Volltext Seite (XML)
Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend ü Die .Ottendorfer Zeitung' erscheint Diens- tag, Donnerstag und Sonnabend. » Der Bezugs-Preis wird mit Beginn A jeden Monats bekannt gegeben. Im Falle höherer Gewalt (Krieg od. sonst. x « irgendwelcher Störungen des Betriebes der »- H Zeitung, d. Lieferanten od. d. Beförderung?- " n Einrichtungen) hat der Bezieher keinen An- - spruch auf Lieferung oder Nachlieferung der » x Zeitung od. Rückzahlung d. Bezugspreises. » Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. WchMüW- L Md ÄzetzeW Diese Zeitung veröffentlicht die amtlichen Bekanntmachungen des Gemeinderates zu Ottendorf-Okrilla. Mit den Beilagen „Neue Illustrierte", »Mode und Heim" und »Der Kobold". Schristleitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Gemeinde - Giro - Konto Ar. ISS.. i 1 t Nummer 94 Sonntag den 12. August 1928 27. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Vttendorf-Gkrilla, den g. August f928 — Der Verfassuugsiag des Deutschen Reiches wird auch, wie überall, in unserem Orte festlich begangen. So Veranstaltet die SPD.-Ortsgruppe am «Spätnachmittag einen Auszug »ach dem Sportplatz Ver Freien Turnecfchait, von wo aus sich am Abend ein Fackelzng nach dem Gasthoi zum Roß in Bewegung setzt. Den Gesangsvorträgrn und Festansprache schließt sich ein gemütliches Beisammensein aller Festteilnehmer an. — Vom Arbeitsmarkt. In Sachsen waren bisher vor wiegend nur die Verbrauchsgüteriudustrien von einem Kon junkturrückgang und einer unbefriedigenden Entwicklung des Arbeitsmarktes betroffen. In der letzten Woche ist nun auch in der Metallindustrie, der wichtigsten Produktionsmittel- industrie eine Wendung eingetreten, die das bisher günstige Bild etwas trübt. Infolge einer größeren Anzahl Betriebs stillegungen und Umstellungen stieg die Zahl der arbeitslosen Metallarbeiter tu einigen Bezirken erheblich. Wenn auch stellenweise die Nachfrage nach Facharbeitern und ungelernten Arbeitskräften anhielt, und ein Teil der entlassenen Arbeiter iu noch gut beschäftigen Großbetrieben sofort wieder Unter kommen fanden, sind sowohl die sich mehrenden Betriebsein- schränkungen, als auch die gesteigerte Kurzarbeit im Zu sammenhang mit der im ganzen Reich verschlechterten Lage der Metallindustrie nicht nur von vorübergehender Bedeutung. Starke Nackrage geht weiterhin von der Landwirtschaft und vom Baugewerbe aus. Tie noch immer bestehende uneinheit- iiche Lage in der Textilindustrie zeigte sich aui der einen Seite in Aetrtebseinschränknugen unb Entlassungen iu der Stickerei- und Spitzenindustrie uud in den Webereien, auf der anderen Seite in einer stellenweise regen und ungedeckten Nachfrage nach Facharbeiterinnen. Im Bekleidungsgewerbe wirkte sich die Ferien- und Reisezeit ungünstig aus uud ver ursachte einen erheblichen Zugang an Arbeitssuchenden, be sonders auS dem Schneidergewerbe. Bei den ungelernten Arbeitern ist ein Nachlassen des Stelleneingangs zu ver- zeichnen. In der Bewegung der unterstützten Arbeitslosen vom 15. bis 31. Juli können die augedeuteten nachteiligen Einflüsse auf dem Arbeitsmarkt noch nicht zum Ausdruck kommen. Die Zahl der männlichen Hanprunterstützungsem- pfänger in der Arbeitslosenversicherung hat noch um 2063 abgenommen, die Zahl der Frauen ist uur um 598, also erheblich weniger als in den früheren Berichtszeiträumen, ge stiegen. Im ganzen ist der