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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn und Zwangsvergleich wird der für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlaß hinfällig. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vormittags l0 Uhr aufzugeben. — Bering' Mohr K Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und E. L. Förster'- Erbe«. Verantwortlich für Oertliches u. Sächsisches, Unterhaltungsteil. Spor, u. Anzeigenteil Karl Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D.A.II : 2250. Geschäktsstellen: Albertstr. 2 u^ Fernrui 51? u. 550. Das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft und des Finanzamtes zu Kanten des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt Dien Leitung erschein, täglich mi, Ausnahme de, gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt be, Abholung wöchentlich 15 Pps.. bei Lieferung frei Haus 50 Nrn Postbezug monatlich 2.30 PIA,. Im Falle Höherer Gewalt oder sonstiger Betriebsstörungen ha, der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung Verleitung oder Nnctmhlung des Bemgspreijes. Anzeigenpre.se und Nachlngfütze bei Wieder- Holungen nach Preisliste Nr 3 lin unseren Geschäftsstellen erhältlich). Bei Konkurs Nr. 63 Sonnabend, den 14. März 1936 88. Jahrgang Schwierige Verhandlungen in London Meiner Locarno-Ausschuß „"2m Rahmen der Londoner Besprechungen der Locarno- Machte fand eine Ausschußsitzung im englischen Auswärtigen Amt statt, an der die Hauptdelegierten, der enqlischc Außenminister Eden, der französische Außenminister Flandin, der belgische Ministerpräsident van Zee land und der italienische Botschafter Grandi teilnabmen. Es handelte sich hier um einen „Kleinen Ausschuß", der sich am Vortage konstituiert hatte. Vor Beginn der Besprechun gen hatte Eden noch eine lange Aussprache mit dem Mi nisterpräsidenten Baldwin. Unter dem Vorsitz Baldwins fand eine Ministerbesprechung statt, die gleichfalls der Er örterung der internationalen Lage galt. Der französische Außenminister Flandin hatte noch eine einstündige Unter redung mit dem sowjetrussischen Außenkommissar Litwinow. Nur förmliche Sitzung des Bötterbundsrales Der engere Ausschuß der Locarnomächte nahm am Freitag um 17 Uhr seine Beratungen wieder auf. „Preß Association" meldet, es gewinne die Ansicht an Boden, daß die Tagung des Völkerbundsrates am Sonn abend nach einer kurzen förmlichen Sitzung vertagt werde, weil es für die Unterzeichner der Locarno-Mächte wahrscheinlich notwendig werde, ihre Beratungen fortzu setzen. Annäherung der Ansichten? Ueber die Sitzung der Locarnomächte am Freitagnach mittag wird eine amtliche Miteilung ausgegeben, in der es heißt, daß die Prüfung der Lage fort gesetzt wurde. Im Verlauf der Besprechungen sei mit Befriedigung festgestellt worden, daß eine Annäherung der Ansichten stattgefunden habe. Die nächste Sitzung des engeren Ausschusses werde am Sonnabend um 17 Uhr stattfinden. Hinter den Kulissen der Locarno-Konferenz wurde am Freitag eifrig verhandelt, weil inzwischen die meisten Ab ordnungen für die am Sonnabend stattfindende Eröffnungs sitzung des Völkerbundsrates eingetroffen waren. So hatte der französische Vertreter eine etwa einstündige Aussprache Mit dem sowjetrussischen Außenkommissar Litwinow. Der rumänische Außenminister Titulescu sprach am frühen Nach mittag im englischen Außenamt vor. wo er eine etwa halb stündige Besprechung hatte. Desgleichen weilte der fran zösische und der polnische Botschafter im Außenamt. In zwischen ist auch der französische Bölkerbundsminister Paul Boncour in London eingetroffen. Zusammentritt des Dreizehnerausschusses in London London, 14. März. Reuter berichtet,, daß auf Er suchen der italienischen Abordnung wahrscheinlich der Drei- ^hnerausschuß des Völkerbundes in der nächsten Woche in London znsammentreten werde. Italien sei, so fügt Reuter ^läuternd Hinzu, der Auffassung, daß nach der Annahme des Vorschlages, in Verhandlungen über eine Einstellung der italienisch-abessinischen Feinst,sekgkeiten einzutreten, dies im Hinblick auf die Bedeutsamkeit der italienischen Mitarbeit Kei der europäischen Hauptfrage ein geeigneter Augenblick sei. Die junge Generation zur Lage Die Abendzeitung „Star" hat die jüngsten Ab geordneten der einzelnen politischen Parteien Uw. ihre Ansichten zur politischen Lage befragt. Der