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Dresdner Journal : 09.05.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186905091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690509
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690509
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-05
- Tag 1869-05-09
-
Monat
1869-05
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 09.05.1869
- Autor
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W104. Svimtaq, den '> Mai. IE Iv«llNt»tni,prtisr: I» loräil. Ls»,»,: : 6 Ulr. — «^Mrliek: 1 „ »s „ riol>«tlivd:— ., ,5 „ Lt»reI»vK»wwero: 1 „ l-vr«»»«» tritt MkrUeü L pklr. 8tei»p«Ilk«bubr, »u»»erb»ib a«» Korüä. Lo»ü«» K»»t u»ä 8t«wz»«l»u»cbl»x biltiu. Lnscratenpretsr: kür den K»»m eiosr e«»p»Iteoen 2eil«: 1 Kxr. llulvr „Linx«ii«r>at" äi« 2«il«: 3 K^r. LrschetM«: l'Kxliti», mit Xnsnxbm« ü«r 8oo» ooä bH«rt»x«, ^dvl«i» kür äe» lolxsoä«» DresdnerÄmmmI. Pecantw örtlichem Redactcur: I. G. HattMann. Inseralenannntzme auswärts: t« Na-xu-vuvrvx Oviull>i»loQÜr de» Dresdner .lournxl»; eüend»».: K Kxui «», I.t»ex Knur; 8»n>dnr^-N»rUN- Vi,ll-1.«ixrik L»«il-krxiiltkurt x n Nnsxuorxix t V- uin, üvrlin. Oxol'ivx'scbv ttii^kb., ltxrxNxr»»'» liurexii, ievr>»l.l'N ölu^sr: vremeu: K. 8c«l.uvv»; Lr«,Ixu: l. 81XXNLX'» ^»»«nevllburvxu, dexx», NiLl, l'xr t xvi krxnitkltrt x H : dx^or.n'seüs ljucbb.; Löt»! N-orxen, kxri»: Ilxvx», l,L» vir», Uvl.i.ira LOo., (8, Dine« d« in Nunrsoi; kr«^: la Knauien'» Uucbü.r Vi«u ^l.. Ovevl.r«. Hrrausgrber: Königl. Lvpsdition lies Dresdner donrn»!^ Drs»den, älnrienstr»»»« Ko. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 7. Mat. Seine Majestät der König l>a- ben zu genehmigen geruhet, daß der Oberhofmeister und Kämmerer August vonMinckwitz dm von Sei' nrr Majestät dem Könige von Preußen ihm verliehenen rothrn Adlerorden erster Class« annehme und trage. Bekanntmachung, die Eheschließungen österreichischer Unterthanen in hiesigen Landen betreffend. Nach Hiner Mittheilung der k. k. österreichischen Re gierung findet gegenwärtig nur noch in einigen weni gen Landern der österreichisch-ungarischen Monarchie, und zwar in Salzburg, Tyrol, Vorarlberg und Krain di« Ertheilung politischer Eheconscnse statt. In allen übrigen Kronländern diesseits der Leitha, als Oesterreich, Steiermark, Böhmen, Mäh ren und Schlesien, sodann im Küstenlande und in Kärnthen ist diese Beschränkung der Eheschließung durch Gesetz aufgehoben. In Galizien und der Bu - kowina besteht der politische Eheconsens ebenfalls we der gesetzlich, noch factisch mehr zu Recht, und in Dalmatien hat eine die Freiheit der Eheschließung ans polizeilichen Gründen beschränkende Einrichtung nie bestanden. Endlich ist auch in Ungarn und Sie benbürgen die Einholung politischer Eheconsense nicht erforderlich. Demzufolge kommen in Bezug auf die Eheschließungen österreichischer Unterthanen in hie sigen Landen, mit Ausnahme der Angehörigen der LänderSalzburg, Tyrol,Vorarlberg und Krain, die Vorschriften der Verordnung, die von Ausländern in Sachsen zu schließenden Ehen betreffend, vom 5. Fc- brnar 1852 von jetzt an in Wegfall. Dagegen wird von dergleichen Personen im Zweifelsfalle der Nach weis ihrer betreffenden Staatsangehörigkeit, sowie der nach der Gesetzgebung ihres Heimathstaats zu bcurthci- lenden persönlichen Fähigkeit zur Eheschließung zu erfordern sein. Zur Nachachtung für Alle, die es angeht, wird dies hiermit bekannt gemacht. Dresden, den 20. April 1869. Die Ministerien des Cultus und öffentl Unterrichts und des Innern. v. Falkenstein. v. Rostitz - Wallwitz. Forwerg. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachricht««. TageSgeschichte. Crnennunaen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nackrichten. Provinzialnachricktev. Eingesandtes. Beilage. Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Sonnabend, 8. Mai, Nachmittags. (W.T.B.) In der heutigen Sitzung des Reichstags erfolgte die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Gewährung der Rechtshilfe. Der erste Abschnitt (aus 19 Paragraphen bestehend) wurde nach der Vorlage unverändert genehmigt; der zweite Ab schnitt (die Necktshtlfe in Strafsachen betreffend) wurde an die Commission überwiesen. Wien, Freitag, 7. Mai, AbdS. (Tel. d. Boh.) Im Abgeordnetenhaus? wurde heute die NachtragSconven- tiou zum englischen Handelsverträge dem AuS- schußantrage gemäß abgelehnt. Die Regierung wurde (mit Zustimmung res Handclsministers v. Ple- ucr) zu einem neuen Uebrreinkommen auf Grund der vom Ausschüsse vorgeschlagenen Bedingungen ermächtigt. DaS Gesetz betreffs der Eisenbahn Przemnvl Luzkoff wird nach kurzer Debatte ge- nehmigt. Pesth, Freitag, 7. Mai. (Corr.-Bür.) Der Reichstag beschloß einstimmig, die Commission zur Regelung der Kiumaner Angelegenheit neu zu wühlen. Die Verfügungen behufs der Adresse wurden auf die morgende Tagesordnung gesetzt. Bern, Sonnabend, 8. Mai. (W.T.B.) Der Bundesrath hat die Anhänger Marzini'S auS den italienischen Grenzcantonen au-gennesen, Mazzini speciell auS den Cantonen Waadt, Genf, Neuen burg, Solothurn, Bern und Basel. Madrid, Freitag, 7. Mai, Abends. (W.T.B.) In der heutigen Sitzung der CorteS wurde ein Antrag Orense'S auf Gewährung vollständiger in dividueller Freiheit mit 124 gegen 58 Stimmen verworfen. Eine Regierungsvorlage fordert eine Anleihe von 1 Million Piaster bekufS LoSkaufS der Conscribirtcn der Provinz (nicht dcr Stadt) Madrid. Ein Gerücht behauptet, in Barcelona sei eine Verschwörung entdeckt worden. Zahlreiche Verhaftungen, darunter Offiziere und Priester, hätten stattgcfunden. (Vgl. unter „Tagesgcschichte".) London, Freitag, 7. Mai, NachtS. (W.T.B.) Da« Unterhaus beendete heute die Comitoberathung der irischen Kirchenbill. Die Annahme der Bill im Oberhause gilt für sehr wahrscheinlich. Ma- guire wird künftigen Dienstag die Verwerfung der O'Sullivan'schen AmtSentsctzunqSbill (vgl. unter „TageSgeschichte") beantragen. Der Sprecher lud 24 Zeugen in dieser Sache. Konstantinopel, Freitag, 7. Mai. Morgens. (W.T.B.) Bei dem Empfange der Minister an läßlich deS muhamedanischen Neujahrsfestes hat der Sultan eine Ansprache gehalten, die im We sentlichen folgenden Inhalt hat: Der Sultan hat das Ergebniß der Confcrenz als einen Fortschritt begrüßt und wünscht sich Glück zu der erreichten Anerkennung seiner Rechte, Dank der Mäßigung seiner Regierung und der von derselben be kundeten Achtung für die Rechte Anderer. Der Sul tan hofft, daß sich die Beziehungen der Pforte zu den übrigen europäischen Mächten in Zukunft noch besser gestalten werden. Nach nunmebriger Beschwichtigung der Unruhen auf Kandis wird der Sultan streng über die Durchführung der neuen Anordnungen wachen, welche die Wohlfahrt und Sicherheit der Bewohner dieser Insel gewährleisten. Der Sultan betont, daß der Kredit sich gebessert, die Einnahmen gesteigert, Han del und Ackerbau eine