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Voigtländischer Anzeiger. Sechs und fünfzigster Jahrgang. Redrgirl von Advocat C. Wieprecht. Druck und Verlag von C. Wieprechts seel. Willwe m Plauen. Jährlicher Abonnementspreis für dieses Blatt 25 Neugroschen. — Die Jnsertionsgebühren werden mit l Neugroschen für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet, größere Schrift nach Verhaltniß des Raumes. — SV Sonnabend. 1». Juli 1845. Aufruf zur Gründung eines Vereins zur Verschönerung der Umgebungen Plauens. Es wird nicht leicht eine Stadt in Deutschland, ja im cultivirten Europa geben, die, bei gleich günstiger und malerischer Lage, in ihren Umgebungen so wenig durch die nachhelfende Menschenhand gehoben, so wenig für Lust wandelnde eingerichtet wäre, als unser Plauen. Schon dem Fremden fällt dies auf, der durch die reizende Ansicht in der Ferne verleitet, sich die lieblichsten Vorstellungen von den unmittelbaren. Umgebungen macht, dann aber, wann sein Blick diese Umgebungen in der Nähe mustert, und sein Fuß in die Vorstädte und an die Thore tritt, sich traurig enttäuscht sieht. Wie viel trauriger aber ist es für die Einwohner selbst, wenn sie sich durch einen kürzeren oder längeren Sparziergang erholen wollen, nirgends einen bequem gangbaren, trocknen und ein an Regelmäßigkeit und Zier lichkeit gewöhntes Auge nur einigermaßen befriedigenden Weg zu finden! Gewiß hat sich schon Manchem die Frage aufgedrängt: Sollte es denn nicht möglich sein, die vor handenen Uebelstände zu beseitigen oder wenigstens zu ver-, mindern und die Umgebungen der Stadt allmälig mit gangbaren Wandelwegen, mit schattigen Baumgängen, mit freundlichem Buschwerke und grünen Säumen zu durchziehen? .Der städtischen Behörde ist eine auf diesen Zweck hinzielende Wirksamkeit kaum zuzumuthen; auch die allgemeinen städtischen Mittel können dafür nur in beschränkter Maße und nur in gewissen Beziehungen in Anspruch genommen werden. Wie kann also hier etwas gethan werden? Einzig durch vereinte Mittel und Bemühungen der Privaten. Freilich scheint gerade die jetzige Zeit einem solchen Begin nen wenig günstig zu sein. Allein da die Sache nur vom freien und guten Willen abhängen soll, so könnte immerbin ein Versuch gemacht werden. Nehmen wir uns das in klimatischer Hinsicht weit ungünstiger gelegene Annaberg zum Muster, dessen nächste Umgebungen durch freiwillig vereinigte Privatkräfte in wenigen Jahren in einen wahren Paradiesgarten umgewandelt worden sind. Sollte dies in dem von der Natur so reich begabten und von so vielen gebildeten und bemittelten Familien bewohnten Plauen nickt auch möglich sein? Wohlan denn! Es beginnt durch den Wiederaufbau des abgebrannten Stadttheils für die Ver schönerung Plauens eine neue Epoche. Lassen Sie uns, verehrte Einwohner Plauens, einen Verein zur Gaugbarmachung und Verschöne rung der Umgebungen unserer Stadt gründe«. Unsere Behörden werden gewiß mit Freuden ihre Zustimmung geben und, soviel an ihnen ist, unser Unter nehmen begünstigen und fördern. Es wird zu diesem Ende ein Unterzeichnungsbogen herumgehen und allen Einwohnern zugesendet werden; man wird Niemanden übergeben, damit Niemand sich beklagen könne, daß man zu ihm nicht das Vertrauen gehabt habe, er werde auch ein Scherflein bei tragen; man wird es aber durchaus nicht zum Argen aus legen, wenn Jemand nicht unterzeichnet, sondern durch ein einfaches Nein seine Theilnahme versagt. Wer sich mit einem Beitrage von wenigstens 2 Ngr. unterzeichnet, wird eben dadurch Mitglied des Vereins. Die Unterzeichnung ist auf ein Jakr gültig. Wer vor dessen Ablauf seinen Austritt nicht erklärt, wird angesehen, als wolle er für das nächste Jahr mit demselben Beitrage Mitglied des Vereins bleiben. Nach beendigter Unterzeichnung wählen die Mit glieder in einer allgemeinen Versammlung aus ihrer Mitte einen Ausschuß von etwa 25 Personen, der die Geschäfte des Vereins zu besorgen und nach gepflogener Berathung unter Vernehmung mit dem Stadtrathe die oorzunehmenden