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Rr. 338 Neunter Jahrg. «'. k>,jk Mcheist: LLglich früh 7 Uhr. Znftraie wird«» «mgt»»mmtn: bi« Abends V.Sonn-- tag» bi« Mittag» , 18 Uhr: Marienfiraße 13. ,7/L ü )k Freitag, 88. Novbr. 18S4. Fbonntmeni: VikUtljahilich rak,^. . bei u»c»lgc>dtichcrLH> seimig in'« HauL. Durch die LLnigl-Pc^. vierteljLhrlich 22 Ngr. Ein;rl»e Nummern 1 Ngr. Anzcig. in dies. Blatte, da« jetzt in 1V,WO Exemplaren erscheint, finden eine ersvlgreiche Verbreitung. ^ ' Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitrcdacteur: Theodor Drobisch. Knseralenpreife: Für k» Nauru einer gespaltene» Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile 2 Ngr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: L'itpfch H Neichardt. — Verantwortlicher Nedacteur: Julius Neichardt. DreS-en, den 25. November. — II. KK. HH. der Kronprinz und die Frau Kron prinzessin haben gestern Ihre Villa bei Strehlen verlassen und das Königliche Palais am Taschenberge bezogen. — Auch die diesjährige für die Zwecke des Dresdner Pestalozzistifts veranstaltete Verkaufsausstellung wurde vor gestern durch den Besuch II. MM. der Königinnen Am alie und Marie, sowie I. K. H. der Prinzessin Georg beehrt. Allerhöchstdieselben machten reiche Einkäufe, was auch im Auf träge I. K. H. der Kronprinzessin gechah. In höchst erfreulicher Weise fand dieß auch von Seiten vieler andrer Besucher der schönen und reichhaltigen Ausstellung statt. Dessenungeachtet sind noch eine große Menge hübscher und zum Theil recht werthvoller Gegenstände übrig geblieben, welche die Gewinne für die demnächst stattfindende Vcrloo- sung bilden werden. — Wie wir hören, hält sich der durch seine Bemühungen um Errichtung von Theaterschulen auch in weiteren Kreisen bekannte Herr Graf Bothmer aus Braunschweig seit einiger Zeit in unserer Stadt auf. In Berlin ist es ihm bereits gelungen, sein höchst anerkennenswerthcs Projcct zur Neali- sirung zu bringen, da man dort Allerhöchstenorts die Errich tung einer Theaterschule beschlossen haben soll; mögen, das muß jeder Freund der Kunst wünschen, auch hier seine uneigennützigen Bestrebungen von gutem Erfolge gekrönt werden. — — Herr Stabstrompcter Wagner hat auf seiner soeben beendeten Kunstreise durch Bayern und Meiningen die unge- theilteste Anerkennung seiner Leistungen gesunden, vorzüglich in München und Meiningen, an welch' letzterem Orte derselbe sich auch vor dem Herzoge producirte. : — Die heimkehrenden östreichischen Soldaten werden auch in Sachsen an den verschiedenen Eisenbahnhaltepunkten überall mit Freuden begrüßt. Ebenso wie ihnen hier in Dresden vielfache Spenden an Cigarren und Erfrischungen zu Theil wurden, reichte ihnen die Stadt Zittau einen gast freundlichen Trunk. In Pirna und Krippen hat man durch entsprechende Bahnhofsdecoration die freudige Theilnahme documentirt. — Zu der gestern Vormittag 10 Uhr unter Vorsitz des Herrn Präsident Rülke abgehaltenen Generalversammlung der Dresdener Papierfabrik hatten sich 53 Actionaire eingcfunden, welche 441 Aktien vertraten. Aus dem ausgegebenen Ge schäftsbericht geht hervor, daß dieses Etablissement in einem gedeihlichen Fortschreiten begriffen ist, da sich in dem ver flossenen Geschäftsjahre nicht nur die Fabrikation, sondern auch der Verkauf fertiger Produkte ganz bedeutend vermehrt hat, erstere um 173,610 Pfund, letzterer um 72,7-15 Thlr. 17 Ngr. 5 Pf., so daß die Gesammtprvduction 1,767,947 Pfund und der Debit verkaufter Papiere die Summe von 243,974 Thlr. 20 Ngr. erreichte. Das der Fabrik früher zugestandene Verbietungsrccht ist gegen eine Entschädigungs summe von 5000 Thlr. aufgehoben, von den dem Etablisse ment gehörigen Feldern ist ein Theil zu Eisenbahnzwecken ver kauft und darauf eine Abschlagszahlung von 10,000 Thl. geleistet worden, beide