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Nummer 207—3S. Jahrg Mittwoch, 4. September 1940 Im Falle von höherer Gewalt, Berbol und Betriebs störungen hat der Bezieher oder Werbangtreldende keine Ansprüche, salls die Zeitung in beschranktem Umsange, verspätet oder nicht erscheint. — Erfüllungsort Dresden. Erscheint « mal wöchentlich. «-na«, »ezugspreia durch'trager elnschl. »0 bzw.40 Pfg. Trägerloh» 1,70^ durch die Post «insch«, PostUberweisungsgebUhr, -uzlsgl. 80 Pfg. Po t-Bestellgeld. Elnzel-Nr. 10 Psg., Sonnabend« u. Festtags-Rr. 18 Pfg. Abbestellungen müssen spätesten» eine Woche vor Ablaus der Bezug», zelt schriftlich beim Verlag elngrgangeu seln. Unsere Träger dllrsen dein« Abbestellungen entgegennehmen. Schristleitung: Dresden «, Polierstr. 17, Ru, S0711 und L1Ü12; Geschästsstelle, Druck u. Verlag: Germania Buch, druckeret u. Verlag Tb. u. G. Winkel, Polierstr. 17, Ruf LlülLj Postscheck: 1028; Stadlbank Dresden »4707. verlagsort Dresden. Anzelgenprelse: die Ispaltige 82 mm breit« Felle S Psg. Für Platzwünschr können wir keine Bewähr leisten. Volkszeitung U-Boot versenke 6 Handelsschiffe Flugplätze, Hasen- und Rüstungsanlagen erneut wirksam bombardiert — Ausgedehnte Brände als Folgeerscheinung Unsere Mer wieder sehr erfolgreich Der Zelnd verlor gestern 62 Slugzeuge — Auslegen von Lustmlnen fortgesetzt Berlin, 4. Sept. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Ein Unterseeboot unter Führung von Oberleutnant zur See End ratz hat auf einer Unternehmung insgesamt 0 bewaffnet« feindliche Handelsfchlsfe mit 81807 BRT versenkt, darunter den bereits gemeldeten Hilfs. Kreuzer „Dunvegan La st le". Am S. September grisfen unsere Fliegerverbände von neuem Flugplätze in Südengland an und belegten Hallen und Werstanlagen wirksam mit Bomben, die zu meh- reren Bränden führten. Bei den Borstötzen gegen die britischen Inseln entwickel- ten sich wiederum Luft kämpf«, die für unsere Jäger sehr erfolgreich Verliesen. Kampssliegerverbänd« warfen in der Nacht Bomben auf britische Hafen- und Rü- ftungsanlagen sowie aus Flugplätze. In Liverpool, Avonmouth, Bristol, Portland, Poole, Rochester und Middles- borough entstanden ausgedehnte Brände. Das Auslegen von Lustminen vor den briti schen Häsen nahm seinen Fortgang. Britische Flugzeuge slogen in der Nacht in das Reichsgebiet ein und versuchten u. a. die Reichs- Hauptstadt anzugreifen. Nur einzelnen Flugzeugen gelang es, Groh-Berlin zu überfliegen. Bomben wurden hierbei im Stadtgebiet nicht geworfen. In der Mark Branden burg sowie an einigen anderen Orten des Reiches sielen ver einzelt Bomben, ohne nennenswerten Schaden anzurichten. Der Feind verlor gestern KL Flugzeug«, davon wurden 40 Flugzeuge in den Luftkämpfen des Tages und ein Flugzeug während der Nacht durch Flakartillerie abgeschossen, ferner 18 Flugzeuge am Boden vernichtet. 10 eigene Flugzeuge werden vermißt. Ungarisch-russisches Warenabkommen Austausch lm Werte von insgesamt fieben Millionen Dollar jährlich Moskau, 4. Sept. Zwischen der Sowjetunion und Ungarn ist am Dienstagvormittag in Moskau ein Abkom men Uber den Waren- und Zahlungsverkehr un terzeichnet worden, nach erfolgreichem Abschlutz der Verhand lungen, die eine ungarische Wirtschaftsdeleaatlon hier mehrere Monate lang mit Vertretern des sowsetrussischen Autzenhandels- kommissariats gepflogen hatte. Das Abkommen sieht einen ge genseitigen Warenaustausch tm Werte von insgesamt sieben Millionen Dollar jährlich vor. Ungarn will nach der Sowjetunion in der Hauptsache Transportschiffe ausfiihren, die, je 1000 Tonnen groß, sowohl ' fllr feste Frachten