verhältnismäßig starke Rückgang um 1617 Hauptuuterstützungsempiänger in der Arbeitslosen versicherung und Krisenunterstützung eingetreten. In der zweiten Julihälfte scheint damit ein gewisser Höhepunkt in der Entwicklung des Arbeilsmarltes erreicht gewesen zu sein. — Der Gottesdienst beginnt wegen vorhergehender Predigt des Oltspfarrers iu Großdittmannsdorf erst einhald 10 Uhr Auf Anregung des Slaatsmtnisteriums und des Landeskon- ststoriums wird auch hier in diesen Gottesdienst des Ver- sassuuzstages und der Netchsverfassung gedacht werden. — Die wiederholten Kundgebungen der sächsischen Ge- Werbekammern und des Bezirksverbandes Sachsen im deutschen Fleischerverbande um Aufhebung der Schlachtsteuer iu Sachsen sind bisher ohne Erfolg geblieben. Auf alle liegen die Schlachtsteuer unternommenen Schritte hat das sächsische Finanzministerium die Erklärung gegeben, daß eine Aushebung bei der jetzigen Finanzlage Sachsens nicht in Frage kommen könne. Auch im Haushaltungsausschuß des Sächsischen Landtages hat ein Regierungsvertreter erklärt, daß an eine Beseitigung der sächsischen Schlachtsteuer vor läufig nicht zu denken sei. — Nachdem nunmehr anch in Baden die Schlachtsteuer aufgehoben worden ist, hat der Berein Dresdner Großschlächier an sämtliche Mitglieder des Sächsischen Landtages und auch an die Regierung selbst eine Eingabe mit dem Ersuchen gerichtet, sich dafür einzusetzen, daß di« Schlachtsteuer, die noch in Sachsen als einzige staatliche Sondersteuer besteht, endlich aufgehoben wird. In der Eingabe wird u. a. folgendes ausgeführt: Nach Auf hebung der Schlachtsteuer in Baden gelangt diese Sonder- steuer nur noch in Sachsen zur Erhebung. Es ist die aller höchste Zeit, daß endlich einmal mit der Schlachtsteuer auch ku Sachsen aufgeräumt wird. Wenn der Ausfall an den Ertrag der staatlichen Schlachtsteuer nicht entbehert werden mnn, dann muß eben eine andere allgemeine Steuer er höht werden die jeden Staatsbürger aus Gründen der steuerlichen Gerechtigkeit trifft uud nicht die Verteuerung eines 'iuzigen Lebensmittels hervorruft. Der Kampf, der jahrelang hegen diese ungerechte und einseitige Bcstcuemng gejährt morden ist, muß sich auch in Sachsen mit Einsatz aller Kräfte zu einem erfolgreichen Ende führen lassen und es kann kein Zweifel darüber bestehe», daß das, was der Badische La»dtag fertiggebracht hat, ein Sächsischer Landtag auch fertigbringen sollie. Fort mit der Schlachtsteuer auch in Sachsen! Sie eulbehri als einzige Sondecsteuer im Deutschen Reich ihrer Berechtigung! Mögen die sozial- denkenden Fraktionen im Sächsischen Landtage endlich den Kampf gegen diese unsoziale Steuer aufnehmen und sich von der Devise leiten lassen: Wo ein Wille, ist auch ein Weg. — Das Wohlfahrts, und Jugendamt macht die Mütter auf die Gefahren aufmerksam, welche die Hitze für die Säug linge mit sich bringt. Fort mit Steckkissen, warmen Unter betten und weichen Kopfkissen! Keine Vorhänge an den § Kinderwagen I Nicht abstillen während der heißen Zeit! Flaschen und Sauger sv'ort nach Gebrauch ansspülen! Außer Milch auch verdünnten Odstsa't zn trinken geben! Schutz gegen Fliegen! — Die Tollkusche. Bis in den August hinein blüht in den schattigen Wäldern die Tollkirsche, eine strauchähnliche ; Pflanze mit braunvioletten Blüten. Bald nach der Blütezeit bedeckt sich der Strauch mit blauschwarzen Beeren, vom Kelch umschloßen. Die lirscheuähnlichen