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Wchmh-MW Inserat«, welche bei der bedeutenden Auflage bei Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 1V Pfg. di« Spaltenzeile »der seren Raum berechnet. — Ta bellarische und compkieirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Schelle, die Spaltenzeile S0 Pfg. Me „Weißerih. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. S5 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde. Nr. 43. Donnerstag, den 12. April 1888. 54. Jahrgang. MAliche Mathen und die Politik. Vor wenigen Tagen hat sich in den höchsten deut schen Kreisen ein Vorgang abgespielt, der nur in Bruchstücken bekannt geworden ist, aber offenbar dazu angethan war, die deutsche Nation zu beunruhigen. Man wollte von einem beabsichtigten Rücktritte des Reichskanzlers Fürst Bismarck wissen, man stellte da rauf das Vorhandensein eines solchen Entlassungs gesuches in Abrede, gab aber zu verstehen, daß eine projektirte fürstliche Heirath es dem Fürsten Bismarck leicht hätte unmöglich machen können, die Verantwor tung seines hohen Amtes weiter zu tragen. Der Um stand, daß die „Norddeutsche Allgem. Zeitung", wenn auch keine eigenen Artikel in der Affaire, so doch zur Orientirung ihrer Leser die entsprechenden Artikel der „Köln. Zeitung" abdruckte, läßt darauf schließen, daß an der Angelegenheit etwas Wahres war, und wir halten es deshalb für unsere Pflicht, auch unsere Leser über die wahrscheinliche Natur dieser Affaire zu in- formiren. Prinz Alexander von Battenberg, der frühere Fürst von Bulgarien, soll, gestützt auf die Protektion der Königin von England, der Schwiegermutter un seres Kaisers, die Absicht gehabt haben, um die Prin zessin Viktoria von Preußen zu werben. Es kann ja nun allerdings keinem Menschen, auch keinem Minister und also auch Fürst Bismarck nicht, einfallen wollen, sich in solche Angelegenheiten des Deutschen Kaiser- und preußischen Königshauses einmischen zu wollen, aber die Töchter Kaiser Friedrichs sind doch keine ge wöhnlichen Sterblichen, sondern sie sind Fürstinnen und zwar Prinzessinnen eines regierenden, souveränen Fürstenhauses, einer großen Monarchie. Es ist daher ganz naturgemäß, daß jede Heirath einer Prinzessin dieses regierenden Fürstenhauses auch eine politische Seite hat und daß vor Abschluß einer solchen Heirath bez. Verlobung die politische Seite mit ihren möglichen Konsequenzen geprüft werden muß. Alle Welt weiß es nun, daß der Prinz von Battenberg, den die Gnade des vorigen Kaisers von Rußland auf den bulgarischen Thron erhoben hatte, durch seinen Abfall von Rußland beim jetzigen Zaren in höchste Ungnade gefallen ist und als der eigentliche Urheber der bulgarischen Wirren angesehen wird, ob mit Recht oder Unrecht, sei dahin gestellt, es ändert dies nichts an der feindseligen Auf fassung der höchsten russischen Kreise gegenüber dem Prinzen von Battenberg. Nun könnten allerdings naive Politiker behaupten: Ja, der Prinz von Batten berg ist ja gar nicht mehr Fürst von Bulgarien und will es auch nicht wieder werden, also kann es Ruß land ganz gleich sein, ob dieser Prinz eine preußische Prinzessin heirathet oder nicht. Solche Leute würden die enorm schwierige Natur des Verhältnisses Deutsch lands zu Rußland verkennen, welches in Folge des Bundes, den Deutschland mit Oesterreich abgeschlossen hat und in Folge fortwährender Verleumdungen, die sogar zu Notenfälschungen ihre schändliche Zuflucht nahmen, derartig ist, daß nur eine große Zurückhaltung Deutschlands und starke Betonung seiner Neutralität in der bulgarischen Frage den Ausbruch eines euro päischen Krieges verhindern kann. Hatte Fürst Bis marck noch vor wenigen Monaten die deutsche Politik doch gegen die infame Beschuldigung zu verwahren, daß Deutschland offiziell an dem Berliner Vertrage festhalte, aber heimlich die Bulgaren und ihren Fürsten begünstige!? Was würden daher die Kriegshetzer in Rußland und Frankreich, die