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Dresdner Journal : 01.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188707011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-07
- Tag 1887-07-01
-
Monat
1887-07
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 01.07.1887
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V14S. Im : ^LÜrUot» Kw-K. ^)U>rIioü: 4 L1»rll by?f kcinrelo« kiiuiuu»«»; 10 kt. L»»»«riuUd ä« äsvt^otx'i» k«ieü« tritt?cxt- unä 8t^wp«I»n»ckI»^ di»»». Totcltscktxaa^vdtttli-e»: Vür c>«v li»uiu «ü»«r »e»pLltso«v 2«ils ^Isinsr Lokritt 20Lk. O»t»r „Lii»x«s»ilät" äis 2«U» 80 kk. ttei HdsIIso- anä 2iNvri>«ttt «nttpr. ^uf»eül«^. Lncekvtveo, lallet» aut Kuuutüiu« äsr Lorrn- rmä kaiort»^« »de»ä«. ksrnipreek-XLsollu»»: Ur. 12S5. Freitag, de« 1. Juli, abends. DreMerIoumal. Für die Gesamtleitung verantwortlich r Mtto Nanck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. »887. r» »«»HrLrt»« F> Lra-xtK«tt«', OomiiLimiiovLr ä«, vrextiwr ^oanutt»; «»»dar, - »«rU» - Vt« - N—I I!r.^»« rr»L^»r1 ». ».: «aa»en»t«»n ct U«rUi> -Vl«» U»»d»ri- kr»^ I-«ipttU-er»L^5»rt «. «.-XX»«d«: Kto««/ k»rt» Losaoo - Nsrlli» - rr»L^»rt N »NlttKH: Oa«ö« Oo. - N«rU»: /^vaKäe-xianL, SSrUw: O. KtUU««« Sluurovri t/ U»U« ». I.: / La^cL 60. N«r»a»<s»d«r r «vaisl. krpväitioo Uv« vrexloor §oura*I», l)r««U«o, 2^ii>^»r>tr. X). ksrniprsoN XL»vUu»: lir. 12SK. HLcstellungen ans da- „Dresdner Journal" für das nächste Vierteljahr werden zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommen für Dresden bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für «»»wärt- bei den betreffenden Postanstalten. A«ki»digu«geu aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und werden die Gebühre» im AnkündigungS- .eile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter „Eingesandtes" sind die Gebühren auf 50 Pf. für die Zeile festgestellt. üömgi. Expedition des Dresdner Journals. Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. zu der 3. Abteilung des Ministeriums des Innern ernennen. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den vortragenden Rath im Ministerium des Innern, Geheimen RegierungSrath Böttcher unter Belassung in seinen bisherigen Functionen als Vor sitzender des Landesversicherungsamtes und der tech nischen Deputation zum Geheimen Rath und Director Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Gewerbeinspector Haacke in Leipzig das Dienstprädikat als „Gewerberath" zu verleihen. nichtamtlicher Teil. Ketegraphische Wachrichten. Preßburg, 3«. Juni. (W. T. B.) Erzherzog Friedrich ist an den Masern erkrankt. Der Ver lauf der Krankheit ist ein normaler. Rom, 30. Juni, nachts. (W. T. B) Die Ab- geordnetenkammer setzte die Beratung der Vorlage über den Kredit von 20 Millionen zu Militär- zwecken in Afrika pro 1887/88 und für die Bil dung eines besonderen TruppenkorpS zum Garni- sondienste daselbst fort und genehmigte schließlich den Gesetzentwurf in geheimer Abstimmung mit 188 gegen 39 Stimmen. Sodann wurde die Sitzung aufgehoben. Der Kriegsminister hatte im Laufe der Debatte mehreren Rednern gegen über Aufklärungen über die Bildung von Spezial- korpS für die afrikanische Garnison gegeben und erklärt, die Regierung stelle mit ihrem Entwurf die Vertrauensfrage und erwarte daS Votum der Kammer. Rom, 1. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der „Moniteur de Rome" ist i^der Lage, die Eristenz eines Aktes deö heiligen Stuhles in Abrede zu stellen, welcher dem auf die römische Krage bezug nehmenden Teile der päpstlichen Allokution vom 23. Mai widersprechen würde. Der „Moniteur" bemerkt, der heilige Stuhl wünsche noch immer, wie die Allokution sage, die Beendigung deS un heilvollen Zwiespaltes zwischen Italien und dem Papsttum unter der Bedingung, daß letzteres in eine solche Lage gebracht werde, wo der Papst keine Befugniß einbüße und volle Freiheit genieße. London, 30. Juni. (W. TB) Unterhaus. Nach zweistündiger Debatte wurde der Antrag Smith, daß Montag abends 7 Uhr der Schluß der Debatte über den Bericht betreffend die irische Ttrafrechtsbill erfolgen solle, falls die Debatte bi» dahin noch nicht beendet sei, mit 220 gegen 120 Stimmen angenommen. Die Parnelliten und die Mehrzahl der Anhänger Gladstones verließen hierauf den Sitzungssaal; die ersteren nahmen in den Seitentribünen de» Hause» Platz. Der Be richt über die irische StrafrechtSbill wurde sodann ohne weitere Debatte und ohne Abstimmung ange nommen. Die dritte Lesung wurde auf nächsten Dienstag festgesetzt. Im Krystallpalast fand heute ein große», von dem Prinzen v. Wale» veranstaltete» Fest statt, welchem beinahe sämtliche zur Zeit noch hier an wesende fürstliche Gäste beiwohnten. Konstantinopel, 1. Juli. (Tel. d Dresdn. Journ) Einer Meldung de» „Reuterscheu Bu reau»" zufolge verlaugten bei der am Douner»tag stattgehabten Zusammenkunft Drummond Wolff» mit den türkischen Delegierten die letzteren neuer dings einen Aufschub zur Ratifikation der eng lisch - türkischen Konvention über den 4. Juli hinaus. Dresden, 1. Juli. Der belgische Kriegsminister über die Maas- befestigungen. Die Genehmigung der Festungsanlagen bei Lüttich und Namur durch die belgische Volksver tretung dürfte hauptsächlich dcm Eintreten de- bel- gischen Kriegsministers General Pontus für die Vor lage zu danken sein, der die Möglichkeit einer Ver letzung der Neutralität Belgiens in einem Kriege zwischen Frankreich und Deutschland vom militär politischen Standpunkte aus besprach. Die Rede deS Generals ist von allgemeinem Interesse; wir aeben deshalb hier auszugsweise dieselbe in deutscher Über tragung. Der Minister sagte: „Nehmen wir an, daß ein neuer Krieg zwischen unsern beiden mächtigen Nachbarn ausbricht, und betrachten wir nach einander die Möglichkeit, daß die Neutralität unsere» Lande» einerseits durch die Deutschen, andererseits durch die Franzosen verletzt wird. Im ersteren Falle würde die Nordarmee oder der rechte Flügel der Deutschen in der Gegend von Aachen zusammen ge zogen werden und sich dann nach der Gegend zwischen Sambre und Maas und da» Oise-Thal in Bewegung setzen, um aus diese Weise die zwischen Berdun und Stenay zusammen gezoge nen französischen Streitkräfte in den Rücken zu fasten. Letztere würden hier Stellung nehmen müssen, um der zwischen Metz und Diedenhofen gesammelten deutschen Mittelarmee entgegen zu treten. Man muß gestehen, daß diese strategische Bewegung de» deutschen rechten Flügels um so größeren Erfolg haben dürfte, je schneller sie vor sich geht. Wenn also Lüttich und Namur nicht befestigt wären, so würden die ausgezeichneten Straßen, welche der Maas entlang ziehen, durch die einfallende Kriegsmacht benutzt werden, und ihr Marsch würde — gedeckt durch die gegen die belgische Armee zur Beobachtung von Antwerpen abgerweigten Truppen — unter den günstigsten Bedingungen auf dem kürzesten Wege ausgeführt werden. Dann aber würden nicht allein die Straßen nach Paris den Deutschen offen sein, es würde sich noch der weitere Vorteil für sie ergeben, kaum aus französischem Boden an gelangt, eine Eisenbahn zur Verfügung zu haben, deren End station von der Hauptstadt kaum »0 Meilen entfernt läge. Ist dagegen die Maaslinie befestigt, so würde die deutsche Ar mee , da sie bei einer Marschtiefe von 8—7 Meilen per Armee- corpS, nicht ungeteilt marschieren könnte, sich