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Montag, ^24. 24. Aprü 1848. Diese» Blatr erscheint täglich durch alle Post- » »nftalten dr«3«» >md «ullakde« zu dejiehe«. Preis für da« Vierteljahr Lhlr. 2«sertio»4stedsttz» re» für den Na»» <t»er gest>tNe»est Zeit« n Pf. Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redigirt von Karl Biedermann. Inhalt. Die preußische FinanzkrisiS. — Die Wahlen zum Parlament. — TageSgefchichtrr Dresden: Deutscher Derem; Bersamm- lung der KeuerarbritergefrUen. Leipzig: Berichtigung. Tharand: Wahlmännerwahl. Koblenz. SchleSwig-Holstei». Frankfurt. Mannheim. München. Weimar. Wien. Pesth. Paris. Mailand. Neapel. — Feuilleton. — EiogrsendetrS.— OrtSkalendrr. — Ange: kommene Reisende. — Anzeigen. Die preußische FirranzkrifiS. Z Berlin, 14. April. Wie auf den Blitz der Donner, s- folgt auf eine Revoluzion die Geldklemme. Nun gar auf eine erste Revoluzion, die einen Polizei- und Militärbramtenstaat auflüst, einen Staat, dessen Fugen mit Gesetzen der Unnatur und der Willkür aneinander gekittet sind. Der Staatsschatz war ein Geheimniß der absoluten Monarchie. Bornirte Subaltern beamte und dito Schwärmer für polizeiliche Staatensifteme und Gamaschendienst wähnten unfern Staatsschatz sehr stark. We nigstens 50 Millionen Thaler sollten in geprägten, edlen Metal len da unten im Schatzkeller des königlichen Schlosses zu finden fein. Die Revoluzion entriß dem pietistischen Ministergeneral Thiele den geheimnißvollen Schlüssel, und was fand man im Staatsschatz? Was gescheidte Leute, sogenannte Aufwieg ler und subversive Köpfe längst geahnt: — äußerst wenig baar Geld, nämlich 8H Million in edlen Metallen. Wußten dir Schatzgläubiger nicht, warum Alvensleben, warum Flott well ihre Portefeuilles als Finanz Minister niedergelegt? Weil sie allerhöchsten Geldanforderungen nicht mehr genügen konnten. Nach der Taufe des Prinzen von Wales in London nahm Alvensleben seinen Abschied, und nach der Bisite der Kö nigin Viktoria am Rhein, die Preußen 2 Millionen Tha ler kostete, dankte Flottwekl ab. Daß unser stehendes Heer mehr als die Hälfte der ganzen Staatseinnahme verschlang, ist bekannt; ebenso, daß dadurch eine Masse frischer und starker Arbeitskräfte dem Lande entzogen ward. Und waS hatte dieses große Heer für einen Zweck? Bei einem einzigen Mann im Staate Schildwache zu stehen und seinem absoluten Willen Nachdruck zu geben. Gebaut wurde, namentlich unter des jetzigen Königs Regie rung, in und um Berlin auf königliche Kosten viel und mancher lei, und viele Hände fanden Beschäftigung und Verdienst; aber die meisten Bauten hatten keinen praktischen Werth und Nutzen. Kirchen, neue Museen, Camposanti, Schwanenhäuser, Wasser künste, Wildparks, Kuppeln, Lhürme und Lhürmchen rc. kann rin Staat dann bauen und anlegen, wenn es ihm an Eisenbah nen, Häfen, Kanälen, Schutzdämmen, Chausseen, Vizinalwegen zum ausgedehntesten Betrieb des Handels, Ackerbaues und Ge werbes in keiner seiner Provinzen mehr fehlt. Hätte man daher z. B. jene 800,000 Thaler, welche jähr- l i ch zur Verschönerung und Unterhaltung der Gärten von Sans souci konsumirt wurden, jährlich zu Chaussee- und Kanalbauten in Ostpreußen verwendet, so hätte man nicht nöthig gehabt, Mil lionen als Almosen nach jenen bedrängten Distrikten zu senden, die doch nur Palliative waren und keine gründliche Abhilfe ge währten; denn jedes Almosen, auch das großartigste, ist Wasser auf einen heißen Stein gegossen. Wären die südlichen Thüle der nordöstlichen Provinzen durch Kanäle, Eisenbahnen, Chaus seen , ja nur durch passable Vizinalwege mit den Ostseehäfen in Verbindung, so könnten sie ihren Ueberfluß an Hölzern und Ge treide rc. besser ausmarkten und brauchten kein Almosen. Nichts ist gefährlicher und zugleich unverständiger, als Bau ten und Arbeiten zu unternehmen, blos um zu bauen und Arbei tern Beschäftigung zu geben. Das heißt Nichts weiter, alö auf einen Schlag das Kapital mit sammt den Zinsen in den Brunnen werfen. — Wir kommen auf den Anfang des Artikels zurück. Also nach einer Revoluzion tritt überall als natürliche, unmittelbare Folge eine Stockung im Verkehr des baaren Geldes, Kredit mangel u. s. w. ein; denn die natürlichste Quelle jeder Revolu- zion ist eine vorher bestandene Korrupzion des Staates und sei nes Finanzwesens. Die Revoluzion schlägt daher dem StaatS- vermögen und Kredit keine neue Wunden, sondern sie deckt die längst vorhandenen, geheimnißvoll kachirten nur auf, und legt sie vor dem Auge des souveränen Volks bloß. Ein Staat, der nun gar zum ersten Mal in die Fase der Revoluzion tritt, der daS absolute Polizeisiflem gezwungenenveise aufgiebt, um sich einer wesentlich demokratischen Regierungsform zuzuwenven, wird mit feinen Finanzen in eine um so kritischere Lage gerathen, als er in der ersten Zeit nach der Umgestaltung ebenso wenig Macht als Vertrauen hat, und auS den Fugen uNb Trümmern des zusammenbrechenden Staalsgiebels ein ganzes Heer von Beamtengewürm zu Lage kriecht, das ungeheure Summen verschlang, ohne dem Lande und der Nazion den ge ringsten Vorthril, vielmehr den ersichtlichsten Nachtheil zu bringen. Diese preußische Beamtenwelt, namentlich jener Theil derselben, den man Subalternbeamte nennt, fühlt (in den höhern Schich ten klar, in den subaltemen instinktmäßig), daß ihr Reich zu Ende ist, daß das neue Sistem ihre Legionen decimiren, zum Theil ganz auflösen, ihre Gagen verringern wird. Sie würden die gefähr- > lichsten Reakzionäre sein, sich mit verzweifelter Energie gegen dir