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» A«»gab« ^ mit Dresden und in Oesterreich - Ansuab« 0 Dresden und in Oesterreich > Be»ug«prr«»i Beilage oiert-IjSbrllch 2,1» ^ In ^a„^ Deiüschiand frei Haus 2,52 ^ dier!el>lst»rllch1,80^ frei Haus In mnz Deutschland frei HäuS 2,22 i,U7 K, — Einzel-Nummer I» Wochentags erscheint die Zeitung regelmäßig in den ersten NachmUtagSstunbcn; Unabhcingrges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit «irit NirteVhattrrngsdsilage Die illustvievte Zeit »- Anzeigen, Annahme von Gcschäftsanzeigen bis 10 Uhr, von Famtlien- anzcigen bis 1» Uhr, Preis für die Petil-Spallzcilc 20 in> RcNamcteil »» Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher auf- gegebene Anzeigen können wir die Veranlwortlichkcit für die Richtigkeit des Textes nicht übernehmen, Redaktions-Sprechstunde: 1V bis II Uhr vormittags, Für Rückgabe cingesandler Schristft, macht sich die Redaktion nicht verbindlich: Rückicndung erfolgt, wenn Rückporto bei- gcsügt ist. Brieflichen Anfragen ist Antwortsporto bcizufügcn. 189 SefchSstMelle und Redaktion DreSdeu.A. 1«, Holbeluftratzo »S Donnerstag den 19. August 1915 Fernsprecher 21386 14. Jahr« Vov Brest-Litowsk Vor Vreft-Litowsk In Eilmärschen nähern sich die Armeen der Verbün deten von Nord und Nordwest, von West und Südwest dem Mischen Hauptwaffenplatze am Bug, der größten Festung, -ie das russische Reich besitzt, Brest-Litowsk. Wohl hat es nlwt seitens des au Zahl noch immer mächtigen Feindes an vililreichen Versuchen gefehlt, den Vormarsch der verbün deten Armeen zu verzögern, ja ihn zum Stehen zn bringen, aber, auch die verzweifeltsten Anstrengungen er wiesen sich als vergeblich. Hindernis um Hindernis wurde genommen, Widerstand um Widerstand gebrochen, eine Ver teidigungsstellung des Feindes nach der anderen erstürmt und der mit verzweifeltem Mute sich heldenmütig wehrende Gegner von Abschnitt zu Abschnitt immer wieder zum Rück zug gezwungen. Und es war fürwahr kein militärischer Lpaziergang, der unsere Armeen nach der Einnahme von Lublin und Eholm, von Jwangorod und Warschau und nach dem Durchbruch der Festungslinie am Narew in erstaunlich kurzer Zeit das Gebiet zwischen Narew und Bug und zwischen Weichsel und Bug fast zur Gänze gewinnen ließ.« Oft galt cs, dem hartnäckig sich wehrenden Gegner Schritt für Schritt iu blutigen Nahkämpfen das zäh verteidigte Gelände abzu- ringen und die letzten 14 Tage des siegreichen Vormarsches bedeuten eine.ununterbrochene Reihe großer Verfolgungs- iind Durchbru'chskämpfe, aber auch eine gleichgroße Zahl glänzender Siege und Waffencrfolgc. Nunmehr stehen unsere siegreichen Armeen unweit von Brest-Litowsk und Bielostok, also vor jener Linie, an der die russische Oberste Heeresleitung, soll man diesbezüglichen Auslassungen der russischen und sonstigen gegnerischen Presse Glauben schenken, das russische Heer neu organi sieren sollte und zn einem gewaltigen Gegenschlage gegen die Armeen der beiden Zentralmächte auszuholen gedachte. Die endlose Reihe der erfolgreichen Waffentaten der verbündeten Armeen in den letzten Monaten wurden vom Vierverbande nicht als Siege der Unsrigen und als Niederlagen der Russen hingestellt, sondern als beständiges Fortschreiten der «Zentralmächte auf dem Wege in ihr sicheres Verderben. So entstellt und verdreht konnte man seit Wochen die währe Kriegslage im Osten in den Blättern und Zeit schriften des Viervcrbandcs geschildert sehen, um die infolge des immerwährenden und so tief ins russische Gebiet cin- driugenden Vormarsches der Heere der Zentralmächte immer beunruhigter werdenden Gemüter der eigenen Bevölkerung zu beschwichtigen. Wir glauben nicht an die militärischen Ueberraschungen, die nunmehr nach Aussage der Viervcrbandspresse die russische Heeresleitung für unsere sieggewohnten Truppen in der Linie Brest-Litowsk—Bielostok—Grodno—Wilna aufgespart haben soll. Die wirkliche Kriegslage im Osten läßt vielmehr erwarten, daß die nächsten Tage und Wochen für unsere Gegner selbst große und unangenehme Ueber- raschungcn bringen dürften. Ist doch das Gebiet von Brest- Litowsk von unseren konzentrisch vordringenden Armeen bereits zum großen Teile umfaßt, indem im Norden und Nordwesten die Armeen Scholtz und Gallwitz die