geeignet sind und auf der äu wie auch im Schwarzen Meer verkehren können. Fer- ist die Lieferung von E senbahnwaggonrädern und -achsen der Sowjetunion vorgesehen. Die Sowjetunion ihrerseits n von Manganerz, Bauholz, für flüssige wie für feste Frachten geeignet sind und auf Donau wie auch im Schwarzen Meer verkehren können, «er I, " „ -- - - nach der Sowjetunion vorge ehen. wird an Ungarn gewisse Posten von Manganerz, Asbest und Schmieröl verkaufen. Lall Wootton phantasiert Wer Englands „solide" Leden-mitteldersorgung Genf, 4. September. Der Ablauf des ersten Kriegsjahres hat auch den britischen Ernährungsminister Earl Woolton mit einer Erklärung Uber die Lebensmittellage Englands auf -en Plan gerufen. Mit stolzgeschwellter Brust versichert« der Minister einem Reutervertreter, datz die Lebens- mittellaae Englands heute nach einem Jahr Krieg eine solidere sei als sie es jemals vorher gewesen. Es seien zwar gewisse Nationierungsmahnahmen erforderlich gewesen, aber man sei stolz darauf, datz diese Raticnierung nur begrenzt sei. Ueber- dies hätte man sich bemüht, die Hilfsmittel des Laiches durch riesige Auskäufe un Empire und durch den Erwerb riesiger Nahrungsmittelmengen aus den groben Märkten neutraler Freunde zu 'verstärken. Earl Woolton vergab allerdings mitzuteilen, Satz die im Empire und auf neutralen Märkten getätigten Aufkäufe ohne jede nennenswerte Auswirkung auf die Versorgungslage der britischen Insel blieben, da sie zum grötzten Teil tn den über seeischen Erzeugungsgebieten gestapelt liegen und infolge des gewaltigen Schiffsraummangels nicht nach England transpor tiert werden können Die unbestreitbare Tatsache der in der letzten Zeit verfügten neuen Rationierungen und der Herab setzung der Rationen gerade bei den wichtigsten Lebensmitteln des Massenbedarfs sprechen keinesivegs dafür, datz Englands Lebensmittelversorgung heute solider als jemals zuvor ist. England- Sandel-lage nach dem ersten Krieg-ja-r Berlin, 4. Sept. Vom Reuterbllro wird die Meldung verbreitet, datz der Staatssekretär des Ueberseehandelsmintste- rlums, Harcourt Iohnfton, ein „vertrauenerweckendes Bild des britischen Handels nach zwölf Monaten Krieg" gezeichnet habe. Iohnston habe erklärt, datz Grobbritannien noch immer seine Waren an seine Ueberseekunden liefere und eg auch im zweiten Kriegsiahr tun werde. Die britische Seeherrschaft, die Ver fügbarkeit ausreichenden Handelsschtffsraumes, die Rohstoff zuteilungen an die britische Ausfuhrindustrie und die VeL« brauchabeschränkungen in England hätten alle zusammen die Aufrechterhaltung des britischen Ausfuhrhandels gesickert, während man auf der anderen Seit« keine deutfchen Güter transporte auf der See mehr antreffe. Iohnston hat bei dieser sehr zuversichtlich klingenden Er klärung bedauerlicherweise eine Reihe von Faktoren zu er wähnen vergessen, die für eine Beurteilung der britischen Aus fuhrlage nicht unwesentlich erscheinen. Er vergab vor allem, darauf hinzuweisen, datz die britiscl)« Ausfuhr nach Kontinental europa, die sich früher immerhin auf mehr als ein Drittel der britijäM Gesamtausfuhr belief, heute nach zwölf Monaten Krieg infolge der gewaltigen militärischen Erfolge Deutschlands völlig weggefallen ist. Allein bis Ende Juli, also nach elf Mo naten Krieg, ivar das Passivum der britischen Handelsbilanz bereits auf 548 Millionen Pfund Sterling angewachsen gegen über 208 Millionen Pfund Sterling in der gleichen Zeit des Jahres 1038/30. Man vermisst auch nähere Angaben über den Umfang des zur Verfügung stehenden britischen Handelsschiffsraumes, was gerade in den überseeischen Ländern