gedeihlichere Entwickelung genom men haben. Die Veröffentlichung des Budgets wird sich in kurzer Zeit als nothwendig (Herausstellen. Die Inanspruchnahme des Credits wird durch die Noth wendigkeit der Einführung neuer Waffen, sowie durch die für die Erleichterung des Baues von Eisenbahnen und öffentlichen Straßen und für die Organisirung der Justiz nothwendigen Ausgaben gerechtfertigt. Die von der Negierung zu tragenden Lasten nehmen im Ver- hältniß zur wachsenden Wohlfahrt der Bevölkerung zu. Der Sultan empfiehlt eine Sammlung aller geneh migten Gesetze und Anordnungen als dem Zcitbedürf- nisse entsprechend, um für die Fortdauer der durch diese Gesetze erlangten Wohlfahrt eine Bürgschaft zu ge winnen, und fordert schließlich alle Anwesenden auf, ihm ihren Beistand und ihre Mitwirkung auf der be tretenen Bahn zu leisten. TageSgeschichte. * Berlin, 7. Mai. Wie verlautet, ist cs nunmehr bestimmt, daß Ce. Maj. der König seine schon er wähnte Reise nach Hannover, Bremen und Oldenburg am 23. Mai antreten wolle. Kurz vorher begicbt sich Se. Majestät auf einen Tag nach Magdeburg. — Professor Hengstenberg, der schon vor Wochen an einer Lungenentzündung erkrankt war und sich nicht wieder erholte, so daß er seine Collegia nicht beginnen konnte, befindet sich, wie die „N. Pr. Z." meldet, seit einigen Tagen so schwach, daß an seinem Aufkommen sehr zu zweifeln ist. — Der französische Botschafter Benedetti ist gestern früh aus Paris hier wieder eingctroffen. — Die Commission des Reichstages, welche sich mit sämmtlichcn, auf die Branntwein steuer bezüglichen Petitionen vorgestern beschäftigte, hat sich mit 11 gegen 1 Stimme gegen die Erhöhung der Branntweinsteuer und mit 8 gegen 4 Stimmen für die Einführung der facultativen Fabriksteuer aus gesprochen. Sie hat mit diesem Votum ihre Arbeiten nicht beendet, wird sich vielmehr jetzt mit der Frage in Betreff der Erleichterungen, welche den rein landwirth- schaftlichen Brennereien zugewcndet werden sollen, be schäftigen. — Die „K. Z." meldet: In einer Confcrenz wurde vorgestern Abend die definitive Fassung der schweizerischen Verträge festgestcllt, so daß die Unterzeichnung binnen kurzer Frist zn erwarten steht. Es werden drei Verträge abgeschlossen werden; erstens: Handelsvertrag zwischen dem Zollverein und dcrSchweiz; zweitens: Additionalconvcntion zum Handelsverträge zwischen dem Norddeutschen Bunde und der Schweiz, wozu der Beitritt der süddeutschen Staaten offen ge halten wird, wegen der Actiengcscllschaften; drittens: eine Literarconvention zum Schutze gegen Nachdruck zwischen dem Norddeutschen Bunde und der Schweiz. ö. Berlin, 7. Mai. Das, was ich Ihnen für die heutige Reichstagssitzung telegraphisch m Aussicht stellte, eine Debatte über die gcsammtc Stcuerfragc zvgl. die gestrige Nummer), war bis zur Aufgabe der Depesche vollständig begründet. Nachher jedoch, be sonders auch nach der Zeit, wo der Herr Bundeskanz ler auf kurze Zeit im Sitzungssaal« des Reichstags erschien, war auf Grund einer Berathung der Partei führer beschlossen worden, die Absicht, die allgemeine Finanzlage und die vorgelegten oder noch zu crwar- ^nden Steuervorlagen heute einheitlich zu erörtern, a ..»geben. Vielmehr behandelte man nun die Wech- r elsteuer als eine Vorlage an sich, entkleidete sie »yres Zusammenhanges mit den übrigen Steuern und beschloß, sie an eine Commission zu verweisen. Hier durch erledigte sich zugleich auch die