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- . 266^ Mittwoch, dm 14. November. 188^ Erscheint täglich, mit Ausnahme der Lonn- und Festtage, abends für den fol genden Tag. -Preis vierteljährlich 1 M. so PK., monatlich so Pfg., Einzel-Nrn. S Pfg. Bestellungen nehmen alle Post- anstalten, Postbolen und die Ausgabe stellen des Tage blattes an. Inserate werd« : mit s Pfg. für «» gespaltene N°rpu» heile berechnet- Kleinster Inserat«» betrag so Pfg. Komplizierte und ta bellarische Inserat» , «ach besondere« , Tarif. Inseraten - Anna-« für die jeweUigg Abend-Nummer bi» vormittag» 10 N-L Äintsblatt der Lönigl. Rmtshauptmannschaft Flöha, -es Königl. Amtsgerichts und -es Stadtrats zu Frankenberg. auf die Monate November und D-zem- bee werden von uns, allen Postanstalten und den Zeitungsboten angenommen. LlxpoÄLtL«»» S«« örtliches und Sächsisches. r Frankenberg, 13. November 1888. 's Schon gleich nach den ersten Tagen des Novembers hat diesmal der Winter, wenn auch vorläufig noch nicht von Schnee begleitet, seinen Einzug gehalten. Wenn somit sein Anfang sich als ein ungewöhnlicher geltend macht, so ist nur zu wünschen, daß nicht etwa sein wer» terer Verlauf auch durch außerordentliche Strenge sich auszeichnet. Die Kälte, die er uns in der vergangenen Woche gebracht hat, mußte um so empfindlicher werden, als ihr recht hohe Wärme voranging und der Uebergang daher ein recht schroffer war. Gewöhnlich vollzieht sich das Herannahen der kalten Zeit nur allmählich, es kom- men erst im Oktober vereinzelt einige Nachtfröste, dar nach im November wohl einige Tage, die in den Mit tagsstunden noch Wärmegrade, aber vom Abend bis zum folgenden Morgen Kältegrade aufweisen und, weil ihre Mitteltemperatur schon unter 0 liegt, „Frosttage" ge- nannt werden, endlich kommen dann, meistens im De zember, die ersten „E.Stage", an denen sich das Ther- mometer gar nicht mehr über den Gefrierpunkt erhebt. Heuer war nun wohl im Oktober mehrmals am Mor gen Frosttemperatur zu beobachten, mit Beginn des No vember» kam jedoch, ohne die gewohnte allmähliche Ueber- leitung, ein sehr jäher Rückgang der Wärme und ein plötzlicher Eintritt der Kälte. Vom 1.—4. November erniedrigten sich die Tazesmittel bereits recht fühlbar. Der 5. November brachte abends Frost, und seine Nach folger waren schon „EiStage". Am tiefsten sank das Thermometer in der Nacht zum Donnerstage, die mete orologische Station verzeichnete — 11 Gr. 6. Vom Freitag bis heute konnten wenigstens in den Mittags stunden Wärmegrade beobachtet werden. Aehnlich waren die Temperaturen auch in den anderen LandeSteilen: auf dem Gebirge sind bis — 13 Gr. 0. vorgekommen. In den Alpen war die Temperatur wie bei uns. Ebenso überall in Oesterreich-Ungarn. Natürlich bildete da« ge samte Rußland ebenfalls ein großes Frostgebict, selbst in Odessa wurden — 7 Gr. 6. verzeichnet, die strengste Kälte herrschte jedoch mit — 17 bis 18 Gr. 6. im mittleren Rußland, zwischen Moskau und Kiew. In sehr vielen Gegenden ist Schnee gefallen, meistens aber nur in geringen Mengen. Ergiebige Schneefälle stellten sich nur in der Ostschweiz, in Kroatien, sowie im südli chen Ungarn und nördlichen Serbien ein (das Schnee wasser ergab z. B. am Donnerstag auf dem SäntiS 15, in Agram 10, in Pancsowa 22 mm). — Wegen Herstellung falscher Hundertmarkscheine und Fälschungen von Wechseln im Betrage von 8000 M. und wegen Betrugs wurde vor einigen Tagen der Kartonnagenfabrikant Wugk aus Oschatz (über dessen in Riesa erfolgte Verhaftung wir s. Z. berichteten) vom Leipziger Schwurgericht verurteilt. Die Strafe lautete auf vj Jahre Zuchthaus, 10 Jahre Ehrverlust und Polizei aufsicht. Das unumwundene Geständnis des Angeklagten verhinderte eine härtere Bestrafung. Die Verhandlung fand unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. — Am dritten ZiehungStage der kgl. sächs. Landes- lotterte fiel in eine Oschatzer Kollektion ein 15000 Mark-Gewinn. Als Kuriosum wird nun von dort mit geteilt, daß d,e glücklichen Gewinnerinnen des einen Zehn tels zwei Negermädchen aus Kamerun sind, welche im