Posten hat man vom Grundstücksconto abge schrieben. Wie hoch sich die Ncstsumme des verkauften Areales noch belaufen wird, kann zur Zeit, bevor die Abrechnung stattgefunden, noch nicht angegeben werden. Der erzielte Reingewinn von 23,578 Thlr. 1 Ngr. 8 Pf. wird in fol gender Weise vertheilt: 11,120 Thlr. Dividende nach 4 Pro cent (im vorigen Jahr 2f Procent), 10.000 Thlr. Abschrei bungen auf Maschinen, 600 Thlr. zum Reservefonds, > 1550 Thlr. Abschreibungen auf Utensilien und 308 Thlr. 1 Ngr. 8 Pf. Vortrag auf neue Rechnung. Nach einigen über den Geschäftsbericht geschehenen Anfragen, welche sofortige Beant wortung durch den Vorsitzenden erfuhren, wurde der Justi- ficationsschein über das abgelaufene Geschäftsjahr vorgetragen und auf Antrag des Vorsitzenden des Ausschusses, Herrn Hof rath Preßler, dem Directorium für die umsichtige und un eigennützige Leitung des Unternehmens der Dank dadurch ausgesprochen, daß sich sämmtlrche Anwesende von ihren Plätzen erhoben. Bei den dann vorgenommenen Ergänzungs wahlen wurde Herr Hofrath Preßler wiederum zum wirk lichen Ausschußmitglied, die Herren H. Hcrrmann und Apo theker Eder als stellvertretende Ausschussmitglieder gewählt und um 11 Uhr die Sitzung geschlossen. — Daß die seit Anfang laufenden Monats eingetre tene Postreform mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen haben werde, war von jedem Sachverständigen als unver meidlich vorauSgesrhen worden. Es ist dies auch bei der to talen Umwälzung aller bisherigen. cingewöhnten Einrichtungen kaum anders zu erwarten; die Verdoppelung d«S Personals, wobei natürlich viel Leute von auswärts oder noch nicht Praktisch geübte sich befinden, die Errichtung von 5 neuen Postexpeditionen und nebenbei hervortretender Mangel an hinreichendem Raum für Packereien re. sind zwingender An laß zu mancherlei Störung geworden. Daß dergleichen immer weniger geworden und hoffentlich später ganz zu Seltenheiten werden, ist bereits jetzt wahrgenommen worden und wird das correspondirende Publikum bald gewahr werden, wie die neue Einrichtung zu seiner großen Bequemlichkeit und rascheren Ab fertigung dient. (P. A.) — In Bezug auf die Schillerstistung ist die D. A Z. in der Lage, einen Erlaß des königlich sächsischen Ministeri ums des Cultus und öffentlichen Unterrichts mitzutheilen, folgenden Inhalts: „Das königliche Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts hat in Verfolg der Anzeige des Leipzig,r Zweigstiftungsvorstandcs die gefährdeten Interessen der Schillerstistung vorläufig dadurch gewahrt, daß es dem Dresdner Zweigstiftungsvorstaüde hat die Aufforderung zu gehen lassen: von den Zinsen der unter dessen Verwaltung befindlichen Capitalien bei eigener Vertretung an den statu tenwidrig gewählten neuen Vorort Weimar so lange nichts abzuliefern, bis durch eine von Neuem zu berufende General versammlung den bestehenden Bestimmungen gemäß entsprechen der Beschluß gefaßt sein würde. Auch hat das königliche Ministerium zur Zeit Anstand genommen, die Bestätigung der demselben vorliegenden Statuten für die vereinigten zwei Dresdner Zweigstiftungen auszusprcchcn." — Ein hochachtbarer Mann beendete vorgestern Abend sein segensreiches Leben. In Folge eines hartnäckigen Unter- leiblcidens starb im 76. Lebensjahre Herr Geh. Rath a. D. vr. Schaarschmidt; — Der vorgestern Nachmittag 5 Uhr hier eingetroffene 7. Zug rückkehrender k. k. österreichischer Truppen brachte den Brigadestab und das 2. Bataillon des Regiments „Frhr v. Martini" (35 Offiziere, 1059 Mann, 71 Pferde und 17 Fuhrwerke) und setzte um 7 Uhr auf der Verbindungsbahn seine Weiterreise fort, während gleich darauf der 8. Zug das Feldhospital Nr. 16 (24 Offiziere, 126 Mann, 150 Pferde und 17 Fuhrwerke) uns zuführte, der bereits um 8 Uhr wie der abging. Abends nach 10 