Annahme, daß, wenn von den Führern der Nationalliberalen erklärt worden sei, daß sie jeder Steuererhöhung widerspre chen werden, dann auch die Beendigung der jetzigen Reichstagssession vor Pfingsten wahrscheinlich sei. Denn dann wächst die Zahl der Abgeordneten, die absolut keine Stcucrerhöhung zu bewilligen gesonnen sind, so, daß ihnen die Mehrheit fast sicher ist und cs fraglich wird, ob die angekündigten Stcuervorlagen noch in dem zuerst in Aussicht genommenen Umfange erfolgen. Da sedoch die erwarteten Eiklärungcn heute nicht erfolgten, vielmehr für später vertagt wurden, so erklärte am Schluffe der Sitzung der Herr Präsident, daß er mor gen verschlagen wolle, die Sitzungen bis nächsten Frei tag incl. fvrtzusetzcn und vier Tage Ferien zu machen. Ueber die Dauer des Reichstags und die Einberufung des Zollparlaments schwirren jetzt die widersprechend sten Gerüchte, namentlich soll die Einberufung des Zoll- parlamcnts neuerdings wieder fraglick geworden sein. Indessen wird mir von glaubwürdigster Seite ver sichert, daß man seitcn der Schweiz den lebhaften Wunsch hege, den von ihr mit dem Zollverein abgeschlossenen Zoll- und Handelsvertrag sobald als möglich in Kraft treten zu lassen und den allerdings möglichen mndus vivendi ohne sofortige Ratification des Vertrags mit einer definitiven Regelung zu vertauschen. Dies würde allein schon die Einberufung des Zollparlaments uöthig machen. — Außer dem Wcchsclstempelgesctz genehmigte der Reichstag heute in zweiter Lesung das Gesetz, das die Wechselordnung und das Handelsgesetzbuch zu Bun desgesetzen erklärt. Aus der heutigen Sitzung möge Folgendes hcrvor- gehobcn sein: Der Abs,. Mende sucht unter Einschickung eines ärztlichen Attcstcs wegen Krankheit um Urlaub nach. Das Gesetz wegen Einführung von Teleg ra tz Heu fr cimarken wird angenommen. Die Commission zurBerathung des Antrags des Abg. Kratz, dicNayon- gcsctzgebung betreffend, hat sich unter dem Vorsitz des Abg. Generals v. Steinmetz constituirt, in dieselbe ist auch der Abg. Gebert (Sachsen) gewählt worden. In der Debatte über das Gesetz, welches die allgemeine deutsche Wechselordnung incl. der Nürnberger Novellen und das Handelsgesetzbuch als Bundesgesetze einsührt, lehnt man einen Antrag vr. Waldcck's ab, welcher vorschlägt, daß die Einsührungsgcsetze obiger Gesetze als Landcsgcsetze in Kraft bleiben sollen, jedoch auch für die Zukunft im Wege der Bundesgesetzgebung abgeändert werden können. Man nimmt vielmehr den betreffenden Paragraphen so an: „Die bei oder nach der Einführung der Wechselordnung, der Nürnberger Novellen und des Handelsgesetzbuchs iu die einzelnen Bundesstaaten oder deren Landeslbcile ün Wege der Landesgesetzgebung erlassenen Vorschriften bleiben als landes- gesetzliche Vorschriften insoweit in Kraft, als sie nur eine Er- ganrung und nicht eine Avanderung einer Bestimmung der Wechselordnung, der Nürnberger Novellen oder deS Handels gesetzbuches enthalten." 