Gegend von Briansk erreicht haben und die Verbindung zwischen Brest-Litowsk und Bielostok bedrohen, die Arnieen des Prinzen von Bayern und Woyrsch den Bug nordwestlich Brest-Litowsk teilweise bereits überschritten haben und Teile der Armee Mackensen von Süden her am rechten Vug- ufer im Anrücken sind, während die Armee Erzherzog Josef Ferdinand sich bis auf 2l> Kilometer der Westfront der Festung genähert hat. Dazu kommt noch die ernstliche Be drohung von Wilna—Dllnaburg durch die Armee Below und der am Mittwoch erfolgte Fall von Kowno, der dle Truppen der Armee Eichhorn in den Rücken der neuen Verteidigungsstellung des russischen Heeres führen muß. Schon diese kurze Skizze der wahren Kriegslage ergibt die Unmöglichkeit eines längeren Wider standes des russischen Heeres in der beabsichtigten Linie bei Brest-Litowsk—Bielostok. Wohl dürfte es hier zu harten, tagelangen Kämpfen kommen, bis der letzte Widerstand des russischen Heeres gebrochen ist, falls nicht die russische Heeres leitung. wie an der Weichsellinie, es vorzieht, das Heer rechtzeitig in Sicherheit zu bringen, um cs vor dem mög lichen Verderben im Siimpfgebietc des Dnjepr und Fripet zu bewahren. Ar MM «mW Zum Zusammentritt des Reichstages Berlin, Ist. August. Zu guter Zeit tritt der Reichs tag heute wieder zusammen. Während seiner Sommer- ferien hat der Krieg im Osten einen überaus günstigen Verlauf genommen, den wir der Tapferkeit unserer Truppen und den hervorragenden Fähigkeiten ihrer Führer verdan ken. Die heute beginnende Sihungreihe wird wahrschein lich kurz sein, aber nicht weil es dem Hause an Arbeits freudigkeit gebricht, sondern weil der Krieg erzieherisch ge wirkt hat. Der Reichstag erblickt seine Aufgabe nicht mehr im Reden, sondern im Handeln. — Nach der „Germania" erwartet man vom Reichstag Abhilfe bezüglich des Lebcns- mittelwnchers. Deutschland müsse zeigen, daß es auch im wirtschaftlichen und sozialen Leben ein Land der Ord nung sei. Der russische Landsturm Wie der „Voss. Ztg." ans Petersburg gemeldet wird, hat der Minister des Innern sämtliche Gouverneure ange wiesen, die Liste des Landsturms 2. Aufgebots aufzustellen. Rund 414 Millionen Flüchtlinge aus den besetzten Gouvernements befinden sich nach der „Voss. Ztg." gegenwärtig im Innern N n ß lands. Aus den bedrohten Gebieten dürften noch weitere 2 Millionen Flüchtlinge zu erwarten sein. Uebcr die Einschließung von Brest-Litowsk berichtet das „Berl. Tagebl.": Die Heeresgruppe Mackensen hat sich bis auf Tragweite der schweren Geschütze dem süd westlichen Außengürtel von Brest-Litowsk genähert. Teile der Heeresgruppe Hindenburg drückten die russische Front westlich von Bielsk durch. Besprechung der feindlichen Finanzministcr Der englische, französische und russische Finanzminister bereiten, wie den Morgenblättern aus dem Haag berichtet wird, eine Zusammenkunft zur Besprechung gemeinsamer Finanzintcressen vor. Ter italienisch-türkische Konflikt Turin, 18. August. Der römische Korrespondent der „Stampa" meldet, Sonnino hat gestern den türkischen Bot schafter Naby Bei empfangen. Man glaubt vermuten zu dürfen, daß es sich um die Forderungen der Tür kei handelt, daß sie von ihrem Vorgehen gegen italienische Untertanen in kürzester Frist abstehe. Die Unterredung hat also die Bedeutung eines Ultimatums an die Türkei. Die Rückkehr aller bisher abwesenden Minister nach Nom dürfte mit dieser Frage im Zusammenhang stehen. Wirbelsturm London. 19. August. (W. T. B.) Wie das Reuterschc Bureau aus Neuyork meldet, wurde Texas von einem großen Wirbclftnrme heimgesucht. Zur griechischen Kabinettsbildung Athen. 17. August. (W. T. B.) Agence d'Athenes. (Verspätet cingetroffen.) Der König hat Venizelos beauf- tragt, ein neues Kabinett zu bilden. Der Führer der Mehr heit hat um eine Bedenkzeit von 4 Tagen gebeten, um die Lage zu prüfen. Die Frist ist ihm gewährt worden. Gelyncht London, 18. August. Ans Neuyork wird gemeldet: Leo Frank, der vor zwei Jahren ein Fabrikmädchen in Milledgeville in Georgia ermordete und vom Gouverneur zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt worden war, wurde von 25 bewaffneten Männern aus dem Gefängnis geholt und an einem Baum aufgehängt. Die russische Armee und ihre Generäle Im k. n. k. Kriegspressegnartier, 17. August, schreibt Kirchlelmer dem V. L.