genötigt sehen, um im Bedarsssalle da- 2. CorpS gemeinschastjich mit dem ersten operieren lasten zu können, entweder alle Streitkräfte nördlich der Maas oder aus beiden Usern derselben marschieren zu lasten. Im ersteren Falle würde sie, um den Flutzübergang zu be werkstelligen, niederländisches Gebiet verletzen und sich nach dem Innern deS Landes wenden wüsten, um für jedes Armeecorp» eine Straße zu haben. Der Flankenmarsch zwischen den MaaS- sestungen und dem belgischen Heere hindurch würde aber dadurch gefahrvoll, daß die französische Armee die deutsch« aus Namur drücken könnte. E» dürste also diese überdem viel Zeit erfor dernde Frontveränderung den anacstrcbten Zweck nicht erreichen. Wenn andernfalls die deutsche Armee aus beiden MaaS- usern vorginge, wären die beiden durch die MaaSscstungen ge trennten Armeen ohne Verbindung und in steter Gefahr, einzeln geschlagen zu werden. Genau ebenso steht es mit dem Bruche unserer Neutralität durch Frankreich. Die Maaslinic wäre in diesem Falle eine noch kürzere und vorteilhaftere OperationsbasiS, wenn Lüttich und^Namur nicht befestigt sind. Maubeuge und Givet würden für die französische Armee die Sammelpunkte bilden. Der Marsch der französischen Kolonnen würde aus beiden Flußufern unter den günstigsten strategischen Bedingungen von statten gehen. Ist dagegen die MaaSlinie besestigt, so hätte die französische Armee, welche sich auf Lille, BalencienneS und Maubeuge stützt, die Maa» nördlich von Lüttich zu überschreiten und müßte dort den niederländischen Boden betreten. Eine solche Bewegung würde höchst gefährlich sein, denn das belgische Heer würde direkt auf die linke Flanke der französischen Kolonnen wirken können, während gleichzeitig Namur und Lüttich deren rechte Flanken bedrohten und das Eintreffen der dann sich mit uns vereinigenden Deutschen würde w esentlich durch die Brückenköpfe erleichtert werden. Die Lage der französischen Armee würde keine bessere sein, wenn sie zu beiden Seiten der Maas mar schieren wollte." Die andern möglichen Fälle, will der Minister nicht berühren, da sie entfernter liegen. Er geht in feiner weiteren Ausführung auf die Begebnisse über, welche sich bei der bisherigen einzigen Mobilmachung der belgischen Armee 1870 abspielten. „Das belgische Heer hatte jenseits der Maas an der Grenze der Ardennen Stellung genommen. ES war am Vorabend von Sedan. Wenn in jenem Augenblicke eine der kriegführenden Mächte in Belgien eingedrungen wäre und uns zurückgedrängt hätte, wäre unser Rückzug über Namur nach Antwerpen gegangen. Namur war also bestimmt, die Rolle des Brückenkopfes zu über nehmen. Ohne Zweifel können ähnliche Verhältnisse wieder eintreten. Von welcher Wichtigkeit werden dann die geplanten Befestigungen sein! DaS belgische Heer könnte an der Maas Halt machen und hier den Feind im Zaum halten, bis die Hilse der andern kriegführenden Macht anlangte." Der Minister kommt nun zu dem zweiten Ein wurfe, der gegen die Vorlage gemacht worden: daß nämlich die zur Verteidigung der geplanten Befestigungen notwendigen Mannschaften mangelten. Er widerlegt denselben folgendermaßen: „Der Doppelbrückenkops von Lüttich wird 6 große und 6 kleine, der von Namur ü große und 4 kleine Forts umfassen, jedes dieser Werke wird aber vermöge der neuen Vorrichtungen nur etwa 40« Mann für die großen und 200 Mann für die kleinen zur Verteidigung bedingen. Eine Brigade in Lüttich und 1 Regiment in Namur wird ferner al- Garnison genügen, um zwischen und vor den Fort-RecognoScierungen auSzusühren. Die gesamte Truppenzahl, welche zur Verteidigung von Lüttich und Namur erforderlich »st, wird also 12 000 bi» l8 000 Mann betragen, statt