8 3 zählt di« auf die Einführung der Wechselord nung und dcs Handelsgesetzbuchs sich bezieheudcn lan- desgesetzlichen Vorschriften auf, welche in Kraft bleiben sollen. Dieses Verzeichniß findet keme Anfechtung. Bei 8 4, welcher scststtzt, daß u. A. auch die Bre mer Verordnung, welche die Löschung der Seeschiffe betrifft, als Landesgewtz stehen bleiben soll, auch inso weit sie eine Abänderung des Handelsgesetzbuchs ent hält, cntspinnt sich eine sehr lange Debatte. Der Bre mer Abg. Meier verwendet sich auf das Eindringlichste für die Aufrechterhaltung dieser Bestimmung. Er er fährt von verschiedenen Seiten Widerspruch, nament lich beantragt der Abg. Eysoldt (Sachsen) die Besei tigung dieser Ausnahme vom Handelsgesetzbuch. Abg. Eysoldt bemerkt, daß durch die Bremer Löschord- nuna nur die Interessen der Bremer Rheder, nicht aber die der Schiffer gefördert würden. Der norddeutsche Lloyd aber lösche seine Güter nicht nach den Grundsätzen der Bremer Ordnung, sondern nach denen deS allgemeinen Handelsgesetzbuchs. Die Aufrechterhaltung der Löschorduung widerstreite den Grundsätzen der Gewerbeordnung, der Bremer Handelsstaod besitze alle Mit tel, um etwaige Nachtheile, die aus dem allgemeinen Handels- gesetzbuche hervorgehen könnten, abzuwenden. Bremen brauche nicht besser gestellt zu sein, als Stettin. Wenn man aber irgend Jemandem das Opfern eines pecuniären Vortheils im natio nalen Interesse zummhen könne, so feien eS gerade die See städte. Diese hätten von der Gründung deS Norddeutschen Bundes bisher die größten Vorthcile gehabt, das müßten sie selbst bekennen. (Meier Bremen: Gewiß nicht!) Die Errich tung des Bundescousularwesens, die Kriegsmarine, die dem Bunde so schweres Geld koste, bringe den Seestädten die näch sten Früchte. Der Bremer Handelsstand könne sich wohl ent schließen, im Interesse der nationalen Einheit ein verhältuiß- mäßig kleines Opfer zu bringen! (Bravo! links.) In der Abstimmung wird der Antrag Eysoldt's abgelehnt und die Bremer Löschordnung als gesetz liche Ausnahme von dem Handelsgesctzbuche gestattet. Es liegt nun folgende Nesolutlon vor: „den Bundeskanzler aufzufordern, die in dem gegenwärtigen Gesetze aufrecht erhaltenen Bestimmungen der ElnführuogS- gesetze zu der allgemeinen deutschen Wechselordnung und zum allgemeinen deutschen Handelsgeseybuche, sowie die letzter» Gesetzbücher selbst einer Revision zu unterwerfen und zu dem Bchufe dem Reichstage eine Vorlage zu machen." Dieselbe wird von dem conservativen Abg. v. Seyde witz u. A. damit bekämpft, einmal, daß eine Revision dieser Gesetze warten könne biß zum Erlaß eines all gemeinen Obligationenrcchts, das andere Mal, daß man sich hüten müsse, die einzige allgemeine deutsche Gesetz gebung, die man habe, abzuäudcrn, weil die Süddeut schen eine gegen sich gerichtete Spitze darin erblicken könnten. Der Referent l)r. Endemann rcplicirt, daß cs sich nicht um eine große Kodifikation dieser Mate rien, sondern nur um Abhilfe der dringendsten Bedürf nisse handle. — Die Resolution wird bei der Abstim mung mit großer Mehrheit angenommen. Man tritt sodann in die Berathung des Wechsel- stempclsteuergesetzes ein. Der Bundescommissar Burghardt leitet die Debatte hierüber mit der Bemerkung ein, daß ein einheitliches Wechsel- stempelgesetz ein dringendes Verlangen des gesammteu Handels- standes sei, damit nicht ein Wechsel in mehrer» Bundesstaaten mehrfach besteuert werde. Die Steuer müsse für die Buudes- kassen erhoben werden. Einheitliche, überall giftige Stempel- marken seien verschiedenen Landesstempelmarken vorzuziehco. Der vorgeschlagcne Wechselstempel in Höhe von Pro Mille der Werlhiumme sei niedriger als der jetzige Betrag in Preußen, wo nur die Wechsel über 10 0 Thlr. eine unbedeutende Er höhung ersührcn. Für Sachsen würde dagegen der Wechtel- FeuUleton. *1 Theater und Musik. In Wien fand am 1. Mai die erste Probevorstellung im k. k. neuen Opernhause statt. Einem ausführlichen