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I Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und >Dad .Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werktagen nachmittag» 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— AM. frei Haus, bei Postbeftellung 1.80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. .. Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- Wochenblatt fÜk WllsdrUfs U. UMgegeNd gegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg od. sonstiger —" > » " —' Betriebsstörungen besteht Lein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks durch Fernrus Übermil- Fernsdrelü^«- - /- Mr in« «ichNgtkit drq men wir drin- W-wLhr. ci. AMl 'LvNSVrUss Nk. 6 »ll-n Anzeig-n. üd-rn-t,^ rrlilchl. wenn der Beira, durrk IjHH „ . — Jeder Radalianspruchi S ourci, «läge eingczogen werden, muff ade« Lea Auitrazgeber i». LonkuriL Das Wilsdruffer Tag-dl-tl ist Sa- zur Veroff-MIi-Ang »er am,Uchen B-d-nmmachungen »er AmtsIiauPimannschaft Meisten d« Sindt, r-t- zu Wilsdruff, de- Farftreniamis Th-r-ndi und der Finanzamt- Raffen b°d°rdlich°rsei7- be^ Nr. 175 — 93. Jahrgang Montan, den 30. Juli 1934 Telegr.-Adr.; „Tageblatt' Wilsdruff-Dresd-n Postscheck: Dresden 2640 ZchuDnigg kuntleManM. — Verstärkter Einfluß der Heimwehr Starhemberg bleibt Vizekanzler Das neue Kabinett. Nur Heimwehr und Christlich soziale. Amtlich wird aus Wien gemeldet: Bundespräsident Miklas Hot heute morgen 2 Uhr den bisherigen Bundesminister für Unterricht Dr. Kurt Schuschnigg zum Bundeskanzler ernannt und die von dem designierten Bundeskanzler vorgelegte Liste der Mitglieder der neuen Regierung genehmigt. Die Liste der neuen Regierungsmitglieder lautet: Bun deskanzler: Dr. Kurt Schuschnigg, der gleichzeitig Bundesministerium für Landesverteidigung, für Unterricht und für Justiz führt; Vizekanzler Ernst Rüdiger Starhe in- derg, der gleichzeitig mit der Führung der Angelegenheiten des gesamten Sicherheitswesens betraut wird; Bundesminister Egon Berger-Waldenegg, der mit der Führung der Auswärtigen Angelegenheiten betraut wird; Bundesminister Major a. D. Emil Fey übernimmt zu seiner bisherigen Funk tion als Generalstabskommissar die Angelegenheiten der inne ren Verwaltung; Bundesminister für Finanzen ist Dr. Karl Buresch; Bundesminister für Handel und Verkehr Fritz Stockinger; -Bundesminister für soziale Verwaltung Neustädter-Stürmer, dem überdies die Angelegen heiten der berufsständischen Neuordnung zugcwiesen werden; die Besetzung des Bundesministeriums für Land- und Forst wirtschaft bleibt vorbehalten. Dem Bundeskanzler werden für Vertretung in den Ange legenheiten des Bundesministeriums für Landesverteidigung der bisherige Staatssekretär Generalmajor Wilh. Zehner, zur Vertretung in den Angelegenheiten des Bundesministe riums für Unterricht Sektionschef Dr. Hans Pernter, zur Vertretung in den Angelegenheiten der Justizverwaltung der bisherige Staatssekretär Karwinsky als Staatssekretär beigegeben. Das bereits bestehende Ministerkomitee für außerordent liche Sicherheitsmaßnahmen wird beibehalten. Den Vorsitz in diesem Komitee führt Vizekanzler Starhemberg, in seiner Stell vertretung Bundesminister Fey. Für eine kurze Uedergangs- frist wurde Minister Berger-Waldenegg mit der Weiterfüh