Konservative Cartland schreibt, wenn die Methode Kes deutschen Vorgehens bedauert werden müsse,, so be hütet das nicht- daß sie nicht heilsam sowohl für die ubÄtbeziehungen als auch den Völkerbund sein könne Der Gedanke der entmilitarisierten Zone könne loaischer- tveise nicht mehr verteidigt werden. Di« Zone hätle zur gleichen Zeit verschwinden sollen, als di« französischen und britischen Truppen das Rheinland verliehen. Der Arbeiterabgeordnete MacMillan stellt fest, daß es Aneswegs besondere Gefahren heraufbeschwören müsse, wenn Deutschland sein eigenes Gebiet besetzt habe. Anders wäre "st Lage, wenn Deutschland dasselbe getan hätte, was Frank reich den Deutschen im Ruhr gebiet zugefügt habe. (?) Deutschland habe sich jetzt das genommen, was man ihm, als noch ein demokratischer Staat war, verweigert habe Solange Deutschland nicht versuche, das Hoheitsgebiet anderer Rationen anzutasten, möge man sich vor der Vielzüngigkeit der französischen Diplomatie in acht nehmen. Der jüngste liberale Abgeordnete Acland schlägt ebenso wie sein Arbeiterkollege eine internationale Friedenskonferenz unter Einschluß Deutschlands vor- Die letzte amtliche deutsche Regierungserklärung hat in der englischen Presse eine nicht einheitliche Aufnahme ge funden. Die „Time s" schreibt, nach britischer Ansicht stelle die deutsche Antwort in ihren negativen Verpflichtungen wahrscheinlich einen kleinen Fortschritt dar, sie sei aber sehr weit von dem entfernt, was Eden erbeten habe. Der „Daily Telegraph" berichtet von einer Versteifung in der Hal tung der britischen Regierung. Die Minister hätten die Schlußfolgerung gczvg. i, jeden möglichen Weg, Verhand lungen zustande zu bringen, zu versuchen. Die britische Staatskunst müsse einen mittleren Weg zwischen zwei Ansichten finden, die in direktem Gegensatz zueinander stehen, zwischen der französischen Entschlossen heit, mit Deutschland nicht zu verhandeln, solange der Rhein von Trugen besetzt bleibt, und dem Daraufbestehen Deutsch lands, daß die Wiederherstellung seiner Souveränität über sein eigenes Gebiet vor jeder Besprechung über weitere Ver träge oder seiner Rückkehr zum Völkerbund als Tatsache hin genommen werden muß. Die „Daily Mail" schreibt, die Lage sei äußerst schwierig, man hofft aber von der Klugheit und Mäßigung einen Ausweg. Man dürfe nicht vergessen, daß die deutschen Truppen nicht in fremdes Gebiet einmarschiert seien, wndern lediglich deutsches Gebiet besetzt hätten. Die Strafen des Völkerbundes könnten infolgedessen nicht in Kraft treten. Der Natur der Dinge nach hätte die Entmilita risieruna des Rdeinlandes trüber oder später zu Ende geben muffen. "Es gebe kein Beispiel, daß eine solche Knechtschaft endlos gedauert hätte. Die Vertragsklauseln, die brüsk ge brochen worden seien, hätten nicht mehr viele Jahre über lebt. Diese Tatsache sei den meisten Briten gegenwärtig. Das ganze britische Fühlen sei gegen Gewaltmaßnahmen. Oie Holle des Völkerbundes Die Reuteragentur bemerkt zu den letzten Ver handlungen, der Völkerbundsrat werde angerufen, nicht nur über die Frage, ob eine Verletzung des Locarno-Ver trages vorliege oder nicht, zu entscheiden, sondern er werde auch beauftragt werden, die Empfehlungen festzusetzen, die er unter den gegebenen Umständen für angemessen hält. Es werde bereits von der Einsetzung eines Sonderaus schusses gesprochen, für den die Namen der Vertreter Dänemarks, Portugals, Spaniens, der Tschechoslowakei und Südamerikas genannt wurden und der sich mit der Frage beschäftigen solle. Es werde angenommen, daß die Sitzung mindestens eine Woche dauern werde. Der Ausschuß werde seinen Empfehlungen den Artikel 17 der Völkerbunds satzung (Regelung von Streitfragen zwischen einem Bun desmitglied und einem Nichtmitglied) zugrunde legen. Die Empfehlungen würden der deutschen Regierung mitgeteilt werden. Verantwortungslose Brunnenvergiftung Das radikalsozialistische Pariser Blatt „Ere Nou vel l e" bringt eine Meldung, daß angeblich 120 000 deutsche Soldaten ins Rheinland verlegt worden seien. Angesichts der wirklichen, sehr geringen Zahl, die auch durch die deutsche Regierungserklärung bekanntgegeben worden ist, muß diese Behauptung des französischen Blattes als eine schwere Brunnenvergiftung gekennzeichnet werden. Nr. WM in der KriGMiieW Kiel Eröffnung des Wahlkampfes in Schleswig-Holstein Kiel, 