Referate der „W. Abdp." über dieselbe entlchncn wir nachstehende Details. Tas genannte Blatt schreibt: Gleich der im- ponirende Eingang in.den neuen Kunsttempel, das prachtvolle Stiegcnhaus, die Größe und Höhe des in nen» Raums, die Fülle herrlicher Fresken und der glitzernder» Gvldvcrzicrungen, die tagcshelle, meister lich gelungene Beleuchtung, Alles dies machte einen überraschenden Eindruck auf die Besucher, deren viele kaum den Ruf der Bewunderung verwinden konnten. Das ornamentale Schauwerk ist chatsächlich in ver schwenderischer Pracht und Fülle angewandt, und geniale Hände machten einzelnen Punkte an dem gewaltige»» Bauwerke für alle Zeit sehenswcrth. Eine Commission von Fachmännern Mdirtr von verschiedenen Punkten des Hauses aus die tonlichen Wirkungen und auch das Publicum, wenngleich der Einzelne nur an festem Platze, konnte sich sein Urtheil hier leicht bilden. Fach männer und Laien einigten sich dahin, daß die Solo stimmen — sage besonders Soprane und Tenore — von der Bühne herab voll und kräftig ausklingen. Wohl aber werden manche unsrer Operisten in diesem Hause schweren, Stand haben und die Actien für wirklich große, pastose Stimmen werden nur noch mehr und mehr steigen. Dagegen erwies sich der Chor, der sich mehr in Mitte und Tiefe der Bühne bewegt, zu dumpf und wird ohne Zweifel eine Verstärkung erhalten. Keineswegs aber genügte das Orchester; dasselbe liegt io tief, daß seine Wirkung wesentlich abgeschwächt wird in den riesigen Räumen. Da» Orchester wird um rin Bedeutende» erhöht werden müssen, wa» auch dir Prü- fungscommission entschieden ausgesprochen haben soll. Die diessallsigen Abänderungen werden uns des Weitern in der Sache belehren.— Der Nachsommer der Saison hat den Wienern in dcm jungen Pianisten Georg Lei ter t eine Künstlcrpcrsönlichkeit zuHesuhrt, welche, wie E. Schelle in der „Pr." bemerkt, ernst ein bedeutendes Aufsehen machen wird, im Fall nicht ungünstige Ein flüsse hemmend auf dessen zur Zeit noch in seiner Ent wickelung stehendes Talent einwirken. Dcr junge Lei tert ist, wie wir den mannichfach differirendcn Zci- tungsangaben gegenüber hcrvorzuhebcn uns veranlaßt fühlen, aus dcr Schule der Herren C. Krägcn, Hof- pianistcn Sr. königliche»» Hoheit des Kronprinzen, und Friedrich Reichel, Dirigenten der „Liedertafel" in Dresden hervoraegangcn, und es spricht jedenfalls genügend für die außerordentliche Begabung dcs jungen Kunstlers, daß der unübertroffene Altmeister der modernen Cla- Viervirtuosität, Liszt, die Augen auf ihn gerichtet und ihn unter seine Obhut gcnommen hat. Die Wiener Journale sind einstimmig in der Anerkennung dcs reichen Talents unsers jungen Landsmannes. So schreibt dcr berrits citirte musikalische Referent der „Pr." u. A. Folgendes: „Wir haben bereits der eminenten Leistun gen gedacht, in denen Herr Lettert zunächst vor einem Kreise cingeladenrr Persönlichkeiten im Salon Bösen- dorfcr die ersten Proben seiner künstlerischen Fähigkei ten darlegte; die beiden Concerte, die er darauf in demselben Local veranstaltet, haben die günstigen Ein drücke jener ersten Productionen nicht abgeschwächt, sondern im Gegentheil bedeutend gesteigert. Wir haben ihn dir verschiedensten Meister spielen hören, Bach, Beethoven, drssen riesige Hammersonatr er wie alle an dern Stücke au- dem Kopfe mit staunen-werther Sicher heit auSsührte, ferner Schumann und LiSzt, und wenn e» sich auch im Einzelnen, wie bet der