rung der Geschäfte des Bundesministeriums für Justiz und Staatssekretär für Justiz Karwinsky mit der Weiterführung seiner bisherigen Geschäfte als Staatssekretär für Sicherheits wesen betraut. Desgleichen wird der bisherige Staatssekretär Tauschitz noch für eine kurze Uebergangszeit die Geschäfte eines Staatssekretärs für Auswärtige Angelegenheiten weiterführen. * Auf den ersten Blick zeigt es sich, daß das Kabinett eine außerordentliche Stärkung des Heimwehreinslusses bringt. Be sonders hcrvorzuheben ist die Ueberweisung des Ministeriums des Äußeren an einen Heimwehrvertreter, nämlich Egon Ber- ger-Waldenegg. Auch die Betrauung Neustädter-Stürmers mit den Angelegenheiten des berufsständischen Aufbaues unter streicht diese Tendenz. Ebenso ist Starhembergs Geschäfts bereich vergrößert, denn er bekommt jetzt den ganzen Sicher heitsdienst zugewiesen. Aehnlich verhält es sich mit Fey, dem das Innenministerium zugeteilt wurde, während er im letzten Kabinett Minister ohne Portefeuille war. Da Tauschitz aus scheiden soll, ist überhaupt leine andere Gesinnungsgruppe mehr als die christlichsoziale und die Heimwehrgruppe im Kabinett vertreten. Oie Trauerfeier für Oottsuß. Am Tage des Leichenbegängnisses für den ermordeten Bundeskanzler Dr. Dollfuß hat Wien fett den frühen Morgenstunden schwarz geflaggt. Auf allen öffentlichen Gebäuden und den Gesandtschaften sind dre schwarzen Fahnen aus Halbmast gehißt. Die Trauerserer begann vor dem Rathaus. Auf der großen Freitreppe des Wiener Rathauses war der Sarg aufgebahrt worden. Offiziere des Deutschmeisterordens hielten die Ehren wache Von allen Kirchtürmen Wiens läuteten die Glocken. Bundeskanzler Miklas hob in einer Ansprache die Bedeutung der Persönlichkeit Dollfuß und seine Verdienste als Österreicher und Deutscher hervor. Nach ihm sprach Vizekanzler Fürst S t a r h e m b e r g, der dem toten Bundeskanzler im Rarsten der Regierung, der Wehrverbände, der Armee die Treue übers Grab hinaus schwor. Der außerordentlich lange Zug bewegte sich sodann durch die Straßen Wiens. Der Sarg Dollfuß' wurde auf einer Lafette geführt. Dem Sarg folgten die Familie des Bundeskanzlers, der Bundespräsident, das ganze Diplo matische Korps mit den Sondervertretern der Großmächte und dem päpstlichen Delegierten, Nuntius Sibilia, dem Sondervertreter Mussolinis. Botschafter di Martino, dem ungarischen Außenminister Kanya, der Vertreter des eng lischen Königs, Selby, der Vertreter des Völkerbundes, Rost van Toningen. Die Reichsregierung war durch den gegenwärtigen Geschäftsträger, Prinz zu Erbach vertreten, der an den Beerdigungsfeier lichkeiten an der Spitze sämtlicher deutscher Gesandtschafts- Mitglieder teilnahm. Vor dem Sarg schritt Kardinal erzbischof Innitzer mit der hohen Geistlichkeit Oster- rcrchs. Den Schluß bildete die Abteilung des Bundes heeres. Im Stephans dorn erfolgte die Einseg nung der Leiche durch Kardinal Innitzer. Der Zug bewegte sich sodann nach dem Friedhof in Hietzing. Die endgültige Beerdigung wird in den nächsten Tagen in dem Heimatdorf des Kanzlers erfolgen. Bilanz des 2S. Lu«: 78 Tol«, IlvS Verwundete. Die Verlustliste der österreichischen Regierungstruppen. Es wurde eine amtliche Verlustliste für all« Formationen der österreichischen Rcgierungstruppen