leider abermals einen Aufschub erleiden müssen. Da von den Stadtverordneten statt des vom Nalhe in Aussicht genommenen Anbaues an das Schulgebäude am KünigSplatze die Erbauung einer neuen Bürgerschule gewünscht wurde, bei dieser Ge legenheit aber eventuell zugleich auch eine Schulturn halle erbaut werden müßte, so hat der Rath beschlossen, die Entschließung wegen Erbauung einer städtischen Turnhalle so lange auszusetzen, bis in der Schulbau frage eine Entscheidung erfolgt sein wird. Löbau. Der erste Zug der hiesigen Feuerwehr wurde am Nachmittage des 16. Februar alarmirt, um die Massen Eis zu beseitigen, die sich an dem Tiefen dorfer Wehre gestaut hatten und unserer Vorstadt Tiefendorf leicht hätten Hochwasser bringen können. Nach einer halben Stunde angestrengter Arbeit gelang es auch der Feuerwehr, dem Eise Abzug zu verschaffen, das Eis kam aber so plötzlich in Schuß, daß einigen der kühnsten Feuerwehrleute, die inmitten des Flusses auf den Schollen standen, sehr leicht hätte ein schweres Unglück zustoben können. Zwei Feuerwehrleute, Dach deckermeister Grüllig und Lackirer Klemmer, sielen beim Springen von einer Scholle zur andern ins Waffer und wären zermalmt worden, wenn sie nicht an den Uferrand gekommen wären, wo die Schollen 'nicht so heftig trieben. Leider hat Herr Klemmer hier bei einige starke Quetschungen erlitten. Zwei andere Feuerwehrleute gelangten glücklich ans Ufer. Vorsich tiger Weise hatte man alle aus dem Eise beschäftigten Leute angeleint, sonst hätte sich ein Unglücksfall nicht vermeiden lassen. Meißen. Die vielbesprochenen und bewunderten Ausstellungsobjekte der königlichen Porzellan manufaktur Meißen wurden am Montag und Dienstag auf der Haltestelle Triebischthal verladen und befinden sich nun auf dem Transport nach Chicago. Die Kisten und Theile des Ausstellungsraumes erforderten ein Wagenmaterial von 7 DoppellowryS. Meißen. An der hiesigen Landwirthschast- lichen Schule wird der diesjährige Winterkursus, welchen 12k Schüler besuchen, Ende März geschloffen und nimmt der Sommerkursus, für welchen jetzt schon zahlreiche Anmeldungen von Schülern vorliegen, Diens tag, 11. April, seinen Anfang. Da die Schulräum lichkeiten für die noch immer im Steigen begriffene Schülerzahl nicht mehr ausreichen, ist ein Um- und Erweiterungsbau des Schulhauses beschlossen worden. Die Schule wird den Sommer über in ermietheten Räumen untergebracht, das neue Gebäude Michaelis dieses Jahres bezogen. Freiberg. Das Kgl. Landgericht verurtheilte am 16. Febr. den Bergarbeiter Ernst Emil Taubig, am 28. Okt. 1868 in Deuben geboren, in Wilmsdorf wohnhaft, wegen eines vollendeten und eines versuchten schweren Diebstahls und Hehlerei zu 2 Jahren Zucht haus, 6 Jahren Ehrenrechtsverlust und Zulässigkeit von Polizei-Aussicht, sowie dessen Bruder, den Berg arbeiter Max Richard Taubig, am 14. Dez. 1866 in Deuben geboren, in Wilmsdorf wohnhaft, wegen eines schweren und eines einfachen Diebstahls und eines versuchten schweren Diebstahls zu 3 Jahren 6 Mon. Zuchthaus, 6 Jahren Ehrenrechtsverlust und Zulässig keit von Polizei-Aussicht. Kirckberg. In diesen Tagen hat die hiesige Schützengeseüschast einen Maskenball in ihren Räu men abgehalten, welcher die ansehnliche Summe von nahezu 900 Mark zu Wohlthätigkeitszwecken ein brachte. Diese Summe gelangte seitens des Direk toriums der Schützengesellschaft an den Franenverein, den Volkskindergarten, an die Insassen der Armen anstalt, sowie an die Stadtdiakonisien zur Anwendung auf ihren Berufswegen zur Vertheilung. Grünhain. Die hiesige Klöppelschule wurde im vorigen Jahre von 37 Schülerinnen besucht; sie klöppelten nur konische Spitzen. Der Gesammtarbeits- verdienst betrug 2092 Mk. 2 Pf. und das Gesammt- sparguthaben 909 Mk. 23 Pf. Die fleißigste Schü lerin verdiente 99 Mk. 72 Pf., das höchste Spargut haben ist 88 Mk. 59 Pf. AuS dem Vogtlande. Zwei tödtlich verlaufene Unglückssälle ereigneten sich Vieser Tage beim Holz fällen. Bei Trettendorf fiel der betreffende Baum un- oermuthet auf eine eisige Fläche, rutschte ab und traf den ziemlich entfernt stehenden Arbeiter Bär mit solcher Wucht an den Kops, daß die Schädeldecke zertrümmert wurde und Bär todt zu Boden stürzte. Ferner wurde in Wurzbach eine 17 Jahre alte Dienstmagd ebenfalls von einem ausgerodeten Baume erschlagen. — In Nebersreuth stürzte der Gutsauszügler Renz von der Emporscheune und brach das Schulterblatt, sowie mehrere Nippen. Glauchau. Das Stadtverordneten-Kollegium be- rieth am 15. d. M. über Erbauung eines Schlacht viehhofes und Einführung der Biersteuer. Wa« den ersten Punkt betrifft, so wurde die Nothwendigkeit cines Schlachtviehhoses allgemein anerkannt und der Bau eines solchen beschlossen. Es soll eine Kommission aus Mitgliedern des Rathes und des Stadtverordneten- Kollegiums gewählt w rden, die über Ankauf eines Bauplatzes, Einrichtung des Grundstückes, Kostenauf wand rc. demnächst die nöthigen Vorlagen dem Kolle gium zu unterbreiten hat. Die Einführung einer Bier steuer dagegen wurde abgelehnt. Schönheide. Der hiesige Erzgebirgsverein beabsichtigt, in diesem Jahre einen massiven Thurm auf dem Kuhberge zu errichten, da der zeitherige höl zerne Thurm baufällig geworden ist und nicht mehr benutzt werden kann. Riesa. Dem Gasthof „zum Stern" ist durch Nathsbeschluß die Konzession entzogen worden. Der Wirth Brennecke hatte fein Lokal zu einer soge nannten „Animir-Kneipe" gemacht. Als nun Anfang voriger Woche ein Reisender und ein Bauer aus Zeit hain, die von den Kellnerinnen in die „Weinstube" gelockt mott en waren, für Wein 55 Mark bezahlen