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Wchmtz-MiW 56. Jahrgang Nr. 102 Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde. Nachdem wir mehrere Jahre hindurch vom militärischen Leben, abgesehen von der Erregung, die uns im vorigen Jahre ergriffen, als wir Garnisonsort werden sollten, nichts gespürt haben, erhielten wir am Donnerstag gegen Mittag Ein quartierung von der einst für uns bestimmten Ar tillerie des Pirnaer Regiments, das auf dem Marsche ins Manöver bei Chemnitz begriffen war. Bereits am Freitag früh verließ uns die Batterie wieder. Heute Sonnabend erhalten wir nochmals Einquartie rung, die hier einen Rasttag halten wird; dieselbe be steht aus 5 Offizieren, 1 Zahlmeister, 1 Roßarzt, 7 Unteroffizieren, 26 Mann und 23 Pferden vom Stabe der 1. Abtheilung und von der 2. Batterie des 2. Feld artillerie-Regiments Nr. 28. — Die Spaziergänger unseres Weißeritzthales werden es angenehm empfinden, auf den hübschen Punkten thalaufwärts und thalabwärts mehr Bänken zum Ausruhen zu begegnen. Nicht nur im Bödichen sind einige neue Ruhesitze entstanden, auch auf der Ziegenrücks, Obermalter hat sich der Gebirgsverein es angelegen sein lassen, dergleichen aufzustellen. Den Herren Grundstücksbesitzern, die hierzu ihre Einwilligung resp. das Areal zur Verfügung stellten, sagen wir auch hierdurch den besten Dank. Dem Publikum, ganz be sonders aber den Kindern rufen wir zu: das vom Verein in uneigennütziger Weise Geschaffte zu erhalten, nicht zu verunzieren oder zu beschädigen. — Auch in der Haide auf dem Wege nach dem Einsiedler zu sollen noch 2—3 Bänke entstehen. — Der Erzgebirgsverein, welcher es sich angelegen sein läßt, antike interessante Sachen hiesiger Gegend auszubewahren, um sie unserem späteren Geschlecht zu er halten, hat in der I. Etage des Hauses des Hrn.Restaur. Kästner am Psortenberg eine hierzu geeignete Stube als Ausstellungslokal eingerichtet. Es sind dem Verein bereits eine Anzahl alter Waffen, Kriegsgeschosse, Lanzenspitzen (in hiesiger Gegend gefunden), aus früheren Kriegen herrührend, überlassen worden; ferner alte Kalender aus dem Anfang dieses Jahrhunderts, alte Butzenscheiben, Krüge, Mineralien hiesiger Gegend rc. Sonntags von I I—12 Uhr ist das Lokal für alle sich Jnteressirenden und Solche, welche dem Verein der gleichen sich eignende Gegenstände zur Ausstellung überlassen wollen, unentgeltlich offen. Es wird in dieser Zeit immer einer der Herren vom Vorstand an wesend sein. Außer dieser Zeit nehmen die Herren Steuerinspektor Kretzschmar, Buchdruckereibesitzer Jehne, Kaufmann Lincke, 0r. Kirbach Gegenstände entgegen und geben jede gewünschte Auskunft. Namentlich alte Kirchen- und Gemeindesiegel, alte Schmuck- und Be kleidungsgegenstände, wie sie jetzt nicht mehr getragen werden, sowie alte Holzschnitzereien würden dem Ver ein erwünscht sein. — Bezüglich der von uns in Nr. 89 gleich an deren Zeitungen gebrachten Notiz über einen Blitz schlag, welcher eine in Niederjohnsbach stehende Fichte zertrümmert hatte, wird uns von zuverlässiger Seite mitgetheilt, daß genannter Baum sich nicht auf, sondern I Meter von der Grenze befunden, sowie, daß wegen genannter Fichte niemals zwischen den betreffenden Grundstücksbesitzern Mißhelltgkeiten entstanden sind und daher die Bezeichnung „Streitfichte" eine ganz unzutreffende sei. — Die Rebhühnerjagd wird sich nun doch wohl nicht als so reich Herausstellen, wie man gemuthmaßt hatte. In einzelnen Gegenden sind die Rebhühner völker allerdings stark und gut entwickelt ; in vielen anderen dagegen hat der unaufhörliche starke Regen im Mai dem Nachwuchs der Hühner sehr geschadet. Jedenfalls find die Preise noch immer so hoch, daß manch Einer, der für ein zartes Rebhühnchen mit Weinkraut schwärmt, sich den Appetit vergehen lassen muß. Vielleicht ändert sich dies aber noch. UebrigenS zeichnen gewesen sind. In den Städten des Landes sind überhaupt 81 Blitzschläge, zehn zündende und 71 kalte, auf