Uhr traf mit dem 9. Zuge das 18. Feldjägerbataillon (30 Offiziere, 1020 Mann, 39 Pferde und 10 Fuhrwerke) ein und ging Nachts 12 Uht wieder ab. Was den Empfang anbclangt. so geschah derselbe, sowie die Speisung in der bereits gemeldeten Weise; das Publicum war jedoch namentlich bei dem Nachmittag 5 Uhr und bei dem nach 10 Uhr eingetroffenen Zuge ein überaus zahlreiches. Besonders waren cs die Jäger, welche sich einer großen Aufmerksamkeit desselben zu erfreuen hatten. Gestern sind keine Transporte angcmcldct gewesen — Am 22. Nov. Abends gegen 8 Uhr brannte das den beiden ledigen Schwestern Johanne und Christiane Müller in Alteibau bei Herrnhut gehörige Gärtnergut und die Scheune des Gärtners Jentzsch nieder. Das Feuer entstand in der Müllcr'schcn Scheune auf eine noch nicht ermittelte Weise. Leider ist hierbei auch der Verlust eines Menschenlebens zu beklagen, indem die Besitzerin Johanne Müller dabei auf dem Boden zwischen eine Fallthüre sich einklemmte, und in dieser Lage ihren Tod gefunden hat. — -s Ocffcntliche Gerichtsverhandlung vom 24 November. Ein Dienstmädchen sehen wir heut in den Ge richtssaal treten. Jda Amalie Weigel aus Schneeberg, 23 Jahr alt, hatte sich in einen Ku>scher auf dem Kammergute zu Lohmen verliebt und sich den Vorsatz gemacht, das Gast haus zur Stadt Leitmeritz zu Dresden, an der Elbe Nr. 8 in Pacht zu nehmen. Mit dem Besitzer des Gasthauses waren sie schon durch Handschlrg fertig. An Pacht sollten 300, an Caution 400 Thaler gezahlt werden. Seit dem 2. Juli war sie in Dresden, aber dienstlos. Zuletzt wohnte sie an der Elbe Nr. » Betrug durch Fälschung ist ihre Anklage. Es ist eine noch frische Gestalt mit blondem Haar und rothen Wangen, über welche letztere häufige Thränen rollen, die ein weißes Taschentuch trocknet. Eie gesteht fast Alles offen und zwar in der Weise, daß oft einige Zeugen sehr stark hervor- tretcn. Das Verbrechen der Weigel ist, daß sie unter falschen Vorspiegelungen einem hiesigen Schneidermeister nach und nach 83 Thaler in einzelnen Raten abgeborgt und zwar auf bloße schriftliche Bescheinigung hin. Er gab ihr zuerst 16 Thaler, dann 6 Thaler und dann kamen bald kleinere, bald größere Beträge. Sogar in einzelnen Thalern will sie Vorschüsse er halten haben. Der Schneider kannte sie allerdings nicht, aber er borgte ihr doch, weil er Alles für glaubhaft hielt, namentlich schon um deßwillen, weil sie «in Attest vom Ad vokaten Emil Theodor Schmidt von hier vorzeigte, welches dahin lautete, daß sie 400 Thaler Erbtheil von Hause zu erwarten und sich auch 65 Thaler baar erspart habe, welche letztere Summe in der Sparkasse zu Seid« angelegt sei. Auch drei falsche Briefe, die heut bei den Acten liegen und stellen weise vorgrlesrn werden, zeigte sie dem Schneider, in denen ein gewisser „Gerichtsanwalt" an sie wegen ihres angebliche» Erbtheils schrieb. Diese drei Briefe hat ihr ein HandlungS» lehrling, Namens Adolph Wolf angesertigt, der heut als Zeuge fungirt. Sie brauchte die Briefe, weil sie meinte, sie „müßte was in Händen haben." Dieses „in Händen haben" kommt bei ihr häufig vor, da sie nur durch schriftliche Doku mente sich Geld zu verschaffen gewußt und somit betrogen hat. Der als Zeuge erschienene Schneidermeister und Pfand- Verleiher erzählt heut den ganzen Vorfall, aber in dieser Er zählung erfahren wir, daß die Amalie Weigel ihm selbst oft Unwahrheiten gesagt. So meinte sie unter Anderem, ihr Vater wäre todt, trotzdem er noch lebte. Der Advokat Emil Theodor Schmidt, der als Zeuge erschienen, kennt den Vater der Weigel, er selbst war in Zschopau Bürgermeister und Weigel dort Steuerausseher. Seine Verhältnisse in Bezug auf's Vermögen kennt er nicht, kannte sie auch früher nicht. Er stellte ihr das schon genannte Attest aus, das in seinen Privataktcn eine Abschrift