-Anz.: Heber die russische Armee wurden mir gelegentlich meiner letzten Frontreise von anscheinend ausreichend infor mierter Seite folgende Auskünfte gegeben: Tie russischen Offiziere stimmen darüber überein, daß ein Grund dafür, daß ihre Armee nunmehr zum Aufgeben der einstigen großen militärischen Errungenschaften gezwungen wurde, die schweren Verluste nach diesen Kämpfen sei. Die Stärke der auf dem Hauptkriegsschauplatze im freien Felde operierenden russischen Streitkräfte sei auf etwa zwei Millionen gesunken. Die zahllosen Ver wund e t c n t r a n s p 0 r t e wurden damals nicht durch Russisch-Polen, sondern über Ost-Galizien, vornehmlich n ach Südrußland weitergeleitet. Als die große Offen sive der Verbündeten gegen Norden ausbrach, wurde die russische Armee in drei große Fronten gegliedert. An der wichtigsten, der Südwestfront, kommandierte General Iwa now, etwa von Warschau bis zum Bug. Sein Stabschef war General Dragomirow. Als Unterkommandanten nannte man zwischen Weichsel und Wieprz, gegenüber dem Erz herzog Joseph Ferdinand, den General Junakow, der sich auch zeitweilig in Lublin aushielt. Zwischen der Wieprz und dem Bug dem General Ewertb, der der Armee Mackensen gegenüberstand', General Ewerth war im Vorsommer an Stelle des Generals Baron Salza zum Kommandanten der vierten Armee ernannt worden, wo er mit eiserner Hand die Panik niederhielt, die nach der'Schlacht bei Krasnik bei den Russen eingerissen war. Ter Armee train floh damals bis nach Lublin, und Baron Salza erhielt seine Abberufung vom Oberkouimandierenden mit den lako nischen Depeschenworten: „Vorwärts oder wog! " Oestlich des Bug befehligt General Mischtschenko, die Nord- Westfront stand unter dem Kommando des Generals Nuskij, als dessen Stabschef General Tanilow genannt wird. Diese Front reichte von Warschau bis an den Njemen. In letzter Zeit wurde General Nuskij zum Befehlshaber des äußersten rechten Flügels ernannt. Diese Front, etwa vor Peters burg und zugleich strategische Hauptreserve, unterstand bis her dem General van der Flict. Eine eigene Front bildet die Armee im Kaukasus, von der ein kürzlich in Lublin eingetroffener russischer Offizier berichtete, daß auch dort dieTürken erfolgreich vorgerückt seien. Noch immer beliebt soll der General Radko Dimitriew sein: er wird als echter Kriegsgeneral angesehen. Sein Unglück zu Beginn der Mai-Offensive wird einer Intrige zngc- schrieben, die der Stabschef der Armee Iwanow, der General Dragomirow, gegen Dimitriew spielen ließ. Als nämlich der Kommandant der dritten russischen. Armee in den letzten Tagen des April von den bevorstehenden bedrohlichen Unternehmungen der Verbündeten Kenntnis erhielt, befand er sich in der unangenehmen Lage, daß mehrere seiner Divi sionen gegen Leniberg abgezogen waren. Sie hatten dort anläßlich des Besuches des Zaren den S i ch e r u n g s d i e n st an der Eisenbahn zu versehen so wie Paradczwcckcn zn dienen. Als nun General Dimitriew unter Hinweis auf die für seine Armee bedrohliche Lage um sofortige Verstärkungen bei der Armee Iwanow ersuchte, soll, wie in russischen Offizierskreisen erzählt wird, Iwanows Stabschef General Dragomirow diese Depesche zir rst ckg eh alten haben: General Dragomirow, einst dem General Radko Dimitriew unterstellt, soll mit ihm in Feindschaft leben. Radko Dimitriew führt angeblich auch zurzeit noch ein höheres Kommando. Großfürst Nikolaus Nikolajewitsch, der von seinen Generälen gefürchtet, bei den Frontoffizreren jedoch äußerst beliebt ist, ist mit seincin engeren Stabe sehr beweglich und erscheint bald auf diesem, bald auf jenem Punkte der Front. Der Mangel an Offi zieren im russischen Heere lasse sich nicht verbergen. Die Mannschaft äußere unverkennbare Zeichen von K r i e g s m ü d i g k e i t. Wie es um die Munitions- crzeugnng in Rußland bestellt ist, erhelle ans dem Um stande. daß in dem fabrikrcichen Lublin keinerlei Artillerie geschosse erzeugt wurden. Alles kam aus Warschau. Brest- Litowsk darf von Durchreisenden nicht betreten werden. Da mit einem Ende» Juli ausgegebenen Befehle der Festnngsrayon bis Lubartow ausgedehnt wurde, befinden sich die Verbündeten jetzt schon im Bereiche der Festung Brest-Litowsk.