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Nr- 288 14. December 1843 Donnerstqg Deutsche Allgemeine Zeitung «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Ltipna. Die Zeitung «scheint täglich Abends. Lu beziehen durch alle Poliämter de« In- und A»«lande«. Preis für das Viertel- jabr 2 Thlr - » Änseriionsgebuhr für den Siamn^einer Zeile Ueverbtick. Deutschland. -I-Von der Donau. Deutschlands Politik. 'Alis der bairischen Mal,. Die Angriffe auf den Pfarrer Tafel. Sambergs Der Kronprinz. »tvürtburg. Prinz Luitpold. Kassel- Landtags verhandlungen. Das ständische Wahlrecht zur Brandverstcherungscom- misston. s Darmstadt. Die Ankunft des Großfürsten-Thronfolgers und seiner Gemahlin. * Frankfurt a. M. Der Antrag m Betreff des Spielverbots. Der Frhr. v. Vrints-Berberich. ' Vreußen. SSerUn. Der französische Gesandte. Die Diplomatie. Ob die Königin Victoria nach Berlin kommen wird. Der KLmg. -vre französischen Legitimisten. Chateaubriand. »»Äerlm. Der Marquis de Dalmatie. Studentenball. zveflerreich. s-Wien. Der Herzog von Bordeaux. Spanien. »Paris. Die Verhandlungen und Vorgänge in Betreff Olo- zaga's. Die Presse darüber. Das Huldigungsfest. Graf Bresson. Figueras. Grotzvritannien. Die Limes über die Getreidcgcsetze. Der neue Lord mayor von Dublin. Raucherwagen. Canada. »Havrc. Der Proce O'Connell's. Frankreich. Die pariser Journale über den Herzog von Bordeaux und Spanien. Mallet'S Bericht über die Lusteisenbahn. Belgien. Verhandlungen der Repräsentantenkammer über Zollwesen. Griechenland, -f Athen. Nähere Details über die Eröffnung der Na tionalversammlung. Türkei. »Konstantinopel. Das Complot in Braila. Omar-Pascha. Absendung von Schiffen nach Salonichi. Handel und Industrie. »Frankfurt a.M.Börsenbericht.-Berlin. Ankündigungen. Deutschland. s hon der Donau, 7. Dec. Ein berliner Correspondent hat kürz lich (Nr. 24V) unsere wahre Ansicht in Betreff der welthistorischen Be- stimuumg des deutsche« Volks (Nr.235) gänzlich mißverstanden. Wenn rvir de» unumwundenen Tadel einer jeden wie immer gearteten Walfisch- politik aussprachen, so geschah dies nicht, um die Deutschen zu rühm loser Passivität zu verurtheilen, während andere Mächte sich in die große Beute der Welt beliebig »heilen könnten. Unsere wahre Mei nung in dieser Sache ist, daß, sofern die Entwickelung einer selbstän digen Politik überhaupt in den Bestimmungen des deutschen Genius enthalten ist, diese Politik sich vorzugsweise mit dem Merkmale der Gerechtigkeit bekleide. ES gilt eine neue, verschönerte Auflage des Nichtinterventionsprincips, das nicht bloß um des lieben Gleichgewichts, sondern um der Humanität willen gehandhabt und aufrecht erhalten werde. Grade Deutschlands Politik sollte dem diplomatischen Jntriguen- spirl eine unübersteigliche Grenze stecken und allen fremden Nationen die größtmögliche Freiheit der Bildung und Entwickelung aus eignen inner» Elementen vergönnen. Es sollte nach allen Vortheilen des Friedens im auswärtigen Verkehre streben, rastlos streben, einseitige, ausschließliche Vortheile jedoch allenfalls blos als Repressalie, andern Völkern gegenüber, zu erringen trachten. Um unsern Gedanken voll kommen klar zu machen, behaupten wir: eine conscqucnte Politik der Gerechtigkeit, nicht der regungslosen Apathie, würde bei den jetzigen Weltverhältnissen zugleich die Politik des ersprießlichsten Vortheils sein, und die erfoderlichen Elemente derselben scheinen ganz vorzüglich in der Art und Lem Wesen deutscher Nation zu liegen. *A.US -er bairischen Mals, s. Dec. Es wird Ihnen be reits bekannt sein, daß in der Augsburger Postzeitung ein in be sonder» Abdrücken des gedachten Blattes in der Pfalz verbreiteter Schmähartikel gegen den würdigen katholischen Pfarrer Tafel in Zweibrücken erschienen ist, in welchem dessen landständisches Wirken darum begeifert wird, weil er gewissen ultramontanen Bestrebungen nicht nur nicht das Wort geredet, sondern als streng religiöser, aber auch als vernünftig denkender und aufgeklärter Geistlicher sich viel mehr dagegen ausgesprochen hat. Daß er damit die Gesinnung nicht nur der Pfälzer überhaupt, sondern namentlich auch der unendlichen Mehrzahl des katholischen Theiles derselben, und ebenso der geachtet- sten katholischen Pfarrer aus den verschiedenen Provinzen von ganz Baiern aussprach, hat sich gleich anfangs in der Kammer selbst und dann in unserm Kreise gezeigt. Einen