Juni d. I. daselbst zum Schützenfeste Vorstellungen gä- AuetionsVekanutumchuua. Im AuctionSloeale des hiesigen Königs. Amtsgerichts hier sollen W «le» KE. Stv««« HL»»»»«, Nachmittags S Uhr verschiedene Pfandstucke, unter Anderem: 1 Schreibsecretär, 1 Kleidersecretär, 1 Regu- - 3 FAerbetttn, 2 Spanbetten, 1 Decimalwaage, 1 Wiegeblock, 1 Wurstpresse, 1 dieischnerdiges Wiegemesser, 1 Pökelfaß, 1 Schlachttroz, 1 Cylinderuhr, 1 Ancreuhr und derglei^n mehr gegen sofortige Bezahlung versteigert werden, was hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. " " » ' " - " o Frankenberg, am 12. November 1888. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts daselbst. -Grützner. - ' bcn und sich ein Los in der obenerwähnten Kollektion kauften. — Am vergangenen Sonntag vollzog sich in Leip zig in Anwesenheit der Vertreter der städtischen, StaatS- und Militärbehörden die Wiedereröffnung der abgebrann ten Lutherkirche an der Bismarckstraße. Damit ist das eine der beiden z. Z. unbenutzten Gotteshäuser seiner Bestimmung wieder übergeben worden. Die in der Er neuerung noch begriffene Thomaskirche wird bekanntlich endgiltig am 1. Weihnachtsfeiertage eröffnet werden. — Aus Markneukirchen wird berichtet: Als ein Beweis dafür, daß deutsche Arbeit im Auslande ange sehen und hochgeachtet wird, sei hier angeführt, daß vor kurzem der hiesige Zinngießer und Mechaniker Schorfig nach Milda bei Verona in Italien gerufen wurde, um dort in einer Kerzenfabrik, deren Besitzer Franzosen sind, die infolge eines Fabrikumbaues au» derselben herauSge- riffenen Maschinen wieder aufzustellen und einzurichten. Die betreffenden Maschinen sind früher von Scherfig in genannter Fabrik aufgestellt worden. — Im Laufe der Zeit hat sich die seit Anfang de» 18. Jahrhunderts im Erzgebirge angebaute Kartoffel über dasselbe dergestalt verbreitet, daß sie in den höchsten Gegenden desselben die größten Flächen des überhaupt in Kultur genommenen Landes bedeckt. Wird im Osten, in der Amtshauptmannschaft Pirna, die Fläche des von ihr eingenommenen Landes mit 1l Prozent, in der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde sogar nur mit 8 Prozent der Bodenfläche angegeben, so steigt sie in der Amtshauptmannschaft Marienberg auf 13,6 Prozent, Freiberg 14 Prozent, Flöha und Annaberg 15 Prozent, Schwarzenberg 16 Prozent oder fast der Anbaufläche. Je höher man im Gebirge hinaufsteigt, um so größere Flächen sind dem Anbau der Kartoffel gewidmet; um so geringer wird aber der Ertrag, und gerade dort, wo der Kartoffelbau die größten Ackerbauflächen bedeckt, gerade dort ist der Ertrag am geringsten und unsichersten. Nicht die Bodenbeschaffenheit ist eS, welche den Ausschlag giebt, denn die Kartoffel gedeiht auf dem verschieden artigsten Boden, sondern die Höhenlage mit ihren großen Schwankungen und Gegensätzen in den klimatischen Ver hältnissen. — Zur Warnung veröffentlicht das Aachener „Echo der Gegenwart" folgende Zuschrift: „Damen, welche Trauer anlegen müssen, diene folgende Mitteilung zur Beachtung. Muttir und Tochter von hier, welche durch den Tod eines nahen Anverwandten in Trauer versetzt wurden, versahen ihren Hut mit einem Schleier aus sogen, englischen Cröpe. Nach wenigen Monaten stellte sich bei beiden ein Augenübel ein, das bald die Hilfe eines Augenarztes erheischte. Dieser erklärte, daß der Schleier, der Giftstoff- enthalte, das Augenleiden herbei geführt habe. Der jüngeren Dams konnte noch geholfen werden; die Mutter hatte j doch bereits soviel von ihrer früheren Sehkraft cingebüßt, daß sie ihr nur zur Not mit einer Brille nachhelfen kann und nachhelfcn muß. Man vergewissere sich also beim Ankauf solcher Gegen stände, daß dieselben keine den Augen und der Haut schädlichen giftigen Stoffs enthalten." — Unfälle und Vergehen. In Chemnitz ist am Montag vormittags gegen H12 Uhr ein 8 Jahre alter Knabe ans der in der 3. Etage gelegenen Wohnung ans die Strastc herab- gestürzt. Das Kind war nach einigen Minuten tot. Der unglück liche Knabe hat vermutlich zum Fenster heraussehe» wollen und hierbei das Gleichgewicht