zweifellos besonders interessieren würde, da dort andauernd lebhafte Klagen über den fehlenden Schiffsraum für die Transporte von Gütern nach England laut werden. Es ist auch seltsam, datz das britische Ucberseehandelsministerium noch nicht einmal aus den eigenen Zeitungen Englands erfahren hat, dass zahlreiche Einfuhren ge drosselt werden müssen, weil die Schiffe für ihre Transporte nicht vorhanden sind. Aus den gleichen englischen Zeitungen ist auch immer wieder zu erfahren, das; die Rohstoffzuteilungcn an die britischen Ausfuhrindustrien keineswegs so glänzend und ausreichend sind, wie Iohnston dies darstellcn mochte, so dass selbst die in geringem Umfange aus dem Ausland noch ein gehenden Aufträge meist nicht restlos und nur mit groben Ver zögerungen ausgefiihrt werden können. Offenes Geständnis eines britischen Offiziers „Deutschland hat bereits nicht einmal erträumte Resultate in England erzielt." Newyork, 4. Sept. Bataillonskommandeur Copeman schreibt tm Londoner „Evening Standard", Deutschland habe durch die Anwendung von schon auf dem Kontinent ange wandten Schwächungsmethoden bereits nicht einmal erträumte Resultate in England erzielt. „Deutschland hat einen beträcht lichen Teil von Englands industrieller Produktion demobilisiert, eine grob« Anzahl von Haushalten durch Entziehung des Schla fes desorganisiert und um die arbeitende Bevölkerung ein» Saat gesät, die eines Tages zu ernstlichem Zerfall führen kann." Papier and Pappe verboten Zur Herstellung von Einkaufs- und Aktentaschen Laut Reichsanzetger Nr. ISO vom 15. August wir- die Ver arbeitung ungeeigneter Austauschstoffe bet bestimmten Leder waren verboten, un- zwar für Stadt- un- Etnkaufsbehälter, Frühstücks- un- Wandertaschsn. Damen« un- Besuchstaschen aller Art, Brief- un- Eeldschetntaschen, Tresors, Börsen und Schüttelbürsen, Schlüsseltaschen un- Schlüsseletuis, Reiseneces saires, Schulranzen, Aktentaschen un- ähnliche Taschen, Photo taschen, Fahrradsättel und Fahrradtaschen. Künftig sind für die genannten WEN nur solche Aus tauschstoffe für Leder zugelassen, die den Bestimmungen Nr. 06VB des Reichsausschusses «für Lieferbedingungen MAL) entfprecken. Soweit andere Waren oder früher hergestellte Waren -er obgenannten Art al» Hauptwerkstofs an Stelle von Leder Papier oder Pappe enthalten, mutz der Bezieher auf die sen Umstand besonder» hingewiesen werden. für Wieder siebenmal Lustalarm in 24 Stunden Fabriken und Oellager in London getroffen Genf, 4. September. Wie Reuter meldet, wurde gestern um 11 Uhr, „als das zweite Kriegsjahr begann", der erst« Lustalarm in London gegeben, -em iveiiere solqten. Die Zeit angaben darüber gehen auseinander. Ueber die vergangene Nacht berichtet „Daily 'Mail": „Kurz nach Eintritt -er Dunkelheit gab es in London zwei weiter« Alarme, sowie einen dritten nach Mitternacht. Es war der sie bente innerhalb von 24 Stunden." Zwar versucht die Londoner Zeitung, die Wirkung der „Bombensalven" Uber verschiedenen Teilen -er Stadt herabzusetzcn, mutz aber schüchtern zugeben, datz Fabriken und Oellager schiver getrossen wurden. „Daily Expreß" schreibt: „Seit drei Wochen läuft alles in die Luftschutzkeller. Millionen englischer Arbeiter fassen still. Dieses Imkellersitzen hat uns eine Meng« lebenswichtiger Arbeit gekostet, die wir nie wieder einholen können." Sie Versenkung de- dritischen Sllf-kreiizer- „Snnvegan Castle" Eine besonder» wertvolle Einheit der englischen Handelsflotte. Berlin, 4. Sept. Zu der Versenkung des britischen Hilfs kreuzers „Dunvegan Castle", die bereits im OKW-Bericht vom 1. September gemeldet wurde, werden noch weitere Einzelheiten bekannt: Als die Torpedierung durch ein deutsches U-Boot in» Nordatlantik erfolgte, ging die Mannschaft in die Rettungs boote, die 215 Mann Besatzung aufnahmen. 