ver öffentlicht. Danach betrugen die Verluste auf feiten der Regierung insgesamt 78 Tote und 165 Verwundete. Di« stärksten Verluste weist das Freiwillige Schutzkorps auf das 48 Tote un,d 103 Verwundete zu beklagen hat. Das Bundesheer meldet 18 Tote und 37 Verwundete, di« Gcndarmierie 10 Tote und 20 Verwundete und di« Wiener Polizei 2 Tote und 5 Verwundete. Nach privaten Meldungen sollen dieVerluste d e i Aufständischen sich aus annähernd 200 Tote beziffern. Eine Überprüfung dieser Meldung ist natürlich nicht möglich. * Karwinsky: „Aufstand zusammcngebrochen". Staatssekretär Karwinsky teilte in einer Rundfunk- ansprache mit, daß der Aufstand als zusammen- gebrochen gelten könne. Nach privaten Meldungen sind noch im Süden Kärntens und in Steiermark einige Unrubeberde. „Genaue Darstellung in allernächster Zeit« ' Auftrage des Vizekanzlers S t a r h e m b e r g lsUAendes bekanntgegeben: „Begreiflicherweise be- schaftlgt sich die österreichische Bevölkerung mit den Er- elgmssen vom 25. Juli. Dabei kommt es vor, daß mangels konkreter Kenntnisse bloße Mutmaßungen und Auffassungen Platz greifen. Eine genaue Dar stellung der Ereignisse vom 25. Juli und. aller damit zusammenhängenden Begebenheiten und näheren Um stände wird nach gründlich durchgeführten Erhebungen und Untersuchungen schon in der allernächsten Zeit der Öffentlichkeit bckanntgegeben - worden. Ich fordere die österreichische Bevölkerung daher dringendst auf, sich nicht von unverantwortlichen Gerüchtemachern irre machen zu lassen." ' War Rintelen am Aufstand beteikgt? ' Die Regierung hat auf Grund des Mimsterrats- beschlusses, Dr. Rintelen von seinem Gesandten posten in Rom enthoben. — Die amtliche Mit teilung von der Abberufung Dr. Rintcleus vom römi schen Gesandtenposten wird allgemein dahin aufgefaßt, daß die Regierung offenbar triftige Beweise dafür in Händen hat, daß Dr. Rintelen in den AuMand der letzten Tage verwickelt war. Die Absetzung Dr. Rintelens wird hier allgemein als ein bedeutendes Ereignis angesehen. » * Kommt ein Heimwehrputsch? Ueber die Lage in Wien liefen am Sonntag wieder unbestätigte Gerüchte ein, die, falls sie den Tatsachen ent sprechen, eine neue Verschärfung erwarten lassen. Es heißt, daß die Wencr Polizei wiederum in höchste Alarm bereitschaft gesetzt worden ist, und daß viele Gaststätten und Gasthäuser auf polizeiliche Anordnung vorzeitig ge schlossen haben. Vor dem Polizeipräsidium stehen Ma schinengewehre, die sonst im Innern des Gebäudes unter gebracht waren. Die Bewachung des Bundeskanzleramtes ist verstärkt worden. Das englische Nachrichtenbüro Reuter kündigt einen bevorstehenden Heimwchrputsch an. Andere Gerüchte er zählen, daß bei den zahlreichen Neuaufnahmen in die Schutzkorpsverbände sich politische Gegner eingeschlichen haben, die nun zum Losschlagen entschlossen seien. Weiter wird mitgeteilt, daß am Sonntag abend im Bundes kanzleramt ein Ministerrat über die Neubildung des Ka- binctts verhandelte. Das Staotsbearäbnis sür Bundeskanzler Dollfuß. Oben: Ter auf einer Lafette aufgebahrte Sarg in den Straßen Wiens; Offiziere des Bundeshecres, der Heimwehren und der i Lberaicrten geben dem Ermordeten das letzte Geleit. -- Knien' Bundespräsident Miklas an der Spitze der. Regierung «m ! TrauerMe,