Dörfern dagegen 470 Blitzschläge, 104 zündende und 356 kalte, gezählt worden. Die zünden den Blitzschläge betrugen hiernach für die Städte IS Proz., für die Dörfer aber 22 Proz. Von den ein zelnen Bezirken ragen mehrere durch besonders hohe Zahl der Blitzschläge hervor; dieselbe betrug z. B. für den Bezirk Freiberg 30 (7 zündende und 23 kalte), Pirna ebenfalls 30 (14 zündende und 16 kalte), Großen hain 31 (5 zündende und 26 kalte), Döbeln 33 (4 zündende und 28 kalte), Grimma 32 (4 zündende und 28 kalte), Chemnitz-Land 35 (6 zündende und SS kalte), Zwickau 46 (5 zündende und 41 kalte). Was die- drei größten Städte des Landes betrifft, so wurde Dresden von 10 (darunter einem zündenden), Chemnitz von 6 (nicht zündenden) Blitzen getroffen, während Leipzig vollständig verschont geblieben isi. Wilschdorf. Ein gräßlicher Unglücksfall trug sich am Dienstag hier zu. Mittelst einer Dampf dreschmaschine wurde auf dem Winter'schen Gute daS in Feimen aufbereitete Getreide gedroschen und hatten zur Hilfeleistung dabei auch mehrere Nachbarn ihr Personal gestellt. Während einer Pause wollte sich der beim Setzen einer Strohfeime beschäftigte Dienst knecht des Gutsbesitzers Weber, ohne die angelegte Leiter zu benutzen, an der Feime herabgleiten lassen. Hierbei ereignete es sich, daß der Herabgleitende sich einen Zinken der an die Feime mit den Spitzen nach oben gelehnten Heugabel in den Leib spießte, welcher, um das Unglück noch größer zu machen, auch noch abbrach. Trotz aller Mühe und Anstrengung ver-, mochte der schleunigst herbeigerufene Arzt das ungefähr 20 ow lange Stück Eisen nicht zu entfernen und mußte der Verunglückte nach Dresden überführt werden. Die Schmerzen des Bedauernswerthen sollen schreck lich gewesen sein. Schandau. Wie verlautet, sind in dem nahe liegenden Steinbruche an der Postelwitzer Straße zwei Frauen, welche daselbst mit dem Fortschaffen des Bruch- schutteS beschäftigt gewesen sind, durch hereinbrechendeS Gestein und Erdreich verunglückt. Die eine der Frauen, aus dem benachbarten Ostrau stammend, wurde verschüttet und todt aus den Erbmassen heroorgezogen; die andere soll derartige Verletzungen erlitten haben, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. — In Hinterhermsdorf wurde am Montag das 200 jährige Jubiläum der Einweihung des Gottes hauses in festlicher Weise begangen. Die Festpredigt hielt Superintendent vr. Blochmann aus Pirna. An der Feier, mit welcher auch ein prächtiger Festzug ver bunden war, betheiligte sich die ganze Bewohnerschaft. Freiberg. Am 24. August tagte hier eine Ver sammlung von Delegirten sämmtlicher Erz- und Kohlen bergwerke Sachsens. Man beschloß u. A. Folgendes anzustreben: Normale Löhne für ganz Sachsen, Ab schaffung aller Akkordarbeit, achtstündige Schicht,eit, Wegfall der Gedinge, wöchentliche Lohnzahlung, Auf hebung des Wagennullens, bez. eine andere Hand habung desselben, gutes bauliches Wesen und genügende Wetterführung, sowie Errichtung von Badeanstalten auf allen Werken, Verhütung der Maffenimportirung frennwr Arbeiter, freie Aerztewahl, Einführung eines deutschen Berggesetzes, Freizügigkeit innerhalb der Knappschaftsbezirke, Einführung einer leicht verständ- Ilchen Statistik im Bergwesen. Dayda. Der verschwundene 12 Jahre alte Sohn der Familie Hegewald ist in Chemnitz angehalten und der dortigen Polizei übergeben worden. Der leicht sinnige Bursche sieht nun der Rückholung ins Vater haus entgegen. Zwickau. Der hiesige Gewerbeoerein hat sich auf eine Anfrage der Handels- und Gewerbekammer zu Plauen bezüglich der Sonntagsruhe im Handels gewerbe dahin ausgesprochen, 1. daß die öffentlichen Inserate, welche bei d«, bedeutenden Auflage des BlatteS eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle» Lheile, di- Spaltenzeile MPfg. wollen erfahrene Jäger die Bemerkung gemacht haben, daß die Rebhühner von Jahr zu Jahr abnehmen. Ein alter Waidmann erzählt, das vor 40 Jahren selten an einem Jagdtage unter 80—90 