Wiedergabe seiner Hammersonate, kund that, daß der junge Virtuose bis zum Gipfel vollendeter Meisterschaft noch manche Strecke zurückzulegen hat, so nöthigten doch seine großartige und dabet solide Technik, mit welcher er die größten Schwierigkeiten ohne alle Ostentation leicht und spielend besiegt, seine feine Behandlung des Instruments ins besondere beim Gebrauche der Pedale und die warme Empfindung, die in alle»» Vorträgen pulsirtc, eine ge recht« Bewunderung ab." — Es liegt »»ns das aus führliche Programm zu einem historischen Con certe vor, welches am 31. März Herr Johann Prom- bcrger in St. Petersburg veranstaltet hatte. Zur Ausführung gelangten Compositionen von Papst Jn- nocenz III-, Palestrina, Goudimcl, Thibaut König von Navarra, Dowland, Frcscobaldi, Donati, Peri, Mon- tcvcrdc, Lully, Alessandro Scarlatti (Liebeslieder, von C. Banck herausgegcbcn), Leo, Jomclli, PcrgolZe, Na me au,Domenico E carlatti, Balbastre, S.Bach und Händel. j- Literatur. Kürzlich ist das 19. Heft der „Mit- theilungen dcs königl. sächsischen Vereins für Er forschung und Erhaltung vaterländischer Ge- schichts- und Kunstdenkmale" ausgcgcben wor den. Das Heft bringt außer dem Mitgliederverzcich- nisse und den Berichten über die Vercinsthätigkeit und den Btbltothckzuwachs im verflossenen Geschäftsjahre, drei beachtenswnthe, auf flüssigen archivalischen For schungen beruhende Beiträge zur Kunstverfassungs- und Jndustriegeschichte unsers Vaterlandes. Die Abhand lungen betiteln sich: „Einige Nachrichten über den sächsischen Tonmeister Hermann Fink, von Moritz Für stenau." „Bete, Zise und Ungeld im Kurfürstenthume Sachsen bi- zur Theiluna 1485, von vr. Johannes Falke." „Geschichte der Serpentinindustrie zu Zöblitz, von vr. Schmidt." In ebenfalls sehr eingehender und instructivcr Weise werden in einem vierten Aufsatze von G. Büttner die dcm Hefte bcigegcbencn Abbil dungen erläutert. Letztere geben in zweckentsprechender Ausführung kunstgcschichtlich interessante Gegenstände aus dcm königl. sächsischen Altcrthumsmuseum wieder. Aus dcm Mitgliederve»zeichnisse ist zu ersehen, daß der Verein, außer dem hohen Präsidium und den Di- rcctorialmitglicdcrn, gegenwärtig 88 wirklich« Mit glieder in Dresden und 32 außerhalb Dresden zählt, ferner 32 cornspondircnde Mitglieder und 35 Ehren mitglieder. f Die Frankfurter gelehrten Vereine sind durch die Bildung einer Malakozoologischcn Gesellschaft vermehrt worden, deren Vorstand und Organ hier ihren Sitz haben. Cie erstrebt cincstheils, den Tauschveretn zwischen dcn Mclluskcnsammlcrn zu befördern, an dererseits eine Molluskensauna von Mitteleuropa mit vereinten Kräften hcrzustcUcn. * Im Verlage von N. Lesser in Berlin erscheint Anfang Juni cinc „ Biographie Alcxandcr' s v. Hum - boldt für alle Völker der Erde" aus der Feder Otto 11 le's. Eine französische, englische, italienische und nlssische Ucbcrsetzung, sowie eine amerikanische Aus gabe sind bereits abgeschlossen. f Am 2. Mai wurde in Paris die Ausstellung von Werken der bildenden Kunst eröffnet. Dcr Kata log zeigt 4230 Nummern, darunter 2452 Gemälde, 758 Zeichnungen. Die übrigen Ausstellungsgegen stände gehören der Sculptur und dem Stich an. Am 29. April hat die äcademie an Stelle dcs verstorbenen Viennct dcn Geschichtsschreiber d'Haussonvtlle, an Stelle Berryer» Herrn v. Cham pagny, an Stelle von Empis den Dichter August Bar- bin gewählt.
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