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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint . e e e Abonnement SKLS-- «Mik des Lmtsgmchts Libenstsck ---s-L sertionSprei«: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur: E. Hanvebohn in Eibenstock. 128. Dienftlig, de» 3V. Ollobcr 1884 Bichcmfchr in Wiitigschal. Wegen des auf Mittwoch, den 31. dieses Monaes fallenden ReformationS- festc» findet die Vieheinfuhr in WittigSihal nicht an diesem Tage, sondern Donnerstag, den 1. November d. Js. statt. Schwarzenberg, am 28. Oktober 1894. Königliche Amtshau-tmannschast. Frhr. v. Wirstng. Wglr. Die in Gemäßheit von Art. II 8 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetzblatt Seite 245 flg. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarktortes Zwickau im Monat Septbr. er. festgesetzte und um Fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gemein den, resp. Quartierwirthen im Monat Oktober er. an Militärpferde zur Ver abreichung gelangende Marschfourage beträgt: 7 M. 35 Pf. für 50 Ko. Hafer, 3 ,, 68 ,, ,, 50 ,, »en und 2 ,, 63 ,, ,, 50 ,, Stroh. Schwarzenberg, am 27. Oktober 1894. Königliche Amtshauptmannschaft. Frhr. v. Wirstng. St. Bekanntmachung, die Deklaration zur Einkommensteuer betreffend. Anläßlich der Einschätzung zur Einkommensteuer für das Jahr 1895 sind in diesen Tagen Aufforderungen zur Deklaration des Einkommens er gangen. Diejenigen Personen, denen hierbei eine solche Aufforoerung nicht zugegangen ist, können eine Deklaration über ihr Einkommen bis 10. November d. Js. bei der unterzeichneten Stelle cinreichen, woselbst in der Stadtsteuereinnahme Formulare hierzu unentgeltlich abgegeben werden. Gleichzeitig werden alle Vormünder, Vertreter von Stiftungen, liegenden Erbschaften u. s. w. hierdurch aufgefordert, für die von ihnen bevormundeten Personen oder vertretenen Stiftungen u. s. w., insoweit sie ein steuerpflichtige« Einkommen haben, binnen gleicher Frist eine Deklaration allhier einzureichen, wenn auch die Zustellung einer besonderen Aufforderung hierzu nicht erfolgen sollte. Eibenstock, am 29. Oktober 1894. Der Rath der Stadt. »I-. Körner. Beger. Kerbfl-IahrmarkL (Kram und Viehmarkts in Eibenstock am 5. und 6. Movemöer 1894. Der Rath der Stadt. Der Rücktritt des Reichskanzlers. Der Reichskanzler Graf v. Caprivi hat Sr. Majestät dem Kaiser sein Entlassungs-Gesuch überreicht und Se. Majestät hat da« Gesuch ange nommen. Jngleichen ist auch dem König!, preußischen Ministerpräsidenten u. Minister des Innern, Grafen zu Eulenburg, die erbetene Dienstentlassung ge währt worden. Unter dem Eindrücke dieses wichtigen Ereignisses steht heute die gesammte politische Welt, die von ihm völlig überrascht worden ist. Konnte nach den un widersprochenen Meldungen der offiziösen Blätter an einem Gegensätze zwischen dem Reichskanzler und dem Grafen Eulenburg über wichtige und für den nächsten Kur« der Reichspolitik maßgebende Fragen kaum noch gezweifelt werden, so war doch von denselben Offi ziösen mit größter Bestimmtheit behauptet worden, der Reichskanzler habe die Mehrheit der preußischen Staatsminister für seine Anschauungen gewonnen, Se. Majestät der Kaiser billige durchaus die Absichten des Reichskanzlers und Graf Caprivis Anschauungen seien cS also, welche die einzuschlagende