gleißenden Verleumder vor den Ohren des Zaren aus einer Heirath des Prinzen von Battenberg mit einer Tochter des deut schen Kaisers machen! Zweifellos besteht die kritische Situation des Erdtheils auch noch fort, denn die bul garische Frage ist noch nicht gelöst, Rußland noch nicht befriedigt und Frankreich noch nicht beruhigt. Wenn es sein muß, wird ja allerdings auch Deutschland im Felde »eigen, daß es sich weder vor Rußland, noch vor Frankreich fürchtet, und drei Millionen deutsche Männer werden zu den Waffen greifen. Aber man wird es vom Standpunkte der Gewissenhaftigkeit doch auch vollständig erklärlich finden, daß der Reichskanzler Fürst Bismarck, der vor Gott und der deutschen Nation eine ungeheure Verantwortung trägt, nach Möglichkeit jedes Wölkchen zu bannen sucht, welches den euro päischen Horizont zu verdunkeln droht. „Den Kaiser von Rußland in seinen Empfindlichkeiten zu schonen, weil dies immer nur gut für uns sein werde", em pfahl ja auch Kaiser Wilhelm, der bewährte Kenner russischer Verhältnisse, noch auf seinem Sterbebette seinem Enkel, dem jetzigen Kronprinzen Wilhelm, und Patriot und Menschenfreund wird es begreiflich finden, daß die politische Seite des Heirathsprojekts einer Tochter Kaiser Friedrichs mit dem Prinzen von Batten berg mindestens in der gegenwärtigen Zeit recht be denklich sein würde. Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde, II. April. Da das Wetter am Montag und Dienstag trocken blieb, ja sogar einen gelungenen Anlauf zur Frühlingsmäßigkeit nahm, so war der Jahrmarkt einigermaßen leidlich besucht. Ob freilich Alle gekauft haben, die uns die Ehre ihrer An wesenheit zu theil werden ließen, vermögen wir leider nicht zu beantworten. — Bei der diesjährigen Ausnahme neuer Schüler in unserer Stadtschule, die in der Hauptsache heute stattfand, wurden im Ganzen 85 Kinder, 49 Knaben und 36 Mädchen vorgestellt. Unter denselben waren 59 hier geboren, 26 von auswärts zugezogen. Zwei Kinder, schon vorige Ostern schulpflichtig und ange meldet, gelangten erst Heuer zur Aufnahme. Nach den Klassen vertheilten sich die Neulinge: 1 in Knaben kasse II, I in Knabenklasse III, 1 in Kl. IVa, 2 in Kl. Via, 40 in Kl. Vila, 40 in Kl. Vllb. Da dieser Aufnahme ein Abgang von 85 Schülern gegenüber steht, so ist die Schülerzahl sich völlig gleichgeblieben, nämlich 602. — Am gestrigen Dienstage feierte die hiesige frei willige Feuerwehr ihr 23. Stiftungsfest in ein facher Weise durch Concert und Ball. Während des selben begrüßte Herr Hauptmann Reichel die Erschie nenen und brachte ein Hoch aus auf den Protektor der sächsischen Feuerwehren, König Albert, in das die Anwesenden begeistert einstimmten, sodann nahm Herr Bürgermeister Voigt Gelegenheit, denjenigen Mann schaften, welche ununterbrochen 20 Jahre bei der Feuer wehr gedient haben, unter herzlichen Worten das vom Landesausschusse verliehene Diplom zu überreichen, es waren dies Kfm. Reichel, d. Z. Hauptmann, Schuh machermeister Zschocke, d. Z. Obersignalist, Kfm. Dreß- ler, d. Z. Kassirer, und die Wehrleute Sattlermeister Liebscher, Schneider Sudthoff und Schuhmachermeister Rüdiger. Darauf übergab noch der Bezirksvorsitzende, Herr Fabrikant Teicher, diesen Mannschaften die vom Bezirk gestiftete Dienstauszeichnung und gab man sich sodann den Freuden des Tanzes bis zum frühen Morgen hin. K Glashütte, 8. April. Die Prüfung in der Uhrmacherschule findet den 28. April statt, zugleich auch eine Ausstellung der Schülerarbeiten. Aus An laß des 10 jährigen Stiftungsfestes wird am selben Tage ein Festmahl abgehalten werden, dem sich von privater Seite ein Concert anschließen soll. — Die Vorarbeiten zum Bahnbau sind infolge verschiedener Umstände verschoben worden, werden aber Ende dieser Woche, wenn es die Witterung erlaubt, ihren Anfang nehmen. Zum neuen Postgebäude wird schon der Grund gegraben, da dasselbe bis zum 1. Ok tober fertig gestellt sein soll. — 10. April. Im