Früchte sehen sehr appetitlich ans und schmecken süßjäuerlich. Die Pflanze ent hält aber ein starkes Gifi, das Atropin. Der Genuß der f Beeren bringt große Gefahr und sogar Todeswirkuug. Als ! Gegengift reicht man Milch, Oeh Essig, Tanin, auch heiße ! Fußbäder, um das Gilt nach Möglichkeit vom Rückenmark, wo es besonders stark einwirkt, abzuz'ehen. Großharthau. Ein aus Scnftenb-rg kommendes Personenauto fuhr auf der Staatsstraße nach Dresden in der Nähe der großen Brücke gegen einen Baum, wobei die drei Insassen der Besitzer und zwei andere, aus dem Wagen geschleudert wurden. Der Besitzer und Führer des Wagens erlitt durch den Sturz eine so schwere Verletzung des Auges das dieses auf der Stelle auölief. Die beiden anderen Herren kamen mit leichteren Verletzungen davon. Bautzen. Donnerstag früh entgleisten bei der Aus fahrt des Zuges 5016 (Güterzug) auf hiesigen Bahnhof vier Wagen, von denen drei umstürzten. Die Gleise Görlitz- Dresden und Dresden—Görlitz waren mehrere Stunden lang gesperrt. Der Personenverkehr wurde durch Umsteigen au», rechterhalten. Personen wurden nicht verletzt. Die Züge nach Görlitz hatten zum Teil mehrstündige Verspätung. Um 3 Uhr war das Gleis Görlitz-Dresden wieder fahrbar. Löban. Vermutlich durch Funkenflug vom Feuerwerk, das Dienstag abend in Oppach als Abschluß des Schützen- festes veranstaltet wurde, entstand in einem nahegelegenen Wohnhaus ein Schadenfeuer. Die wirksame Bekämpfung des Brandes war wegen Wassermangels in der näherrn Um gebung des Brandortes erst nach Eintreffen einer Motor spritze möglich. Dus Gebäude ist vollständig ausgebrannt. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt. Dippoldiswalde, Kurz vor Oberhäslich stieß ein aus Richtung Dippoldiswalde kommender Kraftwagen mit einem Fuhrwerk zusammen, das von einem Feldwege aus die Staatsstraße einbog, da ein hochanstehendes Kornfeld den beiden Führern die Aussicht genommen hatte. Obgleich der Fahrer stark bremste, war der Zusammenstoß unvermeid lich, da infolge des Regens der Kraftwagen rutschte. Das Fuhrwerk wurde nach rechts in den Graben geworfen und er heblich beschädigt, während das Auto nur wenig Schaden erlitt und seine Fahrt fortsetzen konnte. Eins der Pferde wurde stark gequetscht. Pausa. Als ein 15 Jahre alter Schmiedelehrling mit seinem Fahrrad über den Markt fuhr, kam ihm ein Handwagen in den Weg. Dec Radfahrer konnte nicht mehr ausweichen und saust mit voller Wucht in das Schaufenster eines Tischlermeisters, das dabei vollständig in Trümmer ging. Der Lehrling blieb mit schweren blutenden Wunden im Laden liegen. Neustädtel. Während die große Schwester das Badewasser vorbereitete, setzte sie das vierjährige Söhnchen des Steinbruchsarbeiters Windisch auf den mit kochenden Wasser gefüllten Kessel. Unglücklicherweise rutschte der Deckel des Kessels zur Seite, sodaß das Kind in das kochende Wasser fiel. Es wurde zwar von der er schrockenen Schwester sofort herausgezogen, hat aber so schwere Verletzungen erlitten, daß sein Zustand als hoffnungs los bezeichnet wird. Chemnitz. In Altendorf verbrühte sich ein ein ¬ jähriger Junge, der in der Wohnung allein war, mit heißer Fleischbrühe derart, daß er ins Krankenhaus gebracht wurde, wo er seinen schweren Verletzungen erlag. Oelsuitz Erzgeb. Am Mittwochabend gegen 10 Uhr drangen in die Kasseustelle des Gotteshilfeschachtes in Oelsuitz drei mit Masken versehene Räuber