der 8800 Mann, welche sich heute dort befinden." Der Minister weist nun noch die Möglichkeit, daß sich zwischen den Forts feindliche Truppen, na mentlich bei Nacht, einschleichen könnten, damit zurück, daß der Zwischenraum zwischen je 2 Werken nur aus nahmsweise eine kleine Meile betragen werde. Er könnte doppelt so groß sein, wie der wirksame Schuß bereich der Festung-artillerie der «000 m ist. In Straßburg wie in Berdun finden sich noch Zwischenräume von Süoo und 7800 m. Feindliche Divisionen müssen sich auf den im Ge schützbereich der Forts liegenden Straßen bewegen Die Schwierigkeiten, die sie aus Nebenwegen finden würden, sind zu erheblich, um ein „Durchschleichen" zn gestatten Tie Bewegung würde bald bemerkt werden, selbst nachts würde daS elektrische Licht der Forts ein sicheres Schießen gestatten Sollte endlich ein feindlicher KorpS dahin gelangen, sich einen Weg zwischen 2 FortS hindurch zu bahnen, würde es bei dem Versuche, den Platz zu beschießen, sofort seine Artillerie vernichtet sehen, da diese unter dem Feuer der Fortsgeschütze auffahrcn müßten. Ehe aber ein Sturm aus die Festung gelingen könnte, würde, sei eS ein belgische-, sei es ein Entsayheer der Verbündeten, herbeieilen, oder beide sich vereinigen können, den Gegner in eine höchst gefährliche Lage zu bringen. — Wenn aber einge wendet wird, Lüttich und Namur könnten umgangen werden, so sei darauf zu antworten, daß dann daS Urteil über jede Festung gesprochen sei, dann müsse man eben alle Festungen ausheben. Der General PontuS deutete zum Schluffe an, daß die vom General Brialmont, dem bekannten Chef des belgischen Jngenieurwesens, entworfenen Pläne unter Berücksichtigung der neuesten Erfindungen angelegt feien, sowohl in Bezug auf Deckungen, wie auf die Aktivwirkung mittelst der selbst gegen die mit brisan tem Pulver gefüllten Granaten gesicherten Panzer drehtürme. Die Typen der Forts, die um Namur und Lüttich herum errichtet werden sollen, werden voll kommen eine solche Widerstandskraft besitzen, wie sie der neuen Artillerie gegenüber erforderlich ist. Lagesgejchichle. Dresden, 1. Juli. Unser Berichterstatter schreibt unS: Ihre Hoheit die Herzogin Adelheid von Schleswig-Holstein, Höchstwelche Sich einige Wochen in Schandau aufgehalten, ist von dort aus mit dem Kurierzug der Nordweftbahn gestem 10 Uhr abends über Wien nach Graz gereist. Die jüngste Tochter Ihrer Hoheit, die Prinzessin Feodore, wird sich auf die Dauer der Abwesenheit Ihrer erlauchten Frau Mutter nach Potsdam zum Besuch Ihrer Königl. Hoheit, Prinzessin Wilhelm begeben. * Berlin, 30. Juni. Se. Majestät der Kaiser erledigte heute die lausenden Geschäfte und sah mittags am historischen Eckfenster deS PalaiS, vom Publikum wie immer stürmisch begrüßt, dem Aufziehen der Wache zu. Im Laufe des Nachmittags nahm der Kaiser noch den Vortrag des Staatssekretärs, Grasen Herbert v. Bis marck, entgegen. Nach einer Meldung aus Bonn wird Se Königl. Hoheit der Prinz Wilhelm dem sechzigjährigen Stif tungsfeste des dortigen Corps „Borussia" beiwohnen. Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Wilhelm wurde bei ihrer Ankunft in C-vblenz von Ihrer Maje stät der Kaiserin am Bahnhofe empfangen. Der Generalquartiermeister, Generallieutenant und Adjutant Graf v. Waldersee, hat einen vierwöchigen Urlaub nach Süddeutschland angetreten. Der Gouverneur von Kamerun, Frhr. v. Soden, welcher einen längeren Urlaub erhalten hat, ist dem Vernehmen nach bereits auf der Fahrt nach Europa begriffen. Der Bundesrat hat, dem Vernehmen der „Berl. Pol. Nachr." zufolge, in seiner heutigen Plenarsitzung den Gesetzentwürfen über die Besteuerung des Zucker- und über die