hies. Orte hat sich ein Komitee gebildet, welches für Montag, den 16. April ein Con cert einrichten will, dessen Einnahme denUeberschwemm- ten der Elbe, Oder und Weichsel zu Gute geht. DaL ausgestellte Programm, welches in einer Ansprache des Herrn k. Gast, in Pianofortevorträgen, Solis, Dekla mationen rc. besteht und sich der Mitwirkung der besten hiesigen Kräfte erfreut, verspricht einen recht genuß reichen Abend. Im Anschluß hieran sei bemerkt, daß bei Gelegenheit ver Bildung des Komitees am Stamm tisch des Hotels „Zur Post" eine angestellte Samm lung die Summe von ca. 60 Mark ergab. — Auf der hiesigen Hauptverpflegsstation bean spruchten im ersten Vierteljahr 1888 186 Mann Nacht-, 74 Mann volle und 14 Mann halbe Tagesverpfle gung, während 4 Mann keine Verpflegung erhielten. Von diesen 278 Mann mußten 49 geschwefelt werden. Altenberg. In ^unserer Stadt ist jüngst ein raffinirter Schwindler und Heirathskandidat aufge treten. Der Mann hat sich unter dem Vorgeben, hier ein Geschäft zu übernehmen und heirathen zu wollen. Unterstand verschafft und unter allerlei Vorspiegelungen sowohl Geld als auch Kleidungsstücke erschwindelt. Einer anderen Frau hat derselbe Mann eine Cylinder- uhr abgekauft und mit ihr um ein Klavier gehandelt, wobei eine Wittwe baaren Vorschuß leisten mußte. Unter dem Vorgeben, seine Möbel rc. holen zu wollen, ist der „Heirathskandidat" hierauf spurlos verduftet. Die Gendarmerie ist ihm aber bereits auf der Spur; der Schwindler ist als ein gewesener kriminellbestrafter Gemeindediener in Kreischa, Namens Haustein, welcher seine Frau mit 3 Kindern in Kreischa verlassen hat, ermittelt. Es sei hiermit vor diesem Spekulanten ge warnt. Lauenstein. Der seit dem 1. Oktober 1875 all- hier als Vorstand des kgl. Amtsgerichts wirkende Herr Amtsrichter Hertel wird demnächst in gleicher Eigen schaft an das kgl. Amtsgericht Großschönau versetzt; an seine Stelle hierorts kommt dem Vernehmen nach Herr Amtsrichter Fickert aus Zittau. H Poffendorf. Seit Anfang November vor. Js. bis zum Schlüsse des verflossenen Schuljahres wurde wegen Mangel eines Lehrers die hiesige Hilfslehrer stelle von dem emer. Kirchschullehrer, Herrn M. A. Maier aus Hartmannsdorf bei Frauenstein vikarisch verwaltet. Trotz seines hohen Alters und des arbeits reichen Winterhalbjahres hat genannter Herr mit voller Lust und Liebe und steter geistiger Frische seine Amts pflichten ausgeübt. Dem würdigen Greis, welcher wegen seines liebenswürdigen Wesens und seiner Biederkeit in hiesiger Gemeinde in gutem Andenken bleibt, wünschen wir nun nach mancherlei Strapazen die wohlverdiente Erholung und Ruhe. — Der Nach folger für Herrn Maier ist der Schulamtskandidat, Herr Oswald Merkel aus Naundorf bei Freiberg, zum Lehrerberuf auf dem Seminar zu Pirna vorgebildet. Derselbe wurde am vergangenen Montag Vormittag vom Lokalschulinspektor, Herrn Pastor Nadler, und in Gegenwart der übrigen Herren Lehrer feierlich in sein Amt eingewiesen. — An demselben Tage wurden auch die neuen Schüler, insgesammt 38 Kinder, 22 Knaben und 16 Mädchen, ausgenommen. Herr Kantor Helm hielt hierbei an die zahlreich versammelten Mütter und die Kleinen eine herzliche Ansprache. — Bei hiesiger Tagesverpflegung für arme Rei sende wurden in den Monaten Januar 98, Februar 112 und März 79 Marken ü 20 Pf. ausgegeben. Die erforderliche Geldsumme hierfür belief sich auf 57 M. 80 Pf. — Für die Hilslehrerstelle in Quohren wurde der Schulamtskandidat, Herr Paul Strobel, aus König stein gebürtig, bestimmt. Derselbe, auf dem Seminar zu Pirna zum Lehrerberuf vorgebildet, wurde vom Lokalschulinspektor, Herrn Pastor Nadler am ver gangenen Montag feierlich in sein Lehramt eingewiesen. Kreischa. Der Beginn des neuen Schuljahres ist insofern für unsere Gemeinde von besonderer Be deutung, als er uns zwei neue Lehrkräfte, den nach abgelegter Probe gewählten 3. ständigen Lehrer Herrn Deßler und Herrn Hilfslehrer Schütze brachte. Möge