13. März. Reichspropagandaleiter Dr Goeb bels begab sich am Freitagabend von Hamburg aus nach Kiel. Tausende und aber Tausende von begeisterten Ham burgern jubelten dem Minister zu, mit den Formationen der Bewegung zusammen «in dichtes Spalier bildernd, das sich erst draußen im Weichbild der Stad, verlor. And dann ging es in rasender nächtlicher Fahrt mitten durch die Nordmark des Reiches, durch Dörfer und Flecken, wo überall größere odck kleinere Ansammlungen der Einwohner den Minister in Nacht nnd Kälte erwarteten, um ihrer Treue und Anhänglichkeit Ausdruck zu verleihen. Ein wahrer Begeisterungssturm durch brauste die kleine Stadt Neumünster. Hier war buchstäblich die ganze Stadt auf den 'Beinen. Eine Stunde werden sie wohl gewartet haben, um schließlich nur einen Augenblick, dafür aber um so herzlicher, Dank und Gruß zu entbieten. Zu den deutschen Großstädten, die einst durch Parteizezeter und Kriegsfolgen unsägliches litten, gehörte di« Kriegsmarine- stadt Kiöl. Noch vor drei Jahren war Kiel ein« tote Stadt/ der Hafen verödet, die großen Hellingen, auf dem Ostufer leer, still war es auf den großen Werftbetrieben. Heute spürt hier in der Kriegsmarinestadt Kiel jeder Volksgenosse Tag für Tag, was der Führer für ihn bedeutet. Der deutsch« Werkmann ist stolz, daß seiner Hände Fleiß entsprechende Achtung zuteil wird, die sich auch das Ausland nicht versagen kann. Bereits eine Stunde vor der Kundgebung bildete die Nord ostseehalle in Kiel ein einziges Köpfemeer, und kein einziger Steh- geschweige denn Sitzplatz war noch zu haben. Die Halle mußte wegen Reberfüllung polizeilich geschlossen werden. Die noch Einlaß begehrenden Volksgenossen wurden ans die Pa- rallelkundgebungen in der „Deutschen Wacht" und den Eichhof verwiesen. Auch vor der Halle, wo für Lautsprecherübertragung gesorgt war, sammelten sich viele Tansend an. Knrz nach 20.30 Ahr kündete ein nicht en'denwotlender Jubel die Ankunft von Dr. Goebbels. Nach kurzer 'Begrüßung durch den Ober bürgermeister Behrens begann der Minister, immer wieder von begeisterten Beifallskundgebungen unterbrochen, seine Aus führungen, die die Zehntausende immer wieder zu Beifalls stürmen Hinrissen. Kein einziges Wort lasten sich die 40 000 Menschen ent gehen, die in der langgestreckten Halle getrennt nedeneinande» sitzen oder draußen vor der Halle sowie in zwei Parallel« Versammlungen die Rede anhören. Fast zwei Stunden spricht der Minister. An di« Zeiten erinnernd, da eine Auflehnung gegen das Versailler Dittat als Hoch- und Landesverrat von Gerichten der Weimarer Republik abgeurteilt wurde, sprach Dr. Goebbels von dem Wunder der Volkswerdung, das sich ini Zeichen des Hakenkreuzes vollzog nnd das in dem so knap pen Zeitraum von drei Jahren in einer Unzahl von greifbaren. Erfolgen praktisch znr Auswirkung kam. Ws Dr. Goebbels die Halle verließ, hatten die Absperr mannschaften große Mühe, die qnf ihn zudrängende Menge zurückzuhälten. Nicht geringer war die Begeisterung der Tau sende, die in der Umgebung der Halle durch Lautsprecher di« Rede mit anhören konnten. Die Nordmark steht in Treu« zum Führer und wird ihm^ ihrer Pflicht folgend, am 29. März ihre Stimm« geben! Dr. Ley spricht in Schwerin Schwerin, 13- März. In der überfüllten Festhalle der mecklenburgischen Landeshauptstadt Schwerin sprach am Freitagabend Dr. Ley zu Tausenden von Volksgenossen. Als Gäste waren Reichsstatthalter Friedrich Hildebrandt, Vertreter der Partei, der Wehrmacht, des Reichsarbeitsdienstes und des Staates erschienen. Nach dem feierlichen Fahneneinmarsch ergriff Dr. Ley, jubelnd von den Tausenden begrüßt, das Wort und führte etwa ans: Zum ersten Male nach Jahrhun derten hat Deutschland eine wahre Volksführung bekom men. Bisher kannte man nur Verwaltung in Deutschland. Heute steht dieser deutsche Mensch wieder im Mittelpunkt aller Dinge. Sodann setzte sich Dr. Ley mit der Frag« und dem Begriff des Sozialismus auseinander. Sozialismus ist Kampf, aber zugleich das Vertrauen des einzelnen, daß «p bei schweren Schicksalsschlägen niemals mit seiner Not allein ist, sondern daß das ganze Volk gemeinsam hinter ihm steht und für ihn eintritt. Unser Führer Adolf Hitler, Lem di- grüßten Aufgaben für sem Volk obliegen, hält sich nicht für zu gut, sich auch um d»e kleinsten sozial«» Nöte und Sorgen des deutschen Arbeiters zu kümmern. Amtlicher Teil Seite 7