Reichspolitik wiederspiegeln werde. Dem Allen ist nun offenbar nicht so gewesen. Ten Rückhalt bei Sr. Majestät dem Kaiser und bei seinen Ministerkollegen, dessen er zur energischen und erfolgreichen Durchführung seiner Anschauungen un bedingt bedurft hätte, besaß Graf Caprivi eben nicht und die Konsequenz dieser Thatsache ist sein Rücktritt. Daran wird ohne Weiteres festgehalten werden können in der Hochfluth von Nachrichten, welche aus Anlaß de« zweifellos ungemein wichtigen Ereignisses sich zu ergießen schon begonnen hat, und demgegenüber erscheint cs im Grunde von untergeordneter Bedeut ung, welche Ereignisse oder Anschauungen im Spe ziellen e« sind, die zur Beendigung deS gegenwärtigen Zustande« in der Leitung unserer Reichspolitik geführt Haden. Auch darüber zu sinnen ist zur Zeit zwecklos, ob der gleichzeitige Rücktritt de« Grafen Eulenburg eine Ablehnung auch der von diesem StaatSmanne vertretenen Anschauungen darstelle oder aus welchen Verhältnissen sonst dieses Ereigniß zu erklären sei. Schon die allernächste Zeit wird, so steht zu hoffen, eine klare, alle Mißdeutigkeiten ausschließende Lage schaffen. E« wird dem nunmehr zurückgetretenen Reichs kanzler gewiß Niemand die höchste persönliche Achtung und die Anerkennung dessen versagen, daß er mit strengster Gewissenhaftigkeit und mit sittlichem Ernste seine- Amte« gewaltet hat und allezeit bestrebt ge wesen ist, mit rechtlichen und ehrlichen Mitteln allein die Ziele, die er sich gesteckt, zu erreichen. Die Frage nach dem Nachfolger de» Grafen Caprivi ist es naturgemäß, auf deren Beantwortung heute alles Erwarten drängt. Eine Gewißheit darüber, ob unter dem Dutzend hochgestellter Persönlichkeiten, welche die geschäftige „öffentliche Meinung" bereit« präsentirt, der neue Reichskanzler zu suchen sein wird, besteht zur Stunde natürlich noch nicht. Einen Finger zeig mag vielleicht die Thatsache gewähren, daß der Kaisers. Statthalter Fürst Hohenlohe aus Straßburg ohne sonst ersichtlichen Grund am Sonnabend in Potsdam eingetroffen und am Bahnhof von Sr. Majestät dem Kaiser erwartet worden ist. Wie gewaltig die Aufgabe ist, die seiner harrt, darüber kann sich der Mann, auf den die Kaiserliche Wahl sich richten wird, nicht täuschen. Aber auch darüber wird er hoffentlich nicht im Zweifel sein, auf welchen Wegen er die Reichspolitik führen muß, um die Zustimmung und die freudige Mittäterschaft aller derjenigen deutschen Patrioten sich zu sichern, welche als die Stütze des Vaterlandes sich noch immer bewährt haben und deren Zahl in Wahrheit größer ist, als inan nach vielen trüben Anzeichen unserer Tage fürchten müßte. Tagesgeschichte. — Berkin, 27. Oktober. Wie zuverlässig ver lautet, übernimmt Fürst Hohenlohe den Reichskanzler posten und das Ministerpräsidium. Unterstaatssekretär v. Köller wird Minister des Innern. Nachfolger des Fürsten Hohenlohe soll General Graf Waldersce werden. — Berlin. Von verschiedenen Seiten wird übereinstimmend als verbürgt gemeldet, daß Fürst Chlodwig Hohenlohe die ihm angetragene Nach folge deS Grafen Caprivi angenommen habe. Der bisherige Statthalter von Elsaß-Lothringen bringt damit dem Kaiser und dem Reiche ein nicht geringes persönliches Opfer. Gegen seine Stellung im Reichs lande tauscht er ein außerordentliche» Maß von Arbeit und