Unfallversicherung der Seeleute und an derer bei der Seeschiffahrt beteiligten Personen seine Zustimmung erteilt. Die vom Reichstage bei der Be ratung des Gesetzentwurfs, betreffend die Besteuerung des Branntwein- beschlosfene Resolution soll dem Reichskanzler überwiesen werden. Eine Eingabe der Llqueurfabrikanten, betreffend die Steuervergütung für ausgeführte Liqueure wurde dem Vernehmen nach dahin erledigt, daß beschlossen wurde, den Liqueur- fabrikanten die dreifache Vergütung des bisherigen Satzes beim Export für die 3 Monate vom 1. Juli bis 30. September zu gewähren. Wie man der „N. Pr. Ztg." schreibt, haben nun die Verhandlungen der aus Mitgliedern des Auswär tigen Amts und des Kultusministeriums gebildeten Kommission zur Errichtung eines orientalischen Seminars eine festere Gestalt gewonnen, und die Er öffnung desselben Mitte Oktober scheint gesichert. Nach dem vom Abgeordnetenhaus« angenommenen Etat für l 887/88 sind nur zwei etatsmäßi'g^ Stellen für deutsche Lehrer an dem Seminar geschaffen, und in diese Stellungen sind bereits zwei bisherige Drago- mans aus deutschen Missionen berufen. Im nächsten Etat (1888/89) sollen dem Vernehmen nach zwei weitere etatsmäßige Lehrerstellen in Vorschlag kom men. In der Vereinbarung zwischen dem Reiche und Preußen über die Errichtung eines orientalischen Se minars war bestimmt, daß an dem Seminar vorläu fig und vorbehaltlich künftiger Änderungen im Ver waltungswege folgende 0 asiatische Sprachen gelehrt Feuilleton. K. Hoftheater. — Altstadt. — Donnerstag, den 30. Juni, wurde als letzte Vorstellung vor den Ferien Wagners „Tannhäuser" gegeben. DaS gefüllte Haus bewies die unveränderte Anziehungskraft dieser Oper, welche 1845 zum ersten Male hier in Scene ging. Sie ist das populärste unter Wagners Opern werken geblieben, sowohl infolge ihres hohen musikali schen GehaltS und ihres poetischen, echt deutschen und menschlich wahren Stoffs, als auch weil darin mit selbstständiger neuer und natürlich aus der Handlung entwickelter Gestaltung doch der Anschluß an die in einem langen Zeitraum fortgebildeten musikalischen Formen der Oper festgehalten ist Die gute Gesamt- ausführung hob sich zu ausgezeichnetem Gelingen im zweiten Akt, namentlich durch die in ergreifendem dramatischen Ausdruck wie im Spiel meisterhafte Leistung deS Frl. Malten als Elisabeth. Ihr zu nächst stand Hr. Scheidemantel als Wolfram durch gesanglich schönen, wahr empfundenen und geschmack voll ouSgearbeiteten Vortrag Doch ergab er sich bei Beginn deS WettgesangeS m seinem Preisliede, das aus eine große Versammlung von Hörern wirken soll, zu sehr einem sentimentalen Ausdruck und zarten Ton- färbungcn Hr. Eichhorn hatte statt Hrn. GudehuS die Titelpartie übernommen, aber dieser Versuch war verfrüht, so anerkennenswert auch sein fleißiges Be mühen dafür ist. Für eine einigermaßen befriedigende, dramatisch gestaltete Ausführung des dem Bann sinn licher Leidenschaft und Lust unrettbar verfallenen Tannhäuser fehlt Hrn. Eichhorn noch zu sehr die Be herrschung seiner Stimmittel. In manchen langsamen Tonphrasen entwickelt die Stimme einen vortrefflichen festen Klang, der aber bei bewegten Sätzen und im Affekt sofort durch unsichcrn Tonansatz und durch ein in Schreien ausartender übernehmen der Stimme ver loren geht. Hr Eichhorn wird gut thun, seine Stu dien vorläufig noch kleineren, weniger anstrengenden Partien zuzuwenden. Löblich bleibt des Sängers deutliche Aussprache, doch muß dabei ein scharfes kur zes Accentuieren der Endsilben, besonders am Schluß einer Phrase vermieden werden. Den Landgraf sang Hr. Lurgen stein mit genügendem und lobenswertem Erfolge. Seine kräftige Baßstimme