ein, die unter Bedrohung mit Schußwaffen den Kassierer zwangen, die au diesem Abend ausznzahlendeu Lohngelder von mehreren 1000 RM. heraus zugebe». Hierbei ist von den Räubern ein Schuß abgegeben worden, der in die Decke ging. Die Täter junge Burschen von 20 bis 24 Jahren sind unerkannt entkommen. Eingesandt. Für diese Veröffentlichung übernehmen wir nur die preßgesetzliche aber nicht die ideelle Verantwortung. Zum Eingesandt in Nr. 91 der „Ottendorfer Zeitung" fühlen wir uns veranlaßt folgendes zn erklären. In der Gcmeindeverordneten Sitzung vom 19. Juli lag unter anderen ein Gesuch der soz. Arbeiter-Jugend um Beihilfe zum Be such des Senne-Lagers bei Bielefeld vor. Von unserer Seite wurde betont, daß die Gemeinde nicht in der Lage sei, z« rein parteipolitischen Zwecken Mittel auszuwerfen. Die Vertreter der K. P. D. benutzten die Gelegenheit und stellten einen Zusatzantrag und forderten Mittel für ihre parteiischen Zwecke. Obwohl die Volkszeitung viel gegen die rote Hilfe schreibt, und auch die hiesigen Vertreter der S. P. D. keine Freunde dieser Sache sind, sie haben erst letzthin derartige Anträge abgelehnt, haben aber nun, um zu ihren Ziele zu kommen, Beträge für die rote Hilfe bewilligt. Der Haus- haltelat schließt mit über 34000 Mark Fehlbetrag ab und nachträglich kommt noch eine Bezirksumlage von annähernd 5000 Mk. also ein Fehlbetrag von 40 000 Mk. Dieses müßt« doch der linken Mehrheit zu denken geben. Von unserer Seite ist gegen die Bewilligung protestiert nnd auch Protest bei der Amtshauptmannschaft eingelegt worden. Auch werden wir deren Entschließung bekannt geben. Auf die einzelnen Fragen eingehend: Mit welchen Recht können Gemeinde« verordnete jo handeln, mögen die Herren der Linken beant worten. Nur daß sei gesagt, wenn die Gemeinde für solche Zwecke Geld übrig hat, werden wir nie einen 150 °/«> Zu schlag, zur Grund- und Gewerbesteuer zustimmen. Die Be flaggung öffentlicher Gebäude hat nur in Reichs- und Lande-- iarben zu geschehen. Parteifahnen sind gesetzlich unzulässig. Von wem die angeschaffte rote Fahne bezahlt wird bleibt ab zuwarten. Was WohnungsschönheitsvorrtchtnngS - Darlehne und Gestundung auf ewige Zeiten betrifft, werden wir nun mehr darauf dringen, daß diese Angelegenheit klipp und klar in aller Oeffentlichkeit geregelt wird. Doch eine Einwohner versammlung einzuberufen, hat wohl jeder Einwohner das Recht. Leider ader hat Ottendorf darin trübe Erfahrungen gemacht. Wir sind stets bereit unsern Wählern Rede und Antwort zu stehen nnd wir werden in der nächsten Ver« sammlung des Orts- und BürgervereiuS über diese Angelegen heit berichten. Die bürgerliche Gemeindeverordneten-Fraktion. -Sport. Sonntag, den 12. August 1928. Fußball. Jahn II — Pötscha-Wehlen II Austoß halb 3 Uhr in Wehlen. Jahn I — Radebeul II Anstoß 2 Uhr in Radebeul. Handball. Jahn Turnerinnen — Dresden 1877 Turnerinnen Anwurf nachmittag 4 Uhr auf hiesigen Platz. Am vergangenen Sonntag versuchten die Turnerinnen ihr erstes Spiel und bestanden die Probe gegen Dresden 1877 gut. Dieken Sonntag begegnen sich beide Mannschaften zum Rückspiel auf hiesigen Platz. Wenn Jahn den Ball etwas schneller weitergibt, könnte es wohl möglich sein, daß sie sich an der vom vorigen Sonntag erlittenen Niederlage revanchieren. Mrchermachrlchte»r Sonntag, den 12. August 1928. Vorm. V» 10 Uhr Predigtgottesdienst mit Verfassung-- feier. . Hierin eine Beilage.