neuen Beweis dafür gibt aber die Entrüstung, welche jener würdelose, mit tückischen Schmähungen angefüllte Angriff gleichfalls in der ganzen Pfalz hcrvorrief. Man kann cs nach allen bei uns obwaltenden Verhältnissen nicht gleichgül tig anschcn, wenn die Ultramontancn die nicht mit ihnen übereinstim menden katholischen Geistlichen so «»greifen und cinschüchtcrn wollen, daß eine ruhigere und vernünftigere Ansicht von denselben gar nicht mehr ausgesprochen werden dürfe. Das ist cs wahrlich nicht, wodurch der wahrhaft religiöse Sinn genährt, nicht, wodurch der Friede ge fördert wird! * Samberg, 9. Dec. Unsere Einwohner sehnten sich längst, daß die seit drei Vierteljahren unterhaltene Hoffnung, die Familie un- scrs Kronprinzen einige Monate in ihrer Mitte zu haben, erfüllt werden möchte. Bereits sind so bestimmte Anordnungen getroffen, daß an der baldigen Ankunft und dem Aufenthalte bis zum März nicht mehr zu zweifeln ist. *ü)ürsburg, 8.Dec. Man sagt, unser Prinz Luitpold, wel cher jetzt die Küsten Spaniens und Portugals besucht, werde nach seiner Rückkehr und Vermählung mit einer Prinzessin von Toscana das hiesige schöne Schloß im Sommer bewohnen. Kassel, 10. Dec. In der Sitzung der Stände»ersammlung am 8. Dec. theilte der Präsident mit, daß ihm von der Landtags commission der Entwurf eines Grundsteucrgcsetzcs übergeben worden, welchen er dem Budgetausschuß überwiesen habe. Das Gesetz, die Be steuerung des Runkelrübcnzuckcrs betreffend, wurde rcvidirt und in ge heimer Abstimmung gegen 3 Stimmen angenommen. Abg. Hartert berichtete über das ständische Wahlrecht behufs Bestellung zweier Mit glieder der General-Brandassecurationscommission. Das Gutachten des Ausschusses geht dahin, daß die Bestätigung eines von der Stände- vcrsammlung zur Brandkassendirection gewählten Mitgliedes zu erfol gen habe, sofern neben den gesetzlichen Erfodcrnisscn zur Bekleidung eines Staatsdienstes überhaupt dic^ verabredeten Eigenschaften vorhan den seien, und der Ausschuß schlagt vor, kurfürstlichem Ministerimn dcö Innern Mitthcilung davon zu machen. Die Abgg. Wippermann und Schwarzenberg sprachen gegen die Ansicht des Ausschusses, welche von den Abgg. Harter» und Nebclthau vcrtheidig» wurde. Abg. v. Baum bach Nl. schlug vor, den Gegenstand nicht weiter zu discutiren, und die Bcschlußnahme auszusetzen, da jetzt kein Fall der Anwendung ver siege. Abg. v. Eschwege schloß sich Dem an, und die Versammlung trat gleichfalls durch Beschsußnahme dieser Ansicht bei. (K. A. Z.) 's Darmstadt, 9. Dcc. Heute sah die Residenz, wie die ein zige Tochter des Großhcrzogs, welche vor mehren Jahren nach Rußland geleitet worden war, um sich mit dem Thronfolger dieses Reichs zu vermählen, in Begleitung ihres Gemahls als Besuch in den väterlichen Palast zurückkchrle. Der glücklichen Mutier eines Thron erben, glücklicher als ihre Großtante, die Schwester Ludwig's I., die als erste Gemahlin Kaiser Paul'S I. im Wochenbette starb, der lie benswürdigen Frau war ein festlicher und herzlicher Empfang bereitet worden. Nachdem sie und ihr Gemahl bereits gestern von der groß- herzoglichen Familie im Palais des Großherzogs in Frankfurt begrüßt und empfangen worden war, hielt das junge fürstliche Paar, an der Grenze der Gemarkung von einem Neitcrcorps hiesiger Bürger em pfangen und geleitet, heute Nachmittags nach 2 Uhr durch die errichtete Ehrenpforte, zwischen welcher und dem Palais des Fürsten sich die Zünfte mit ihren Fahnen und die mit Fähnchen geschmückte Jugend aufgestellt hatten, seinen Einzug. Die Großfürstin erschien bald hier nach auf dem Balcon und grüßte die den weiten Platz erfüllende Menge. Das auf der Ehrenpforte ausgestellte Musikcorps hatte eine Lomposition aus Mozarl's Titus gewählt. Möge der künftige Kai- , er seinem weiten Reiche einmal ein zweiter Titus sein! Die Milde teht in anmuthigcr Weiblichkeit ihm zur Seite. * Frankfurt a. M., 9. Dcc. Der von der gesetzgebenden Ver- ämmlung gestellte Antrag, den Senat zu einem Verbote der Theilnahme an den öffentlichen Hazardspielen zu veranlassen (Nr. 255), die in dem Umkreise der nächsten zwölf Stunden von der Stadt betrieben werden, hatte diesmal mehr Glück wie vor einigen Jahren, indem er nit einer Mehrheit von freilich nur zwei Stimmen zum Beschluß er- >obcn wurde. Das Verbot dürfte sich jedoch, wie man hört, lediglich auf hiesige Bürger oder solche Frcinde zu erstrecken haben, die hier