leidet noch am Halston; gelingt es ihm, mit besserer Tonbildung diesen zu beseitigen, so wird auch seine Deklamation ungemein gewinnen. Die übrigen Leistungen sind be kannt; durch reizenden Stimmklang trat unter ihnen des Hirten Gesang (Frl. Sigler) hervor. L. Banck. Ein treue» Herz. Eine Geschichte au» dem wendischen Volke von Heinrich Pen». (Fortsetzung.) Da» alles konnte der alte, hochmütige Bauer, der gewohnt war, sein Anwesen al» da» beste, seinen Sohn al» ein Muster preisen zu hören, nicht ver winden. Stumm und finster ging er herum, mehr und mehr zerfallen mit sich und mit den Menschen. Der HerzenSwurm nagte gefräßig an dieser knorrigen Eiche, und tiefer und, tiefer drang er in das Mark ihres Lebens. Während einer Nacht brach plötzlich, gelegt von der ruchlosen Hand eines entlassenen Knechtes, auf dem Hofe KolodeyS Feuer aus Die Flammen griffen jäh um sich, die Hilfe kam zu spät, alle Ställe und Wirt schaftsgebäude mit sämtlichen Vorräten fielen dem ver heerenden Elemente zum Opfer. Nur das Hau« blieb erhalten. Die Schrecken der Feuersbrunst jedoch wirkten so mächtig auf den bereits kranken Alten, daß er vom Schlage getroffen wurde und nun im Sterben lag. Diese furchtbare Nachricht brachte der alte Knecht seinem jungen Herrn am Montag Morgen nach dem Balle. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf sie Tine. Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, bestieg der tiefgebeugte Sohn den Wagen und fuhr nach Hause, auf dem ganzen Wege dorthin Gott bittend, er möge r» fügen, daß er den Vater wenigstens noch lebend antreffen möge. Allein diese Bitte wurde nicht erfüllt. Als Tine in da» väterliche Haus trat, lag jener bereits leblos da, der ihm das Leben gegeben. Um den Toten standen da» Hausgesinde, aber auch Pridan und seine Tochter Anka. Die beiden letzteren verließen da» Gemach, al» sich der Sohn, vor Schmerz laut auf schluchzend, auf den Leichnam warf. Anka, mit verweinten Augen, sehr bleich im Antlitz, schritt heim, Pridan aber blieb vor dem Hause stehen und sagte: ,Ha, jetzt weint er, jetzt! Aber wer ist Schuld an dem Tod«? Er, der Sohn! Al» der Alte nach und nach immer stiller, immer verschlossener wurde, da arbeitete und kochte es desto mehr in seinem Innern, und das konnte nicht gut sein." Bis nach dem Begräbnis des Alten half der red liche Pridan dem unerfahrenen Tine treulich, um alles zu ordnen, aber als Kolodey zur Erde bestattet war und die Leidtragenden den Kirchhof verließen, kehrte der Wirt dem jungen Herrn den Rücken und mied ihn nun vollständig. Einen materiellen Schaden hatte Tine durch den Brand nicht erlitten, denn der vorsichtige Vater hatte Gebäude und Vorräte so vorteilhaft versichert, daß alles, was verloren ging, mehr als gedeckt erschien. Anka sah der junge Mann nicht; zu Pridan- wagte er sich nicht, das böse Gewissen hielt ihn von dort fern. Er hatte viele Arbeiten und vielfache Sorgen mit der Aufnahme der verbrannten Gegenstände, mit der Ordnung der Erbschaftsangelegenhelt, mit der Wieder- ausbauung der zerstörten Gebäude. Desto mehr mußte er sich wundern, daß Luise, welche doch über so viele freie Zeit verfügte und von keinen Sorgen geplagt wurde, ihm nicht schrieb, nachdem er sie doch mit ein paar kurzen Worten von dem Verluste, welcher ihn betroffen, unterrichtet hatte. Jeden Morgen erwartete er einen Brief; endlich nach vierzehn Tagen kam ein Schreiben. E» war gar kühl und kurz und lautete: „Lieber Herr Kolodey! Ich bedauere recht sehr den doppelten Verlust, welcher Sie betroffen hat Ich verreise auf längere Zeit und bitte daher, mir nicht zu schreiben. Mit Gruß Luise."
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