Verantwortlichkeit ein, das ihn bei seinen hohen Jahren und angesichts der schwierigen Gesammtlage doppelt schwer belastet; sodann ist die Stellung de« Statthalters in Elsaß-Lothringen die höchst besoldete im Reiche, die deS Reichskanzler« dagegen sehr gering dotirt. Fürst Hohenlohe hat sich der patriotischen Pflicht noch niemals versagt, wenn e» Deutschland galt und wenn er heute dem Rufe de« Kaiser« Folge leistet, so bleibt er damit nur sich selbst und seiner ganzen politischen Laufbahn getreu, welche seit mehr al« einem Menschenalter der Einigung unserer natio nalen Kräfte gewidmet ist. — Der Reichskanzler Graf Caprivi hat, wie die „Köln. Ztg." meldet, al- Ches der deutschen Reichs bank da« seit 1889 in Kraft befindliche Verbot aufgehoben, russische Werthe zu lombardiren. Ausschlaggebend für diese Maßregel soll vor allem der Gesichtspunkt gewesen sein, daß der Beweggrund, der zu dem Erlaß des Verbot« geführt hatte, nach Wiederherstellung guter wirthschaftlicher Beziehungen mit Rußland inzwischen weggefallen ist. — In da« neue ReichStagsgebäude ziehen die Parteien in folgender Stärke ein: 61 Deutsch- Konservative, 28 Frei-Konservative, 12 Antisemiten, 99 Zentrum, 19 Polen, 51 Nationalliberale, 13 Frei sinnige Vereinigung, 23 Freisinnige VolkSpartei, 11 Süddeutsche VolkSpartei, 46 Sozialdemokraten, 31 „Wilde". — Der Senat von Hamburg und Lübeck hat die Einfuhr von lebendem Rindvieh und frischem Rindfleisch aus Amerika verboten. Nunmehr hat auch der preußische Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten folgendes Staats-Telegramm an die Regierungs-Präsidenten in Königsberg, Gum binnen, Danzig, Köslin, Stettin, Stralsund, Schles wig, Lüneburg, Stave und Aurich gerichtet: Nachdem an aus Amerika eingeführtem Rindvieh in Hamburg Fälle von Texasfieber festgestellt sind, ersuche ich, sofort Einfuhr von lebendem Rindvieh und frischem Rindfleisch aus Amerika zu verbieten. Viehsendungen, welche bi» einschließlich den 28. d. M. von Amerika abgegangen, sind unter Bedingung sofortiger Ab schlachtung noch zuzulassen. — Frankreich. Einem anarchistischen Attentatsversuch gegen die französische Deputirten- kammer ist die Polizei auf der Spur. Dem „Malin" zufolge wurde die Pariser Polizei davon in Kenntniß gesetzt, daß drei au» Poitiers, Lyon und Lille kommende Anarchisten ein Attentat gegen die Deputirtenkammcr versuchen würden. — Rußland. In dem Befinden des Kaisers von Rußland ist in den letzten Tagen eine Veränderung nicht eingetreten. Daß der Kaiser noch immer mit regem Interesse die RegierungSgeschäste begleitet, zu mal wo es sich um die Verwaltung der Armee handelt, davon zeugt folgende telegraphische Nachricht: Peters burg, 27. Oktober. In den russischen Kadettenkorps sind unlängst auf Befehl deS Kaiser« die Freistellen vermehrt worden. Die Eltern der in diesem Jahre in die Kadettenkorps in Moskau und SsimbirSk auf genommenen Kadetten hatten nun an den Kriegs minister Telegramme gerichtet, in welchen sie ihre Gefühle deS Dankes für die Kaiserliche Huld auS- sprachen und sagten, sie beteten zu Gott für die Ge sundheit de» Kaiser« und der Kaiserlichen Familie. Auf den hierüber vom Kriegsminister an den Kaiser erstatteten Bericht hat der Kaiser eigenhändig bemerkt: „Sehr erfreut" und „Ich freue mich und danke Ihnen."