Hühner geschossen wurden; jetzt ist man schon mit 20—30 zufrieden. Das Rebhuhn hat sich bekanntlich von Mittelasien und Mitteleuropa nach Nordeuropa verbreitet und hat hier in den angebauten buschigen Ebenen sich recht gut ern- gewöhnt. Aber es ist an vielen Stellen zu wenig ge pflegt und geschont worden. War das Frühlingswetter naß, ist ein frühzeitiger Jagdbeginn stets vom Uebel. Deshalb sollten die Jäger in Gegenden, wo die Hühner noch zu klein sind, lieber noch einige Zeit warten. K Glashütte. Zur 20jährigen Feier des Sedan tages hat der hiesige Militäroerein sämmtliche hiesige Vereine und Korporationen eingeladen. Am Sedan tage früh 5 Uhr ist Weckruf, Abends 6 Uhr großer Festzug vom „Kaiserhof" aus durch die Stadt, Abends 8 Uhr im Gasthof „zum goldnen Glas" patriotischer Abend, bestehend in Prolog, Gesängen und Vortrag mit darausfolgendem Tanz. H Poffendorf. Zur Vorfeier des 20jähr. Sedan festes soll Sonntag, den 31. d. M., im hiesigen Schu- mann'schen Gasthofe ein patriotisches Volksfest statt finden. — Der Bau des Steigergerüstes, welches im Garten des Feuerwehrkommandanten, Hrn. R. Brühl, aufgestellt ist, schreitet seiner Vollendung entgegen und können die Uebungen an demselben demnächst beginnen. - Hänichen. Der hiesige Militärverein „Königin Karola" beabsichtigt, das 20jähr. Sedanfest in echt patriotischer Weise zu feiern. Für den Abend des Festtages ist u. A. ein Fackelzug geplant. Niederbobritzsch. Am Mittwoch Abend brannte das unterhalb der Kirche von Oberbobritzsch gelegene Bäckereigrundstück des Bäckermeisters Schöne bis auf die Umfassungsmauern nieder. Die Entstehungsursache ist unbekannt. Den vereinten Anstrengungen der beiden Ortsspritzen und der Oberbobritzscher Feuerwehr gelang es, das benachbarte Gehöfte des Gutsbesitzers Kost zu erhalten. Leider wurde einer der Feuerwehr männer, Schneidermstr. Keller von Oberbobritzsch, durch ein Stück herabsallenden brennenden Schiefers em pfindlich an der Hand verletzt, sodaß derselbe dauern den Schaden daran tragen dürste. Dresden. König Albert und Prinz Georg werden sich am 2. September nach Leipzig begeben, und den in der dortigen Umgegend stattfindenden Ka vallerie-Manövern beiwohnen. Das königl. Palais in Leipzig wird zur Aufnahme der hohen Herrschaften bereits in Stand gesetzt und wird am genannten Tage eine größere Hostafel stattfinden. — Königin Karola wird bis zum 15. September in Blankenberghe verweilen. Von dort trifft dann die Königin direkt in der Villa Strehlen ein, wohin kurz zuvor das Hoslager von Pillnitz verlegt wird. Die Luftkur sagt der hohen Frau ausgezeichnet zu. — Nach einer von der kgl. Brandversicherungs kammer veröffentlichten Zusammenstellung sind im vorigen Jahre in unserem Lande durch eine große An zahl Blitzschläge Schadenvergütungen veranlaßt worden. Jnsgesammt werden 551 Blitzschläge ange führt, von denen 114 als zündende und 437 als kalte Schläge verzeichnet sind. Von der Gesammtzahl der Blitzschläge, welche Schaden verursacht haben, entfielen 54 auf den Bautzener, 160 auf den Dresdner, 131 auf den Leipziger und 206 auf den Zwickauer Kreis. Die zündenden Blitze vertheilten sich so, daß auf den Bautzener Kreis 20, auf den Dresdner 45, auf den Leipziger 17 und auf den Zwickauer 32 entfielen. Es fällt hierbei die große Zahl der durch Blitze herbeige führten Brände im Dresdner Kreise auf, und es ist deshalb zu erwähnen, daß im Bezirk Pirna allein 14 derartige Brände vorgekommen sind, während in keinem anderen mehr als sieben, meistens weniger zu ver Die „Werßeritz-Zertim-" erscheint wöchentlich drei mal: DienStatz, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Ufa. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan flalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be- , , stellungen an. SDL L la T Stz 1° S M » M«, ».».,1....«.« »->-«-» - zu Dippoldiswalde und Irauenstem Verantwortlicher Redacteur: Paul Ahne in Dippoldiswalde. Sonnabend, dm 30. August 1890