verloren. — Ein Zimmergeselle ans Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Die kaiserliche Familie wird am 22. d. M. vour Marmorpalais in das Berliner Schloß übersiedeln. Der Kaiser war in der vorigen Woche von einem, bei der jetzigen Witterung leicht erklärlichen Hexenschuß heimge sucht. Wie die Teilnahme an der V usterhausener Jagd» beweist, ist der Monarch von diesem Erkältungsleide»- wieder hergestellt. — Der Herzog Mox in Bayern (geb. 4. Dezember 1808) ist von einem Schlaganfalle betroffen worden. Der Zustand des greisen Fürsten, des Vaters der Kai serin von Oesterreich, ist sehr bedrnklich. — Die „N. A. Z." bringt an der Spitze threr Montag-Abendausgabe wiederum einen gegen den fran zösischen Chauvinismus gerichteten Artikel, in dem eS also heißt: „Wir finden im „Rappel" einen längeren Artikel über die Zusammensetzung der französische« Fremdenlegion, in dem cS u. a. heißt: Es befinden sich in der sogen. Fremdenlegion 8000 — sage acht Tausend — Elsaß-Lothringer, welche durch die einfache Thatsache, daß si: in französische Dienste getreten sind, die Tradi tion w verlegen, der Frankfurter Vertrag hätte sie z« Feinden Frankreichs gestempelt — 8000 Mann, welche wir ausrufen hören: „Man sagt, daß wir keine Fran zosen mehr seien; hier st.'hen wir und beweisen, daß unser Blut Frankreich gehört!" — 8000 Mann, welche sehr wohl wissen, daß der Tod ihr sicheres Los sei« würde, wenn man sie zu Gefangenen machte, und die trotzdem unbeugsam auf dem von ihnen gewählten Poste« verharren. — Da dem so ist, so fragen wir: Weshalb sitzt man nicht an Stelle des Namens „Fremdenlegion" den „das Regiment von Elsaß-Lothringen?" Wir wür den keine Notiz von derartigen Expektorationen nehmen, w-nn irgend ein beliebiges Blatt dieselben gebracht hätte, wir sind an Schlimmeres gewöhat und machen un» nichts daraus; allein für jeden, der zivilisierte Anschau ungen besitzt, muß, es auffällig sein, daß ein Blatt, dessen Eigentümer nach den uns zugegangenen Nachrichten ein französischer Minister, nämlich Herr Lockroy, ist, gegen einen befreundeten Nachbarstaat in der Weise schreibe«. Bekanntmachung. Die an der Pockau-Olbernhauer und Flöha-Reitzenhainer StaatS- eiseubahn von Falkenau bis Marienberg anstehenden Korbweiden sollen auf dem Stocke verkauft werd-n. Die Weiden sind vom Käufer selbst zu schneiden. Angebote, bezogen auf 1 Centner geschnittene W.iden, nimmt das unterzeichnete Bureau bis zum IS. d. Mts. entgegen. Flöha, den 12. November 1888. Königliches Abtheilungs-Jugenieur-Bureau. Zetteritz wollte am Sonnabend abends II Uhr in Erlau be Mittweida, während der Zug auf dieser Station hielt, noch vor der Lokomotive das Gleis überschreiten, kam aber zu Falle und wurde überfahren. Der Kopf wurde dem unglücklichen Manne buchstäblich vom Rumpfe geschnitten. -- Als der Sonntag vor mittag 12 Uhr 15 Minuten von Dresden nach Chemnitz fahrende Zug die Station Hainsberg verlassen hatte, warf ein Passagier zum großen Erstaunen der Mitreisenden seinen Hand koffer zum Fenster hinaus, öffnete dann die Thür und sprang selbst hinaus. Der Unbesonnene hatte in Hainsberg das Um steigen verpaßt. In Hainsberg wurde der durch den Sturz auf das Schienengeleis ziemlich schwer Verletzte ärztlich behandelt und mit dem 4 Uhr-Zuge nach Dippoldiswalde, seinem Reiseziele, transportiert. Das Hinanswersen des Kosters und das Nach- springen hatte sich so schnell vollzogen, daß kein Mitfahrender inr stände gewesen, die Ausführung zu verhindern. — Ein Polizei- beamter in Erfurt nahm am 7. d. einen armen Taubstummen fest, welcher mit einem Atteste in der Hand von Haus zu HauS gegangen war und gebettelt hatte. Wie aber erstaunte der Be- ainte, als auf dem Transporte nach dem Rathause die Zunge deS armen Teufels sich löste und dieser rief: „Herr Wachtmeister, ich will's Ihnen nur sagen, ich bin nicht taubstumm. 4 Wochen habe ich durch meine Verstellung herrlich und in Freuden gelebt, aber nun wird's Zeit, daß ich nach Zeitz (Korrektionsanstalt) komme!' Er entpuppte sich als ein Dachdecker ans Dautenheim,-ber Eisenberg.