hat, die mit dem munclum aller dings nicht ganz übereinstimmt Er sagt, er hätte die Rein schrift, die sein Copist angefertigt, schnell unterschrieben, weil er einen Termin abzuhalten, und deßhalb keine Zeit gehabt. Der Copist, der 16 jährige Walter spricht sich ebenfalls darüber aus und sagt, er hätte auch Eile im Mundiren gehabt, daher mögen Wohl die Abweichungen des Originals von der Rein schrift gekommen seien. Der Handlungslehrling Adolph Wolf erklärt offen, daß er ihr die drei Briefe geschrieben, dir zu ihrer Legitimation als baldige Erbin von 400 Thalern dienen sollten. Alle Vorspiegelungen der Weigel waren falsche. Sie selbst hatte kein Geld, ihr Vater hatte kein Geld und die Idee, Stadt Leitmeritz zu pachten, war rin Lustschloß. So meint es auch Herr Staatsanwalt Heinze. Sie hatte aber noch ein anderes Attest sich verschafft, das ihr der schon erwähnte Copist des Advokaten Schmidt, der Schreiber Walter gefertigt. Er hatte es ausgestellt, weil sie sagte, sie hätte beim Umzuge das Original verloren. In diesem Attest war gesagt, daß sie als Kuchcnmädchen beim Prinzen Georg ein- treten und monatlich 12 Thaler Gehalt beziehen würde. Dieses Zeugniß, welches unterschrieben war: „Königliches Marschallamt", sollte ebenfalls dazu dienen, um Credit zu er halten. Daß von ihrem Vater nichts zu erwarten war, be weist der Umstand, daß derselbe außerdem noch sieben leben dige Kinder hat, für die er sorgen muß. Herr Staatsan walt Heinze hob drei verschiedene Gruppen von Betrügereien der Weigel hervor, ebenso die List der Letzteren, ihre Beharr lichkeit, ihre Geschicklichkeit und erklärt, daß solche Handlun gen eine besonders strenge Ahndung verdienen. Herr Advo- kht Kuntzsch kann nur Milderungsgründe Vorbringen Die Liebe zum Bräutigam, der jedenfalls das Geld mit ihr ver- than, mag sie zur That getrieben haben, was sie allerdings liebend verschweige. Ein anderer Milderungsgrund sei der Zweck, sich durch den Pacht des Gasthauses der „Stadt Leit meritz" an der Elbe Nr. 8 eine Existenz zu schaffen, die Offenheit der Geständnisse, sie habe mehr eingcräumt, als nöthig war; sie sei noch unbescholten, sie sei gutmüthig, nicht auf unredlichen Erwerb ausgegangen Jda Amalie Weigel erhielt 2 Jahre und 6 Monate Arbeitshausstrafe. Tagesgefcbicdte. Berlin. Am Montag bei der Vorstellung der passircn- den östreichischen Offiziere von: Regiment „König von Preußen" Infanterie hielt Se. Maj. der König an diese folgende An sprache: „Es freut Mich, Meine Herren, Sic zum ersten Male in Meiner Residenz zu begrüßen, nachdem Sie mit Ehre und Ruhm vor dem Feinde gestanden und durch hohe Tapferkeit in der Schlacht sich ausgezeichnet haben. Das Regiment hat sich die höchste Zufriedenheit Ihres Kaisers erworben. Es sind jetzt 9 Jahre her, daß Ich das Regiment zuerst in Olmütz ^ gesehen habe, doch sind von damals wohl nur noch wenige im Regiment? (Nur sehr Wenige — erwiderte darauf der Oberst.) Jetzt, wo es Mir vergönnt war. Meine Truppen vereint mit der östreichischen Armee kämpfen zu sehen, erfüllt es Mich mit Genugthuung, daß sich das Regiment die höchste Anerkennung seiner Tapferkeit erworben. Ich heiße Sie, Meine Herren, in Meiner Residenz herzlich willkommen, und wünsche, daß Sie aus derselben die besten Erinnerungen in die Heimath mitnehmen mögen!" Hierauf wurde „zum Gebet" commandirt. Die Soldaten salutirtcn, während die Musik das „Pilgergrbct" aus Meyer beer's „Dinorah" airstimmte. New York, 10. November. Lincoln ist mit einer Ma- orität von mindestens 400,000 Stimmen wiederum zum Prä- rdenten gewählt. Er siegte in allen Staaten, mit Ausnahme von Kentucky, New-Jersey und Delaware. Die Stadt New- Dork hat mit 38,000 Stimmen Majorität für M'Clellan ge wählt. Staatssekrrtair Seward hat in einer Rede sich ge gen die Politik des NachgebenS erklärt.