31 werden ver- nutzt. Das Motorschiff war eines der modernsten Einheiten der Union-Castle-Line und stammt aus der Liste der britischen Hilfskriegsschisfe. Im Frieden verkehrte es zwischen London und Südafrika. Es handelt sich bei dem 15 007 BRT großen Schiff, welches vor vier Jahren aus der weltbekannten Werst von Harland u. Wolff in Belfast vom Stapel lief, um eine besonders wertvolle Einheit der britischen Handelsflotte. Zwei britische Kriegsschiffe kamen auf die SOS-Ruse zu spät an der Untergangsstellc an. Von der „Tunvegan.Castle" war nichts mehr zu sehen. Kriegsverdtenstkreuz I. Klaffe Reichsministrr Dr. Frank, Gauleiter Forster und Gauleiter Greiser Berlin, 4. September. Ter Führer hat -em Generalgou ¬ verneur Reichsminister Dr. Frank, -em Reichsslallhalter im Reichsgau Tanzig-Westprcutzen, Gauleiter Forster, und -em Neichsstatthalter im Warthe-Gau, Reichsstatthalter Gauleiter Greiser, in Anerkennung ihrer Ausbauarbeit im -eutjä-en Osten -as Kriegsverüienstkreuz 1. Klasse verliehen. Ser italienische Wehrmacht-ertcht Rom, 4. Sept. Der italienische Wehrmachtbericht hat folgenden Wortlaut: Das Hauptquartier der Wehrmacht gibt bekannt: Normale Ausittärungstätigkeit der vorgeschobenen Ab teilungen aus allen Fronten. PsändungSschutz für die Kriegsteilnehmer Berlin, 4. Sept. Wer unter den Fahnen steht, mutz die Gewitzheit haben, -atz leine Familie hinreichend versorgt ist. Nach öiesem Grundsatz gewährt Ser nalionalsozialisttiche Staat — in schroffem Gegensatz zu -er Almosenpraxis -es »luiokra« tischen England — beträchtlichen Familienunterhalt. Damit die- ser Unterhalt für Familien auch wirklich der Familie zugute kommt, bestimmt -as Gesetz ausdrücklich, datz er der Pfändung nicht unterliegt. Nun wir- Familienunterhalt nur insoweit ausgeworsen, wie das sonstige Einkommen -es Wechrmachtan- gchörigen hinter einem individuell zu berechnenden Betrage zurückbleibt. Insoweit ist die Familie des Einberufenen zur Ergänzung auch auf ihre sonstigen Bezüge verwiesen, die sie im Frieden ja ebenfalls mit verzehrt hat. z. B. Kapitalzinsen, Pachteinnahmen usiv. Wegen der Pfändbarkeit der Einnahmett hat -as Gesetz selbst eine Regelung nicht getrosten. Bei rein orinaler Betrachtung könnte daraus die Schlußfolgerung ent- tehen, -atz diese anzurcchnenden Bezüge auch während der Ein- »erusung iveitgehend psändbar seien. Hierzu bemerkt die von den Staatssekretären Dr. Schlegelberger sRcichsjustizministe- rium) und Dr. Sirup sReichsarbeitsministerium) heraus gegebene „Soziale Praxis", daß es eine Benachteiligung -er Wehrmachtangehörigen mit eigenem Einkommen märe, ivenn man diese Schlutzsolgerung als zutreffend betrachten wollte. Denn ihnen könnte dann ein Teil von dem meggepsändet iver« den, was ihre Familien zum Lebensunterhalt brauchen. Das könne aber nicht rechtens sein. Jedem Wehrmachtangehörigen sei vielmehr das Erforderlict)« unter allen Umständen zu belas sen, gleichviel, aus welchen Quellen es stammt. Dies gebiete dl« Rücksicht, die die Volksgemeinschaft dem Einberufenen schuldet. Man müsse deshalb den Wehrmachtangehörigen stets in der Höh« des Familienunterhalts, den er notfalls beanspruchen könnte, Psän-ungsschutz gewähren, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob er den Unterhalt tatsächlich bezieht oder nicht. Diese» Ergebnis entspreche so sehr -er Billigkeit, -atz es eines beson deren Ausspruches des Gesetzgebers nicht bedürfe.